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Reisen

-Wir (k)leben in Willisau!

31. Mai 2023

Wir laufen zum Ringli- Laden. Äh nein, nicht wegen den Ringli, sondern weil ich Darvida kaufen möchte. In diesem Laden war ich schon lange nicht mehr, einfach, weil ich selten in der Gegend war. Wenn du ein Mitbringsel suchst, spezielle Geschenkpackungen oder so, bist du hier goldrichtig. Abgesehen davon, kannst du erst noch da und dort feine Guetzli probieren.

Weiter geht’s zum öffentlichen Bücherschrank, gleich hinter der Heiligblutkapelle, denn wir haben einige Bücher abzugeben und freuen uns über neue Lektüre! Wie es ausschaut, wird dieses Angebot rege genutzt, denn wir sind nicht die einzigen, die ihre Nase ins Regal stecken und nach einem guten Wälzer Ausschau halten. Schade, dass es dieses Angebot noch nicht in Malters gibt! Im All’aria Park wäre doch der ideale Standort dafür!

01. Juni 2023

Wir klappern die Veloshops ab, weil nun auch E-Biks auf unserer Wunschliste stehen. E- Trottis wären auch eine Alternative. Mal sehen, was es so alles gibt. Es ist nämlich so: ich wünsche mir, dass wir den Radius auf unseren Entdeckungstouren etwas erweitern. Leider wandert Jörg nicht gerne. Auch Velofahren mit unseren alten Drahteseln ist ihm ein Gräuel. Am liebsten ist ihm halt, wenn sich das Leben direkt vor unserem Womo abspielt und Sehenswürdigkeiten mit wenigen Schritten erreichbar sind. Natürlich ist das selten der Fall. Ja, parken auf dem Fischmarkt in Hamburg, das wäre so ein Glücksfall, aber eben, solche Stellplätze sind rar. Nun, Probleme sind da, damit man sie löst. Also gibt’s ein kurzes Brainstorming und schnell steht fest: Mit E- Bikes, Trottinetts oder gar einem Roller wäre unser Problem gelöst, denn Jörg meint, dass es ihm mit einem solchen Gefährt sicherlich mehr Spass machen würde, die Gegend auszukundschaften. Ich habe mich immer gegen E- Bikes gesträubt. Vielleicht, weil ich befürchte, dass man sich damit so gut wie gar nicht mehr bewegt und der Versuchung unterliegt, stets die E- Unterstützung aktiviert zu haben. Ich gestehe, ich bin noch nie Probe gefahren. Vielleicht sind meine Bedenken völlig unbegründet. Auf jeden Fall wollen wir uns jetzt etwas schlau machen und diese Gefährte genauer unter die Lupe nehmen.

Jetzt laufen wir wieder heim und in meinem Kopf dreht sich alles. Nicht, dass es mir schwindlig wäre, aber ich sehe nur noch Räder vor mir. Was für uns nun in Frage kommt, wissen wir noch nicht und muss in der Tat gut überlegt werden. Tendenziell zieht es uns eher zu den E- Bikes, aber die Auswahl ist gross. Es müssen sicherlich keine Ferraris sein aber etwas taugen sollten sie halt schon. Überstürzen müssen wir zum Glück nichts. Sicherlich werden wir uns mit anderen Campern über ihre fahrbaren Untersätze unterhalten um herauszufinden, was für uns die beste Lösung sein wird und um einen Fehleinkauf zu vermeiden. Angegangen sind wir nun unser Problem, wenn man überhaupt von einem Problem sprechen kann, und ist es nicht so: wenn man etwas angeht, fügt sich alles weitere.

02. Juni 2023

Auf unserer Wunschliste können wir wieder etwas abhäkeln, denn seit heute sind wir stolze Besitzer einer Waschmaschine. Das ist voll der Burner! Und gekostet hat sie auch nicht viel, gerade mal Fr. 169.- Es ist eine tectake 400777, eine halbautomatische Kunststoff- Waschmaschine, welche unter Campern grossen Anklang findet. Aber auch für den Singlehaushalt soll sie bestens geeignet sein.

Ich nenne sie Eliese. Eliese hilft mir nun, das stets anfallende Wäschechaos zu bewältigen. Sie und ich sind nun best friends, denn ihren ersten Arbeitstag hat sie mit Bravour gemeistert! Sie braucht nur etwas Wasser und natürlich Waschmittel, für alles andere ist sie zuständig. Sie ist eine sehr ruhige Womoangestellte, was ich ganz besonders an ihr schätze. Tüchtig wäscht sie 15 Minuten lang, dann heisst es für mich, Wasser ablassen und mit frischem Wasser wieder auffüllen und neu starten, anschliessend füllt man die Wäsche in die separate Schleudertrommel um. Klar, man kann nicht erwarten, dass die Wäsche genauso gut ausgewrungen ist, wie nach dem Schleudervorgang einer handelsüblichen Waschmaschine. Aber gut genug ist es alleweil.

Das Schmutzwasser fangen wir in unserem kürzlich angeschafften Wassertaxi auf und entsorgen es fachgerecht. Eins steht fest: Meine Eliese gebe ich nicht mehr her!

Eliese, unsere neue Womoangestellte

03. Juni 2023

Jörg weiss noch nichts von seinem Glück: Ich habe uns nämlich eine kurze Wanderung zusammengestellt. Wirklich; nur eine sehr kurze Wanderung! Ultrakurz! Mal sehen, was er davon hält. Ich unterbreite ihm die Route und bemerke gleich vorweg, dass ein Weg bloss 2.3 Kilometer beträgt. Kann man da denn überhaupt schon von einer Wanderung sprechen oder gilt das noch als Spaziergang? Wie auch immer. Jörg hört sich meinen Vorschlag an und ist nicht abgeneigt. Hurra!! Das Postauto fährt schon in einer halben Stunde, also machen wir uns bereit. Wir laufen zum Bahnhof und steigen ins Postauto, welches uns nach Hergiswil bei Willisau bringen soll. Hergiswil wird auch das Kräuterdorf am Napf genannt. Hier nämlich baute die Familie Theiler vor mehr als 30 Jahren auf ihrem Hof Bibernelle an und legte damit den Grundstein für den Kräuteranbau im Napfgebiet. Heute werden hier rund zehn bis fünfzehn Tonnen verschiedene Kräuter von mehreren Produzenten pro Jahr produziert. Ein grosser Abnehmer der Kräuter ist die Ricola AG. Diesmal werden also nicht Leinwandbilder und Fresken in Kirchen und Kapellen studiert, nein, heute gibt es eine Kräuterwanderung.

Die kleine Wanderung beginnt mitten im Dorf Hergiswil, dann geht es steil aufwärts auf Feldwegen, dann an Waldrändern vorbei und jetzt stehen wir vor einem grossen Zitronenmelissen- Feld. Unterwegs kannst du viele einheimische Wildpflanzen kennenlernen. Oder du kannst beim Grillplatz Hickern eine Wurst bräteln. Bänke entlang des Weges laden zum Verweilen ein, wie etwa das Holunderbänkli, von wo aus du eine prächtige Aussicht über das hügelige Luzerner Hinterland geniessen kannst. Aber das Highlight ist für mich ein wunderschöner Kräutergarten in der Nähe eines Hofes. Wir sehen auch einen Waldameisenhügel. Waldameisen gelten als Gesundheitspolizei des Waldes, dies, weil sie enorme Mengen an Waldschädlingen vertilgen. Viel zu selten trifft man sie noch an.

Alles in allem hat uns die Wanderung gut gefallen. Mir auf jeden Fall. Jörg sind Strandspaziergänge nach wie vor lieber, aber leider hat sich das Meer vor Millionen von Jahren aus der Schweiz zurückgezogen.

Wir kommen wieder bei unserem Womo an. Jörg will sich gleich hinlegen, denn er hat Schmerzen im linken Bein, die beim abwärts laufen immer stärker wurden. So wie er die Schmerzen beschreibt, vermute ich, dass der Ischiasnerv gereizt wurde. Morgen werden wir demzufolge einen ruhigen Tag einlegen.

Auf dem Kräuterweg

04. Juni 2023

Jörg geht es noch nicht viel besser. Liegen und Sitzen gehen, aber an Laufen ist nicht zu denken. Das bedeutet, dass wir heute nichts unternehmen und den Tag ruhig angehen lassen.

Mittlerweile ist es Nachmittag und die Situation leider unverändert. Jörg möchte sich trotz Schmerzen etwas bewegen. Wir laufen keine hundert Schritte, müssen wir die Übung abbrechen, weil der Schmerz zu gross ist.

Zum Glück sind die Temperaturen recht angenehm, nicht zu kühl und nicht zu warm, so dass wir es im Womo gut aushalten. Priorität hat heute nur, dass sich Jörg auskurieren kann.

05. Juni 2023

Halleluia! Jörg geht es besser! Natürlich ist der Schmerz noch nicht ganz versurrt, aber mit Schmerzmedis geht es ihm ganz ordentlich. So ordentlich, dass er gar meint, dass wir heute nach Sursee gehen sollten, um uns E-Bikes anzuschauen. Noch genau heute gibt’s beim Händler mit dem grossen, orangen M eine E- Bike Aktion. Also laufen wir zum Bahnhof Willisau, steigen in den Rottaler Bus und fahren nach Sursee. Schnurstracks laufen wir zu besagtem Laden und lassen uns die Räder zeigen. Wir schätzen die kompetente Beratung sehr. Ich erzähle dem Verkäufer, dass wir zurzeit mit «normalen», alten Velos unterwegs seien. Dieser korrigiert mich und sagt: «Sie meinen mit Biobikes?» «Äh ja, mit Biobikes», erwidere ich schmunzelnd. Den Begriff Biobike finde ich lustig und ich frage mich, was daran bio sein soll? Meine Muskelkraft?

Wir schauen auch noch in einem anderen Zweirad- Laden vorbei, der Laden mit dem grossen, orangen M hat uns aber mehr überzeugt und weil die Aktion nur noch bis heute Abend gilt, schlagen wir zu und kaufen die Räder. Abholen können wir sie aber erst Ende dieses Monats. Wir müssen eh zuerst noch unsere alten Velos verschenken oder entsorgen, damit es Platz gibt in der Garage, also kommt uns das gerade recht.

Hier ein paar technische Details zu den Rädern:

-Antrieb/ Display: Bafang (45 Nm)/ LCD

-Akku: Bafang InTube 540Wh

-Rahmenform: Diamant

-Rahmenmaterial: Aluminium

-Motor: 250 W, Unterstützung bis 25km/h

-Ladegerät: Bafang 2A

-Rahmengrösse: 52cm

-Gabel: Suntour XRC, 100mm

-Wechsler Shimano Altus

-Schalthebel: Shimano Altus, 8-fach

-Gänge: 8

-Schaltung: Shimano Altus, 1×8- Gang

-Schaltungstyp: Kettenschaltung

-Kette: KMC X9E

-Bremsen: Tektro E350 hydr. Disc, 160mm

-Radgrösse: 28’’

-Gewicht: 24 Kg

Wir sind sehr gespannt auf unsere Räder. Das Probefahren im Laden hat uns überzeugt, aber wie das Gefühl damit auf der Strasse sein wird, werden wir dann sehen. Auf alle Fälle glaube ich, dass wir ein echtes Schnäppchen gemacht haben, halt wie so oft auf den letzten Drücker. Manchmal bin ich froh darüber, dass Jörg Nägel mit Köpfen machen will, denn ich neige hin und wieder dazu, eine Sache viel zu lange abzuwägen, und zwar so lange, bis erstens ein gutes Angebot vorüber oder zweitens der Zug abgefahren ist. Jörgs Sachlichkeit in Bezug auf Entscheidungen treffen ist da oft hilfreich und wertvoll!

06. Juni 2023

Wir tuckern mit unserem Womo nach Malters und parken auf dem Allmendli- Parkplatz. Unsere Kutsche entspricht der Länge von zwei Parkfeldern, also bezahlen wir zwei Plätze und hoffen somit, nicht anzuecken und niemanden zu verärgern.

Jetzt laufen wir zum Bahnhof, denn da haben wir uns mit meiner Schwester und ihrem Partner verabredet. Zu viert fahren wir jetzt nach Mettmenstetten, denn unser grosser Bruder hat uns auf einen Grillzmittag eingeladen. Es ist schön, wieder einmal die Geschwister um sich zu haben; es fühlt sich beinahe so an, wie in alten Zeiten. Zudem meint es Petrus gut mit uns und so können wir draussen, an einem lauschigen Plätzchen im Garten essen. Als richtige Wohlfühloase präsentiert sich sein Garten. Nebst Rosmarinstöcken entdecke ich sogar wilde Erdbeeren. Ich stelle fest, wie einzigartig und harmonisch sich hier alles fügt. Das kühle, sattgrüne Gras lädt zum Barfusslaufen ein und immer wieder bleibe ich stehen, weil es Neues zu entdecken gibt. Ich bin nicht das erste Mal in diesem Garten, doch immer, wenn ich ihn betrete, nehme ich ihn neu wahr. Hier wirst du ruhig. Hier fühlst du dich wohl!

Das feine Essen geniessen wir ebenso und die tollen Gespräche sowieso! Die Zeit vergeht im Null Komma nichts und schon heisst es Abschiednehmen. Meine kleine Schwester lädt uns nun spontan zu sich nach Hause ein für ein gemeinsames Nachtessen und so sitzen wir bald schon in einem schönen Wintergarten und sind bereits wieder am Geniessen, denn die Spaghetti Bolognaise mundet uns sehr! Der heutige Tag entpuppt sich somit als absoluter Wohlfühltag! Danke Familie, für diesen schönen Tag!

07. Juni 2023

Wir haben herrlich geschlafen auf dem Allmendli- Parkplatz. Für Jörg steht heute der Chauffeuren- Untersuch auf dem Programm. Berufsfahrer, welche das fünfzigste Altersjahr überschritten haben, sind dazu verpflichtet, alle drei Jahre einen anerkannten Arzt aufzusuchen, ebenso Womo- Fahrer mit der Kategorie C. Jörg ist froh, dass ihn heute sein linkes Bein nicht mehr schmerzt, denn meist wird bei solch einem Untersuch verlangt, sich sportlich zu betätigen.

Ich meinerseits habe lustigeres vor: Ich habe mich mit einer lieben Freundin zu einem Marsch verabredet.

Die Wiedersehensfreude ist gross und wir haben uns eine Menge zu erzählen! Der Rundgang führt uns entlang der kleinen Emme von Malters nach Blatten und über die Stierenweid und Rothenstrasse wieder zurück nach Malters.

Wir sind durstig geworden, darum setzen wir uns ins Restaurant siete und trinken etwas Kühles. Es fühlt sich an, als wäre ich nie weg gewesen und mir wird augenblicklich bewusst, wie viel mir diese Freundschaft bedeutet. Da kannst du den besten Ehemann von allen an deiner Seite haben, und das habe ich; aber eine Freundschaft unter Frauen ist genauso wichtig. Sagte nicht schon John Grey: Männer sind anders, Frauen auch. Diesen Satz kann ich voll und ganz unterschreiben. Dieser Austausch unter Frauen bedeutet mir sehr viel und deshalb bin ich jetzt, wo jede wieder ihren eigenen Weg geht, ein ganz klein wenig traurig, weil wohl ein paar Monate verstreichen werden, bis wir uns wieder sehen werden.

Auf 14 Uhr sind Jörg und ich bei meiner Mutter zum Kaffee verabredet, darum laufen wir jetzt los. Wie immer werden wir bei ihr nach Strich und Faden verwöhnt. Nach einem feinen Dessert mit Vanilleeis und verschiedenen Beeren folgt nun eine Zuger Kirschtorte und dazwischen gibt’s eine Menge zu erzählen. Also verhungern muss man bei Mami definitiv nie! Schön ist dieser Nachmittag! Eine besondere Überraschung von ihr gibt’s zu guter Letzt: Einen Ovomaltine Crunchy Cream Brotaufstrich!!! Ich freue mich sehr darüber und eins steht fest: Die Gabe, jemandem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, da ist meine Mutter Weltklasse! Danke, danke, danke!!!

Vertraute Gegend

08. Juni 2023

Wir laufen von Malters nach Blatten, weil uns unser Sohn und seine Frau auf einen Kaffee eingeladen haben. Bereits gestern fiel mir auf, wieviel sich verändert hat auf dieser Strecke: Ein grosser Teil des Waldes wurde gerodet und noch weitere Bäume werden fallen müssen. Das Bauprojekt zum Hochwasserschutz gab in den sozialen Medien enorm zu reden und tatsächlich sieht die Landschaft kahl und leer aus. Einsam fliesst die kleine Emme vor sich hin und ich trauere dem schönen Wald nach, durch den ich so oft gelaufen war. Angenehm kühl war es da im Sommer, weil das Blätterdach Schatten spendete. Wenigstens sind meine schönen Erinnerungen mit der Rodung nicht untergegangen- sie sind allesamt in meinem Kopf und werden es immer bleiben. In ein paar Jahren werden wir uns über einen neuen Wald erfreuen können, denn die Aufforstung hat bereits begonnen.

Rodung an der kleinen Emme Malters

Jetzt sitzen wir im Garten unseres Sohnes und seiner Frau, trinken Kaffee, lassen das schöne Hochzeitsfest Revue passieren und geniessen das prächtige Wetter.

Auf dem Heimweg verabrede ich mich mit einer weiteren lieben Freundin zum Nachtessen. Schon um 18 Uhr wollen wir uns im Restaurant Kreuz in Malters treffen. Vor vielen Jahren haben wir uns über unsere gemeinsame Passion, dem Malen, kennengelernt. Sie besuchte einen meiner Malkurse und seitdem sind wir Freundinnen. Regelmässig verabredeten wir uns seitdem bei Don Carlos in Ruopigen zu einem feinen Essen und tauschten uns über unser Leben aus, haben zusammen viel gelacht und gelegentlich auch geweint. Oder wir telefonierten so lange, bis uns die Ohren glühten. Es ist schön, sich nach so langer Zeit wieder in den Armen halten zu können. Das Essen ist fein, aber Nebensache, denn wir haben uns viel zu erzählen. Auch diesmal verrinnt die Zeit wie Sand zwischen den Fingern und bald schon kommt der Moment, sich voneinander zu verabschieden. Ich tröste mich mit dem Wissen: «Nach unserem Treffen ist vor unserem Treffen!», aber auch diesmal werde ich etwas wehmütig.

09. Juni 2023

Während ich gestern essen war, sattelte Jörg seinen Drahtesel mit Fliegen- Fischerrute und Weidenkorb und ging am Thorenbergkanal fischen. Leider biss kein Fisch an, also muss ich mir noch überlegen, was ich uns heute kochen werde. Aber er hat es trotzdem genossen, auch wenn der Weidenkorb leer blieb. Dafür hat er einen Biber beobachten können; das ist ja mal ganz etwas Neues im Thorenbergkanal! Diesen will er mir nun zeigen, darum laufen wir los, wieder der Emme entlang bis zum Kanal. Heute will sich das Biest jedoch nicht zeigen, nur ein paar Stockenten lassen sich auf dem Wasser treiben. Macht nichts, schön war der Spaziergang trotzdem. Verschwitzt und durstig kommen wir wieder bei unserem Womo an.

Am Thorenbergkanal

10. Juni 2023

Wir fahren zurück nach Willisau, weil wir Wasser brauchen und auf Strom angewiesen sind. Eliese soll heute erneut ihr Können unter Beweis stellen. Ausserdem müssen wir bei der chemischen Reinigung vorbei und unsere festlichen Kleider abholen, welche wir an der Hochzeit trugen. Auch die langersehnten Womobeschriftungen sind nun endlich eingetroffen. Eventuell wollen wir diese noch montieren.

Gesagt, getan- der erste Schriftzug ist montiert! Morgen soll dann der zweite folgen. Ich glaube, ein bisschen Werbung auf dem Womo ist recht effizient, denn auch ich schau mir gerne mal eine Seite genauer an, wenn man irgendwo etwas länger steht. Das Montieren hat mir richtig Spass gemacht. Zum Glück aber hat Jörg in der Vergangenheit oft beobachten können, wie dabei vorgegangen wird. Ich hätte promt den ganzen Schriftzug auf einmal anbringen wollen, doch für ihn war klar, dass dieser durchgeschnitten und etappenweise geklebt werden muss. Genauso machten wir es und so klappte es bestens!

11. Juni 2023

Wieder stehen wir hinten am Heck auf einer Holzabschrankung und montieren nun den zweiten Schriftzug. Mittlerweile haben wir den Dreh raus und mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden. Ich hätte gar nicht gedacht, dass mir diese Arbeit so viel Spass machen könnte und schon überlege ich mir, was als nächstes folgen soll. Dieselben Schriftzüge vorne oder seitlich? Oder wie wäre es, wenn wir eine Landschaft in dieser Technik anbringen würden? Aber nein, fürs erste ist es ganz okay. Um mich kreativ auszuleben, müssen ja nicht die Womowände herhalten.

Gut geklebt ist halb gewonnen

12. Juni 2023

Ich entwerfe im Womo. Später bestellen wir eine Transferpresse und viele T- Shirts. Wir haben vor, T- Shirts selbst zu bedrucken, erstens weil es Spass macht, und zweitens, weil es halt viel günstiger kommt, als die fertig bedruckten T- Shirts über einen Drittanbieter zu beziehen. Ich kann es kaum erwarten, mit dem Drucken zu beginnen. Aber noch muss ich mich etwas gedulden.

13. Juni 2023

Wir fahren nach Malters, weil ich einen Termin wahrnehmen muss. Jörg kümmert sich unterdessen um den Einkauf. So allmählich haben wir kein Sitzleder mehr. Es zieht uns weiter, aber noch gibt es dies und jenes zu erledigen. Auch unsere E- Bikes sind noch nicht abholbereit. Eine gewisse Ruhelosigkeit macht sich bemerkbar. Irgendwie macht ein Haus auf Rädern nur dann Sinn, wenn man damit weiterziehen kann, sollte man dazu das Bedürfnis haben. Aber ich will nicht klagen. Es geht uns ja so weit gut, wäre da nicht dieses Fernweh. Manchmal kann ich es selbst nicht verstehen: Da wohnte ich 25 Jahre lang immer am selben Ort, im selben Haus. Und jetzt halte ich es gerade mal zwei Wochen an einem Ort aus? Was ist bloss los mit mir? Woher kommt diese Ruhelosigkeit? Glücklicherweise geht es Jörg genauso, sonst hätten wir ein Problem. Ich glaube, wenn man einmal Blut geleckt hat, dann gibt es kein zurück mehr. Dann willst du immer mehr sehen von dieser Welt, willst sie erleben und begreifen können. Ich kann mir unsere Rastlosigkeit nur so erklären.

Aber vorerst bleiben wir noch eine Weile im Kanton Luzern. Heute sind wir beim Holderchäppeli anzutreffen. Das Holderchäppeli ist ein kleiner Pass, welcher Kriens- Obernau mit Malters verbindet. Hier ist es richtig schön und viele Erinnerungen kommen da hoch. Einerseits traf sich hier früher an einem Wintersonntag halb Malters zum Schlitteln, was wohl immer noch so sein wird und andererseits sehe ich von diesem Parkplatz aus meine allererste Arbeitsstelle.

Lehnhof 

Ich bekomme Lust, durch die vertraute Gegend zu schlendern. Jörg begleitet mich und so führt uns unser Weg zu dem alten Ahornbaum unweit vom Holderchäppeli, welcher sich in den letzten vierzig Jahren kaum verändert hat. Die Aussicht von hier auf Luzern ist atemberaubend. In der Verzweigung des Ahorn- Stammes befindet sich eine weisse Keramik- Engelsfigur mit einer brennenden Kerze. Ich glaube zu wissen, für wen diese Kerze brennt und augenblicklich werde ich etwas traurig.

Wir laufen wieder zurück zum Womo und geniessen die unglaubliche Ruhe an diesem Ort.

Koordinaten Parkplatz Holderchäppeli:

47.0236, 8.2195

14. Juni 2023

Das Postauto hält mehrmals täglich hier auf dem Holderchäppeli- Parkplatz an und regelmässig steigt eine Menschenhorde aus, ausgerüstet mit Rucksack, Wanderschuhen und Wanderstöcken. Sie alle laufen in dieselbe Richtung, nämlich zu dem Weg, welcher zur Schiltalp, oder auch zur Dorschnei und Rosshütte führt. Jetzt zieht es auch uns hinaus, denn das Wetter ist so schön, dass es schade wäre, den ganzen Tag nur im Womo zu verbringen. Schnell sind wir parat und laufen jetzt los. Die Flora ist atemberaubend: Wir sehen weisse Teufelskralle, Knöterich, Hahnenfuss, Knabenkraut und Zittergras und vieles mehr. Schon kommen wir bei der Neualp an. Es gibt hier einen Hofladen mit vielen gluschtigen Produkten. Wir decken uns mit Bratwürsten ein und staunen nicht schlecht, dass man seinen Einkauf ganz unkompliziert via Twint bezahlen kann.

Auf der Weide sehen wir einige Angusrinder. Ihr Fell ist beinahe schwarz. Diese Kühe sollen über einen ausgeprägten Mutterinstinkt verfügen und widmen sich gleich nach der Geburt ihren Kälbern. Genetisch sind sie hornlos; somit entfällt das Enthornen im Jugendalter.

Jetzt sind wir beim Renggbach angekommen. Natürlich laufen wir nicht einfach daran vorbei ohne Ausschau nach Bachforellen zu halten. Tatsächlich sehen wir welche, wenn auch kleine, aber immerhin!

Beim Berghaus Dorschnei machen wir eine kleine Pause und trinken etwas. Unsere Wanderung führt uns an einem kleinen Waldweiher vorbei, welcher im Jahr 2013 künstlich angelegt wurde. Hier tummeln sich Frösche, Kröten, Molche und Salamander. Auch Vögel, Libellen und andere Insekten werden durch das Gewässer angezogen und finden hier gute Lebensbedingungen.

Wir laufen noch bis zur Rosshütte und laufen anschliessend über den Waldweg zurück zu unserem Womo. Dieser kleine Rundweg von etwas mehr als 8 Kilometer hat uns ausgesprochen gut gefallen.

Knabenkraut

 

2 Antworten auf „-Wir (k)leben in Willisau!“

Euer Blog liest sich so, als wäre man selbst dabei. Danke für den unterhaltsamen und persönlichen Einblick in den Alltag eures Womo-Abenteuers.

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