13. Januar 2025
Neue Etappe:
Von La Marsa fahren wir via Tunis auf die A1 Richtung Süden bis Turki, wo wir der R27 folgen bis Nabeul. Beim Camping Les Jasmins checken wir ein.
Koordinaten Camping Les Jasmins, Nabeul:
36.4430, 10.7148
Es hat letzte Nacht viel geregnet, und dementsprechend nass sind die Strassen. Teilweise kann das Wasser gar nicht abfliessen und so sieht unser Wohnmobil innerhalb kürzester Zeit nicht mehr besonders schön aus! Aber das macht nichts- jetzt passen wir hierhin- alle anderen Verkehrsteilnehmer sehen nämlich überhaupt nicht besser aus. Die vielen schmutzigen Autos sind uns bereits bei der Ankunft aufgefallen.
Uns hat es jetzt nach Nabeul auf den Camping Les Jasmins verschlagen- hier haben wir freundlicherweise eine Reservierungsbestätigung erhalten, weshalb wir diesen Campingplatz gerne berücksichtigen.
Auf der Fahrt fiel Jörg auf, dass uns seit geraumer Zeit immer derselbe PW- Fahrer dicht auf den Versen ist. Selbst bei langsamer Fahrt bleibt er wie ein Magnet an uns kleben und fährt bei der erstbesten Gelegenheit auf unsere Höhe, um uns zu signalisieren, das Fenster zu öffnen. Zu unserem Erstaunen begrüsst er uns mit unseren Vornamen! In perfektem Deutsch erklärt er uns, dass er auf der Fahrt unseren Blog gelesen hat- wir seien ja gross angeschrieben! Oh je, genau so etwas wollen wir natürlich nicht: dass jemand während des Fahrens unseren Blog liest! Auch ohne Ablenkung erfordert der Verkehr hier höchste Konzentration! Von allen Seiten drängeln sich die Verkehrsteilnehmer auf die Strasse und wenn Fussgänger die Strasse überqueren wollen, laufen sie so nah an unserem Wohnmobil vorbei, dass uns angst und bange wird. Wie man dabei noch im Netz surfen kann, ist uns schleierhaft! Aber sei es drum, nett ist er, unser neuer Fan! Er lädt uns sofort auf einen Tee ein, doch wir winken ab- wir wollen raus aus diesem Gewusel und so schnell wie möglich den anvisierten Campingplatz erreichen. Wir wissen zwar, dass es sich nicht gehört, eine Einladung abzulehnen, aber irgendwie passt es gerade einfach nicht. Unser Fan lässt es sich jedoch nicht nehmen, uns kostenlos bis zu unserem Ziel zu lotsen- einfach so! Wie schön ist das denn!
Die Zufahrt beim Campingplatz ist sehr eng- durch den Torbogen passen wir gerade noch, doch die Strasse ist holprig und links und rechts touchieren wir Äste von Olivenbäumen. Für tunesische Verhältnisse ist er mit umgerechnet rund Sfr. 10 pro Tag nicht gerade günstig, doch irgendwie hat dieser Platz Charme, denn neben Olivenbäumen gibt es noch diverse andere exotische Pflanzen und die Angestellten sind äusserst hilfsbereit. Schade ist, dass die Stromsäulen nicht die gewünschte Leistung bringen, wie wir uns erhofft haben, denn Strom hätten wir dringend benötigt, da wir schon länger keinen Landstrom mehr beziehen konnten. Würde sich wenigstens die Sonne zeigen, könnten sich unsere Batterien erholen, doch die lässt uns diesmal gänzlich im Stich.
Gleich nach der Ankunft koche ich uns eine Kleinigkeit- doch am Abend werden wir uns dann in einem der Restaurants verwöhnen lassen.
Am späten Nachmittag laufen wir los Richtung Medina. Nach knapp einer halben Stunde Fussmarsch sind wir dort, doch zu unserem Erstaunen sind wir zu spät dran- die Verkäufer schliessen bereits einer nach dem anderen ihre Läden. Doch ein besonders geschäftstüchtiger Tunesier winkt uns zu sich in seinen Laden und es wird ziemlich schwierig, ihn in seinem Redefluss zu unterbrechen. Genau genommen gelingt es uns zunächst gar nicht. So zeigt er uns Duftlampen in diversen Farben und möchte wissen, welche mir am besten gefällt. Ich zeige auf eine braun-weiss- marmorierte Lampe, und- wie zu erwarten- nimmt er sie mit, in der festen Überzeugung, dass ich sie kaufen werde. Doch dann falle ich ihm ins Wort und stelle klar, dass ich keine Lampe möchte. Doch das «Rösslispiel» geht von vorne los, diesmal mit Teppichen, Tischtücher und so weiter. Und ja, er hat es geschafft: Wir verlassen den Laden mit einem weissen Schal mit Silberstreifen. Schön ist er ja, doch in Zukunft müssen wir rigoroser Vorgehen, soviel steht fest! Trotzdem freue ich mich über mein neues Accessoire!
Inzwischen ist es dunkel geworden. Wir laufen zum Italiener und dort esse ich- zwar überhaupt nicht typisch italienisch- die beste Moussaka meines Lebens und auch Jörg schwärmt von seinem Piccata Milanese mit feinen Tomatenspaghetti.
14. Januar 2024
Erneut machen wir uns auf den Weg Richtung Medina- dick eingepackt in unsere Winterjacken, denn es sind nur 13 Grad Celsius, die sich wie 6 Grad anfühlen. Zudem regnet es und wie näher wir der Medina kommen, desto weniger ist uns danach, durch die Gassen zu schlendern, denn wir schlottern wie die Schlosshunde.
Da ich mir einen neuen Haarschnitt wünsche, beschliessen wir, einen Friseur aufzusuchen. In einem Hinterhof finden wir einen und durchnässt treten wir ein. Schon wird an meinen Haaren geschnippelt und es es ist eine wahre Freude, dem Friseur zuzusehen, wie er gekonnt mit Schere und Kamm jongliert. Gleichzeitig können wir uns wieder etwas aufwärmen.
Ab und zu wirft der Friseur einen Blick auf Jörg, um sicherzugehen, dass er mit seiner Arbeit zufrieden ist – und das ist er! Ich auch! Der Friseut scheint glücklich zu sein, dass trotz des schlechten Wetters doch noch jemand in seinem Laden vorbeigeschaut hat- wer weiss, vielleicht sind wir seine einzigen Kunden heute.
Mit einem neuen Haarschnitt, für den ich umgerechnet nur etwa Sfr. 12 bezahlt habe, verlassen wir den Salon. Und siehe da: es hat aufgehört zu regnen! Weiter gehts zu einem Keramikladen, weil ich mir aus Nabeul unbedingt eine Früchteschale kaufen will- schliesslich ist diese Stadt die Hauptstadt der tunesischen Keramik!
Nur wenige Minuten später verlassen wir den Laden mit einer wunderschönen Früchteschale. Ich habe dafür 18 DT bezahlt, also gut Srf. 5.-.
Schalen mit filigraneren Mustern können jedoch leicht das Zehnfache kosten, was genaugenommen immer noch günstig ist, wenn man bedenkt, wieviel Arbeit dahintersteckt.
Nabeul ist übrigens nicht nur für seine Keramik, sondern auch für Geranienwasser bekannt. Gestern war mir noch nicht klar, um welche Flüssigkeit es sich in den Behältern handelte, die Frauen am Strassenrand verkauften. Doch nachdem ich etwas recherchiert habe, muss es sich um Geranienwasser gehandelt haben. Es wird verwendet, um Gerichten einen besonderen Geschmack zu verleihen. Zudem soll es hervorragend für die Hautpflege geeignet sein, da es entzündungshemmende und beruhigende Eigenschaften besitzt.
15. Januar 2025
Das Wetter ist heute besser, und mit den wärmenden Sonnenstrahlen erwachen auch unsere Lebensgeister. Ein regelrechter Motivationsschub erfasst uns: ich schneide Jörg die Haare, und anschliessend widmen wir uns der gründlichen Reinigung einiger Ecken im Wohnmobil, die bei der wöchentlichen Pflege etwas stiefmütterlich behandelt werden. Auch der Staubsauger kommt zum Einsatz. Danach brechen wir zu einem Strandspaziergang auf und entdecken unterwegs erneut Überreste aus der Römerzeit.
Was die Sauberkeit in Tunesien betrifft, haben wir wohl etwas zu früh gelobt, denn der Strand ist mit einer erschreckenden Menge an Müll übersät- das ist ein Anblick, der uns im Herzen schmerzt.
16. Januar 2025
Neue Etappe:
Von Nabeul folgen wir der C28 Richtung Süden und nehmen bei Hammamet die A1/N1 bis Hammam Sousse.
Auf einem idealen und bis auf die sanitären Anlagen gepflegter Stellplatz checken wir ein. Die Nacht kostet 15 DT, also etwa SFr. 4.25.- Der Platz bietet Parkmöglichkeiten für 50 Wohnmobile.
Koordinaten Stellplatz in Hammam Sousse:
35.8941, 10.5951
Der heutige Tag beginnt nicht ganz nach unseren Vorstellungen. Ich stelle nach dem Aufstehen fest, dass kein Wasser aus dem Wasserhahn kommt. Mist! Wahrscheinlich ist die Wasserpumpe defekt!
Und tatsächlich, genau das ist der Fall! Jörg kümmert sich sofort um das Problem und ich assistiere ihm mit Taschenlampe, Schraubenzieher und Pflaster. Ja, Pflaster! Dieses Ding sitzt so ungünstig zwischen Gasleitung, Kabel und Schläuchen, dass es fast unmöglich ist, sie ohne eine Schramme herauszubekommen. Doch am Ende klappt es, und das Allerbeste ist: Jörg hatte den richtigen Riecher und wollte sich vor unserer Abreise unbedingt eine Ersatz- Wasserpumpe besorgen – für den Fall der Fälle! Und genau diese kommt jetzt zum Einsatz, denn die alte Pumpe hat ja bereits 10 Jahre auf dem Buckel. Deshalb verschwenden wir keine Zeit mit der Fehlersuche und setzen gleich die neue ein. Und tataaaa! Alles funktioniert wieder perfekt!
Etwas später als geplant, brechen wir schlussendlich auf – diesmal geht es nach Hammam Sousse.
Wir stehen jetzt auf einem Parkplatz beim Hannibal Park, einem Freizeitpark. Für heute schauen wir uns nur noch den Yachthafen an, dieser ist sehr touristisch, aber dennoch schön.
17. Januar 2025
Sousse steht auf dem Programm! Besonders sehenswert soll die Stadtmauer mit der Medina sein. Für diesen kleinen Ausflug nehmen wir erneut ein Taxi, da wir das Radfahren hier als zu gefährlich empfinden- die Einheimischen fahren hier wie die Henker!
Wir sind kaum angekommen, werden wir bereits von einem Tunesier angesprochen. Ob wir ihn denn nicht wiedererkennen? fragt er. Der Taxifahrer hat ihm per Telefon verraten, wo wir zugestiegen sind. Die Masche besteht darin, dass man dem Mann Geld leiht, das er am nächsten Tag ins Hotel zurückbringen will, da er angeblich dort arbeitet- was natürlich nie passiert. Aber wir fallen nicht auf diesen Trick herein und wimmeln ihn sofort ab. Leider können wir unseren Ausflug nicht wirklich geniessen, da wir von allen Seiten angesprochen werden. Jeder will uns etwas verkaufen, ein Gespräch beginnen, und auffällig ist, dass jeder Tunesier scheinbar irgendwelche Verwandte zufällig in der Schweiz hat – und meist sogar in Schwamendingen! Richtige Schlitzohren sind das! Manchmal finden wir ihre Verkaufsstrategien ja richtig lustig- aber heute erwischen sie uns gerade auf dem falschen Fuss! Es wird uns einfach zu viel! Dabei wollten wir uns doch nach einem Sweater für Jörg umsehen, doch mit dieser Taktik vertreiben sie uns geradezu!
Also flüchten wir viel früher als geplant zurück zu unserer Kutsche und sind froh darüber, nicht mehr so viel reden zu müssen.
18. Januar 2025
Neue Etappe:
Von Hammam Sousse fahren wir auf die N1 Richtung Monastir. Beim Flughafen Monastir folgen wir der L839 bis zur Marina, wo wir uns auf einem Parkplatz hinstellen dürfen.
Koordinaten Parkplatz bei der Marina, Monastir:
35.7809, 10.8341
Auf der Fahrt nach Monastir entdecken wir kurz vor unserem Ziel Flamingos! Und nicht wenige! Mein Herz hüpft vor Freude! Wo Flamingos sind, fühle ich mich wohl, denn genau wie sie liebe ich diese besondere Landschaft, wenn auch mehr aus botanischer Sicht und weniger wegen des Planktons, der Algen und der Krebse.
Wir parken in der Marina und machen uns sogleich auf den Weg zum Ribat. Das ist eine Festung, die ursprünglich als Militärstützpunkt und Verteidigungsanlage gegen die Byzantiner im 8. Jh. erbaut wurde.
Wir bezahlen den Eintrittspreis von 8 DT pro Person und machen uns auf Entdeckungstour. Der Ribat umfasst zahlreiche Gänge- mal geht es rauf, dann wieder runter. Er beherbergt zudem ein islamisches Museum, in dem traditionelle Stoffe sowie Objekte wie Münzen, Schmuck und Keramik ausgestellt sind.
Wir steigen die schmale Wendeltreppe zum Turm hinauf und geniessen dann die herrliche Aussicht auf den Hafen, das Mausoleum und die Stadt.
Der Ribat diente als Filmkulisse von Life of Bryan und Jesus von Nazareth. Die Besichtigung des Ribat lohnt sich auf jeden Fall!
Anschliessend bummeln wir durch die Medina. Was uns sofort auffällt, sind die Arkadengänge, die der Medina von Monastir im Vergleich zu den anderen Medinas, die wir in Tunesien besucht haben, einen anderen Charakter verleihen.
Monastir ist die Geburtsstadt des ersten Präsidenten Tunesiens, Habib Bourguiba, weshalb grosse Teile der Medina umgestaltet und modernisiert wurden. Monastir gefällt uns eindeutig besser als Sousse- es ist ruhiger hier und die Verkäufer sind weniger aufdringlich.
19. Januar 2025
Wenn wir schon einmal hier sind, wollen wir uns auch das Mausoleum des ersten Präsidenten Tunesiens ansehen, das wir gestern bereits bei der Turmbesichtigung des Ribat entdeckt haben.
Es wurde noch zu Lebzeiten von Bourguiba im modernen arabisch-muslimischen Stil erbaut und wird von zwei 25 Meter hohen Minaretten flankiert.
Der Eintritt ist frei. Im Inneren des Mausoleums befindet sich ein kleines Museum, in dem einige persönliche Gegenstände von Präsident Bourguiba untergebracht sind: sein Schreibtisch aus dem Präsidentenpalast von Karthago, seine Stifte, Pässe, Brille und mehr.
Besonders beeindruckend sind die weisse Marmorverkleidung und der übergrosse Kronleuchter, der über dem Grab von Bourguiba hängt- wirklich imposant und sehenswert!
Nach der Besichtigung laufen wir erneut zur Medina und können endlich unsere warmen Jacken ausziehen. Bei einem Weber haben wir das Glück, ihm bei seiner Arbeit zusehen zu dürfen, was mich natürlich besonders interessiert! Mir gefällt sein Verkaufsladen sehr, und mit einem weiteren Schal für mich, verlassen wir sein Geschäft.
Wir setzen uns danach in ein Café und geniessen die warmen Sonnenstrahlen- ich mit einem feinen Smoothie, Jörg mit Kaffee und Kuchen.
Etwas überrascht waren wir, als der Kellner Jörg vier Stück Kuchen brachte! Zunächst dachte ich, dass ich ihm beim Essen helfen müsste, doch mein Dattel- Nuss- Bananensmoothie ist so nahrhaft, dass ich keinen Bissen mehr hinunterbekomme- was zu meinem Erstaunen auch gar nicht nötig ist, denn Jörg schafft es, den Teller bis auf den letzten Krümmel leer zu essen!