16. März 2023
Jörg und ich haben gestern Abend noch die Blättchen unseres Thymians, welchen wir den beiden Buben abgekauft haben, schön sorgfältig von den feinen Zweiglein abgestreift und in eine Aufbewahrungsdose abgefüllt. Damit alles richtig durchtrocknet, liessen wir das Gefäss über Nacht offen. Heute morgen duftet es deshalb in unserem Womo wie beim Italiener!
Neue Etappe:
Von Khenifra sind wir circa 80 km alles auf der N8 gefahren bis nach Azrou. Wir checken beim Euro- Camping ein. Der Campingplatz ist terrassiert, aber es gibt kein Problem zum Ver- und Entsorgen. Auf dem gepflegten Campingplatz finden Womos jeder Grösse Platz. Anzahl Plätze: 50
Koordinaten Euro- Camping:
33.4446, – 5.1912
Zwischen Mrirt und Azrou fährt man über ein Hochplateau, vorbei an Obstplantagen und schmucken Dörfern und wieder winken uns viele Kinder zu.
Schon um circa 12.30 Uhr fahren wir auf den Campingplatz bei Azrou. Azrou liegt auf 1250m über Meer. Die Stadt zählt 55000 Einwohner und ist ein beliebtes Ausflugsziel, und auch wir haben geplant, die Gegend etwas genauer in Augenschein zu nehmen. So machen wir uns gleich nach dem Einchecken parat für eine kleine Wanderung in den Zedernwald. Diesmal mit gutem Schuhwerk, genügend Wasser und etwas Proviant. Der Campingbesitzer zeigt uns den Weg und sagt, dass wir etwa eine Stunde zu laufen hätten. Na ja, so nach zehn Wochen Marokko wissen wir, dass wir immer nochmals die Hälfte dazurechnen müssen, damit es in etwa hinkommt, und genauso ist es dann auch.
Es ist eine schöne, kleine Wanderung, halt etwas steil rauf und dann wieder steil runter. Wir haben beinahe das Gefühl, in der Schweiz zu sein, nur, dass wir auf einem Eselsweg laufen und nicht auf einem von Kühen festgetrampelten Pfad. Wir laufen über Wiesen und Felder und dann durch den angenehm kühlen Wald. Nun folgt ein kurzes Stück auf einer geteerten Strasse, links und rechts ragen hohe, alte Atlaszedern viele Meter in den Himmel. Aber noch haben wir nicht das entdeckt, weshalb wir überhaupt den Weg unter die Füsse genommen haben. Hier im Zedernwald soll es viele Berberaffen geben, und wir würden uns schon wahnsinnig freuen, wenn sich uns wenigstens einer zeigen würde. Das Glück ist auf unserer Seite, denn gerade als wir auf der Strasse um eine Kurve kommen, entdecken wir gleich drei von den lustigen Kameraden! Auch ein seltsames Gefährt steht am Strassenrand und eine Frau sitzt auf dem Boden. Ihr Mann kommt nun auch dazu und beide geben uns Erdnüsse in die Hände, damit wir die Berberaffen füttern können. Die drolligen Tiere essen uns schön brav aus den Händen. So verbringen wir eine ganze Weile mit den Tieren und für uns war von Anfang an klar, dass die Erdnüsse nicht gratis sein werden. Also zahlen wir den gewünschten Betrag und laufen weiter.
Besuch bei den Berberaffen
Uns begegnen noch ganz viele Berberaffen und dementsprechend viele Kinder und Erwachsene, welche uns Erdnüsse, Karottenscheiben oder Bananen zum Füttern der Tiere andrehen möchten. So beziehen wir von einem Mädchen noch etwas von den Karotten, danach wimmeln wir aber alle Verkäufer erfolgreich ab. Wir finden es schön, dass wir die Affen so nah beobachten können. Auf der Anhöhe hat es noch ein Museum und einige Souvenirläden, aber da wollen wir jetzt nicht hin. Viel lieber geniessen wir das schöne Wetter und die Natur. Wir laufen noch etwa 500m weiter zu einem Abenteuer- Kletter-Park und geniessen ein feines Stück Kuchen mit Kaffee unter einer alten Zeder.
Im Zedernwald
So langsam wollen wir uns auf den Rückweg machen und so verfüttern wir den Affen noch die letzten Karottenscheiben und laufen anschliessend heimwärts. Unser Womo erreichen wir um 18 Uhr.
Diesen kleinen Ausflug empfehlen wir gerne weiter! Für Familien wird der Abenteuerpark bestimmt ein Erlebnis sein. Die Preise für Verpflegung sind unserer Meinung nach etwas saftig, darum kann es nicht schaden, selbst genügend Proviant mitzubringen.
Noch etwas zum Wald: Die Atlaszedern, die hier wachsen, sind für die Wertholzproduktion sehr gut geeignet. Sie sind dürre- und kälteresistenter als andere mediterrane Baumarten. Die Atlaszeder ist ein Kiefergewächs, und kann ein Alter von 700 Jahren und eine Höhe von 30 m erreichen. Sie gehört zu den gefährdeten Baumarten.
Riiiesig!!!
17. März 2023
Neue Etappe:
Von Azrou fahren wir 80 km auf der N8 bis nach Fès und peilen den Campingplatz Diamant Vert an. Die Parkfelder sind grosszügig angelegt und der Platz ist gepflegt; Wlan gibt es nur an der Rezeption.
Koordinaten Campingplatz Diamant Vert:
33.9878, – 5.0202
Wir machen die Ver- und Entsorgung, denn heute geht es weiter nach Fès. Der Inhaber ist sehr hilfsbereit, schaut und dirigiert uns beim Herausfahren und schon sind wir wieder unterwegs.
Bald schon fahren wir durch den bekannten Wintersportort in den Bergen des Mittleren Atlas Ifrane (1650m ü. M.), wo auch die Familie des Königs gerne verweilt. Es fällt uns auf, dass hier die Häuser Satteldächer aufweisen. Das haben wir noch in keinem anderen Ort in Marokko gesehen. Das bewährt sich bestimmt, wenn es hier im Winter so viel Schnee geben soll. Aber es sieht nicht typisch marokkanisch aus. Ifrane wird auch die Gartenstadt genannt und das zu Recht: es grünt und blüht an jeder Ecke!
Wir fahren an vielen Verkaufsständen vorbei. Du kannst hier Mandeln, Erdnüsse, Feigen, Honig und Amlou kaufen. Wir decken uns bei einem Verkäufer mit Feigen ein. Dieser gibt uns nun von allen Produkten etwas zum Probieren, natürlich in der Hoffnung, dass wir unseren Einkauf fortsetzen. Aber es bleibt bei den Feigen und schon sind wir wieder auf Achse!
Die Menschen sind hier längst nicht mehr so dunkelhäutig wie noch im Süden. Die Temperatur ist etwas gefallen (auf 20 Grad Celsius) und wir sehen seit langem wieder einmal Wolken am Himmel. Kurz vor dem Campingplatz fängt uns ein selbsternannter Tourmanager ab. Er möchte uns gerne die Highlights von Fès schmackhaft machen und uns diese von einem Vetter heute Nachmittag zeigen lassen. Er erklärt, dass dieser Ausflug sehr viel teurer wäre, wenn wir ihn auf dem Campingplatz buchen würden. Das glauben wir ihm, haben wir uns doch vorgängig auf Park4night schlau gemacht. So melden wir uns für eine Führung durch Fès für 14.30 an.
Gleich danach fahren wir auf den Campingplatz Diamant Vert. Wir sehen zwei schweizer Paare, und eine der Frauen sagt, dass sie uns bereits zu einem früheren Zeitpunkt auf einem anderen Campingplatz gesichtet hätten. Uns sind sie jedoch nie aufgefallen.Schnell sind wir auf dem Campingplatz eingerichtet und vertreiben jetzt die Zeit bis zum Rundgang mit Schreiben und Lesen. Pünktlich um 14.30 Uhr treffen wir uns mit Adil, unserem Fahrer, und sind sehr gespannt, was uns alles erwarten wird.
Adil bringt uns zum Königspalast Dâr el Makhzen (erbaut im 17. Jahrhundert), welcher dem König Mohammed VI. als Sommerresidenz dient. Wir sind ganz erstaunt, dass wir hier Photos schiessen dürfen, aber Adil meint, das sei überhaupt kein Problem.
Königspalast Dâr el Makhzen
Wir schätzen es, dass er uns während der Fahrt etwas über die Stadt erzählt. So macht er uns unter anderem auf das maurische Judenviertel mit den markanten Vordächern aufmerksam oder zeigt uns die islamischen Friedhöfe, bei dem jeder einzelne so bestattet ist, dass er mit dem Gesicht nach Mekka ausgerichtet ist. Die Grabsteine sind einheitlich schlicht gehalten, was ich schön finde, denn so gibt es keine Gräber, die gleichzeitig ein Statussymbol sind und es gibt kein Übertrumpfen, weder zu Lebzeiten noch im Tode!
Jetzt steuert Adil uns zu einer Mosaik- und Keramikmanufaktur. Dort erhalten wir von einem Mitarbeiter einen eindrücklichen und spannenden Rundgang mit vielen Informationen rund um das Handwerk der Keramikherstellung und das erst noch in deutscher Sprache. Jeder einzelne Schritt wird uns exakt erklärt und wir wissen nun ganz genau, wie die Mosaike für Tische, Brunnen und noch vieles mehr hergestellt werden. Auch Tajineformen und Couscousschalen werden hier produziert. Aber die Mosaikarbeiten haben es uns besonders angetan und sind ein echter Hingucker! Welche Arbeit da dahintersteckt! Für eine Tischplatte von circa 1m Durchmesser dauert die Herstellung ungefähr zwei Wochen. Der Mitarbeiter erklärt uns, dass viele Produkte in der Farbe Blau gestaltet werden, weil dies die Farbe der Königsstadt Fès sei.
Hier entsteht eine Mosaiktischplatte
Das Bemalen einer Tajine
Weiter geht die Fahrt zu einer Ledergerberei und Färberei. Auch hier gibt es eine Besichtigung durch die Anlage. Es riecht etwas streng aber nicht gar so schlimm, wie ich befürchtete. Wir laufen im Haus einige Treppen hoch und haben jetzt eine wunderbare Sicht auf die vielen Bottiche, in denen die Häute von Dromedaren, Schafe, Ziegen und Kühen gegerbt und gefärbt werden. Nach dem Färben werden die Tierhäute zum Trocknen aufgehängt.
Bottiche der Gerberei und Färberei
Der Mitarbeiter führt uns jetzt in den Verkaufsladen. Er hilft mir nun beim Anprobieren mehrerer Ledermäntel und Jacken, obwohl ich ihm von Anfang an zu verstehen gebe, dass ich gut mit Jacken eingedeckt sei und nichts benötige. Schön sind sie schon, und sauber verarbeitet auch. Aber so schnell, schnell 3000- 5000 Dirham (300- 500 Fr.) ausgeben ist einfach nicht mein Ding und ich habe tatsächlich für jede Wetterlage und jede Jahreszeit die passende Jacke im Schrank, wenn auch nicht aus Leder. Die Enttäuschung steht dem Mitarbeiter ins Gesicht geschrieben; nun denn, er wird es verkraften!
Lederprodukte
Für Jörg und mich geht es jetzt zum Garten Boujloud. Herrlich, diese Pflanzen und auch die Weiher mit den schönen Mosaiken! Ein paar Musikanten posaunen voller Inbrunst auf ihren Instrumenten und viele Marokkaner klatschen vor Freude in die Hände. Die vielen falschen Töne hören wohl nur wir. Macht nichts! Es ist schön zu sehen, wie sich die Menschen über diese Unterhaltung amüsieren.
Garten Boujloud
Wir laufen jetzt in die Medina und durch die Souks, doch wir stellen beide fest, dass uns diese nicht mehr wirklich interessieren. Das Sortiment ist eben immer in etwa dasselbe. Etwas später treffen wir uns wieder mit Adil. Er fährt uns mit seinem Auto zum Womo zurück. Dieser Nachmittag hat uns gut gefallen, vor allem die Besuche in der Keramikmanufaktur und bei der Gerberei/ Färberei. Wir glauben, dass es tatsächlich sinnvoll ist, wenn dich in Fès ein Stadtführer zu den gewünschten Orten bringen kann, damit man nicht zu viel Zeit mit Suchen verliert, nur: Adil hat sich alles ein bisschen einfach gemacht und ging lieber zwischendurch nach Hause, als dass er uns Fès nähergebracht hätte. Wir finden, da gäbe es Luft nach oben.
Wir haben uns schon sehr oft gefragt, warum die reifen Mandarinen in den Parks und Alleen nicht geerntet werden. Aber mich einfach zu bedienen, getraute ich mich dann doch nicht. Es wäre doch eine Möglichkeit für ärmere Leute, die vielen, vielen Früchte zu ernten und zu verkaufen, dachte ich. Ich hätte gerne welche abgekauft. Heute aber werde ich eines Besseren belehrt. Es ist bereits am Eindunkeln, als wir vom Essen im nahegelegenen Restaurant zum Womo zurücklaufen. Auf beiden Strassenseiten zieren stark behangene Mandarinenbäume die Strasse. Jetzt kann ich der Verlockung nicht widerstehen und will eine, wirklich nur eine, der orangeleuchtenden Früchte stibitzen. Niemand hat etwas mitgekriegt und jetzt schäle ich die Frucht und stecke mir voller Vorfreude einen Schnitz in den Mund! Aber wääh! Was ist das denn! Das schmeckt wie, wie… Auf jeden Fall fürchterlich und zieht dir wahrlich das Hemd in die Hose! Bitter und sauer zugleich und absolut ungeniessbar! Und klar, spucke ich alles wieder raus und trinke schnell, schnell etwas hinterher, um den scheusslichen Geschmack aus meinem Mund zu kriegen. Seit heute ist mir nun klar, warum niemand diese Früchte erntet, beziehungsweise verkauft (Es sind Früchte von Ziermandarinen).
18. März 2023
Neue Etappe:
Von Fès fahren wir nördlich auf Nebenstrassen (R506), bis wir auf die N13 kommen. Wir fahren bis kurz vor Ouazzane. Beim Motel Rif checken wir ein. Insgesamt fahren wir circa 135 km.
Koordinaten Motel Rif: 34.7726, – 5.5443
Auf dieser Etappe lassen die Strassen etwas zu wünschen übrig. Es geht bergauf und wieder bergab. Bei einem Streckenabschnitt gibt es gar Stellen, wo die Strasse bis zur Mitte einfach abgebrochen ist, und so muss Jörg immer etwas im Slalom fahren. Unser Geschirr rumpelt und klirrt in den Schränken und dies, obwohl Jörg das Fahren wirklich im Blut hat. Ab und an höre ich ein Fluchen neben mir; das Fahren in dieser Gegend erfordert höchste Konzentration.
Aber die vielen Kinder sind herzig, wie sie uns alle zuwinken. Wir winken zurück und ich fühle mich wie eine Königin! Mit unserer Kutsche scheinen wir tatsächlich die Tagesattraktion zu sein!
Wir fahren durch kleine Dörfer, die Häuser allesamt aus Lehm, welche mit etwas Fantasie an Iglus erinnern. Beinahe jedes dieser Iglus besitzt eine Satellitenschüssel auf dem Dach! Das ist ein seltsames Bild!
Wir sind froh, dass die Strassen kurz vor Ouazzane etwas besser werden. Unser Plätzchen beim Motel Rif ist auch nicht schlecht; wir haben Stromanschluss und am Abend können wir sogar im Restaurant etwas essen gehen.
Und oh Wunder: im Geschirrschrank liegen absolut keine Scherben! Alles ist noch ganz! Dazu muss ich noch erwähnen: Beim Einrichten unseres Womos wurde mir klar, dass ich aus Porzellangeschirr essen möchte und nicht aus unserem Kunststoff- Campinggeschirr, welches wir uns vor ein paar Jahren angeschafft haben. Schliesslich leben wir jetzt in unserer Kutsche und machen nicht bloss Ferien. Das Essen aus einem richtigen Teller schmeckt einfach besser. Genauso verhält es sich mit dem Trinken eines feinen Tropfen Weins. Der schmeckt aus einem Weinglas halt auch viel besser als aus einem «Glas» aus Kunststoff. Mit den Weingläsern konnte sich Jörg anfreunden, aber mit dem Porzellangeschirr bin ich auf Granit gestossen! Jetzt ist es tatsächlich so, dass ich morgens meinen Kaffee aus einer Porzellantasse schlürfe, Jörg hingegen trinkt ihn aus einer Kunststofftasse. Seit dem Geholper von heute muss ich vielleicht meine Einstellung bezüglich des Geschirrs etwas überdenken und da und dort ein paar Abstriche machen, denn wir hatten einfach nur Glück, dass wir keinen Scherbenhaufen vorgefunden haben.
19. März 2023
Neue Etappe:
Von Ouazzane fahren wir 60 km auf der N13. Bei Derdaran biegen wir rechts ab auf die R410 Richtung Chefchaouen (6km). Beim Campingplatz Azilan bei Chefchaouen checken wir ein.
Koordinaten Campingplatz Azilan:
35.1755, – 5.2668
Wir bezahlen den Campingplatz und fahren gleich darauf los, Richtung Chefchaouen. Diese Strecke führt uns wieder in die Höhe- die blaue Stadt Chefchaouen liegt ja auch in den Bergen des Rifs.
Wir fahren an vielen Oliven- Ölmühlen vorbei, was uns nicht verwundert, denn die vielen Oliven aus dieser Gegend müssen ja schliesslich irgendwo verarbeitet werden.
Auf dieser Strecke fallen uns die roten Tücher der Ghomara- Berberfrauen auf. Diese gewobenen Stoffe weisen feine, weisse, manchmal auch blaue Streifen auf. Die Tücher wickeln sich die Frauen um ihre Hüfte, mit den Streifen in Längsrichtung.
Ghomara- Berberfrauen
Auf der Anhöhe bei Chefchaouen mit Blick auf die Stadt, fällt uns die blaue Farbe an den vielen Häuserfassaden bereits auf! Wie blaue Diamanten stechen die blaugetünchten Häuser aus allen anderen heraus. Der Name Chefchaouen bedeutet «die Hörner». Mit Hörner sind die beiden Rif- Gebirgsspitzen gemeint, welche von Chefchaouen aus sichtbar sind und an Hörner erinnern.
Wir fahren steil den Hang hinauf, um zum Campingplatz Azilan zu gelangen und etwa 20 Minuten später laufen wir bereits Richtung Medina, weil wir da das blaue Wunder erleben wollen. Und wie wahr! Die Farbe Blau überwiegt hier tatsächlich! Hier ein blaues Haus und da ein anderes! Auch viele Treppenstufen wurden in dieser Farbe gestrichen! Das hat schon eine spezielle Wirkung und lädt zum Fotografieren ein, was wir natürlich ausgiebig machen. Wir haben gerade unsere blaue Phase!
In Chefchaouen
Natürlich hat es auch viele Souvenirläden. Wir mögen aber nichts mehr kaufen. Diese blaue Stadt ist absolut sehenswert, auch wenn es von Touristen nur so wimmelt. Warum diese Stadt blau ist? Das will ich auch wissen und lese auf dem Internet, dass die blaue Farbe laut islamischen Lehren den bösen Blick abwenden soll. Eine andere Theorie meint, die Farbe solle die Mücken fern halten. Wieder auf einer anderen Seite erfährt man, dass die Stadt in den 1990er Jahren ziemlich verfallen war und die Touristen sich nicht mehr blicken liessen, worauf ein Hotelier beschloss, sein Haus ganz in blau zu streichen und siehe da, seine Idee trug Früchte und führte zu besseren Belegungszahlen. Dies sprach sich herum und so begann einer nach dem andern, sein Haus blau anzustreichen.
Wie auch immer: Charme hat diese Stadt auf jeden Fall! Wir essen in einem Restaurant eine Kleinigkeit, lauschen den vorbeiziehenden Musikanten, und lassen uns später von einem Taxi den Berg hochbringen zu unserem Womo.
20. März 2023
Wir beschliessen, noch einen Tag länger an diesem magischen Ort zu verweilen und machen blau, was sich in dieser Stadt irgendwie anbietet, wo alles um dich herum blau ist. Solltest du einmal nach Marokko kommen, plane unbedingt Chefchaouen, die blaue Stadt mit ein.
21. März 2023
Neue Etappe:
Wir verlassen Chefchaouen nordwärts und fahren 6 km auf der R410. Anschliessend geht es auf der N2 weiter bis nach Tetouan. In Tetouan folgen wir den Wegweisern Richtung Martil. In Martil fahren wir auf einen bewachten Parkplatz, wo wir die Nacht verbringen dürfen.
Koordinaten Parkplatz in Martil: 35.6157, – 5.2707
So allmählich müssen wir uns damit abfinden, dass wir für lange Zeit keine Tajine mehr essen können. Denn bereits heute fahren wir auf einen Parkplatz, welcher 38 km von unserer Fähre, welche wir morgen (inschallah) nehmen werden, entfernt ist. Die Fähre wird in Ceuta ablegen. Ceuta ist, obwohl dieser Ort auf dem afrikanischen Kontinent liegt, eine spanische Stadt, beziehungsweise eine spanische Enklave.
Aber ich will noch gar nicht an die Überfahrt von morgen denken, denn Marokko ist uns ans Herz gewachsen und wir genossen die elf Wochen jeden Tag aufs Neue. Dieses Land hat so viel zu bieten, zeigt so viele Facetten, aber was uns hauptsächlich beeindruckte, ist die Hilfsbereitschaft und die Herzlichkeit der Menschen. Das haben wir bisher in keinem anderen Land so erfahren dürfen. Am Anfang unserer Reise, und ich schäme mich jetzt dafür, konnte ich nicht glauben, dass diese Hilfsbereitschaft tatsächlich echt ist und wartete nur darauf, dass nach einer Dienstleistung (z. Bsp. den Weg zu einer Kasbah zeigen, Fotos machen etc. etc.) ein Geldbetrag genannt wird. Aber nichts dergleichen geschah! Davon abgesehen bietet Marokko landschaftlich äusserst viel Abwechslung und wir können gar nicht so genau sagen, wo es uns am allerbesten gefiel, denn jede Gegend hat ihren Reiz und überall, wo es uns hin verschlagen hat, haben wir schönes erleben dürfen. Bedauerlich finden wir, dass in einigen Gegenden so viel Abfall herum liegt. Das ist jammerschade. Wir glauben aber, dass ein Umdenken stattfindet, aber es braucht eben Zeit. Auch der Umgang mit den Tieren entspricht nicht unserer Vorstellung. Im Weiteren empfanden wir die Bettelei in Zagora etwas gar aufdringlich. Das sind aber auch schon alle Negativpunkte, die wir vergeben und es ist sehr gut möglich, dass wir dieses Land irgendwann wieder bereisen und da und dort bei lieb gewonnenen Menschen einen Besuch abstatten. Warum wir Marokko morgen verlassen? Man darf sich 90 Tage auf marokkanischem Staatsgebiet aufhalten. Wir verweilen zwar erst 73 Tage in Marokko, doch morgen beginnt der Ramadan, der Fastenmonat der Muslime. In dieser Zeit sind viele Läden, Restaurants etc. geschlossen. Die Muslime dürfen nur vor Sonnenaufgang und erst wieder nach
Sonnenuntergang essen und trinken. Also wenn ich mir vorstelle, so viele Stunden nichts essen zu dürfen, da wäre ich ganz schön rumpelsurrig (schlecht gelaunt)! Anscheinend ergeht es den Muslimen genauso, was wir zu Ohren bekommen haben. Darum heisst es für uns morgen: Hola Espana!
Aber noch sind wir auf marokkanischem Boden und wir geniessen den schönen Ausblick auf das Mittelmeer, welches in voller Schönheit zu unseren Füssen liegt.
Am Mittelmeer
22. März 2023
Neue Etappe:
Von Martil fahren wir auf die N13 bis zum Fährterminal in Ceuta. In Ceuta nehmen wir die Fähre von Balearia nach Algeciras. Von Algeciras sind es noch ca 16 km nach Gibraltar, wo wir auf dem Stellplatz La Linea de la Concepcion einchecken.
Koordinaten Stellplatz La Linea de la Concepcion:
36.1567, – 5.3557
Etwas nach 9 Uhr fahren wir los, weil wir rechtzeitig in Ceuta sein wollen wegen der Zeitverschiebung. Wir wollen noch unser marokkanisches Geld loswerden und tanken deshalb noch günstigen, marokkanischen Diesel.
Diese Gegend ist auffallend sauber und gepflegt, und auch schon richtig typisch spanisch! Arabisch wird hier schon praktisch gar nicht mehr gesprochen und in Ceuta werden wir mit einem Hola begrüsst. Noch auf marokkanischem Boden zeigen wir viermal unsere Pässe an vier verschiedenen Kabäuschen und auch das Dokument der vorübergehenden Einfuhr unseres Wohnmobils wird abgestempelt. Bei einigen Wohnmobilen und anderen Autos wird unter das Chassis geschaut, um sicher zu gehen, dass niemand sich (Flüchtlinge) mit Ketten angeschnallt hat. Seit unserem letzten Stopp haben wir aus diesem Grund vermehrt darauf geachtet, dass immer alle Aussenklappen abgeschlossen sind, damit sich niemand verstecken und als blinder Passagier mitfahren kann. Zwei Beamte öffnen nun alle Schränke und Luken von unserem Womo. Das dauert zum Glück nur kurz und wir dürfen weiterfahren.
Beim spanischen Zoll geht alles ruckzuck. Den Pass müssen wir aber auch hier dreimal vorweisen und genau wie eben gehabt, will ein Beamter unser Womo besichtigen und fragt nach, ob wir Haustiere dabei hätten. Zudem interessiert es ihn, ob wir Olivenöl, Fisch oder Fleisch mitführen, was wir verneinen.
Wir fahren nun 3,5 km bis zum Fährhafen. Dieser ist gut ausgeschildert. Wir bekommen unsere Bordkarten, müssen aber nun zwei Stunden auf unsere Fähre warten, was uns jedoch bewusst war. Wir überbrücken die Zeit mit Sim- Karten wechseln, Navi programmieren, Reiseroute planen etc.
Jetzt fährt unsere Fähre ein und wir glauben es nicht- bevor wir auf unsere Fähre dürfen, werden wir nochmals kontrolliert. Aber jetzt geht’s los! Wir sind an zweiter Stelle dran und Jörg muss rückwärts auf die Fähre fahren. Er schafft es, mit Bravour und ohne Schaden, in Millimeterarbeit durch den schmalen Durchgang zu kommen. Chapeau, kann ich dazu nur sagen!
Für die Überfahrt verlassen wir das Womo und nehmen unsere Plätze auf der Fähre ein. Das Meer ist ruhig und schon nach einer Stunde erreichen wir Algeciras in Spanien. Bei La Linea fahren wir auf einen Stellplatz, den wir bereits von unserer Spanien/ Portugalreise vom Jahr 2021 kennen. Jetzt schaue ich durch die Frontscheibe und der Berg von Gibraltar liegt beinahe nur ein Steinwurf von uns entfernt! Ein imposantes Bild!
Rock of Gibraltar
8 Antworten auf „-Der Norden Marokkos“
Es sind jetzt genau 63 Jahre her, seit Hans und ich den Felsen von Gibraltar das erste Mal sahen.Am meisten beeindrukt hat mich die Flugpiste,die auf beide Seiten weit in das Meer hinaus ragen.Vlelen Dank für die neue Story, die ich wieder mit grossem Interesse gelesen habe.Mach weiter so und weiterhin inspirierende Erlebnisse.
Ja die Flugpiste ist wirklich imposant! Sieht heute wahrscheinlich noch genauso aus wie damals!
Danke für deinen Komentar!
Lieber Gruß
Sabine und Jörg
Hallo zusammen
Ein sehr schöner Bericht.
Beim Lesen bekommt man fast das Gefühl, dass man bei eurer Reise dabei ist!
Ist es denn verboten Fisch nach Spanien mitzunehmen?
Sali zäme und danke euch! Wir wissen es nicht so genau wie das ist mit dem Fisch; vermutlich hat es einen Zusammenhang mit dem Seuchenschutz, aber sicher sind wir nicht.
So seit ihr also wieder auf dem europäischen Kontinent! Weiterhin gute Fahrt! Liebe Grüsse! Charlotte
Ja genau! Lieber Gruß aus Gibraltar!
Spannende Eindrücke wie immer. Merci vielmals!
Danke Siby!