12. August 2024
Neue Etappe:
Bei Hvide Sande folgen wir der 181 bis Vittarp. Dort wechseln wir auf die 431. Vor Vejers parken wir auf einem Waldparkplatz.
Koordinaten Waldparkplatz vor Vejers:
55.6204, 8.1482
Nach vier Nächten in Hvide Sande am Ringkøbing Fjord verspüre ich den dringenden Wunsch, mit unserem Wohnmobil wieder einmal in einem Wald zu sein, wie tiefer, desto besser! Woher dieses Bedürfnis kommt, kann ich nicht genau sagen, aber ich fühle mich von Bäumen umgeben einfach wohl und geborgen. Jörg bevorzugt zwar eher Plätze am Wasser, zeigt jedoch Verständnis dafür, dass ich hin und wieder die Ruhe des Waldes suche. Und meistens findet auch er Gefallen an dieser Abwechslung. Abgesehen davon sind es zum Vejers Strand bloss 2 km zu Fuss; sodass jeder auf seine Kosten kommt. Wir machen uns daher auf den Weg zum Strand, um zu sehen, ob wir diesmal bei der Bernsteinsuche mehr Glück haben.
Düne vor dem Vejers Strand
Oben auf der Düne angekommen, trifft uns fast der Schlag: So viele Menschen, so viele, Camper, so viele PKWs. Na ja, schliesslich gehört Vejers zu den ältesten Ferienorten Dänemarks. Bereits in den 1930er Jahren wurden die ersten Ferienhäuser errichtet. So sollte es uns nicht verwundern, hier so viele Touristen anzutreffen, was ja völlig in Ordnung ist, jedoch die Bernsteinsuche erschwert. Muss ja nicht sein; wir haben ja alle Zeit der Welt. So spazieren wir dem Wasser entlang, beobachten das Treiben und machen uns dann schliesslich wieder auf den Heimweg, um im Dorf noch das Nötigste einzukaufen.
Das Abendessen nehmen wir unter Birkenbäumen ein und wir geniessen dabei jeden Moment.
13. August 2024
Wenn wir schon mal wieder in einem Wald stehen, gibt es nur eins: diesen zu erkunden! So brechen wir zu einer kleinen Wanderung auf, die uns nicht nur durch den Wald führt, sondern auch über Wiesen und entlang kleiner Seen. Einmal mehr sind wir von der dänischen Landschaft begeistert. Die unzähligen, in voller Blüte stehenden Erikapflanzen, die die Landschaft in ein Meer aus Farben verwandeln, machen diese Wanderung zu etwas ganz Besonderem.
Und als Sahnehäubchen pflücken wir noch ein paar Pfifferlinge fürs Abendessen.
14. August 2024
Neue Etappe:
Vom Waldparkplatz vor Vejers fahren wir zurück auf die 431 und folgen dieser bis nach Blåvand/ Oksby, wo wir auf einem privaten Stellplatz parken.
Koordinaten privater Stellpatz Blåvand/ Oksby:
55.5487, 8.1530
In Blåvand haben wir per SMS einen privaten Stellplatz reserviert. Wir werden bei unserer Ankunft vom Gastgeber- Ehepaar herzlich empfangen. Zu meiner Freude erfahre ich von ihnen, dass sich beim nahegelegenen Strand hervorragend Bernstein finden lässt. Natürlich bin ich nicht mehr zu bremsen und wir machen uns sofort auf den Weg. Kurz bevor wir die Düne zum Strand überqueren, erblicken wir unerwartet eine Hirschkuh mit ihrem Kalb, die gemütlich Gras fressen! Wir beobachten sie eine Weile und setzen dann unseren Weg fort.
Glücklicherweise gibt es an diesem Strand keinen grossen Menschenandrang und die Wetterverhältnisse sind auch optimal: ablandiger Wind und Ebbe- einfach perfekt! Am Strand stossen wir auf den sogenannten «Spülsaum», ein Gemisch aus abgestorbenen Algen, Holzstücken und Muscheln. Wir sind gerade einmal 10 Minuten am Strand und wühlen in den angespülten Algen, als ich plötzlich etwas Cognacfarbenes entdecke- und es besteht kein Zweifel, dass es Bernstein ist! Schon wie er sich im Wasser verhält- ganz anders als ein Flintstein!
Obwohl mein Fund kaum grösser ist als ein Kirschstein, freue ich mich darüber wie ein kleines Kind- mein erster, selbst gefundener Bernstein! Die Euphorie ist gross, und ich durchwühle jetzt jedes Algenbüschel, ohne eines auszulassen! Doch so sehr ich auch wühle, es bleibt bei diesem einen Stein. Aber das macht nichts; die Menge ist nicht entscheidend! Ich bin einfach überglücklich, endlich einen Bernstein gefunden zu haben!
Unterwegs kommen wir mit einem älteren Herrn ins Gespräch, der ebenfalls nach Bernstein sucht. Er erzählt uns, dass Bernsteine oft kantig sind und eher selten rund geschliffen zu finden seien- etwas, das wir bisher nicht wussten. Das schreiben wir uns hinter die Ohren.
Im Wohnmobil angekommen, machen wir trotzdem noch die Probe aufs Exempel! Jörg ist eingefallen, dass er eine UV- Lampe dabeihat, die er normalerweise verwendet, um Flüssigkunststoff auszuhärten. Und exakt mit solch einer Lampe kann man perfekt feststellen, ob es sich wirklich um Bernstein handelt, denn Bernstein leuchtet unter UV- Licht schneeweiss, andere Steine hingegen nicht. Zur Überprüfung hole ich meine Bernstein- Ohrringe aus der Schmuckschatulle, die Jörg mir zum letzten Geburtstag geschenkt hat- wie erwartet, leuchten sie im UV- Licht schneeweiss, im Gegensatz zu den Flintsteinen. Jetzt kommt der Moment, wo der Frosch ins Wasser rennt: können wir uns auf unser Gespür verlassen? Ist der gefundene, gelbe Stein wirklich ein Bernstein? Tatsächlich- der Stein leuchtet weiss auf! Hurrrrraaa! Voller Freude schnappe ich mir einen Stift, öffne die Kleiderschranktür und streiche auf unserer dort hängenden Wunschliste den Punkt «Bernstein suchen und finden» durch!
15. August 2024
Da es gestern so schön war, geht es heute erneut an den Strand! Zuvor machen wir jedoch eine kleine Tour mit den Fahrrädern ins Dorf. Unser erster Stopp: ein Besuch bei Kreativ Maik. Zum einen hoffen wir, bei ihm die perfekte Ausrüstung für die Bernsteinsuche zu finden, zum anderen sind wir bei unseren Recherchen über den Ort Blåvand auf ihn aufmerksam geworden, weil er wunderschöne Handwerkskunst und Kreativkurse anbietet. Das wollen wir uns ansehen.
Und wirklich: Der aus Dortmund stammende Inhaber begrüsst uns freundlich. Gerade ist eine Familie zu Besuch, die Bernstein bearbeitet. Manchmal bietet Maik auch Puppentheater- Vorstellungen an, doch heute wird gebastelt. Wir schauen uns im Laden um und besonders die schlichten, kleinen Bernsteinvögel auf einem Holzsockel haben es mir angetan.
Leider gibt es bei ihm kein spezielles Zubehör für die Bernsteinsuche. Doch er empfiehlt uns den Laden nebenan. Nachdem wir sein gesamtes Sortiment bewundert haben, verabschieden wir uns. Im nächsten Laden gibt’s eine grosse Auswahl an Bernsteinschmuck zu bestaunen und wir können uns eine etwas geeignetere UV- Lampe besorgen. Im Drachenladen gegenüber kaufen wir ein Krabbennetz, obwohl der Verkäufer sich ein Schmunzeln nicht verkneifen kann! Er meint: «Was, ihr wollt jetzt nach Bernsteinen suchen? Dafür ist es absolut nicht die richtige Jahreszeit! Im Winter habt ihr viel bessere Chancen!» Natürlich wussten wir, dass man sie ab November besser finden würde, doch wir wissen von anderen, dass man sie auch jetzt finden kann, wenn auch seltener. Und das hat sich ja gestern bestätigt- schliesslich habe ich bereits einen gefunden! Das sage ich ihm auch, worauf er nur schmunzelnd meint: «Den wird wohl jemand verloren haben!»
Wir bezahlen unser Netz, lassen den Pessimisten hinter uns und schwingen uns auf die Fahrräder. Dann geht’s ab an den Strand! Dort angekommen, durchkämmen wir erneut den Spülsaum, doch auch nach zwei Stunden bleibt unsere Suche erfolglos. Aber wir haben die Meeresluft und die Melodie der Wellen in vollen Zügen genossen, auch wenn ich für meinen Bernstein von gestern noch keinen Kameraden gefunden habe.
16. August 2024
Neue Etappe:
Blåvand/ Oksby fahren wir die 431 bis Oksböl. Dort wechseln wir auf die 463. Nach Esbjerg nehmen wir die 11 und die 24 bis Ribe, wo wir bei einem Parkplatz in der Nähe des Bahnhofs parken.
Koordinaten Parkplatz in der Nähe des Bahnhofs in Ribe:
55.3277, 8.7707
Wir sind schon seit längerer Zeit keine Strecken von über 60 Kilometer mehr gefahren! Doch heute war es unumgänglich, da wir in Esbjerg kein Wasser bunkern konnten, auf das wir diesmal so dringend angewiesen sind. Zum Glück hat es in Ribe geklappt, so dass dem morgigen Duschen nichts mehr im Wege steht. Nun stehen wir auf einem Parkplatz in der Nähe des Bahnhofs in Ribe. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen und der Platz ist alles andere als einladend. Aber wir wollen unbedingt die älteste Stadt Dänemarks erkunden- dafür nehmen wir das gerne in Kauf.
Die Stadt begeistert uns sofort mit ihren vielen alten, windschiefen Häusern, die uns so sehr gefallen.
Wir flanieren durch die Gassen und besuchen auch die Domkirche. Doch unser eigentliches Ziel ist das Hexenmuseum in der Sortebrødregade 1. Wir bezahlen den Eintrittspreis von je 110 DKK, nehmen den Audiogide in Empfang und ziehen los. Das Museum erzählt die schaurige Geschichte der Hexenfurcht, die Dänemark und Europa im 16. Und 17. Jahrhundert heimgesucht hat. Bereits nach wenigen Minuten kann ich nur sagen: Zum Glück lebe ich heute und nicht in jener Zeit! Was die unschuldig verurteilten Frauen damals erleiden mussten, geht unter keine Kuhhaut!
Einer der berühmtesten Fälle ist der von Maren Spliids, der Schneidersfrau, die wie so viele andere Frauen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
Wir halten uns mehr als eine Stunde im Museumsgebäude auf, vertiefen uns in die grausame Zeit der Hexenverfolgung und finden die Ausstellung äusserst aufschlussreich. Allerdings möchten wir Familien raten, den Besuch erst mit Kindern ab 12 Jahren einzuplanen, statt wie auf der Webseite empfohlen ab 10 Jahren.
Um die grausamen Bilder aufgebohrter Schädel aus meinem Kopf zu verdrängen, besuchen wir anschliessend eine Glaskünstlerin. Ihre farbenfrohen Werke bringen mich wieder auf andere, angenehmere Gedanken!
2 Antworten auf „-Bernsteinfieber in Blåvand“
Deine Freude kann ich nachvollziehen nach dem Fund eines echten Bernsteins.Danke für den Super-Blog.
Sehr gerne geschehen!! Ja ich freue mich auch sehr über meinen Fund! Es würde mich schon interessieren, wie es wohl im Winter wäre, da nach Bernstein zu suchen! Vielleicht werden wir das eines Tages herausfinden!
Lieber Gruß
Sabine und Jörg