25. Februar 2024
Neue Etappe:
Bei Aglou Plage nehmen wir die P1905 (Küstenstrasse) bis Gourizim, danach die R104 bis Erkounte, wo wir auf dem Camping Erkounte einchecken.
Koordinaten Camping Erkounte:
29.5094, -10.0680
Trotz vieler Annehmlichkeiten, die der Camping Paradis in Aglou Plage bietet, beschliessen wir weiterzuziehen, weil wir glauben, an diesem Ort alles gesehen zu haben. Doch bevor wir starten können, heisst es erst einmal Frontscheibe und Seitenfenster putzen, schliesslich wollen wir sehen können, wohin wir fahren! Unser Wohnmobil ist nämlich komplett mit einer feinen, rötlichen Sandschicht überzogen! Die Wüste lässt grüssen!
Auf dem neuen Campingplatz werden wir freundlich empfangen. Das Einchecken verläuft blitzschnell und problemlos, denn der Inhaber scannt kurzerhand unsere Pässe ein und erspart uns das lästige Ausfüllen von Formularen. Wenn’s doch immer so einfach ginge!
Der Platz ist etwas abschüssig, aber unsere Hubstützen können das noch bewältigen. Viel los scheint hier nicht zu sein, was uns gerade recht ist!
Aber jetzt ruft das Meer! Wir sind gespannt, wie der Strand hier aussieht!
Der Weg dorthin ist etwas steinig und steil, aber bereits nach einer Viertelstunde stehen wir an einer traumhaft schönen Bucht. Nur wenige haben sich hierher verirrt. Wir laufen entlang der Wasserlinie und halten nach schönem Strandgut Ausschau. Ich liebe es einfach, Strände nach schönen Dingen abzusuchen. Doch viel liegt hier nicht; nicht eine einzige Muschel! Dafür bemerken wir eine Besonderheit, die uns schon an anderen Stränden aufgefallen ist: Weisser Schaum, oft meterhoch. Nun habe ich mir endlich die Zeit genommen, über dieses Phänomen zu recherchieren:
Verantwortlich dafür ist die einzellige Schaumalge (Phaeocystis), die in Kolonien vorkommt. Von blossem Auge sind die einzelnen Zellen nicht sichtbar, doch in Kolonien schon. Die Zellen sind in einer Gelatineschicht eingebettet. Der Schaum entsteht nun, wenn diese Gelatineschicht von den Wellen aufgeschlagen wird, vielleicht in etwa vergleichbar mit Eiweiss, welches man beim Kuchen backen zu Eischnee schaumig rührt.
Wenn es windet, fliegen manchmal ganze Schaumballen durch die Luft, aber meist bleibt der robuste Schaum am Strand liegen, bis Bakterien ihn zersetzen.
In den 1970ern gab es durch Überdüngung mehr Schaumalgen im Atlantik und in der Nordsee. Im laufe der Zeit wurden es weniger, dies dank phosphatfreien Waschmitteln.
Wie sagt man doch so schön: Reisen bildet; jedenfalls haben wir jetzt wieder etwas Neues dazu gelernt!
26. Februar 2024
Heute ist der Strand menschenleer! Wir beschliessen, unseren Spaziergang etwas auszudehnen, um die hügelige Landschaft zu erkunden. Hätten wir uns bloss für robusteres Schuhwerk entschieden, denn der Weg ist ziemlich rutschig und wir müssen bald umkehren. Wieder zurück beim Strand, machen wir eine wohlverdiente Pause und erneut können wir Wasservögel beobachten.
Als wir am Ende der Bucht wieder den steilen Aufstieg bewältigen, freue ich mich bereits auf ein gekühltes Getränk in unserem Wohnmobil. Doch oh Schreck! Kurz bevor wir ankommen, bemerke ich, dass ich meinen Rucksack am Rastplatz vergessen habe! Jetzt hilft nur noch fluchen! Und das mache ich auch ausgiebig! Aber was hilfts? Es bleibt mir nichts anderes übrig als zurücklaufen und den Rucksack zu holen, bevor ihn die Flut mitnimmt! Habe ich eigentlich schon einmal erwähnt, dass ich den besten Ehemann der Welt habe? Nein? Dann hole ich das jetzt nach: Ich habe den besten Ehemann der Welt! Warum? Weil er mir anbietet, allein für mich zurückzulaufen und meinen Rucksack zu holen. Doch das kann ich nicht annehmen. Wenn schon, dann gehen wir gemeinsam! Und so machen wir uns erneut auf den Weg, diesmal doppelt so schnell, in der Hoffnung, der Flut zuvorzukommen!
Und da steht er, mein Rucksack! Mutterseelenallein und unversehrt! Hörst du den Stein, der mir vom Herzen fällt? Da habe ich noch einmal Glück gehabt!
Nach diesem kleinen Missgeschick erinnere ich mich an Jörgs Worte- vielleicht hat er doch manchmal recht, wenn er meint, ich könnte doch auch mal ohne Handtasche oder Rucksack losziehen. Aber ehrlich gesagt fällt mir das wirklich schwer! Ich habe einfach gerne für alle Eventualitäten meine Sachen dabei: Pflaster für Blasen an den Füssen, Geld, für den Fall, dass ich etwas Schönes finde, Papiertaschentücher für den Fall, dass die Luft pollenhaltig ist, und so weiter und so fort..Aber ja, an einem einsamen Strand gibt es ja meistens nichts zu kaufen, die Pollenbelastung ist auch eher gering und Blasen kriegt man auch nicht so schnell… Vielleicht sollte ich doch einmal versuchen, mit weniger Gepäck loszuziehen! Andererseits trägt doch jeder sein Rucksäckli- meins ist wenigstens mit nützlichen Sachen gefüllt und ab und an staunt sogar Jörg, was ich alles daraus zaubern kann!
27. Februar 2024
Die Sonne scheint hell am Himmel und auch das strahlende Blau verlockt uns, nach draussen zu gehen. Doch der starke Wind zwingt uns bald schon, unsere Pläne zu ändern und den Nachmittag im Womo zu verbringen.
Zum Abendessen gehen wir ins Campingrestaurant, wo ich mich für eine Pizza und Jörg sich für Poulet- Spiesse entscheidet. Zusammen mit einer Flasche Cola beträgt die Rechnung bloss 135 DH, also umgerechnet etwa Fr. 13.50. Es ist erstaunlich, wie günstig wir in Marokko essen können und manchmal schmeckt es auch richtig gut!
28. Februar 2024
Neue Etappe:
Von Erkounte fahren wir für 17 km weiter die R104 bis Sidi Ifni, wo wir auf dem Camping Tamhroucht einchecken:
Koordinaten Camping Tamhroucht:
29.3968, -10.1500
Der Wind hat nachgelassen und deshalb gibt es jetzt nur noch Schaumkronen auf unserem Kaffee, während sie auf dem Meer gänzlich verschwunden sind! Das freut uns, da wir nicht so windfest sind! Ich frage mich oft, wie die Menschen in den Niederlanden oder auf den Kanaren mit dem Wind umgehen, aber wenn man damit aufwächst, ist man sich das wohl einfach gewohnt. Wenn man hingegen wie wir in der ruhigen Schweiz aufgewachsen ist, empfindet man den Wind eher als störendes Element. Im Sommer haben wir zwar nichts gegen ein «Lüftchen» einzuwenden, doch wenn dir die Haare zu Berge stehen, ist das für unseren Geschmack eher zu viel des Guten! Dann werden wir schnell einmal zu «Stubenhocker» und machen es uns drinnen gemütlich.
Wir machen die Ver- und Entsorgung und setzen unsere Reise fort, diesmal nicht weit, bloss 17 km. Unser neuer Campingplatz befindet sich am Eingang von Sidi Ifni. Wieder haben wir tollen Wifi- Empfang und insgesamt finden wir diesen Platz einfach perfekt. Kaum haben wir uns eingerichtet, laufen wir auch schon los. Die nahe Umgebung kann zwar nicht mit Charme punkten: viele halbfertige Häuser, Bauschutt und Abfall liegen herum und es gibt keine Cafés, die zum Verweilen einladen. Aber das macht nichts; schliesslich lockt uns der Strand!
Immer, wenn wir denken, den schönsten Strand von Marokko gesehen zu haben, werden wir wieder von Neuem überrascht und genau das ist heute der Fall! Wir stehen oberhalb der Steilküste und können kaum unseren Augen trauen! Ein Anblick solcher Schönheit! Sogar ein Felsentor können wir in der Ferne erkennen! Ein schmaler Pfad führt nach unten, also nichts wie los!
Der Sandstrand ist zwar nicht sonderlich breit und bei Flut reicht das Wasser bis zu den rotleuchtenden Felsen, daher müssen wir die Gezeiten im Auge behalten, um rechtzeitig wieder wegkommen, wenn das Wasser steigt. Das grosse Felsentor ist jedenfalls doch zu weit entfernt, aber wir entdecken immerhin noch ein kleines!
Kleines Felsentor am Strand von Sidi Ifni
Es fühlt sich hier gerade wie im Paradies an! Wildromantisch und menschenleer! Jedenfalls werden wir die Schönheit dieses Ortes nie vergessen! Man möchte gar nicht mehr weg von hier, doch nach einer Weile bleibt uns nichts anderes übrig, als aufzubrechen, denn das Wasser kommt immer näher.
Vielleicht kehren wir morgen zurück; es wäre einfach zu schade, diese atemberaubende Gegend nicht noch einmal zu erleben und sie erneut in uns aufzunehmen.
29. Februar 2024
Noch einmal zieht es uns zu diesem fantastischen Strand. Diesmal haben wir «gezeitentechnisch» etwas mehr Spielraum, sodass wir diese Idylle ausgiebig geniessen können. Wir entscheiden uns, in die andere Richtung zu laufen, doch immer wieder bleiben wir staunend stehen, setzen dann unseren Weg fort, nur um erneut innezuhalten, erneut zu staunen und jeden Moment voll und ganz zu geniessen.
Doch dann machen wir eine weniger angenehme Entdeckung: Beim näheren Betrachten der angespülten Steine bemerken wir, dass nicht alle von ihnen tatsächlich Steine sind. Diese Dinge erinnern eher an Pferdeäpfel oder an Rhizome von Rhabarbern. Wir können uns beim besten Willen keinen Reim darauf machen, um was es sich dabei handeln könnte. Immer wieder begegnen sie uns und wir wissen nicht einmal, ob sie pflanzlicher oder tierischer Natur sind. Mein Pflanzen App kann mit meinem Foto leider nichts anfangen. Ich suche auf dem Internet nach Hinweisen, tappe aber im Dunkeln, dabei würde ich zu gerne wissen, um was es sich bei diesen Funden handelt. Unterwegs begegnen wir zwei jungen Marokkanern und ich packe die Gelegenheit beim Schopf, um sie nach ihrer Meinung zu fragen. Leider sprechen sie bloss arabisch aber sie geben sich Mühe, uns zu erklären, dass einige Fische diese Gegenstände fressen würden. Na ja, auch wenn wir heute noch keine klare Antwort haben, bleiben wir optimistisch und hoffen, dass wir eines Tages das Geheimnis dieser seltsamen Funde lüften können. Spontan dachte ich, es könnte sich um Rhizome von Seegras (Neptungras oder Posidonia) handeln, finde im Internet jedoch keine Fotos, um diese Idee zu überprüfen.
Auf dem Rückweg über die Klippe mit ihrer markanten roten Erde fällt mir immer wieder auf, dass es auch Gesteinsbrocken mit einem grünlichen Überzug gibt, was möglicherweise auf das Vorhandensein von Kupfer hinweist; Marokko soll ja reich an Kupfer sein.
01. März 2024
Neue Etappe:
Vom Camping Tamhroucht bei Sidi Ifni fahren wir zurück auf die N12, welcher wir folgen bis Guelmin. Ab Guelmin nehmen wir die N1 bis nach Tan Tan Plage, wo wir auf dem Camping Atlantique einchecken.
Koordinaten Camping Atlantique:
28.4941, -11.3364
Nachdem wir die Womo- Scheiben gereinigt, die Entsorgung erledigt und die Campingplatzgebühren beglichen haben, geht’s wieder los!
Diesmal steht uns eine lange Etappe bevor- ganze 220 km durch Landschaften, die uns in ihre endlosen Weiten entführen sollen. Doch bevor wir uns in die Abgeschiedenheit begeben, legen wir bei Guelmin einen Zwischenstopp ein. Dort nutzen wir die Gelegenheit, beim Marjan unsere Vorräte aufzustocken, um für die kommende Zeit bestens gerüstet zu sein.
Dann heisst es: ab in die Wüste! Wir fahren auf schnurgeraden und gut ausgebauten Strassen durch endlose Sand- und Steinlandschaften, die uns in ihren Bann ziehen. Auf dieser Strecke begegnen uns unzählige Dromedare- was für ein Bild! Manchmal weht der Wind ganz schön kräftig und riesige Sandwolken wirbeln durch die Luft- wir sind in der Wüste angekommen!
Auf der Strasse kreuzen uns fast nur noch Lastwagen und einige wenige Wohnmobile. Vor Tan Tan werden wir bei einer Verkehrskontrolle zum Anhalten aufgefordert und wir befürchten schon, dass wir bereits jetzt ein Formular vorzeigen müssen. Wir haben vorsorglich ein paar dieser Fiches ausgedruckt und ausgefüllt, denn wir haben gehört, dass man Richtung Westsahara etliche Male gestoppt werde und solche Fiche abgeben müsse. Noch ist das aber nicht der Fall. Der Polizist erkennt, dass wir Schweizer sind und Schweizer scheinen ihm ganz besonders sympathisch zu sein. Statt uns mit bürokratischem Papierkram zu belästigen, möchte er nur ein wenig mit uns plaudern und winkt uns dann freundlich durch.
Jetzt stehen wir mit unserem Wohmmobil auf dem Camping Atlantique in Tan Tan Plage. Der Name dieses Platzes ist passend gewählt, denn bis zum Atlantik ist es bloss ein Katzensprung.
Weil wir Tan Tan Plage erkunden wollen und weil uns der Hunger plagt, machen wir uns zu Fuss Richtung Dorf. Heute scheinen alle auf den Beinen zu sein und auch die Restaurants sind gut besucht. Schliesslich landen wir in einer Pizzeria und geniessen bald darauf eine feine Pizza.
Auf dem Rückweg lassen wir uns vom Anblick des Sonnenuntergangs verzaubern, bevor wir zurück zu unserem Wohnmobil gehen.
02. März 2024
Es regnet! Nicht stark, aber genug, um auf unserem mit einer Staubschicht überzogenem Womo unschöne Rinnsale zu hinterlassen. Einige Nachbarn haben sich bereits warm eingepackt und sind damit beschäftigt, ihre Fahrzeuge zu säubern. Es ist tatsächlich etwas frisch geworden; 16 Grad Celsius meldet unsere Wetter App. Zudem weht ein kräftiger Wind und das Meer ist heute besonders wild! Also ziehen wir uns für die nächsten paar Stunden in unser heimeliges Wohnmobil zurück.
In der Zwischenzeit möchte ich euch etwas über die Sahara- Randsiedlung Tan Tan Plage erzählen, die heute eigentlich El Ouatia heisst.
Dieser Ort war in der spanischen Kolonialzeit ein Aussenposten des spanischen Militärs und wurde erst im Jahr 1958 an Marokko übergeben.
Regen gibt es hier nur spärlich; nämlich 95 mm/Jahr. Ha ha, und ironischerweise weint der Himmel genau dann, wenn wir hier sind! Aufgrund der Dürre wachsen hier keine Bäume und die Landschaft besteht hauptsächlich aus Sand, auf dem Gräser und teilweise auch Sträucher wachsen. Die Stadt zählt rund 10000 Einwohner. Uns fällt auf, dass viele davon eine dunkle Hautfarbe haben.
Nun klart der Himmel etwas auf; Zeit für uns, den Vorort der Sahara etwas näher kennenzulernen, also machen wir uns parat für eine weitere Erkundungstour!
2 Antworten auf „-Saharastaub in der Luft!“
Gigantisch, euer Bericht mit Text, Bild und Film…………der Duracell-Jörg muss zwischendurch ganz schön spurten😂😂😂
Danke für den tollen Bericht
Gruss
Andi
Ha ha, was heißt hier Duracell-Jörg; der ist immer so schnell unterwegs!!😂😂😂