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Reisen

-Tajine, kleine Reparaturen und Souks

13. Januar 2023

Noch in Malters, als feststand, dass unsere erste Destination Marokko sein wird, habe ich Tajine gekocht. Klar, nicht in einem originalmarokkanischem tonigem Schmorgefäss, nein, in einer ganz normalen Pfanne und nach einem Rezept von Betty Bossi. Das schmeckte gar nicht so schlecht, ist ja auch keine Hexerei; mit Betty Bossy gelingts ja immer! Es ging mir darum, Neues auszuprobieren, alte Pfade zu verlassen, uns auf unser bevorstehendes Nomadenleben einzustimmen und orientalische Gewürze, Düfte und Geschmacksbouquets kennenzulernen.

Wir beschliessen, dass wir heute auswärts essen gehen, denn wir haben festgestellt, dass dies recht günstig ist, ausserdem müssen wir mit unserem Gas haushalten, denn es ist in Marokko nicht möglich, solches zu tanken.

Wir probieren ein neues Restaurant aus und sind überrascht, wie stilvoll dieses eingerichtet ist. Sogar die Bilder hängen hier gerade und alles ist tadellos sauber! Grosse Wandfliessen mit orientalischen Ornamenten ziehen mich in ihren Bann. Und das Beste ist, dass die Lautstärke des Fernsehgerätes diesmal nicht voll aufgedreht ist! Wir studieren die Menükarte und ich sehe, dass es hier Tajine gibt! Darauf habe ich mich schon lange gefreut! Jetzt ist der Moment gekommen, um ein echtes, marokkanisches Tajine auszuprobieren! Jörg entscheidet sich für ein Cordon bleu- Gschider isch besser!

Wir müssen auch gar nicht lange warten und schon bringt uns der Kellner frisches Fladenbrot, schwarze Oliven und zwei verschiedene Dip- Saucen. Schon dieses Entrée ist ein Freudenfest der Sinne! Ein wahrer Gaumenschmaus! Ganz zu schweigen von dem, was danach folgt: Mein Tajine schmeckt himmlisch! Anders, als ich erwarte, aber saumässig gut! Es ist ein Eintopfgericht; Hackbällchen in Tomaten- Peperoni- Oliven- Dattelsauce. Ich versuche, die Gewürze zu erraten, werde aber nicht ganz schlüssig. Auch Jörg ist glücklich. Sein Cordonbleu sieht ebenfalls lecker aus und schmeckt ihm. So lässt es sich leben!

14. Januar 2023

Wurden wir in Malters von piepsendem Lastwagengeräusch geweckt, Lastwagenchauffeure, welche frühmorgens den Coop belieferten, ist es hier in Marokko der Muezzin, welcher zum Gebet aufruft. Obwohl wir nicht verstehen, was gesagt oder gelegentlich auch gesungen wird, gefallen uns diese Traditionen.

Für uns steht heute Dachlukenfenster reparieren auf der To do- Liste, denn unglücklicherweise hat sich der Seilzug des Verdunkelungsrollos gelöst. Nach gründlichem Untersuchen wird uns klar, dass nichts daran vorbeiführen wird, den ganzen Rahmen mit den Rollos herunterzunehmen. Das stinkt uns ein wenig, aber nichts desto trotz machen wir uns an die Arbeit.

Nach 1 ½ Stunden Fummelei und Herumdoktern funktioniert der Rollo wieder einwandfrei, nicht zuletzt, weil mein bester Ehemann von allen nebst vielen Werkzeugen auch Flüssigkunststoff eingepackt hat! Samt Blaulicht, um den Kunststoff aushärten zu können! Einmal mehr staune ich, was Jörg immer wieder aus «seiner» Garage hervorzaubert!

In eigener Sache: Die Garage ist Jörgs Heiligtum! Sozusagen das Herzstück unseres Wohnmobils. Alles ist akribisch eingeordnet und verstaut! Alles hat seinen Platz. Nie und nimmer würde ich es wagen, etwas aus der Garage zu holen, denn Jörg würde es sofort merken! Böse bin ich ihm deswegen natürlich nicht, denn ich meinerseits mag es genau so wenig, wenn er in meinem Reich, der Küche, alles durcheinander bringt. Gewürzdeckel verwechseln oder so- oder noch schlimmer: Abtrocknungstuch mit Handtuch verwechseln! Oder noch schlimmer: Wattwürmer (lebend!!) zum Fischen im Kühlschrank aufbewahren! Das ist kein Witz! Alles schon dagewesen! Aber nicht lange, das kann ich euch sagen!!

15. Januar 2023

Heute wollen wir aufbrechen und weiter Richtung Süden fahren. Wir wollen auf den Camping L’ Océan Bleu bei Mohammedia. Also füttert Jörg das Navi mit der Route, und ich probiere erstmals unseren neuen Akku-Staubsauger aus. Das ist ein wahrer Luxus! Vorbei sind die Zeiten, als ich den Womo- Boden noch auf allen Vieren mit Schüfeli und Bäseli wischte! Ich fühle mich grossartig und frei und saugere leichtfüssig wie Freddy Mercury in I want to breack free unser Kutschchen! Danach machen wir noch die Ver- und Entsorgung und los geht’s!

Unterwegs sehen wir überall Kinder, die Fussball spielen. Wir fragen uns, ob Fussballspielen seit der letzten WM bei den Jungen populärer ist, schaffte es Marokko doch sehr weit nach vorne.

Auch viele Esel- und Pferdegespanne sehen wir. Einachser- beladen mit Menschen oder Ware oder Beides.

Unterwegs versuche ich mir ein paar gängige, arabische Vokabeln zu merken. Ich glaube, das macht Sinn. Mit Französisch kommt man zwar recht gut durch- aber schaden kanns durchaus nicht, wenn man vielen Dank oder noch wichtiger: nein danke in der Landessprache sprechen kann.

Nach ca. 110 km erreichen wir den Ort Mohammedia. Der Campingplatz ist gut ausgeschildert und die junge Dame an der Rezeption ist ganz schön auf Zack und weist uns in eine doch recht enge Parzelle ein. Uns gefällt es hier! Es hat Platz für etwa 70 Wohnmobile. So nah am Meer! So viele Palmen, exotische Pflanzen, Wifi, recht ordentliche sanitäre Anlagen und sogar Tajine kann man beim Camping- Restaurant vorbestellen, wenn man mag. Lustig finden wir die gackernden Hühner und Hähne, die überall auf dem Campingplatz anzutreffen sind. Wir laufen durch die Agglomeration der 200 000 Einwohner – Stadt und decken uns in einem Carrefour mit Lebensmitteln ein.

Am Strassenrand erblicken wir Marktstände mit Früchten und Gemüse und auch mit Tonwaren. Das gefällt mir ganz besonders; ein wahres Fest der Farben!

Später trinken wir einen Avocado- Smoothie und einen Kaffee, beobachten das Treiben auf den Strassen und machen uns anschliessend auf den Rückweg. Am Abend zieht es uns nochmals in die Stadt. Wir essen eine Tajine, diesmal mit Poulet au lémon. Ein Kätzchen spekuliert auf etwas Fleisch und wenn niemand hinschaut, lassen wir ein paar Häppchen auf den Boden fallen.(Campingplatz L’ Océan Bleu; GPS: 33.737867,-7.323787)

16. Januar 2023

Jörg stellt fest, dass unsere Dusche, respektiv die Mischbatterie nicht dicht ist. Sie tropft. Nicht fest, aber sie tropft. Und tropft, und tropft. Es ist klar, dass man das nicht so stehen lassen kann. Also holt er nach unserem Spaziergang zum Strand und in die Stadt den Werkzeugkoffer aus der Garage. Ist es nur der Dichtungsring, der spröde geworden ist? Ich hoffe es. Ich assistiere ihm mit Taschenlampe, Putzlappen und guten Ratschlägen. Er meint, ich müsse nur zünden. So schweige ich und zünde.

Die Dusch- Mischbatterie ist wieder dicht! Die Diagnose hat ergeben, dass sich eine Überwurfmutter wahrscheinlich durch die Vibrationen des Fahrens gelöst hatte. Also nur kurz wieder anziehen und gut ist! Feierabend!

17. Januar 2023

Heute kommen wir nicht aus den Federn. Ein Blick aufs Handy sagt mir, dass es bereits 10 Uhr morgens ist. Aber heute ist es kalt in unserem Wohmo. Die Heizung mussten wir bis jetzt noch nie anschmeissen, aber heute wird das wohl der Fall sein! Wir geben uns einen Ruck und stehen auf, trinken Kaffee und fühlen uns gleich viel wohler. Wir heizen elektrisch. Das Wetter zeigt sich absolut nicht von seiner schönsten Seite; der Himmel ist grau verhangen und die Fensterscheiben sind nass vom Nieselregen. Trotzdem habe ich das Bedürfnis, mich zu bewegen. So unternehmen wir einen Spaziergang zum Strand, warm eingepackt, denn es windet stark und die Luft ist kühl. Das Meer zeigt sich heute von seiner wilden Seite: mindestens drei Meter hohe Wellen brettern auf den Strand zu. Es ist Flut: die dunkle, tuffsteinartige Bucht steht unter Wasser. Ein paar Fischer versuchen ihr Glück und tatsächlich scheint einer einen rechten Brocken gefangen zu haben, jedenfalls fährt eine Frau mit dem Auto vor und einer der Fischer überreicht ihr einen grossen, weissen Plastiksack mit einem bestimmt 1m langen Fisch darin. Zu gerne hätten wir gesehen, wie er diesen Fisch landen konnte, denn das Riff war bestimmt acht Meter hoch.

Nach einem Stadtbummel will Jörg den verhangenen Nachmittag nutzen, um eine Alarmanlage zu verbauen. Diese soll uns vor Einbruch und Diebstahl schützen. So schreibe und lese ich währenddessen.

Auf unserem Campingplatz hat es unglaublich viele Aloe Vera- Pflanzen. Von überall her leuchten die langstieligen orangen Blütenstände. Ich habe davon ein paar Photos geschossen. Vielleicht nehme ich morgen meinen Zeichnungsblock hervor und versuche welche abzuzeichnen. So langsam kribbelt es mich nämlich wieder in den Fingern. Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich das letzte mal gemalt oder gezeichnet habe.

18. Januar 2023

Heute wollen wir in die Innenstadt von Mohammedia. Noch bis 1959 hiess die Stadt Fedala. Zu Ehren von König Mohammed V. wurde sie umbenannt.

Weil das Zentrum etwa 9 km vom Camping entfernt ist, beschliessen wir, ein Taxi zu nehmen. Wir treffen ein holländisches, älteres Paar an. Sie wollen ebenfalls in die Stadt und so beschliessen wir, zusammen zu reisen, damit wir uns die Kosten von 50 DH teilen können. So zahlen wir also pro Nase umgerechnet ca. Fr. 1.20.

Wir unterhalten uns ein wenig, denn es stellt sich heraus, dass die Dame recht gut deutsch spricht. Sie erzählt mir, dass sie einmal in Zürich gearbeitet habe. Der Herr hingegen will wissen, ob es in der Schweiz tatsächlich so sei, dass Frauen mit Kindern einer Arbeit nachgehen würden. Die Fahrt war viel zu schnell zu Ende; ich hätte mich ganz gerne ein wenig länger mit ihnen unterhalten.

Der Taxifahrer hält beim Bahnhof und wir laufen zur Kasbah, der Altstadt von Mohammedia. Sie ist nicht besonders gross aber so richtig schön marokkanisch. Die Häuser sind alt und auf dem Markt findest du fast alles.

Später laufen wir durch den Jardin 9. Juillet. Dieser befindet sich ganz in der Nähe des Bahnhofs. Dieser Park muss einmal wunderschön gewesen sein, doch heute liegt im Teich leider ganz viel Abfall und alles wirkt ein wenig ungepflegt. Trotzdem schiesse ich ein paar Photos, denn hier hat es Pflanzen, die ich nicht kenne und die mir wahnsinnig gut gefallen.

Wir laufen weiter zu einem Souk; mein Herz schlägt höher! Genau das will ich sehen! Und es ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe: Eng und links und rechts Ware bis zum Abwinken! Ich sehe mich um, denn etwas kleines will ich mir kaufen. Ja, nur etwas keines, das habe ich Jörg versprochen! Denn seiner Meinung nach müsste eher Ware aus dem Womo statt in das Womo!

So klappere ich also mit den Augen die Gestelle ab und hoffe, meinen Wunschgegenstand zu finden. Ich suche eine schwarze Seife; Meine Freundin Siby meinte nämlich neulich, ich solle danach Ausschau halten. Dieses Ding sei einfach genial für die Haut. Sie hat mir extra ein Photo geschickt, damit ich weiss, wie diese Seife aussieht. Es ist kein schwarzer, rechteckiger Klotz, nein, viel mehr ähnelt sie einer Karamelmasse oder Schmierseife… Auf jeden Fall sieht sie nicht gerade appetitlich aus. So fragen wir uns durch, aber irgendwie sehen die uns gezeigten Seifen nicht so aus wie auf dem Photo von Siby. Die, welche ich will, wird aus den Kernen schwarzer Oliven hergestellt. Stattdessen werden mir Seifen aus Arganöl oder blauer Alge angepriesen- sicher auch nicht schlecht, aber nicht das, was ich will. Zum Glück sind wir noch einige Wochen in Marokko- früher oder später laufe ich ihr bestimmt über den Weg.

Vom vielen Laufen sind wir hungrig geworden. Wir essen eine Kleinigkeit und fahren dann per Taxi zurück zum Campingplatz.

19. Januar 2023

Wir öffnen die Dachluke und stellen fest, dass der Himmel schöner nicht sein könnte. Kein einziges Wölken ist zu sehen. Wir frühstücken und fragen anschliessend an der Rezeption, ob wir Wäsche waschen können. Wir haben Glück: es gibt Waschmaschinen, die funktionieren! Also ist klar, was heute läuft! Jörg montiert eine Wäscheleine und schon bald flattern unsere Kleider an der frischen Luft.

Heute bleiben wir «zu Hause»; Jörg möchte die Alarmanlage fertig montieren und programmieren und ich will draussen malen. Genau- eine Aloe vera- Pflanze. Vielleicht verwende ich das Motiv für einen textilen Entwurf. Mal sehen.

 

8 Antworten auf „-Tajine, kleine Reparaturen und Souks“

Es lohnt sich sehr auswärts Essen zu gehen in Marokko. Ich habe vieles genossen, auch die Suppen. Gelernt hatte ich beim marokkanisch kochen die Tomaten und die Zwiebeln fein zu raffeln, immer Ingwer, Kümmel, Paprika und Kurkumin zu verwenden, wenig Salz und Pfeffer.
Arganöl ist auch super, aber nach der Anwendung hatte ich immer viel mehr ölig gehabt als ich wollte und die Sauerei nachher hat mich genervt. Die schwarze Seifenpaste war eine kleinere Sauerei nachher 😉
Ich musste schmunzeln wegen der Garage und den Gewürzen. Ja, da bin auch sehr heikel.
Danke vielmals für die Berichte, es ist für mich eine Ehre daran teilhaben zu dürfen.

Iiebe Sabine ,so spannend was du schreibst, man kann richtig mitleben! Ich freue mich schon auf die nächsten Berichte! Weiterhin viele schöne Erlebnisse in Marokko! Liebe Grüsse! Charlotte

Liebe Sabine

Schön, via deinem Blog etwas mit dir auf Reisen zu sein! Wunderschön, deine malerischen Bilder und die interessanten Erzählungen.
Ich wünsche euch weiterhin viel Vergnügen und spannende Entdeckungen!

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