15. November 2024
Wir sind noch immer auf dem Stellplatz in Berdorf. Das Müllerthal gefällt uns einfach, auch wenn wir uns gerade vorwiegend im Wohnmobil aufhalten, obwohl es noch so viele Wanderwege zu erkunden gäbe. Aber genau das brauchen wir gerade: einfach wieder mal im Wohnmobil werkeln, einfach wieder einmal unseren Hobbys nachgehen. Gleichzeitig sollten wir langsam, aber sicher unsere nächste Reise planen oder zumindest überlegen, wo wir die Wintermonate verbringen möchten. Tatsächlich kristallisiert sich allmählich ein Land heraus. Doch spruchreif ist es noch lange nicht; manchmal ändern sich unsere Pläne plötzlich wieder.
16. November 202
Neue Etappe:
Von Berdorf fahren wir etwa 24 km auf Nebenstrassen nach Mertert.
Koordinaten Stellplatz Mertert:
49.7096, 6.488
Na ja, der heutige Stellplatz schafft es definitiv nicht unter die Top 100! Er liegt direkt an einer Tankstelle und wenn man im Wert von 50 Euro Diesel bezieht oder im Shop einkauft, steht man gratis da.
Wir haben diesen Platz aber in erster Linie aus praktischen Gründen gewählt. Hier haben wir nämlich die Möglichkeit, unseren riesigen Wäscheberg aufzuwaschen. Das wird uns heute eine Weile beschäftigen, und gleichzeitig nutzen wir die Gelegenheit, unser Wohnmobil etwas auf Vordermann zu bringen, denn auch das ist längst überfällig!
17. November 2024
Neue Etappe:
Bei Mertert fahren wir zurück nach Grevenmacher, wo wir die Grenze zu Deutschland überqueren. Auf der L136 fahren wir bis nach Tawern, wo wir auf die B51 treffen, welcher wir bis Saarburg folgen. Auf dem Reisemobilpark Saarburg checken wir ein.
Koordinaten Reisemobilpark Saarburg:
49.6013, 6.5544
Wir sind wieder in Deutschland- in Rheinland-Pfalz- und diesmal in Saarburg. Dieser Ort ist bekannt für exzellenten Wein- den Riesling. Die Schieferböden und das kühle Klima verleihen den Weinen ihre aussergewöhnliche Qualität.
Der Stellplatz, auf dem wir uns befinden, gehört übrigens auch einem Winzer.
Aber jetzt zieht es uns in die Stadt, denn dort soll es mitten im Zentrum einen Wasserfall geben- das finden wir sehr speziell!
Und tatsächlich! Wir stehen jetzt direkt davor! Das Wasser des Leukbachs rauscht lautstark über mehrere Felskaskaden hinab. Unten treiben die Wassermassen noch die Mühlräder der Hackenberger Mühle an, danach plätschert der Bach wieder ruhig vor sich hin. Ein wahrlich imposantes Schauspiel!
Anschliessend laufen wir noch zur Burg, die wir schon von Weitem gesehen haben. Oben angekommen, steigen wir auch auf den Turm und geniessen die herrliche Aussicht auf die Stadt.
Burganlage Saarburg
18. November 2024
Der Himmel weint- ausgerechnet an Jörgs Geburtstag! Dann machen wir es uns eben im Womo gemütlich und gehen dann abends in der Stadt was Feines essen!
Jetzt ist es Abend und immer noch schüttet es aus vollen Kübeln, so dass wir nicht im Geringsten Lust verspüren, in die Stadt zu laufen. Also verschieben wir Jörgs Geburtstagsessen. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Wir werden die erstbeste Gelegenheit nutzen und das Essen nachholen.
19. November 2024
Neue Etappe:
Bei Saarburg folgen wir der B51 bis Merzig, wo wir auf dem Stellplatz gegenüber eines Thermalbades einchecken.
Koordinaten Stellplatz bei Merzig:
49.4458, 6.6254
Nach knapp 30 km erreichen wir Merzig. An sich wäre der Stellplatz nicht schlecht, doch es regnet immer noch heftig und bei Regen ist es nirgends so richtig schön. Jedenfalls gefällt es mir gerade nicht wirklich. Zudem ruckelt der Wind an unserem Wohnmobil, so dass es trotz Abstützvorrichtung wackelt. Jörg hat draussen gerade die Winterabdeckung beim Kühlschrank-Lüftungsgitter montiert, damit der Kühlschrank trotz Kälte und Sturm die gewünschte Leistung erbringen kann.
20. November 2024
So. Endlich wieder blauer Himmel und Sonnenschein! Endlich können wir wieder etwas unternehmen, ohne mit klatschnassen Kleidern zurückzukommen. Wie freundlich die Welt mit ein bisschen Sonnenschein gleich aussieht! Wir verspüren grosse Lust, den Wolfspark bei Merzig zu besuchen. Es ist wunderbar, dass dort zwei Parkplätze für Wohnmobile vorgesehen sind. Also fahren wir hin.
Der Park gefällt uns, und wir haben tatsächlich Wölfe gesehen- wenn auch wenige. Das liegt wohl daran, dass einer der Angestellten mit einem Laubbläser den Waldweg vom Laub befreit hat. Das hat einen Höllenlärm verursacht. Ehrlich gesagt, finde ich es mehr als fragwürdig, in einem Wald den Weg mit einem Laubbläser freizuräumen. So ein Gerät hat dort doch nichts verloren! Das erledigt die Natur von selbst! Aber das ist die einzige Kritik. Die Wölfe scheinen sich sonst sehr wohl zu fühlen.
Weil der Tag noch jung ist und das Wetter hält, was es verspricht, beschliessen wir, auch den Merziger Tierpark zu besuchen. Wie bereits im Wolfsgehege, ist auch hier der Eintritt frei. Der Tierpark erinnert an einen liebevoll gestalteten Bauernhof: Schafe, Ziegen, ein Lama und Gänse trifft man hier wie auch eine Vogel-Voliere mit Wellen- und Nymphensittichen. Ein Spaziergang hierhin eignet sich hervorragend für Familien mit kleinen Kindern. Die Tiere dürfen sogar gefüttert werden- das Futter kann kostenlos oder gegen eine Spende aus einem Automaten bezogen werden.
Am Abend holen wir Jörgs Geburtstagsessen nach. Nur 500 m vom Stellplatz entfernt, befindet sich eine Brauerei mit angeschlossenem Restaurant. Unsere Wahl hätte nicht besser sein können, denn das Essen schmeckt uns vorzüglich!
21. November 2024
Neue Etappe:
Bei Merzig nehmen wir die A8/620 bis Völklingen. Wir parken auf dem Parkplatz des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.
Koordinaten Parkplatz des Weltkulturerbes Völklinger Hütte:
49.2470, 6.8454
Oh je! Wie sieht es denn hier aus! Dieser Parkplatz in Völklingen ist wirklich überhaupt nicht nach meinem Geschmack! Wohin du auch schaust- alte Fabrikgebäude, rostig, grau und scheusslich! Aber diese Stahlindustrieanlage, die Völklinger Hütte, gehört tatsächlich seit 1994 zum Unesco-Weltkulturerbe, und ein Besuch soll sich allemal lohnen! Mit diesen Worten versuchte Jörg jedenfalls, mir diesen Platz schmackhaft zu machen und da ich keine Alternative aus dem Ärmel schütteln konnte, stehen wir jetzt hier. Immerhin ist der Platz kostenfrei. Nur Strom und Wasser kosten extra.
Die Völklinger Hütte ist das weltweit einzige vollständig erhaltene Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung. Jörg möchte es sich gerne ansehen, zumindest von aussen. Den Eintritt von 17 Euro sparen wir uns- das ist es uns dann doch nicht wert.
Weil wir auf diesem Platz ausgesprochen gutes WLAN haben, machen wir es uns erst gemütlich und schauen uns bei einer heissen Tasse Tee eine Dokumentation über die Völklinger Hütte an. Gut informiert, machen wir uns danach auf den Weg. Na ja, eindrücklich ist diese Eisenwerk-Geschichte schon, aber das ist auch schon alles.
Der Stadt selbst können wir ebenfalls nicht viel abgewinnen. Interessant finden wir jedoch, dass die katholische Pfarrkirche St. Eligius geweiht ist, und das ist kein Zufall, wie ich erfahre: St. Eligius war Goldschmied und ist der Schutzpatron aller Schmiede und Metallarbeiter- eine Berufsgruppe, die in dieser Region früher zahlreich vertreten war.
Doch abends, wir sitzen gerade vor unseren PCs, staunen wir plötzlich, als wir kurz den Blick heben und nach draussen schauen: nun erstrahlt das Eisenwerk nämlich in rotem Licht! Ich weiss gar nicht, wie ich dieses Bild beschreiben soll- obwohl dieses Fabrikgebäude schon so einige Jährchen auf dem Buckel hat, wirkt es in diesem Licht irgendwie futuristisch.
22. November 2024
Neue Etappe:
Bei Völklingen folgen wir der Hauptstrasse bis nach Carling, wo wir die Grenze zu Frankreich überqueren. Danach nehmen wir die N33/D910 und folgen dieser bis Faulquemont, wo wir auf die D20 wechseln. Bei Morhange nehmen wir die D674 bis Chateau-Salins. Danach fahren wir über die Nebenstrasse D155P bis nach Vic-sur-Seille, wo wir auf dem Stellplatz einchecken.
Koordinaten Stellplatz Vic-sur-Seille:
48.7785, 6.5275
Weltkulturerbe hin oder her- in Völklingen gefällt es mir überhaupt nicht! Und das liegt weiss Gott nicht am grauen, trüben Wetter! Es ist dieses dominierende, surreal wirkende Eisenwerk, das so viel Raum einnimmt, dass es die gesamte Szenerie bestimmt! Wahrlich keine schöne Kulisse! Auch sonst entdecke ich in dieser Stadt keine Ecke, die ich als lieblich oder einladend bezeichnen könnte. Jörg geht es da ähnlich. Vielleicht hätte er es hier noch einen Tag länger ausgehalten, doch wir halten uns an unsere Regel: Wenn es einem von uns beiden nicht mehr gefällt, fahren wir weiter. Mit dieser Abmachung sind wir immer gut gefahren. Also kaufen wir noch das Nötigste ein und dann nichts wie weg! Auf dem Weg zu unserem nächsten Stellplatz sehen wir erste Schneeflocken durch die Luft wirbeln. Wir fahren insgesamt 71 km und kommen dann in Vic-sur-Seille an, und wie der Name schon verrät, befinden wir uns wieder in Frankreich. Morgen werden wir dann den Ort erkunden.
23. November 2024
Wären wir nicht so neugierig darauf, was Vic-sur-Seille zu bieten hat, würden wir es uns wohl im warmen Wohnmobil gemütlich machen, denn draussen ist es bitterkalt. Doch die Neugier gewinnt, und so machen wir uns auf den Weg ins Örtchen.
Die Geschichte von Vic-sur-Seille ist stark vom Salz geprägt, was diesem Ort zu Wohlstand und Reichtum verhalf. Dass der Salzabbau auch negative Auswirkungen hatte, zeigt sich in der Kirche Saint-Marien. Schon beim Betreten des Gebäudes fällt uns auf, dass nicht alle Wände exakt rechtwinklig stehen. Auch ein Riss ist sichtbar. Dies rührt daher, dass für die Salzgewinnung Tongefässe benötigt wurden. Die Kirche wurde auf genau diesem Trümmergrund errichtet, was ihre Instabilität zur Folge hatte und mehrere Renovierungen notwendig machte.
Auch das Portal des ehemaligen Schlosses ist sehenswert. Früher verfügte es sogar über eine Zugbrücke.
Überhaupt gibt es in diesem Ort einige interessante Details an oder vor den Gebäuden. Eines davon sind die Prellsteine, die dazu dienten, die Häuser vor den Wagenrädern zu schützen.
Viel mehr gibt der Ort nicht her, darum gehts jetzt zurück in die Wärme unseres Wohnmobils.
24. November 2024
Neue Etappe:
Bei Vic-sur-Seille nehmen wir die D914 und folgen dieser bis Lunéville. In Lunéville wechseln wir auf die N59 und folgen ihr bis nach Saint-Dié-des-Vosges, wo wir danach der D415 Richtung Colmar folgen. Bei Plainfaing biegen wir zum Stellplatz ab und checken dort ein.
Koordinaten Stellplatz bei Plainfaing:
48.1716, 7.0128
Wir haben uns für einen Stellplatz entschieden, von dem wir hofften, weniger dem Wind ausgesetzt zu sein. Unsere Wahl fiel auf den Stellplatz bei Plainfaing, und wir haben Glück: unter der Hügelkette der Vogesen stehen wir deutlich windgeschützter als in Vic-sur-Seille. Dort hat uns der Wind letzte Nacht regelrecht durchgeschüttelt, und dementsprechend schlecht haben wir geschlafen. Und heute morgen trauten wir unseren Augen kaum: Waren die Bäume um uns herum gestern noch voller Laub, standen sie heute morgen tatsächlich alle kahl da.
Wie in anderen Vogesentälern auch, hielt auch in Plainfaing ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Textilindustrie Einzug. Im Jahr 1970 ging mit der Schliessung aller Textilbetriebe eine lange Ära zu Ende, was eine hohe Arbeitslosigkeit und Abwanderung zur Folge hatte.
25. November 2024
Neue Etappe:
Bei Plainfaing folgen wir der D415 über den Bonhomme bis Kaysersberg, wo wir auf einem Parkplatz für Wohnmobile einchecken.
Koordinaten Parkplatz für Wohnmobile, Kaysersberg:
48.1362, 7.2619
Der Wind hat offenbar die Richtung geändert- letzte Nacht wackelte unsere Kutsche erneut. Naja, so ist es eben. Wir setzen unsere Fahrt fort, diesmal über den Col du Bonhomme, eine äusserst schöne Strecke entlang des kleinen Flusses La Béhine. Anfangs des 20. Jahrhunderts versorgte dieser Fluss etwa zehn Fabriken mit Wasser.
Und schon befinden wir uns in Kaysersberg, einem Ort, den wir auf dem Hinweg nicht besuchen konnten, da unsere Batterien dringend aufgeladen werden mussten, was an diesem Ort nicht möglich war. Jetzt sind sie jedoch vollgeladen, sodass einem zweitägigen Aufenthalt nichts mehr im Wege steht.
Wir sind schon sehr gespannt, was uns hier erwartet! Also essen wir noch husch eine Kleinigkeit und machen uns dann auf in den Ort! Kaysersberg ist übrigens der Geburtsort von Albert Schweitzer! Mal sehen, ob wir hier Spuren des späteren Forschers, Arzt und Philosophen entdecken können.
Uns gefällt der Ort auf Anhieb- auch wenn er nicht autofrei ist. Überall gibt es viele wunderschöne Details zu bestaunen- Fachwerkhäuser mit reich verzierten Fassaden, die- passend zur Jahreszeit- im weihnachtlichem Glanz erstrahlen.
Ja und natürlich gibt’s such viele Souvenirläden und in einige schauen wir rein.
Auch der Heiligkreuzkirche statten wir einen Besuch ab. Sie ist wirklich beeindruckend- nicht zuletzt wegen ihrer Ausstattung, denn das Kreuz mit der Christusfigur im Mittelgang ist aussergewöhnlich gross und ein wahrer Blickfang.
Die Burg, die schützend über dem Ort thront, steht ebenfalls auf unserer Liste und der Weg dorthin ist nur ein Katzensprung.
Die Anlage geht auf das 13. Jahrhundert zurück und wurde bis ins 16. Jahrhundert erweitert. Nach dem Dreissigjährigen Krieg wurde sie zerstört. Heute sind nur noch der Bergfried und Teile der Ringmauer erhalten.
Bei der Burg angekommen, steigen wir die Wendeltreppe hoch und werden oben auf der Plattform mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Jörg und ich sind uns einig: Kaysersberg gehört auf unserer Favoritenliste der schönsten Elsässischen Orte direkt hinter Eguisheim und Ribeauvillé!
Dies ist der letzte Blogbeitrag für dieses Jahr, da wir uns wieder Richtung Schweiz aufmachen, einige Termine wahrnehmen und möglicherweise zwischendurch einen Abstecher ins nahe Deutschland machen. Anfangs Januar geht es dann erneut in den Süden- und heute lüften wir das Geheimnis: Es geht nach Tunesien! Wir freuen uns schon sehr darauf und sind sicher, dass es wieder viel zu berichten geben wird! Bis dahin: Machts gut!
Sabine und Jörg