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Reisen

-Da wo das Glück wohnt!

 

26. Mai 2024

Da es mit dem Arbeiten nicht geklappt hat, haben wir wieder alle Zeit der Welt. Daher haben wir keine Eile mit Weiterziehen und werden den Sonntag und auch den Montag noch in Flensburg verbringen. Das Wetter ist halt so typisch «flenzburgisch»- richtiges «Schietwetter»! Angeblich regnet es hier an 240 Tagen im Jahr. Da muss man durch! Zum Vergleich: In Luzern sind es laut einer Quelle weniger als 100 Regentage, während eine andere von 132 Tagen spricht. Egal, welcher Quelle man glaubt- es sind jedenfalls deutlich weniger Regentage als in Flensburg, auch wenn es mir oft vorkam, als würde es in Luzern an mindestens 200 Tagen im Jahr regnen.

Aber Flensburg hat selbst an einem Regentag wie heute so viel zu bieten, dass man den Tag keinesfalls auf der Couch verbringen muss!

Da die Schifffahrt diese Stadt so geprägt hat und es immer noch tut, beschliessen wir, dem Schifffahrtsmuseum einen Besuch abzustatten. Siehe da- jetzt, wo wir vor dem Museum stehen, zeigt sich die Sonne doch noch! Nichtsdestotrotz treten wir ins Museum ein, was die richtige Entscheidung ist, denn es gibt hier so viel zu sehen und zu erfahren: von Hafen und Kaufmannshöfen über Reeder und Kaufleute, über Werften und Schiffe, Tauwerk und Takellage, Maschinen und Motoren bis hin zu Maschinisten und Kapitänen und ihrem Alltag an Bord. Von der Förde bis nach Westindien und zurück über die sieben Weltmeere.

Zugegeben, das Gebäude, indem die Schiffstechnik untergebracht ist, interessiert mich eher weniger, während Jörg davon begeistert ist. Was mich jedoch besonders fasziniert, ist die aktuelle Sonderausstellung «Meeresleuchten». Anlässlich des 70. Geburtstages des Künstlers Hans Ruprecht Leiss zeigt das Museum in Kooperation mit der Galerie Lüth in Halebüll eine beeindruckende Sammlung seiner Werke. Die fantastischen Bilderwelten des Künstlers stecken voller Geschichten und sind so farbenfroh, dass man glauben könnte, der Künstler trüge beim Arbeiten ständig ein Lachen auf dem Gesicht. Was für eine grossartige Kunst, die es schafft, dass man die Ausstellung mit Freude verlässt! Ich war schon fröhlich, als ich hier ankam, aber jetzt, beim Verlassen bin ich noch fröhlicher!

Mit vielen Eindrücken verlassen wir das Museum. Der Eintrittspreis von je 8 Euro ist wirklich gerechtfertigt. Wir kamen beide voll auf unsere Kosten!

Danach laufen wir erneut zum historischen Hafen, schlendern dem Ufer entlang und kehren bei schönstem Wetter zu unserem Wohnmobil zurück.

27. Mai 2024

Neue Etappe:

Vom Stellplatz Exe in Flensburg fahren wir für circa 8 km entlang der Flensburger Förde bis nach Glücksburg, wo wir uns das Schloss anschauen, danach geht’s auf den städtischen Stellplatz in Flensburg.

Koordinaten städtischer Stellplatz in Flensburg:

54.8047, 9.4435

Heute geht’s dahin, wo das Glück wohnt, jedenfalls vermute ich das! Es geht nämlich nach Glücksburg, wo wir uns die gleichnamige Burg, die eigentlich ein Schloss ist, besichtigen wollen.

Das Schloss öffnet um 11 Uhr seine Tore und wir fahren circa um 12.30 Uhr auf den Parkplatz. Der Andrang hält sich in Grenzen. Mit unserem grossen Gefährt benötigen wir drei Plätze. Nach Absprache mit dem Schlosspersonal müssen wir jedoch bloss für einen Platz bezahlen, was bequem via Easypay-App erledigt werden kann. Der Eintritt für die Schlossbesichtigung beträgt 10 Euro pro Erwachsenem und 6 Euro pro Kind ab 6 Jahren. Kaum haben wir bezahlt, fühlen wir uns schon in die Zeit des 16. Jahrhundert versetzt.

Zuerst geht es in die Schlosskapelle, danach geht es in die vielen prunkvollen Säle. Am schönsten finde ich jedoch den Blick aus den Fenstern auf den künstlich angelegten See mit den vielen Enten und Schwänen. Die Räumlichkeiten sind ebenfalls beeindruckend- man kann sich lebhaft vorstellen, wie das Leben am Hof damals war!

Die wunderbaren Gobelinteppiche an den Wänden versetzen mich in Staunen, genauso die mit bemaltem Leder bespannten Wände. Nebst Meissner Porzellan, prunkvollen Möbelstücken und Ölgemälden werden hier auch Kanonen, Schrotflinten und Foltergeräte gezeigt. Letzteres findet man im Untergeschoss- gruselig sag ich dir! Interessant und gleichzeitig lustig finden wir, dass sich damals in den Türmen sogenannte Abort- Erker mit freiem Abortschacht befanden- die Exkremente der königlichen Hoheit, des Adels und der Bediensteten fielen also von hoch oben in den See, in dem man Fische züchtete! Man muss sich das einmal vorstellen!

Seinen Namen erhielt das Schloss übrigens nach dem Wahlspruch des Erbauers, Herzog Johann dem Jüngeren: «Gott gebe Glück mit Frieden», von dem der Name «Glücksburg» abgeleitet wurde.

Nach dem wir das Schloss von oben bis unten besichtigt haben, setzen wir uns draussen ins Schloss- Restaurant nahe am See, beobachten die springenden Karpfen und geniessen zum Kaffee einen Coupe Dänemark und Kaiserschmarrn.

Danach fahren wir zurück nach Flensburg, doch diesmal parken wir auf dem städtischen Parkplatz, welcher gut besucht ist, was nicht verwundert, liegt dieser doch schön an der Förde und ist erst noch kostenlos!

Blick aus dem Womofenster auf die Flensburger Förde

30. Mai 2024

Neue Etappe:

Bei Flensburg nehmen wir die B200 Richtung Dänemark. Nach der dänischen Grenze wird die Strasse zur 170. Wir folgen dieser bis zum Stellplatz in Aabenraa.

Koordinaten Stellplatz Aabenraa:

55.0343, 9.4241

Nachdem wir zwei weitere ruhige Tage in Flensburg verbracht haben, sind wir nun auf einem Stellplatz in der Marina von Aabenraa, Dänemark. Der Preis von Fr. 27.50 pro Nacht ist nicht gerade günstig, aber Strom, WLAN und sanitäre Anlagen sind inklusive. Es gäbe in der Nähe zwar einen kostenlosen Parkplatz, doch unser Womo muss nach mehreren Tagen ohne Strom dringend angeschlossen werden und auch Wäsche waschen steht an.

Sobald wir mit unserer Wäsche durch sind, wollen wir uns die Stadt anschauen gehen. Aabenraa ist bekannt für seinen Orgelbau, der eine lange Tradition hat. Die Nikolaikirche, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde und bis zum Jahre 1905 die einzige Kirche der Stadt war, beherbergt eine Orgel der berühmten Orgelbauerfamilie Marcussen & Son, die seit 1806 in siebter Generation Orgeln fertigt.

Nun stehen wir vor der Nikolaikirche:

Sie liegt am höchsten Punkt des am Ende der Apenrader Förde gelegenen ältesten Siedlungskerns der Stadt. Momentan ist sie gerade eingerüstet, doch die Tür ist nicht verschlossen. Mir fällt gleich als Erstes auf, dass alle Kirchenbänke mit einem weichen Polster versehen sind. Und wem es immer noch nicht weich genug zum Sitzen ist, kann sich noch weitere Unterlagen holen. Für die Kinder stehen Kisten mit Spielsachen und Kinderbücher bereit. Das finde ich mal richtig schön, denn seien wir ehrlich: jedes kleine Kind langweilt sich, wenn die Messe kein Ende nehmen will. Es ist grossartig, dass man hier an die Bedürfnisse der Kinder denkt. So etwas habe ich tatsächlich noch in keiner anderen Kirche gesehen!

Jörg gefällt das hängende Schiffsmodell am besten und ich bestaune den Kronleuchter aus Messing aus dem 17. Jahrhundert. Die Orgel hingegen beeindruckt uns nicht allzu sehr, haben wir doch schon weitaus imposantere gesehen. Wir verlassen die Kirche und geniessen anschliessend einen feinen Cappuccino in einem schnuckligen Café.

31. Mai 2024

Für einmal stehen wir früher auf als sonst. Bereits um sieben Uhr sitzen wir beim Frühstück und schauen auf den Aabenraa Fjord, als sich uns ein seltsames Bild offenbart: Trotz des regenverhangenen Himmels und der noch frischen Morgentemperatur marschieren die verrückten Dänen einer nach dem anderen zum Steg, ziehen sich aus und tauchen splitternackt ins kalte Wasser. Nach einer Runde im Fjord nippen sie was aus einer Thermoskanne, bevor sie sich wieder auf den Heimweg begeben. Die scheinen das täglich zu tun, so zielstrebig wie sie ins Wasser steigen! Allein die Vorstellung, das bei jedem Wind und Wetter zu machen, lässt mich frösteln. Und notabene: Es sind vorwiegend Dänen mit schneeweissem Haar! Irgendwie bewundernswert!

Am Nachmittag laufen wir zum Schloss Brundlund, das nur 800 m vom Stellplatz entfernt liegt. Das Schloss, einst Amtshaus bis ins 20. Jahrhundert, beherbergt nach einer umfassenden Restaurierung nun ein Kunstmuseum, das dänische Malerei und Skulpturen vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart zeigt. Heute lassen wir die Kunst Kunst sein, denn wir geniessen lieber einen Spaziergang im Freien. Nachdem wir das Schloss von aussen in Augenschein genommen haben, laufen wir zur Schlossmühle, einem Wahrzeichen von Aabenraa. Die Mühle, in ihrer jetzigen Form um 1520 erbaut, geht auf das 15. Jahrhundert zurück. Sie wurde ungefähr zur gleichen Zeit wie das Schloss errichtet und diente sowohl als Wassermühle als auch als Verteidigungsanlage.

Aabenraa ist überschaubar; wir haben das Gefühl, nun alles gesehen zu haben, was dieser Ort zu bieten hat. Am besten gefallen uns die gepflasterten Gassen mit den farbigen Backsteinhäusern, durch die wir auch heute wieder auf dem Heimweg laufen.

Über den gelben Farbanstrich, wie man ihn bei dänischen Häusern oft sehen kann, lese ich, dass es sich meist um einen traditionellen, dänischen Kalkfarbenanstrich handelt, der mit Eisenvitriol (Eisensulfat) gemischt ist. Diese Farbe ist besonders beliebt und verleiht den Fassaden einen warmen Farbton, der als «Nybodergelb» bekannt ist. Der Name «Nybodergelb» stammt von dem Stadtteil Nyboder in Kopenhagen, wo im 17. Jahrhundert gelbe Reihenhäuser errichtet wurden, um den damals knappen Wohnraum zu erweitern.

Gelbes Haus in Aabenraa

01. Juni 2024

Neue Etappe:

Bei Aabenraa folgen wir der 170 bis Haderslev und fahren von dort auf Nebenstrassen bis zum Anslet Strand kurz vor Heijlsminde.

Koordinaten Anslet Strand Camping:

55.3570, 9.6168

Zum Anslet Camping, unserer nächsten Bleibe, ist es bloss ein Katzensprung- gerade mal 43 km. Jetzt stehen wir mit unserer Kutsche direkt am Meer und es ist einfach herrlich, zumal das Wetter sich heute von seiner besten Seite zeigt. Gerade bei Familien scheint dieser Platz sehr beliebt zu sein, da man am Strand wunderbar baden gehen kann. Auch Fischer zieht es hierhin. Was man hier fängt, haben wir jedoch noch nicht herausgefunden.

Kaum haben wir uns eingerichtet, unternehmen wir einen Strandspaziergang. Ich will mich nämlich nach Hühnergöttern umsehen, die man ja an der Ostsee hier und dort finden kann. Auf unserer Rügen-Reise vor ein paar Jahren hörten wir das erste Mal davon. Bei diesen Hühnergöttern handelt es sich um Feuersteine mit Kalkeinschlüssen. Bei einigen Steinen lösen sich diese Einschlüsse durch Witterungsprozesse und durch die Brandung. Zurück bleibt ein Stein mit einem Loch. Diese Steine werden von Touristen gerne gesucht und als Souvenir mit nach Hause genommen, sollen sie doch angeblich Glück bringen.

So suche ich also den Strand nach diesen Lochsteinen ab und Jörg bietet mir an, zurückzulaufen um im Wohnmobil seine Bohrmaschine zu holen. Er meint, so ein Loch hätte er schnell gebohrt. Aber das ist weiss Gott nicht dasselbe! Es braucht bloss ein wenig Geduld!

Nach einer Weile finde ich tatsächlich so einen Lochstein! Doch leider ist er viel zu schwer, um ihn als Talismann um den Hals tragen zu können. Also packe ich ihn ein, damit ich ihn später im Wohnmobil zu meiner Steinsammlung legen kann. Ein bisschen Glück kann man schliesslich immer gebrauchen, finde ich. Zudem liess ich damals beim Kap Arkona alle Hühnergötter zurück, was ich später bereute. Darum kommt dieses Stück jetzt definitiv mit!

 

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