18. Mai 2024
Neue Etappe:
Bei Northeim nehmen wir die B3 bis nach Hannover. Beim Stellplatz Hannover- Nord checken wir ein.
Koordinaten Wohnmobilstellpatz Hannover Nord:
52.4070, 9.7117
Auch heute sind wir an einem neuen Standort, diesmal in Hannover auf einem Platz in Stadtnähe. Obwohl er nicht gerade schön ist, bietet er alles, was ein Wohnmobilist braucht und es gibt viele Geschäfte in unmittelbarer Nähe. Die Innenstadt wäre leicht zu erreichen, aber wir haben uns entschieden, in die andere Richtung zu gehen, weil Jörg gelesen hat, dass es einen Campingbedarfsladen in der Nähe gibt. Unsere Dunstabzugshaube ist schon seit einer Weile defekt, daher wollen wir sehen, ob wir dort einen Ersatz bekommen können. Wir verspüren Lust auf eine Spritztour mit den Fahrrädern, und ausserdem ist der Nachmittag schon etwas fortgeschritten, weshalb es erst recht Sinn macht, zu radeln, anstatt zu laufen. Die Räder sind schnell startklar, also kann es los gehen!
Als wir beim Campingbedarf Berger ankommen, werden wir bereits draussen beim Parkieren der Fahrrädern von einem Angestellten angesprochen, der sich sehr interessiert zeigt, woher wir genau kommen und was uns zu dem Laden führt. Wir erfahren von ihm, wo sich die schönsten Campingplätze in der Nähe befinden, und er verspricht uns zudem, sich sofort um unser Anliegen mit der Dunstabzugshaube zu kümmern.
Es dauert nicht lange, und schon überrascht er uns im Laden mit einem grossen Paket. Die Grösse stimmt zwar, doch es ist eine Dunstabzugshaube einer anderen Marke und würde deshalb bei unserem Dach nicht genau passen. Auch unsere Marke führen sie, doch leider ist das Gewünschte momentan nicht verfügbar. Ich finde es nicht weiter tragisch, denn als das Ding noch funktionierte, hatte ich eh das Gefühl, dass es mehr Krach machte, als dass es den Dampf nach draussen beförderte. Doch wie immer, wenn wir uns in solchen Läden befinden, kauft man dann doch noch das eine oder andere ein, wie eine Fussmatte für draussen, einen Wasserdieb, Reinigungsmittel, um Regenstreifen wegzukriegen und WC- Papier. Vielmehr hätten wir gar nicht kaufen können- irgendwie muss man das Ganze ja auch noch «nach Hause» bringen!
Gemütlich radeln wir heim und Jörg nutzt das trockene Wetter, um etwas Ordnung in die Garage zu bringen, während ich mich um Schreibarbeiten kümmere.
19. Mai 2024
Neue Etappe:
Vom Wohnmobilstellpatz Hannover Nord fahren wir auf die A352 und wechseln bei Mellendorf auf die A7 und fahren auf dieser bis Henstedt-Ulzburg, wo wir beim örtlichen Autohof parken.
Koordinaten Aral Autohof:
53.8037, 9.9390
Zum Wohnmobilleben gehört es einfach dazu, dass man manchmal auch auf einem Autohof parken muss, wenn in der Umgebung die Stellplätze rar sind. Doch für eine Nacht finde ich das völlig in Ordnung. Ich denke, ich habe damit ohnehin weniger Probleme als Jörg. Schon beim Einfahren hält er Ausschau nach einem ruhigen Platz. Auf keinen Fall will er neben einem lauten Kühler stehen! Das hat er halt früher oft genug erlebt, Nächte, in denen der Lärm neben ihm oder sogar von seinem eigenen Kühler losging und ihm den Schlaf rauben konnte. In meinen Ohren hingegen klingt das Angehen der Kühlaggregate wie Musik! Als ich Jörg früher auf seinen Fahrten begleitete, war es genau dieses Geräusch, das nach Abenteuer klang und mich sanft in den Schlaf wiegte. Ich kann es mir auch nicht erklären, warum das so ist, bin ich sonst ja auch eher etwas lärmempfindlich, jedoch nicht bei diesem Geräusch!
Für sechs Euro pro Nacht kann man da also stehen und was ich toll finde ist, dass man von hier sogar wunderbar spazieren gehen kann. So laufen wir entlang einer mit Bäumen gesäumten Strasse, und schon nach kurzer Zeit fallen uns Sträucher auf, die über und über mit einer Art Wattebäuschen übersäht sind, die alle ein reges Innenleben aufweisen: Es wimmelt nur so von Raupen! Im ersten Moment glaube ich, es handle sich dabei um den Eichen-Prozessionsspinner, weil es hier auch viele alte Eichenbäume gibt, doch eine kurze Recherche zeigt, dass ich mit meiner Vermutung falsch liege- es handelt sich um die Pfaffenhütchen-Gespinstmotte. Im Gegensatz zu dem Eichen-Prozessionsspinner sind diese zum Glück völlig harmlos.
Pfaffenhütchen-Gespinstmotten
Wir laufen ungefähr 2 km bis zu einem kleinen Freizeitpark (Funarena) und treten dann wieder den Heimweg an, weil sich ein Gewitter ankündet. Fast trocken erreichen wir unser Wohnmobil.
20. Mai 2024
Neue Etappe:
Bei Henstedt-Ulzburg fahren wir auf die A7 bis Neumünster. Dort folgen wir der L328/B77 bis Osterrönfeld, wo wir auf dem Stellplatz am Kamp-Kanal 1 einchecken.
Koordinaten Stellplatz am Kamp-Kanal 1:
54.2904, 9.6709
Gestern Abend teilte Jörg mir seine Wünsche für den heutigen Tag mit: Er möchte, dass wir mit unserem Wohnmobil am Nord-Ostsee- Kanal stehen, einen Spaziergang zur Schwebefähre machen und dann mit ihr über den Kanal fahren. Und als krönender Abschluss will er abends beim Griechen ein feines Gyros geniessen. Ich bin ganz überrascht über das volle Programm und überhaupt über seine Wunschliste- bin ich es doch meist, die stets mit neuen Wünschen aufwartet! Aber mir solls recht sein und falls ich Jörg dann überhaupt nicht mehr wegkriegen sollte vom Kanal, kann ich ja auf einer Sitzbank ein Buch lesen oder einen Stadtbummel unternehmen. Und gegen einen Restaurantbesuch habe ich sowieso nie etwas einzuwenden, denn obwohl ich gerne koche, schätze ich es, gelegentlich einen küchenfreien Tag zu haben!
Wir stehen nun also am Nord-Ostsee-Kanal und geniessen die perfekte Aussicht auf das Wasser sowie die vielen Schiffe, die auf diesem Kanal verkehren. Und Jörgs Wunsch sei mir Befehl, also machen wir uns, nachdem wir einige Schiffe beobachtet haben, wie sie durch das Wasser gleiten, auf den kurzen Weg zur Schwebefähre. Und diese ist tatsächlich imposant, sogar für mich, die mit Seefahrt nicht allzu viel am Hut hat!
Vier 35 Meter lange Trageseile und acht gekreuzte Versteifungsseile halten die 14 Meter lange und sechs Meter breite Fähre an einem Fährwagen. Dieser hängt unter der Hochbrücke und wird mit vier Motoren angetrieben.
Nachdem der Fährmann ein Schiff passieren gelassen hat, dürfen wir die Fähre betreten und sogleich setzt sie sich in Bewegung. Kaum 90 Sekunden später verlassen wir die Fähre schon wieder! Das ist wirklich eine geniale Sache! Und dieser Service ist sogar kostenfrei!
Schön ist, dass Jörg später noch ausgiebig die Schiffe vom Wohnmobil aus beobachten kann, sodass wir sogar noch einen Abstecher in die Altstadt von Rendsburg machen können!
Während uns in den letzten Tagen viele Fachwerkhäuser begegnet sind, prägen in Rendsburg hingegen Backsteinhäuser das Stadtbild.
Wir bewundern im Stadtpark eine Vielzahl an Skulpturen, aber besonders fasziniert mich die Skulptur «Landmann», von Heinrich Jepsen, umgeben von einem Meer wunderschöner Azaleen. Dieses Zusammenspiel von Kunst und Natur ist einfach bezaubernd!
Skulptur «Landmann», von Heinrich Jepsen
Nach einem köstlichen Eis machen wir uns auf den Heimweg, der uns diesmal tatsächlich unter dem Kanal hindurchführt. Mit einer 55 m langen Rolltreppe fahren wir hinab in die Tiefe. Anschliessend gehen wir durch einen 130 m langer Korridor auf die andere Kanalseite und nehmen dann wieder die Rolltreppe nach oben. Wer unter Höhenangst leidet, hat übrigens die Möglichkeit, einen Lift zu benutzen. Ich muss zugeben, dass auch ich erst leer Schlucken musste, bevor ich mich auf die Rolltreppe in die Unterwelt begab. Wenn man oben steht und nach unten schaut, kann einem schon etwas mulmig werden- nicht ohne Grund, denn diese Rolltreppe soll die längste in ganz Europa sein!
Fussgänger- und Fahrradtunnel unter dem Nord-Ostsee-Kanal
Ich bin wieder zurück im Wohnmobil. Jörg habe ich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen! Er verweilt immer noch irgendwo am Wasser und beobachtet die vorbeiziehenden Schiffe. Doch schliesslich taucht er wieder auf- es ist Zeit, beim Griechen einen Besuch abzustatten! Jörgs Wohlfühlprogramm neigt sich langsam dem Ende zu, und auch ich muss sagen: das war ein ganz besonders schöner Tag!
21. Mai 2024
Neue Etappe:
Bei Osterrönfeld nehmen wir die B77 bis Schleswig. Danach fahren wir auf die A7 bis Handewitt.
Wir sind natürlich schon ganz gespannt darauf, was uns die bevorstehenden Wochen erwartet. Heute fahren wir nach Handewitt, nahe der dänischen Grenze, wo wir für einige Zeit bei einem Paar arbeiten werden. Da wir wie vereinbart erst am späteren Nachmittag dort eintreffen, werden wir heute wohl nur die kleine Wohnung beziehen und erst morgen mit der Arbeit beginnen.
Natürlich ist diese nicht mit früheren Arbeitsverhältnissen vergleichbar, schon allein deshalb, weil wir nur etwa vier Stunden am Tag im Einsatz sein werden und unser Lohn in Kost und Logis besteht. Das ist mal was ganz Neues!
Handewitt ist eine Gemeinde im Kreis Schleswig-Flensburg in Schleswig-Holstein. Die Gemeinde mit gut 11000 Einwohner liegt auf 43m über Meer. Wir freuen uns darauf, diese Gemeinde etwas näher kennenzulernen!
Um 15.30 Uhr kommen wir bei den für uns noch unbekannten Menschen an und werden sogleich herzlich begrüsst. Zuerst sitzt man gemütlich zusammen, danach beziehen wir die kleine Wohnung, die für die nächste Zeit unser Zuhause sein wird.
Danach gibt’s Abendessen! Wie schön, dass wir uns einfach hinsetzen dürfen, ohne vorher mit Pfannen und Kellen hantieren zu müssen! Nach dem Abendessen unternehmen wir noch einen Spaziergang. Hier gibt es verschiedene Runden, wir entscheiden uns für den Gänseweg, der uns zu diversen kleinen Seen führt. Die Lupinen stehen in voller Blüte- man hat fast das Gefühl, in Skandinavien zu sein! Dänemark ist ja auch tatsächlich nur einen Steinwurf entfernt- kein Wunder, dass sich die Vegetation hier der in Skandinavien schon ein wenig ähnelt.
Die Runde ist kurz- danach gehen wir wieder zurück zu der Wohnung und fühlen uns beinahe etwas verloren, da wir es uns seit 16 Monaten gewohnt sind, mit etwa ¼ der Fläche auszukommen.
Wir gehen zeitig ins Bett, da wir morgen früh mit der Arbeit beginnen wollen, um noch etwas vom Tag zu haben.
22. Mai 2024
Der Handywecker macht einen Höllenlärm und reisst mich aus meinen Träumen! Ich habe das Gefühl, es sei noch mitten in der Nacht, aber es ist tatsächlich 06.45 Uhr. Für uns, die wir das Privileg haben, aufzustehen, wann wir wollen- und das ist selten vor 08.00 Uhr- ist das ganz schön früh! Aber genau das wollten wir ja: wieder einmal früh aufstehen und etwas leisten! Und Arbeit gibt es in diesem Garten mit so viel Umschwung zur Genüge! Also, auf geht’s!
Für heute ist Rasen mähen, Brombeersträucher zurückschneiden und trimmen angesagt. Um 12 Uhr machen wir Feierabend und sind ganz zufrieden mit unserem Werk! Ein bisschen Gartenarbeit macht schon Spass- wenn es nur nicht so in den Rücken ginge! Darum ruhen wir uns erst mal aus, bevor wir einen weiteren Spaziergang unternehmen. Und weil es uns in der Wohnung etwas fröstelt, ziehen wir erst einmal wieder um in unser Wohnmobil, denn wer hätte das gedacht- hier fühlen wir uns tatsächlich wohler, zumal es hier wärmer und vor allem auch heller ist.
Wurde gestern bei schönstem Wetter im Garten gegessen, wird das Nachtessen diesmal im Haus serviert, denn man rechnet um 18.00 Uhr mit sehr starken Niederschlägen, auch wenn es jetzt, um 17 Uhr, noch gar nicht danach aussieht.
23. Mai 2024
Zum Glück war es mit der Regenmenge doch nicht ganz so schlimm. Heute morgen regnets zwar immer noch und der Himmel zeigt sich grau in grau, doch schlimmer als die graue Wolkendecke ist unsere momentane Stimmung. Zudem plagen mich heftige Rückenschmerzen, die sich anfühlen, als würde mein Rücken durch eine Wäschemangel getrieben. Wir haben uns unseren Aufenthalt in Handewitt etwas anders vorgestellt. Da ich mich so auf eine Wohnung während dieser Zeit gefreut hatte und diese nun auch nicht optimal ist, haben wir beschlossen, die Übung abzubrechen und weiterzuziehen. Wir wünschen den Gastgebern jedoch viel Erfolg bei ihrem Projekt!
Doch da uns diese Gegend ausgesprochen gut gefällt, werden wir in diesem Gebiet noch eine Weile bleiben.
Fürs erste stehen wir mit unserem Womo beim Citti-Park in Flensburg.
24. Mai 2024
Neue Etappe:
Wir fahren bloss 3 km in Richtung der Innenstadt Flensburg und parken auf dem Parkplatz Exe.
Koordinaten Parkplatz Exe:
54.7799, 9.4266
Heute verbringen wir einen entspannten Tag in und um das Wohnmobil, damit ich meine Rückenschmerzen auskurieren kann. Nur um ein paar Lebensmittel zu besorgen, verlassen wir unser «Kutschchen».
25. Mai 2024
Heute ist mein Rücken wieder so weit in Ordnung, dass wir einen Spaziergang in die Stadt unternehmen können. Ich freue mich schon darauf, die nördlichste deutsche Stadt mit skandinavischem Flair zu entdecken! Man nennt sie auch die «Rumstadt», denn die Geschichte des Flensburger Rums ist eng mit dem grossen Zeitalter der Seeefahrt verbunden. Flensburg verdankt seinen Namen «Rumstadt» seiner ehemaligen Zugehörigkeit zum dänischen Königreich.
Die Stadt am Flensburger Fjord war über 400 Jahre unter dänischer Krone und gehörte damals zu den ersten Kolonialmächten in Europa. Neben Norwegen, den Herzogtümern Schleswig und Holstein, den Färöer-Inseln, Grönland, Island und einem kleinen Teil der afrikanischen Goldküste, umfasste das dänische Reich auch die indischen Kolonien Tranquebar, Serampore und Nicobars sowie Dänisch Westindien mit seinen drei kleinen Inseln St. Thomas, St. John und St. Croix.
Im 18. Jahrhundert war Flensburg neben Kopenhagen und Altona einer der bedeutendsten Handelshäfen für die Schiffe der Westindien Flotte. Auf der Suche nach Zucker brachen sie von hier in die karibischen Kolonien auf und brachten den Rohzucker nach Flensburg- und später den Rum.
Die Flensburger Rumfabrikanten verfeinerten das klare Destillat im Laufe der Jahrhunderte immer weiter, wobei das Destillat durch die Lagerung in Holzfässern seine charakteristische bräunliche Farbe erhielt.
Rum entsteht eigentlich durch die Zugabe von Hefe in den dicken Zuckerrohrsaft, die Melasse. Dadurch entsteht die «Maische», die durch Vergärung und Destillation zu einem hochprozentigen Rum wird. Dieses Verfahren wird in der Braasch Rum Manufaktur mit dazugehörigem Museum anschaulich erklärt.
Doch wie bei vielen historischen Handelsgeschäften gibt es auch hier eine Schattenseite: Der Transatlantische Dreieckshandel zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert verband Europa, Westafrika und Amerika durch den Handel mit Sklaven, Zucker und Rum. Heinrich Carl von Schimmelmann wurde dadurch reich. Sein Sohn Ernst setzte 1792 das erste europäische Verbot des Sklavenhandels durch, und 1848 befreite Peter von Scholten die Sklaven auf Dänisch Westindien.
Auch wenn Flensburger Schiffe vorwiegend Baustoffe in die Karibik brachten und nicht direkt am Sklavenhandel beteiligt waren, profitierten dennoch alle am Zucker- und Rumhandel Beteiligten indirekt von diesem Menschenhandel.
Heute ist Flensburg schon längst nicht mehr dänisch, aber die Nähe zu den Wikingern und die reiche Geschichte sind in jeder Gasse und jedem Winkel zu spüren! Hier kannst du auch süsse und salzige Lakritze finden, wohin du auch blickst!
Aber uns zieht es zum historischen Hafen, wo wir ein Fischbrötchen essen und dem bunten Treiben zuschauen.
2 Antworten auf „Moin moin aus dem Norden!“
Danke für die Info vom Rum und Flensburg! Wusste ich gar nicht. Irgendwann muss ich mir diesen Rum probieren.
Geniesst das Leben im Norden!
Liebe Siby
Wusste ich bis anhin auch nicht!! Es ist immer wieder spannend, was man beim Reisen antrifft und dazulernt!