22. Juni 2024
Es ist ein bewölkter und windiger Tag; perfekt, um «drinnen zu bleiben». Manchmal sind solche Tage genau richtig, denn wenn es zu lange schön ist, bleibt oft das eine oder andere liegen. Also nutzen wir die Gelegenheit, um unsere To-do-Liste abzuarbeiten und endlich die Dinge zu erledigen, die schon lange auf uns warten.
23. Juni 2024
Schön, dass das Wetter heute wieder besser ist und gegen Abend, wenn das Sankt Johannes Fest stattfinden wird, sogar fantastisch werden soll! Gerade kommen wir von einem Spaziergang zurück und Jörg macht sich bereits wieder parat fürs Angeln am Steg. Für unseren Marsch wählten wir die rote Route, die jedoch leider nicht so gut ausgeschildert war wie die gelbe, die wir vorgestern unternommen haben. Wir kauften uns in einem Laden ein Mittagessen und genossen es auf einer Bank am Strand. In der Ferne sahen wir das aufgeschichtete Holz, das heute Abend am Fest angezündet wird.
Die Dänen feiern nämlich am 23. Juni, dem Vorabend des Johannistages, mit einem grossen Feuer das Sankt-Hans-Fest. Meist wird dabei auch eine Strohhexe verbrannt, ein Brauch, der ursprünglich aus Deutschland kommt und nicht, wie ich vermutete, von den Schweizern, respektive von den Zürchern, die ihren «Böög» im April verbrennen, um vorhersagen zu können, wie der Sommer werden wird. Zugegeben, bei diesem Brauchtum des «Böögverbrennens» schäme ich mich jeweils ein bisschen fremd. Aber das muss Jörg, als gebürtiger Zürcher, ja nicht unbedingt wissen.
Hier in Dänemark dienen die Feuer und das Verbrennen der Strohhexen am Sankt-Hans-Fest nicht dazu, das Wetter zu bestimmen, sondern viel mehr dazu, die bösen Kräfte fernzuhalten.
Jörg ist gerade vom Angeln zurückgekehrt- allerdings hatte er nur eine Krabbe an seinem Haken. Die «Wurmbaderei» blieb auch diesmal erfolglos und dieser Krabbe hat er sein Leben geschenkt, da er weiss, dass ich keine Krustentiere mag.
Irgendwie scheint der Wurm nicht bloss am Haken, sondern ganz allgemein, was das Angeln anbelangt, «drin» zu sein. Glücklicherweise aber nur dort, haben wir es doch ansonsten sehr gut auf der «hyggeligen» Insel (hyggelig bedeutet gemütlich; dieses Wort benutzen die Dänen bei jeder passenden Gelegenheit- ganz besonders auf Fünen und Langeland, halt, weil sie es gerne gemütlich mögen)!
24. Juni 2024
Neue Etappe:
Von Lohals fahren wir zurück auf der 305 bis nach Tranekær, weil wir uns dort den Medizingarten anschauen möchten. Danach folgen wir weiter der 305 und danach der 9 bis Spodsbjerg, wo wir auf dem Camping Færgegårdens einchecken.
Koordinaten Camping Færgegårdens:
54.9324, 10.8284
In einer Broschüre stiess ich kürzlich auf einen spannenden Hinweis: In Tranekær gibt es einen Medizingarten! Für mich war sofort klar, dass wir diesen besonderen Ort auf keinen Fall auslassen dürfen. Ob Medizingarten oder andere Gärten- wo es eine Vielfalt an Pflanzen zu bestaunen gibt, gehe ich gerne hin, darum ist ein Besuch dort ein absolutes Muss!
Wir parken etwas unterhalb des Schlosses, wo es einen Tagesparkplatz für Wohnmobile und PW’s gibt. Später stellen wir fest, dass man auch direkt vor dem Medizingarten hätte parken können. Doch andererseits entdecken wir so auch noch etwas anderes: Kunst in der Landschaft! 27 Kampsteine, 7000 Pflastersteine und 1000 Strandsteine beinhaltet die Installation «Galakse» von Jan Axel Starup, welche sich beim Parkplatz im Zentrum von Tranekær befindet. Wir finden, dass sich diese Installation wunderbar in die Landschaft fügt- unaufdringlich, natürlich, und ruhig. Das spiralähnliche Werk enthält Symbole aus der Vorzeit von Tranekær, darunter einen Kranichvogel, eine Runenschrift, ein Eschenblatt und im Zentrum einen schalenförmigen Stein. Dieser Stein kann auch mit einem Blick ins Universum interpretiert werden.
Nachdem wir uns eingehend mit den Steinen beschäftigt haben, geht’s jetzt los Richtung Medizingarten. Das Tranekærschloss auf dem Weg dorthin ist nicht zu übersehen und bietet eine beeindruckende Kulisse.
Schloss Tranekær
Am Ende der Strasse, nachdem wir den Parkplatz überquert haben, entdecken wir beim Eingang eine Metallbox, in die man den Eintrittspreis von je 50 Kronen oder 7 Euro einwerfen kann.
Schon beim Betreten der Gärten umhüllt mich ein Duft aus Rosensträuchern, Thymian, Lavendel und anderen Pflanzen. Meine Pflanzenapp ist hier von grossem Vorteil; denn die Beschreibungen der Pflanzen sind allesamt in dänischer Sprache verfasst.
Plötzlich entdecke ich eine Pflanze, die ich noch nie zuvor gesehen habe- Süssholz! Jörg hätte diese Pflanze zwar lieber in «Bäredräck»- Form, auch unter dem Namen Lakritze bekannt, doch ich bewundere hier ihre natürliche Form!
Die Gärten sind nach Themen angelegt, doch es würde zu weit führen, wenn ich alle aufzählen würde.
Auch Hildegard von Bingen ist ein Garten gewidmet. Dieser interessiert mich ganz besonders. Wir verweilen viel länger als gedacht im Medizingarten- so schön ist dieser! Ende Juni erweist sich als idealer Zeitpunkt für unseren Besuch, da viele Pflanzen in voller Blüte stehen! Immer wieder bleiben wir stehen und lassen die Farbenpracht auf uns wirken.
Gerade lese ich, dass man mit der inneren Rinde des Essigbaums auch wunderbar Textilien färben kann! Da erwacht sie wieder, meine Leidenschaft für Textildesign!
Nachdem ich genug an Blumen und Kräutern geschnuppert und meine Pflanzenapp bis zum letzten Prozent des Handyakkus mit Pflanzenfotos gefüttert habe, verlassen wir den paradiesischen Garten und laufen zurück zu unserem Wohnmobil. Schnell machen wir uns auf den Weg zu einem Campingplatz in Spodsbjerg.
Dort richten wir uns ein, erledigen einige Einkäufe und kaum sind wir wieder beim Wohnmobil, verabschiedet sich Jörg- nach so vielen Blumen braucht er etwas, das für echte Männer ist: Angeln steht nun auf seinem Programm!
Kaum zehn Minuten später schickt er mir ein Foto von einem gefangenen Plattfisch! Das ging ja schnell! Doch auch dieser ist etwas klein; er meint, dieser Fisch hätte ein längeres Leben verdient und so übergibt er ihn wieder dem Meer. Leider bleibt es bei diesem Fisch! Anscheinend hat sich unter den Fischen herumgesprochen, dass da «einer» angelt!
25. Juni 2024
Neue Etappe:
Bei Spodsbjerg fahren wir über Nebenstrassen bis nach Lindelse Sogn. Dort folgen wir der 305 bis nach Bagenkop, wo wir auf dem Stellplatz beim Hafen einchecken.
Koordinaten Stellplatz beim Hafen, Bagenkop:
54.7518, 10.6767
Und schon geht unsere Reise wieder weiter; auch diesmal ist es nur eine kurze Etappe von etwa 25 Kilometern.
Wieder haben wir einen Platz mit fantastischer Aussicht auf das Meer gefunden! Standen wir einst in Marokko unter blühenden Kirschbäumen, so stehen wir jetzt mit unserem Wohnmobil neben Früchte tragenden Kirschbäumen. Wenn ich unsere Eingangstüre oder mein Schlafzimmerfenster öffne, brauche ich nur meinen Arm zu strecken, um ein paar Kirschen zu pflücken. Es sind zwar Sauerkirschen, doch sie schmecken gar nicht mal so schlecht. Die Bäume wachsen hier wild; da wird also niemand etwas dagegen haben, wenn ich mir morgen ein paar Früchtchen fürs Frühstücksmüesli ernte. Jetzt geht’s erst mal zum Hafen und an den Strand!
Jörg hat nämlich heute morgen noch Wattwürmer gekauft- diesmal wieder Naturköder- und will deshalb nun die Gegend nach geeigneten Angelplätzen auskundschaften. Und natürlich gehe ich mit, denn der Ort sieht sehr vielversprechend aus!
Wie erwartet, entdecken wir am Hafen Kunstgalerien und Secondhandläden- ein wahres Paradies für mich! Jörg jedoch möchte dort nicht allzu lange verweilen, schliesslich möchte er ja noch irgendwann Würmer baden gehen! Natürlich habe ich dafür Verständnis; ich kann ja später nochmals hin, wenn er am Angeln ist!
Nachdem wir die Angelplätze hinter dem Hafen begutachtet haben, laufen wir auch noch in die andere Richtung entlang des Strandes, denn wer weiss, vielleicht hat es hier noch optimalere Angelplätze? Und was sehen wir da? Wildpferde! Ich habe ja davon gelesen, dass es auf der Insel Langeland noch Wildpferde geben soll. Doch dass wir sie tatsächlich antreffen, erfüllt mich mit Freude!
Es sind Exmoor- Ponys, welche das ganze Jahr hindurch im Freien leben und fast ohne menschliche Einmischung zurechtkommen. In strengen Wintern erhalten sie Futterstroh und sollte ein Tier krank werden, wird ein Tierarzt gerufen. Die Wildpferde von Langeland leisten einen wichtigen Beitrag für die Biodiversität der dänischen Natur. Ich kann kaum glauben, dass wir sie hier so friedlich vorfinden dürfen und wir verbringen eine ganze Weile damit, sie zu beobachten und Fotos zu machen!
26. Juni 2024
Den Morgen verbringt Jörg bei der Hafenmole. Er angelt und- Tada!- kommt tatsächlich mit einem Plattfisch zurück! Den gibt’s dann zum Abendessen!
Das Thermometer steigt heute auf über 23 Grad Celsius; ideale Temperatur also, um eine Wanderung zu unternehmen. Die heutige Runde finden wir wieder auf der Komoot Wander- App. Sie führt uns entlang der Steilküste. Die Flora ist einfach fantastisch und wir kommen nur langsam vorwärts, weil ich immer wieder stehenbleiben muss, um die leuchtenden Farben in mich aufzusaugen.
Zusammen mit der ockerfarbenen Steilküste und dem tiefblauen Wasser sieht es hier einfach traumhaft aus! Am Strand finde ich etliche Hühnergötter! Den schönsten nehme ich mit, die restlichen lasse ich am Strand zurück.
Gulstav Klint
Wir laufen nicht ganz bis zur Südspitze, da wir lieber nach den Wildpferden Ausschau halten wollen, denn mit etwas Glück kann man sie auch auf dieser Wanderung antreffen. Wir laufen zu einer Aussichtsplattform und schauen uns um. Leider haben wir diesmal Pech, denn kein einziges Pferd bekommen wir zu Gesicht. Macht ja nichts, konnten wir gestern ja welche lange beobachten!
So machen wir uns allmählich wieder auf den Heimweg, erledigen noch schnell den Einkauf und legen im Womo angekommen erst einmal die Beine hoch! War das doch wieder eine schöne Wanderung!
Am Abend lockt uns Live-Musik zum Hafenzentrum, und einen grandiosen Sonnenuntergang gibt’s auch noch mit dazu!
27. Juni 2024
Neue Etappe:
Bei Bagenkop nehmen wir die 305 bis Rudkøbing. Dort wechseln wir auf die 9 bis Svendborg. Anschliessend folgen wir der 44 bis Faaborg und parken beim alten Bahnhof.
Koordinaten Parkplatz beim alten Bahnhof:
55.0937, 10.2450
Langeland haben wir nun von oben bis unten erkundet und heute stellt sich die Frage, ob wir schon heute oder erst morgen zurück auf die Insel Fünen fahren sollen. Mir ist beides recht; bleiben wir, gehe ich nochmals auf Pferdesuche, fahren wir, werden wir Faaborg auf Fünen erkunden. Jörg ist fürs Weiterfahren, also werfe ich einen letzten Blick auf die Gegend, denn wer weiss schon, ob wir jemals auf Langeland zurückkommen. Unser Aufenthalt auf dieser Insel hat uns so gut gefallen, und eigentlich sind wir auf dieser kleinen Insel länger geblieben, als wir ursprünglich dachten. Jetzt, wo wir losfahren, kommt ein wenig Wehmut auf. Langeland ist wirklich eine «hyggelige» (gemütliche) Insel, wie die Dänen es so schön nennen.
Wir parken in Faaborg auf einem kostenlosen Parkplatz in Stadtnähe. Schon bei der Hinfahrt fiel uns das «Faaborger Miniaturdorf» auf. Dieses möchten wir uns anschauen, weit ist es ja nicht dorthin. Der Eintritt kostet pro Nase 4 Euro, was wir im Nachhinein etwas viel finden, da man recht schnell durch ist.
Doch die Häuser sind beeindruckend und detailgetreu nachgebildet. Wie Zeitreisende schlendern wir durch Faaborg anno 1890. Die Hausmodelle sind im Massstab 1:10 aufgebaut. Besonders bemerkenswert ist, dass das gesamte Baumaterial der Häusermodelle identisch mit dem der Originale ist. Alles wurde in einer eigener Werkstatt hergestellt, wo auch die Ziegel- und Bachsteine gebrannt wurden. Im nachgestellten Dorf fällt der etwas einsam dastehende gelbe Glockenturm besonders auf. Wir lesen über diesen Glockenturm, dass die Kirche Skt. Nikolaj nach der Reformation abgerissen wurde. Den Glockenturm hingegen liess man stehen. In der realen Stadt fungiert dieser auch heute noch als Glockenturm für die Pfarrkirche Heilig-Geist, welche die Skt. Nikolaj Kirche nach deren Abriss ablöste. Diesen historischen Glockenturm in der «richtigen» Stadt, wollen wir uns nun auch noch anschauen.
Faaborger Glockenturm
Während wir durch die Stadt schlendern, empfinden wir beide, dass die Häuser hier kaum grösser wirken als die in der Miniaturstadt! Alles erscheint so winzig! Immerhin bringt es der Glockenturm auf stattliche 31 Meter! Für 20 DKK könnte man ihn besichtigen und hätte dann eine wunderbare Sicht über Faaborg, doch das lassen wir aus.
Nach unserem Stadtrundgang laufen wir noch zum Hafen und geniessen die maritime Atmosphäre. Schliesslich geht’s zurück zu unserem Wohnmobil.
28. Juni 2024
Neue Etappe:
Bei Faaborg folgen wir der 329 bis Faldsled, wo wir bei einem Stellplatz am Hafen einchecken.
Koordinaten Stellplatz beim Hafen, Faldsled:
55.1523, 10.1439
Wir sind 10 km weitergefahren. Hier in Faldsled unternehmen wir eine kleine Wanderung. Vielleicht sollte ich eher «ausgedehnten Spaziergang» sagen, denn diese Runde ist nur 5 km lang und zudem leicht begehbar. Den restlichen Nachmittag verbringen wir im Wohnmobil mit Schreiben und Videobearbeitung.