08. Juni 2024
Wir verbringen einen weiteren Tag in Kerteminde. Das Wetter lässt zu wünschen übrig; es regnet immer mal wieder. Aber das macht uns diesmal nichts aus, denn wir haben vor, das Erlebniszentrum Fjord&Bælt zu besichtigen. Dort wird dem Besucher die dänische Meeresumwelt nähergebracht; Es kombiniert ein Aquarium mit interaktiver Ausstellung und wissenschaftlicher Forschung. Weit ist es nicht dorthin; bloss etwa 200 Meter.
Wir machen uns auf den Weg und sehen schon vor dem Eingang eine Horde Kinder, die begeistert versuchen, mit Holzstäben, die mit einer Wäscheklammer und Köder versehen sind, Krebse zu fangen. Die Krebse schnappen oft nach den Ködern, und so gelingt es den Kindern immer wieder, einen Krebs um den andern in bereitgestellte Eimer zu legen. Wir wissen zwar nicht, ob alle Kinder gleichzeitig angefangen haben zu fischen und ob es einen Preis für dasjenige Kind gibt, das die meisten Krebse fängt. Aber das ist nebensächlich; schliesslich haben alle Kinder einen riesen Spass am Angeln.
Der Eintrittspreis für das Fjord&Bælt ist nicht ganz günstig; wir bezahlen je Sfr. 20.-, aber dafür gibt’s auch eine Menge zu sehen! Zudem haben wir Glück; wir kommen gerade rechtzeitig, um mitzuerleben, wie die Seehunde und Schweinswale ihr Training absolvieren. Die Schweinswale sind die Hauptattraktion; Fjord&Bælt ist einer der sehr wenigen Orte weltweit, wo man diese Wale aus der Nähe sehen kann. Sie werden von Forschern aus aller Welt überwacht, die unter anderem das Verhalten der Tiere erforschen. Es ist eindrücklich zu sehen, wie eingespielt das Team aus Mensch und Tier ist! Das Training dauert auch nicht sehr lange, und was ich gut finde ist, dass es in erster Linie dem Wohl der Tiere dient und nur zweitrangig der Unterhaltung der Zuschauer. Wir haben den Eindruck, dass es den Tieren hier sehr gut geht.
Und natürlich gibt es in den Aquarien noch jede Menge andere Fische, die man wunderbar beobachten kann. Nach ungefähr 2 Stunden verlassen wir das Fjord&Bælt zufrieden und mit vielen neuen Eindrücken. Wir können vor allem Familien einen Besuch empfehlen!
Wir müssen noch ein paar Besorgungen machen und weil wir etwas hungrig geworden sind, wollen wir uns nun endlich einmal dänischen Plunder kaufen. Darum stehen wir jetzt vor einer Theke voller Süssigkeiten und Sandwiches, doch dänischer Plunder fehlt leider. So gibt’s dann halt für Jörg ein Käsebrötchen und für mich ein Muffin mit Blaubeeren, was auch ganz fein ist!
09. Juni 2024
Man könnte meinen, es sei April, so wie sich das Wetter gerade aufführt! Aber wahrscheinlich sind diese Wetterkapriolen hier oben ganz normal.
Wir passen einen trockenen Moment ab und laufen los in die Stadt, da wir bisher noch nicht viel davon gesehen haben. Durch Zufall stossen wir auf das Farvergården Museum und beschliessen spontan, es zu besuchen. Der Eintritt ist erst noch frei! Auf drei Etagen wird hier das Leben der Handwerker und Fischer vergangener Zeiten auf anschauliche Art und Weise dargestellt. Wer diese Atmosphäre noch etwas länger geniessen möchte, hat Gelegenheit, sich ins Café zu setzen oder sich im Laden umzusehen. Aber wir möchten lieber einen Blick auf den wunderschönen Innenhof mit seinem Garten werfen! Es ist erstaunlich, was hier alles grünt und blüht! Wirklich wunderschön!
Gegenüber entdecken wir eine Bäckerei und wir holen uns dänisch Plunder- zwar Kalorienbomben, aber was macht das schon! Auf jeden Fall schmeckt es uns!
Manchmal ist es schon spannend: Man zieht los ohne Erwartung und wird mit tollen Eindrücken belohnt!
10. Juni 2024
Neue Etappe:
Vom Stellplatz bei der Marina in Kerteminde fahren wir auf die 165 für cirka 4 km bis zu einem Picknickplatz an der Strasse.
Koordinaten Picknickplatz Ullerslev, 11 Risingevej:
55.4233, 10.7026
Wir sind immer noch in der Nähe von Kerteminde, stehen jetzt jedoch auf einem Platz circa 4 Kilometer ausserhalb der Stadt, nämlich in Ullerslev.
Seit Tagen kribbelt es Jörg in den Fingern, genau genommen seit dem Moment, als er den Wattwürmer- Automaten auf dem Stellplatz gesehen hat. Die idealen Köder für die Plattfisch- Fischerei. Jetzt will er endlich fischen! Nachdem wir die Ver- und Entsorgung erledigt haben und der Automat die grausigen Würmer ausgespuckt hat, fahren wir los. Vom Picknickplatz neben der Strasse, wo wir jetzt stehen, hat man einen fantastischem Blick auf die Bucht. Hier also will Jörg sein Glück versuchen! Man wird sehen, ob es heute selbstgefangenen Fisch zum Abendessen gibt. Wenn nicht, habe ich vorsorglich schon mal Hühnerspiesse gekauft. Und schon ist der ganze Womo- Tisch belegt mit all seinem ganzen Fischerei- Utensilien- Sammelsurium! Vorfächer, Bleie und alles Mögliche liegen da! Sogar die Rute liegt quer über dem Tisch! Sorgfältig trifft er nun eine Auswahl und macht sich, nachdem er auch das dänische Fischerpatent online gelöst hat, mitsamt den Wattwürmern auf den Weg zum Strand.
Drei Stunden später besuche ich ihn am Strand. Ausser einem Biss war nicht viel los bei ihm, was bedeutet, dass das Abendessen aus Hühnerspiessen und nicht aus Scholle, Flundern oder Steinbutt besteht. Nun denn; es ist noch nicht aller Tage Abend!
11. Juni 2024
Neue Etappe:
Vom Parkplatz unweit von Kerteminde folgen wir weiter der 165 für 16 km bis Nyborg, wo wir auf einem Stellplatz bei der Marina (Havnepromenaden 2) einchecken.
Koordinaten Stellplatz bei der Marina, Nyborg:
55.3071, 10.7861
Unser nächstes Etappenziel ist Nyborg! Unterwegs müssen wir einmal anhalten, damit ich die wunderschönen Mohnfelder fotografieren kann! Obwohl wir in Dänemark bereits an unzähligen Getreidefeldern vorbeigefahren sind, war ich jedes Mal ein wenig enttäuscht, dass nicht eine einzige Mohnblume ihren Weg in eins dieser Felder gefunden hat. Heute aber überrascht uns eine rote Blütenpracht auf dem Weg nach Nyborg! Wie ein roter Teppich liegen die Mohnfelder vor uns! Jörg parkt das Wohnmobil und ich steige aus, damit ich das rote Farbenmeer mit der Kamera festhalten kann!
Die heutige Etappe ist kurz- nach 16 km erreichen wir Nyborg und einmal mehr parken wir auf einem Stellplatz bei der Marina.
Schnell machen wir uns bereit für eine Umgebungsbesichtigung. Dazu wählen wir die grüne Kleeblattroute, die uns unter anderem beim Schloss Nyborg, der Festungsanlage, beim Wasserturm und beim Friedhof mit der Frauenkirche vorbeiführt. Danach besuchen wir noch das Bürgermeisterhaus, das ein Museum beherbergt, ähnlich, wie das Museum, das wir ganz unerwartet in Kerteminde entdeckten. Wir werden noch zu regelrechten Museumsfans! Früher haben wir eher einen Bogen um Museen gemacht, ausser wenn es Kunst zu besichtigen gab, doch hier in Dänemark finden wir es äusserst spannend, etwas über die Geschichte des Landes zu erfahren. Gerade findet eine Sonderausstellung über das Leben des Königs Christian II. statt, welcher in der Zeit von 1513 bis 1523 König von Dänemark und Norwegen, sowie von 1520 bis 1523 König von Schweden war. Insgesamt hat uns der Rundgang sehr gut gefallen.
12. Juni 2024
Heute gibt’s einen Morgenspaziergang durch das gesamte Hafenareal, denn Jörg will Schiffe kucken. Tatsächlich gibt es ein paar prächtige Segelschiffe zu bestaunen- auch Dreimaster. Eines dieser Schiffe trägt den wunderschönen Namen Regina Maris, was so viel bedeutet wie «Königin der Meere». Man könnte auf dem Schiff einen Segeltag verbringen oder es für Tagungen, Seminare oder Partys buchen. Wir können gerade mitverfolgen, wie es den Hafen verlässt.
Wir entdecken zudem eine ganze Invasion von Quallen. Wenn mich nicht alles täuscht, sind es Ohrquallen. Leicht und anmutig bewegen sie sich fort, als würden sie im Rhythmus eines schlagenden Herzen tanzen.
Ein kalter Wind weht uns um die Ohren, darum laufen wir, nachdem wir alle Schiffe eingehend studiert haben, ins wohlig warme Wohnmobil zurück.
So sehr mir die Quallen auch gefallen haben, lese ich nun darüber, dass ihr massenhaftes Auftreten oft auf ein ökologisches Ungleichgewicht hinweist. Häufig kann eine vermehrte Quallenpopullation dort beobachtet werden, wo die Meere überfischt sind. Auch eine Erwärmung der Meere, sowie ein Übermass an Nährstoffen in Küstengebieten können das Quallenwachstum begünstigen. So schön diese wirbellosen Meerestiere auch sind- ihre Anzahl sagt demzufolge viel darüber aus, wie es um unsere Meere bestellt ist. Ob das, was wir gesehen haben, noch im grünen Bereich liegt oder nicht, können wir nicht beurteilen. Dennoch ist es ungewöhnlich, sie in einer solchen Fülle zu erleben.
Am Nachmittag steht dann wieder einmal Architektur auf dem Programm- jedenfalls wollen wir uns die Bauweise einer der höchsten Windmühlen Dänemarks anschauen: die «Dyrehave Mølle». Und so stehen wir nun vor diesem siebenstöckigen Bauwerk, das im Jahr 1858 aus rund einer Million Ziegelsteinen erbaut wurde. Die Flügel aus Douglas Fichte messen ungefähr 20 m in der Länge und sind mit hölzernen Segeln versehen. Beim Betrachten der Mühle fühlt man sich gute 150 Jahre in der Zeit zurückversetzt und man kann sich lebhaft vorstellen, wie hier früher Getreide zu Mehl verarbeitet wurde.
In den letzten Jahren wurde die denkmalgeschützte Getreidemühle umfangreich restauriert. Leider können wir sie nur von aussen betrachten, doch auch das ist imposant!
Dyrehave Mølle
Ohne gegen Windmühlen ankämpfen zu müssen, laufen wir anschliessend in die Stadt, um noch das Nötigste zu besorgen. Als wir den Laden verlassen, müssen wir uns sputen, denn ein Gewitter kündigt sich an. Und kaum haben wir unser Wohnmobil erreicht, wird es immer dunkler, und schon prasselt der Regen nieder, versetzt mit kleinen Hagelkörnern.
Abends, wir haben eben gegessen, will Jörg den Kehricht entsorgen. Ich erledige gerade den Abwasch und während ich auf meinen «Abrtrockner» warte, sehe ich, dass Jörg mit einem älteren Herrn in ein Gespräch verwickelt ist. Eine Viertelstunde später ist er wieder zurück und weiss nun eine Menge über Bertold Brecht zu berichten, der angeblich in einer der umliegenden Städte gelebt haben soll. Er hat sogar die Adresse des Hauses bekommen. Wer weiss, vielleicht werden wir dort noch einen Besuch abstatten. So nett dieser ältere Däne auch war- Jörg dröhnt förmlich sein Kopf von dieser Flut an literarischen, politischen und philosophischen Gedanken und ist deshalb froh, wieder im Womo zu sein.
13. Juni 2024
Neue Etappe:
Bei Nyborg folgen wir der 163 für circa 20km. Nach Hesselager biegen wir links ab nach Lundeborg, wo wir auf dem Stellplatz Hesselager einchecken.
Koordinaten Stellplatz Hesselager:
55.1377, 10.7848
Unsere neue Bleibe ist traumhaft schön! Wieder stehen wir unmittelbar am Wasser und man könnte hier wunderbar baden, wenn es denn nicht so kalt wäre! Schnell kommen wir mit einem sympathischen Paar aus Zürich ins Gespräch. Sie wollen weiter auf die Insel Langeland fahren und als ich später über diese Insel recherchiere, muss ich sagen, das würde mich auch reizen. Diese Insel zieht viele Künstler wegen des speziellen Lichts an. In Gegenden, die Künstler anziehen, ist oft vom «speziellen Licht» die Rede. Irgendwie konnte ich bisher noch keinen grossen Unterschied feststellen, was das Licht betrifft. Vielleicht noch auf den Lofoten, wobei dort eher die Farbkontraste auffallen. Dieses besondere Licht schreibe ich eher Jahreszeiten zu, insbesondere dem Herbst. Das Orangebraun der Blätter und der warme Violettton der Schatten in einem warmen Licht finde ich dann besonders schön und inspirierend.
Doch nun möchte ich sehen, ob mir dieses spezielle Licht auch auffällt, und zwar mal nicht im Herbst!
Mal sehen, ob ich Jörg die Insel Langeland schmackhaft machen kann! Wenn es sein muss, darf er auch mal Wattwürmer im Kühlschrank lagern!
Vorerst aber geniessen wir unseren Aufenthalt in Lundeborg! Wir haben für zwei Nächte bezahlt und man soll hier wunderbar spazieren gehen können, worauf ich mich sehr freue! Auch eine Galerie habe ich unweit vom Stellplatz gesichtet.
Jörg badet erst noch ein paar Würmer im Wasser, doch leider wollen die Plattfische auch diesmal nicht beissen. So machen wir uns auf den Weg ins kleine Dörfchen, doch kaum hat man einen Fuss hineingesetzt, ist man auch schon wieder draussen. Also führt uns unser Spaziergang noch zum Strand, wo ich die vielseitige Flora bewundere. Die vielen Kartoffelrosen sorgen auf den Fotos für wunderbare Farbkontraste. Unsere Runde bleibt kurz, weil uns eine frische Brise um den Kopf weht.
14. Juni 2024
Heute steht eine leichte Wanderung von 7 km an, die wir wieder einmal mit der Komoot- App gefunden haben. Auch das Wetter spielt mit- also nichts wie los!
Zu Beginn folgen wir der Hauptstrasse, was zunächst etwas eintönig und langweilig ist. Doch sobald wir auf die Nebenstrasse kommen, wird die Wanderung richtig schön und abwechslungsreich! Sie führt uns zu einem schönen Landhaus, das auf einer winzigen Insel liegt. Aus dem Wasser leuchten uns viele gelbe Seerosen entgegen. Leider kann man das Haus nicht besichtigen, aber der Anblick von aussen mit dem verträumten Garten ist dennoch beeindruckend. Weiter geht’s durch einen Buchenwald.
Zu guter Letzt führt uns die Route oberhalb des Strandes zurück zu unserem Wohnmobil. Wer sich übrigens für diese Wanderung interessiert: in der Komoot- App ist sie unter der Walisische GERD- Hesselagergård Runde zu finden.
Unterwegs auf der Wanderung hat Jörg übrigens immer wieder nach Würmern Ausschau gehalten. Er drehte Steine und umgestürzte Baumstämme um, in der Hoffnung, es ringle sich ein Wurm darunter. Seine Wattwürmer, die er fürs Fischen gekauft hat, gehen nämlich langsam zur Neige. Da man in Lundeburg keinen Nachschub kaufen kann, versuchte er auf die altbewährte Weise zu Würmern zu kommen. Doch nur ein winzig kleiner kräuselte sich verdutzt unter einem Holzstamm- alle anderen haben sich wohl in tiefere Erdschichten zurückgezogen.
Im Womo angekommen, zieht Jörg dann mit seinem bescheidenen Rest an Wattwürmern los zum Steg und hofft auf einen grossen Fang. Mal sehen, ob mein «Petri Heil», das ich ihm hinterherrufe, das erhoffte Glück bringt!