17. August 2024
Neue Etappe:
Bei Ribe fahren wir auf die 179 und bleiben auf dieser bis Klipleff. Dort nehmen wir die A7 (E45) bis Flensburg, wo wir auf dem Stellplatz des Cittiparks parken.
Koordinaten Stellplatz des Cittiparks:
54.7738, 9.3940
Heute nehmen wir Abschied von Dänemark, doch eins steht fest: Wir kommen wieder! Weil einer meiner Zähne ein bisschen Probleme macht, und ich das Gefühl habe, dass es eher schlimmer statt besser wird, haben wir beschlossen, direkt nach Deutschland zu fahren. So lassen wir die geplante, letzte Station in Dänemark aus, weil es da genauso schwierig ist, einen Zahnarzttermin zu kriegen, wie in Ribe. Mit einer ordentlichen Dosis Medikamente intus, fahren wir los, in der Hoffnung, dass wir in Flensburg etwas mehr Glück haben, doch auch dort gestaltet sich die Terminfindung am Wochenende als Herausforderung. Zumindest für einen Nichtnotfall. Glücklicherweise lässt der Schmerz etwas nach, sodass ich mich entscheide, den Zahnarztbesuch auf Montag aufzuschieben.
18. August 2024
Ich fühle mich schon viel besser! Unterdessen vermute ich, dass meine Schmerzen von einem entzündeten Nerv herrührten und die Entzündung nun langsam abklingt. Ich hoffe, dass die Besserung anhält, sodass ich mir den Zahnarztbesuch vielleicht sparen kann. Aber das entscheide ich morgen. So verbringen wir einen ruhigen Sonntag auf dem Citti Parkplatz in Flensburg, erledigen zwischendurch die Ver- und Entsorgung und tanken Gas.
19. August 2024
Neue Etappe:
In Flensburg fahren wir auf die B200 und folgen dieser bis nach Husum, wo wir auf dem Stellplatz Fischhaus Loof einchecken.
Koordinaten Stellplatz Fischhaus Loof:
54.4747, 9.0423
Wir fahren weiter, und ich bilde mir ein, dass das mit meinem Zahn schon wieder wird! Dieses Gefühl hält genauso lange an, bis wir durch die Gassen von Husum schlendern, ein Eis geniessen und plötzlich ist der Schmerz zurück! Mir wird klar, dass ich um einen Zahnarztbesuch nicht herumkomme. Also werfen wir einen Blick auf Google Maps und suchen nach Zahnärzten in der Nähe. Einen nach dem andern klappern wir ab, doch entweder sind sie in den Ferien oder fallen wegen Krankheit aus. Beim vierten Versuch haben wir dann endlich Glück. Ich muss mich bloss eine halbe Stunde gedulden, dann bin ich an der Reihe. Doch die Diagnose ist ernüchternd- für mein Problem sind mehrere Sitzungen nötig. Ich beschliesse, die Behandlung in der Schweiz fortzusetzen, was bedeutet, dass wir früher als geplant in die Schweiz aufbrechen müssen. Andererseits muss man auch sagen, dass wir ja sehr flexibel sind und ein kaputter Zahn ist nun wirklich kein Weltuntergang! Es gibt Schlimmeres! Statt mich zu ärgern, bin ich einfach nur froh, dass es «nur» ein Zahn ist, der etwas Ärger macht. Nicht mehr und nicht weniger!
Doch beinahe vergesse ich vor lauter Zahnarztbesuch über die schöne Stadt Husum zu berichten! Diese gefällt uns nämlich ausserordentlich gut! Was ich vor meinen Recherchen nicht wusste: Die Stadt ist der Geburtsort von Theodor Storm, dem berühmten Autor der Novelle «Der Schimmelreiter»!
Die Geschichte handelt von dem klugen Bauernsohn Hauke Haien, welcher sich besonders für Mathematik und die Kunst des Deichbaus interessiert. Sein grosser Traum, Deichgraf zu werden, geht schliesslich in Erfüllung. Er entwickelt einen Plan für den Bau eines neuen Deiches, der sicherer sein soll als die alten. Trotz Widerständen setzt er seinen Plan durch. Am Ende der Novelle kommt es zu einer katastrophalen Sturmflut. Durch die ungeheure Wucht der Natur brechen die alten Deiche. Hauke versucht verzweifelt, das Unheil abzuwenden und reitet auf seinem Schimmel durch die Fluten, doch er verliert dabei sein Leben.
Diese Geschichte ist natürlich fiktiv, doch sie ist stark von der nordfriesischen Landschaft, den Deichbauern und den Sagen, die in dieser Region spielten, inspiriert. In Husum ist man sichtlich stolz auf Theodor Storm. Ihm zu Ehren gibt es ein Museum, und auch Schauplätze seiner anderen Novellen sowie das Haus, indem Storm wohnte, wurden feinsäuberlich beschriftet.
Übrigens: Theodor Storms Gedicht «Die Stadt» bescherte Husum den Beinamen «graue Stadt am Meer». Doch wir empfinden diese Stadt alles andere als grau! Lebendig, bunt und fröhlich empfängt sie uns! An jeder Ecke gibt es frische Fischbrötchen, und natürlich fehlen auch die Souvenirshops mit allerlei nützlichen und unnützen Dingen nicht!
20. August 2024
Neue Etappe:
In Husum nehmen wir die B5 bis zur A23. Kurz vor Hamburg wechseln wir auf die A7, welcher wir folgen bis Egestorf, wo wir auf dem Stellplatz Aquadies einchecken.
Koordinaten Stellplatz Aquadies:
53.1986, 10.0542
Bevor wir weiterfahren, besuchen wir noch den Schlosspark. Es heisst, im Frühling erblüht die Wiese hier aus violetten Krokussen- ein Anblick, der bestimmt zauberhaft ist!
Wir geniessen eine kleine Runde durch den Park, während wir darauf warten, dass das Theodor Storm Museum um 11 Uhr öffnet- das ist nämlich unser eigentliches Ziel. Doch jetzt stehen wir vor dem Eingang und als ich die freundliche Dame am Schalter frage, ob wir schon etwas früher hineindürften, gewährt sie uns netterweise den Zugang. Wir sind sehr froh darüber, denn wir müssen unseren Stellplatz um 12 Uhr verlassen.
Im Museum erfahren wir viel Spannendes über den faszinierenden Schriftsteller Theodor Storm. Besonders beeindruckt mich die Ecke des Hauses, in der Storm den «Schimmelreiter» verfasste. Mit jedem Schritt durch das Haus habe ich das Gefühl, diesen bemerkenswerten Menschen besser kennenzulernen. Selbst sein Essgeschirr ist ausgestellt- man kann sich lebhaft vorstellen, wie die Familie Storm hier gelebt hat. Besonders spannend ist auch sein Aktenschrank, in dem die Mandatsakten aus seiner Zeit als Richter aufbewahrt sind.
Nach diesem inspirierenden Rundgang nehme ich mir fest vor, bald eines seiner Werke zu lesen, um noch mehr über diesen Menschen zu erfahren. Doch nun müssen wir uns beeilen, und schnell zurück zu unserem Wohnmobil laufen, denn es ist fast 12 Uhr! Schnell erledigen wir noch die Ver- und Entsorgung und machen uns dann zügig auf den Weg.
Längere Etappen sind wir zwar nicht mehr gewohnt, aber wegen meines lästigen Zahns wollen wir innerhalb einer vernünftigen Zeit in der Schweiz ankommen.
Unser erster Halt ist ein Stellplatz in Egestorf, kurz hinter Hamburg. Nach unserer Ankunft unternehmen wir einen kurzen Spaziergang. Es gibt hier einen Barfusspfad, doch der Eintrittspreis von gut Fr. 8.50.- erscheint uns etwas zu hoch, daher entscheiden wir uns, einen anderen Weg zu erkunden- barfuss laufen können wir auch da.
21. August 2024
Neue Etappe:
Bei Egestorf fahren wir auf die A7. Kurz vor Hannover wechseln wir auf die 352. Bei Langenhagen nehmen wir die A2 und folgen dieser bis Rehren. Dort nehmen wir die B83 bis Hameln, wo wir auf dem Stellplatz an der Ruthenstrasse 14 einchecken.
Koordinaten Stellplatz an der Ruthenstrasse 14:
52.0961, 9.3582
Nachdem wir gestern den Spuren des Schriftstellers Theodor Storm gefolgt sind, richten wir heute unseren Blick auf eine Legende. Wir befinden uns in Hameln, wo sich die Menschen seit Jahrhunderten die schaurige Geschichte des Rattenfängers erzählen! Wollen wir doch mal nachsehen, ob wir Hinweise auf diese berühmte Figur entdecken können!
Nach unserer Ankunft machen wir uns zügig auf den Weg Richtung Altstadt, und es dauert auch gar nicht lange, begegnen uns an den verschiedensten Stellen die grauen, damals wie heute gefürchteten Ratten. Doch so wie sie uns hier begegnen, wirken sie ganz putzig! Wir finden sie bronzen in den Boden eingelassen als Ersatz für Pflastersteine, auf Schaufenstern abgebildet und sogar auf Betonmauern gesprayt. Echte Ratten sehen wir allerdings keine- und das ist auch gut so!
Kennt ihr die Legende des Rattenfängers von Hameln? Ich hatte sie nicht mehr ganz im Kopf, doch jetzt bin ich wieder im Bilde:
Ein mysteriöser Fremder befreite 1284 die Stadt Hameln von einer Rattenplage, indem er auf seiner Flöte spielte. Die Ratten, magisch von den Klängen angezogen, folgten dem Flötenspieler durch die Strassen bis zur Weser, wo sie schliesslich ertranken. Als der König dem Rattenfänger den Lohn verweigerte, rächte sich dieser, indem er mit seiner Flöte die Kinder der Stadt weglockte. Sie verschwanden spurlos und wurden nie wieder gesehen.
Wir besuchen das Museum von Hameln, denn auch dort soll uns der Rattenfänger begegnen.
Neben spannenden Einblicken in die Geschichte der Stadt und natürlich über den Rattenfänger, gibt es derzeit eine Sonderausstellung rund um Playmobil- dementsprechend halten sich auf dieser Etage ganz viele Kinder auf und auch Erwachsene, die im Herzen Kinder geblieben sind.
Das «begehbare Rattenfängertheater» ist schon etwas in die Jahre gekommen und gibt ausgerechnet heute den Geist auf. Aber das macht nichts: nach diesem interessanten Museumsbesuch kommen wir nämlich in den Genuss eines Freiluft- Musicals: Jeden Mittwoch um 16.30 Uhr wird hinter dem Hochzeitshaus das etwa 45 Minuten dauernde Musical «Der Rattenfänger von Hameln» aufgeführt- und das sogar kostenlos! Wir setzen uns auf eine Sitzbank und geniessen die Darbietung sehr!
Im Anschluss essen wir etwas Kleines in der Stadt, damit ich heute nicht kochen muss. Und dann begegnet uns der Rattenfänger nochmals- diesmal als Stadtführer! Wir beobachten ihn eine Weile, wie er einer Gruppe von Menschen spannende Geschichten über Hameln erzählt, danach machen wir uns auf den Heimweg. Hameln hat uns begeistert!
22. August 2024
Neue Etappe:
Bei Hameln nehmen wir die B83 bis nach Kassel, wo wir auf die B254 wechseln. Auf dieser bleiben wir bis Alsfeld und checken auf dem Stellplatz Fulder Tor ein.
Koordinaten Stellplatz Fuldertor:
50.7484, 9.2790
Nach einer knapp 200 km langen Fahrt landen wir in Alsfeld. Alsfeld liegt im Vogelsbergkreis in Hessen. Der Stellplatz liegt ideal, da die malerische Stadt in nur fünf Minuten zu Fuss erreichbar ist.
Gleich nach unserer Ankunft laufen wir los und was wir vorfinden, übertrifft alle unsere Erwartungen! Zuerst passieren wir den Leonhardsturm, der einst als Gefängnis diente und der einzige erhaltene Turm der alten Stadtbefestigung aus dem Jahre 1386 ist. Und schon befinden wir uns mitten in der Altstadt und was soll ich sagen? Ein Fachwerkhaus ist schöner als das andere, sodass man gar nicht weiss, wo man als erstes hinschauen soll!
Was mir besonders gefällt, sind die Inschriften in den Fassaden, die sich teilweise wie Gebete lesen. Die Zeit scheint hier stillzustehen, und die ganze Stadt erinnert an eine Kulisse aus einem Märchen.
Am Marktplatz entdecken wir tatsächlich an einer Hausfassade einen Pranger- ein Halseisen, an dem Verurteilte öffentlich zur Schau gestellt wurden. Dort mussten sie nicht nur Züchtigung, sondern auch das Anspucken durch Vorbeigehende ertragen. Ich will es mir gar nicht vorstellen, darum laufen wir schnell weiter, doch immer wieder bleiben wir stehen, um die schmucken Details dieser Stadt zu bewundern. Beim Feierabendmarkt, welcher zwischen den hessischen Oster- und Herbstferien jeden Donnerstagabend stattfindet, geniessen wir bei geselliger Atmosphäre eine feine Currywurst, bevor wir zum Wohnmobil zurücklaufen.
23. August 2024
Neue Etappe:
Bei Alsfeld nehmen wir die A5 und bleiben auf dieser bis Lorsch. Dort checken wir auf dem Stellplatz Odenwaldallee ein.
Koordinaten Stellplatz Odenwaldallee:
49.6521, 8.5789
Wieder haben wir einen idealen Stellplatz gefunden, diesmal in Lorsch. Von hier aus wollen wir die ehemalige Klosteranlage erkunden, die nur knapp einen Kilometer entfernt liegt. Der Weg dorthin führt uns entlang der Odenwaldallee, von der aus wir schon den Klosterhügel erblicken können. Die Torhalle, auch Königshalle genannt, finden wir besonders beeindruckend: Dieses Bauwerk stammt aus der Zeit der karolingischen Renaissance und ist der letzte oberirdisch sichtbare Teil der karolingischen Klosteranlage. 1991 wurde es zusammen mit den übrigen baulichen und archäologischen Resten der mittelalterlichen Klosteranlage in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Lange Zeit nahm man an, die Halle sei im Jahre 774 erbaut worden, als Karl der Grosse siegreich aus Italien zurückkehrte. Doch dank Radiocarbonmessungen, die 2016 veröffentlicht wurden, konnte der Bau auf etwa die Zeit um 900 datiert werden.
Torhalle Kloster Lorsch
Für eine ausgiebige Klosterbesichtigung ist es uns heute schlichtweg zu heiss. Wir werfen einen kurzen Blick in den Eingangsbereich und sind uns schnell einig, dass es sinnvoller ist, den Kloster- Kräutergarten zu besuchen, da sich im Gebäude die Wärme staut. Der Kräutergarten ist zwar interessant, könnte jedoch mal wieder etwas Pflege vertragen. Auch hier verweilen wir nur kurz, denn die drückende Hitze macht uns zu schaffen. Stattdessen suchen wir das Eiscafé Dolomiti auf und geniessen dort ein wohlverdientes, köstliches Eis.