20. Juli 2024
Neue Etappe:
Bei Ålbæk folgen wir der 40 bis Grenen, wo wir auf dem Parkplatz beim Leuchtturm parken.
Koordinaten Parkplatz beim Leuchtturm:
57.7389, 10.6346
Zum heutigen Übernachtungsplatz müssen wir nur 22 km fahren und jetzt stehen wir endlich am «Nordkap von Dänemark»- einem Ort, auf den ich mich schon lange gefreut habe! Hier treffen die raue Nordsee und das friedliche Ostseewässerchen aufeinander! Du kannst also mit einem Fuss in der Nordsee und gleichzeitig mit dem anderen in der Ostsee stehen.
Das finde ich äusserst faszinierend! Offensichtlich denken das auch viele andere, denn hier wimmelt es nur so von Touristen! PKWs und Wohnmobile kommen und gehen. Traktoren mit Anhängern, die Sitzgelegenheiten für jeweils etwa 20 Personen bieten, bringen die Menschen ununterbrochen zu diesem besonderen Ort am Wasser. Wir jedoch nehmen den etwa 2 ½ km langen Weg zu Fuss, denn wir lieben es, durch den Sand zu laufen.
An diesem magischen Ort angekommen, stehen die Menschen in Reih und Glied im Wasser, jeder darauf bedacht, genau dort zu stehen, wo die Wellen von beiden Seiten aufeinandertreffen. Auch wir reihen uns ein und warten darauf, bis vorne wieder ein «Rutsch» geht. Doch als wir uns dort positionieren, wo wir glauben, dass es am beeindruckendsten ist, stellt sich heraus, dass drei Meter vor, hinter oder neben uns es möglicherweise besser gewesen wäre. Das perfekte Foto gelingt uns jedenfalls nicht. Wir beschliessen, abends nochmals hinzugehen, wenn weniger Menschen dort sind, in der Hoffnung, dieses Erlebnis dann besser geniessen zu können.
Denn ich will hier, am nördlichsten Punkt Dänemarks, dieses spezielle Bild, wo sich die beiden unterschiedlichen Meere begegnen, in Ruhe in mir aufnehmen. Wo sonst auf der Erde zeigt sich so deutlich, dass jede Welle einzigartig ist, aber alle Teil des gleichen grossen Ganzen sind?
Wir laufen wieder zurück, essen am Kiosk eine Kleinigkeit, schauen uns den Souvenirshop an und besuchen anschliessend den Leuchtturm (Skagen Fyr). Dieser Leuchtturm, welcher im Volksmund «Det Grå Fyr» (der graue Leuchtturm) genannt wird, wurde ab 1856 in dreijähriger Bauzeit errichtet. Mit einer Höhe von 46 m ist er der zweitgrösste Leuchtturm Dänemarks. Er ist für Besucher zu unterschiedlichen Besuchszeiten geöffnet. Innerhalb des Turms führt eine Treppe mit 210 Stufen zur obersten Turmplattform und zur Laterne des Leuchtturms.
Wieviel der Eintritt beträgt, haben wir noch nicht herausgefunden, denn auch vor diesem Billett- Automaten ist die Menschenschlange lang.
Abends geht’s also nochmals zu jener besonderen Stelle, an der die beiden Meere aufeinandertreffen. Diesmal schliessen wir uns der Truppe von Touristen an, die sich mit dem Traktor mit Anhänger dorthin chauffieren lassen. Nach diesem ereignisreichen Nachmittag sind wir nämlich etwas müde. Die Hin- und Rückfahrt kostet 35 Kronen pro Person, was etwa Fr. 4.50 entspricht.
Der «Sandormen» fährt uns durch die imposante Dünenlandschaft und als wir bei der besagten Stelle ankommen, bietet sich uns fast dasselbe Bild wie am Nachmittag. Wir hätten noch zwei Stunden warten sollen, um das Schauspiel der verschmelzenden Meere ganz für uns allein zu haben, doch dann hätten wir laufen müssen, denn der «Sandormen» macht um 19 Uhr Feierabend.
Aber macht ja nichts; es ist dennoch schön hier und ein paar Fotos können wir trotzdem noch machen.
Ich finde es hier einfach lustig: Wenn du dich am Strand entspannen möchtest, hast du die Wahl zwischen dem Ostseestrand und dem Nordseestrand. Sollte dicke Luft zwischen dir und deinem Partner herrschen, könnt ihr euch an unterschiedlichen Stränden abkühlen, bis die Stimmung wieder besser ist. Zum Glück ist das bei uns nicht der Fall, sodass wir uns gemeinsam noch eine Weile am Ostseestrand aufhalten, bis uns der «Sandormen» wieder nach Hause bringt.
Daheim angekommen, bewundern wir den feuerfarbenen Vollmond. So orange habe ich «La Luna» noch nie geseheh!
21. Juli 2024
Neue Etappe:
Bei Grenen fahren wir die 40 zurück Richtung Süden. Nach 17 km biegen wir rechts ab und fahren zur Råbjerg Mile (Wanderdüne), wo wir auf einem Parkplatz nahe der Düne parken.
Koordinaten Parkplatz bei der Düne:
57.6542, 10.4088
Als nächstes steht die Wanderdüne Råbjerg Mile auf dem Programm: Wieder haben wir einen idealen Platz zum Stehen und Übernachten gefunden- die Düne liegt uns beinahe zu Füssen. Also nichts wie los in die «dänische Sahara»!
Wanderdüne Råbjerg Mile
Schon bald befinden wir uns in einer beeindruckenden, von Sand umgebenen Landschaft! Wir wollen ein Stück laufen, möglichst die nahegelegene höchste Stelle erreichen, um uns einen Überblick über die restliche Landschaft zu verschaffen. Doch das Vorwärtskommen im Sand ist genauso anstrengend, wie in der «echten» Sahara! Auch an diesem Hotspot hat es sehr viele Touristen und für einen Moment sehne ich mich nach der Weite und Einsamkeit der «richtigen» Sahara.
Ich versuche vergeblich, die vielen Menschen auszublenden. Doch dann sehe ich die fröhlichen Kinder, die sich im grossen Sandkasten austoben. Ihre Freude ist so ansteckend, dass es mir plötzlich nichts mehr ausmacht, umgeben von so vielen Menschen zu sein.
Die Wanderdüne Råbjerg Mile ist ein beeindruckendes Naturphänomen: sie ist etwa 1000 x 1000 Meter gross, beinhaltet 3,5 Millionen Kubikmeter Sand und ist bis zu 40 Meter hoch. Sie bewegt sich jährlich 15 Meter nach Nordosten. In 100 bis 200 Jahren wird sie die Hauptverkehrsstrasse nach Skagen bedecken. Bäume und kleine Seen, die unter der Düne verschwinden, tauchen etwa 40 Jahre später wieder auf der anderen Seite auf. Die Düne hinterlässt feuchten Sand, der sich bis zum Skagerrak erstreckt. Das Sandtreiben führte früher zur Aufgabe von Häusern. Heute steht dieses Gebiet unter Naturschutz und gehört dem Staat.
Zurück im Wohnmobil essen wir was Kleines, danach geht es über die mit Heidekräuter überwachsene Dünenlandschaft in Richtung Strand. Dieser Weg ist sehr schön.
Beim Nordsee- Strand Kandestederne angekommen, staunen wir, dass man mit den PKWs auf den Sandstrand fahren darf. Viele Menschen verbringen hier den Sonntag. Da und dort können wir kleine Kunstwerke aus Sand bestaunen. Wir haben gehofft, hier Seehunde anzutreffen, doch vermutlich ist es ihnen hier zu unruhig. Sie einmal zu sehen, wäre grandios! Darüber würden wir uns freuen!
Was uns an diesem Strand weniger gefällt, sind die zahlreichen, teilweise halb im Sand versunkenen Bunker aus dem 2. Weltkrieg, die als Denkmal an die Zeit der Besetzung von 1940 bis 1945 stehen. Scheussliche Dinger!
Wir laufen ein paar Schritte entlang des Strandes, danach machen wir uns wieder auf den Rückweg!
Übrigens: In Skagen, wo wir uns gerade befinden, soll das Licht ganz besonders sein- noch spezieller als in anderen Teilen Dänemarks! Man spricht vom «Skagen- Licht», das einst viele Künstler «an das Ende der Welt» lockte. Aus einem Bericht auf dem Internet, welcher aus dem Buch: «Lesereise Dänemark. Von Wikingern und Brückenbauern» stammt, erfahre ich, dass dieses Licht alles ringsum klarer und die Farben strahlender wirken lässt. Es ist der Sand, der hier ins Spiel kommt, denn die Milliarden von feinsten Sandkörnern in den Dünen und an den Stränden wirken wie reflektierende Prismen, die ein starkes, weisses Licht erzeugen, in dem die Schatten nahezu verschwinden. Aber auch das umgebende Meer mit seinen glitzernden Wellen trägt dazu bei.
22. Juli 2024
Neue Etappe:
Bei der Råbjerg Mile fahren wir zurück auf die 40. Vor Ålbæk nehmen wir die 597. Kurz vor Tversted biegen wir rechts ab und parken im Wald.
Parkplatz im Wald:
57.5965, 10.2295
Erst gilt es, in Ålbæk die Ver- und Entsorgung zu erledigen. Danach geht es wieder ab in den Wald!
Wir laufen gleich los! Vielleicht finden wir ja wieder ein paar Pilze und wir haben ausserdem vor, bis zum Strand zu gehen, um nachzusehen, ob wir vielleicht diesmal Seehunde antreffen. Allerdings hat es letzte Nacht fast ununterbrochen geregnet, sodass die Waldwege voller Pfützen sind.
Da der Wald so dicht bewachsen ist, müssen wir auf dem Waldweg bleiben und mit jedem Schritt, füllen sich meine Turnschuhe mehr mit Wasser! Jörg hat es da etwas einfacher, da er vorsorglich seine Wanderschuhe angezogen hat!
Leider sehen wir auch diesmal keine Seehunde, dafür pflücken wir auf dem Heimweg ein paar Pfifferlinge.
Beim Wohnmobil angekommen, zieht Jörg erneut los, da ihn das «Pfifferlingsvirus» voll erwischt hat! Tatsächlich bringt er so viele Pilze mit, dass ich die Bratkartoffeln, die ich für das Abendessen zusammen mit Fleisch und Gemüse zubereiten wollte, mit frisch angebratenen Pfifferlingen verfeinern kann.
23. Juli 2024
Wir streifen stundenlang durch das Gehölz, auf der Suche nach dem Gold des Waldes, den Pfifferlingen. Wir finden sie nicht mehr in dem Ausmass, wie wir sie noch vor ein paar Tagen gefunden haben, aber es kommen schliesslich doch so viele zusammen, dass wir dreimal davon essen können, was bedeutet, dass ich einen Teil davon einfrieren werde.
24. Juli 2024
Neue Etappe:
Vom Waldparkplatz bei Tversted fahren wir zurück auf die 597 und kurz vor Hirtshals auf die E39 bis ins Zentrum.
Dort checken wir auf einem Stellplatz in der Nähe des Fährhafens ein.
Koordinaten Stellplatz in der Nähe des Fährhafens:
57.5914, 9.9630
Der asphaltierte Parkplatz, wo wir heute stehen, ist ganz in Ordnung, um sich Hirtshals anzusehen. Das tun wir auch sogleich nach unserer Ankunft. Wir laufen direkt zum Leuchtturm. Schön sieht er aus! Ein richtiger Bilderbuchleuchtturm!
Vom ersten Leuchtturmwärter weiss man zu berichten, dass er sich nur 19 Tage nach Inbetriebnahme des Leuchtfeuers (1863) erhängt haben soll. Die Menschen gaben die Schuld dem «grausamen Peter», einer Art menschlichem «Raubvogel», der sich seinerzeit hier in der Gegend, sehr zur Verärgerung der örtlichen Fischer, als Wilderer einen Namen gemacht haben soll.
In einem der angrenzenden Häuser gibt es eine äusserst spannende Ausstellung über die verschiedenen Gesteinsarten, die an der Küste gefunden werden.
Wir laufen über den Küstenweg zurück zum Central Platz, wo wir auf einer Sitzbank ein leckeres Eis geniessen.
25. Juli 2024
Ein weiterer gemütlichen Tag in Hirtshals erwartet uns, und abends gibt es eine besondere Überraschung: ein Musikfestival ganz nach unserem Geschmack! So tauchen auch wir in die Menge ein und lassen uns von der Musik und der guten Stimmung mitreissen.
26. Juli 2024
Neue Etappe:
Bei Hirtshals folgen wir der 55 bis Grønhøj, wo wir beim Strand Camping einchecken.
Koordinaten Strand Camping Grønhøj:
57.3209, 9.6763
Ein bisschen schmunzeln muss ich schon; da fragt uns der Campingbesitzer beim Einchecken nach dem Alter und prompt gibt’s für Jörg eine Seniorenermässigung! Also das müssen wir uns erst auf der Zunge vergehen lassen- Seniorenermässigung! Auch wenn Jörg noch nicht allzu lange zum Ü60- Club gehört, zählst er hier tatsächlich zu den Senioren! Jörg fühlt sich schlagartig alt und ich breche in schallendes Gelächter aus. Natürlich kann ich es nicht lassen, ihn gebührend zu necken! Der absolute Gipfel ist dann, als Jörg auf der Abrechnung liest: ein Erwachsener, ein Senior. Das schmerzt ihn dann schon und es stellt sich unweigerlich die Frage, ob Senioren denn nicht auch zu den Erwachsenen zählen.
Aber schnell ist diese Episode vergessen, denn wir müssen uns jetzt ein schönes Plätzchen suchen. Danach wartet der wahre Grund unseres Aufenthalts: Wir müssen dem riesigen Wäscheberg Herr werden, der uns hierhergetrieben hat.
Danach laufen wir die 700 m zum Strand- man könnte hier endlose Strandspaziergänge unternehmen. Auch bei diesem Strand handelt es sich um einen sogenannten Autostrand, bei dem es erlaubt ist, mit dem Auto entlang der Küste zu fahren oder dort kostenlos zu parken. Das Übernachten ist jedoch nicht gestattet. Die Meinungen über Autostrände sind geteilt: Während Menschen mit Handicap oder Familien, die viele Strandutensilien mitbringen müssen, diese Möglichkeit begrüssen, sind Naturschützer besorgt über den Reifenabrieb und andere Umweltauswirkungen, die dem Naturraum schaden könnten.
Seehunde bekommen wir auch diesmal nicht zu Gesicht. Wir hoffen, euch beim nächsten Reisebericht ein paar Fotos von diesen faszinierenden Tieren zeigen zu können.