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Reisen

-Reif für ein bisschen Schweden

15. Juni 2023

Auch heute bleiben wir mit unserem Womo auf dem Holderchäppeli- Parkplatz stehen und unternehmen genau wie gestern eine kleine Wanderung. Es ist nämlich schon ein wenig beschämend: Ich kenne die Wanderwege rund um den Schwarzenberg und dem Eigenthal so gut wie gar nicht, obwohl Malters, unser ehemaliger Wohnort und gleichzeitig mein Heimatort, wirklich nur ein Katzensprung von hier entfernt ist. Aber so langsam kriege ich richtig Lust dazu, die Wege dieser Gegend zu erkunden und sowieso passt gerade alles: das Wetter ist gut und auch Jörg verspürt Lust dazu, sich zu bewegen. Was will man da noch mehr! Unsere heutige kleine Wanderung führt uns zuerst durch den Wald Richtung Eigenthal. Dann überqueren wir die Hauptstrasse und kommen jetzt an der Jagdhütte Osser- Bärg vorbei und wieder folgt ein Waldweg. Viele alte Ahornbäume säumen die Strasse, die ins Eigenthal führt. Beim Restaurant Eigenthalerhof nehmen wir den Weg zur Marienkapelle. Diese will ich fotografieren- denn schon mehrmals habe ich diese schmucke Kapelle mit Aquarellfarben auf Papier festgehalten. Entstanden sind so mehrere Winterbilder. Wer weiss, vielleicht gibt es bei Gelegenheit auch mal eine sommerliche Landschaft mit diesem Sujet.

Marienkapelle Eigenthal

Diese Kapelle wurde im Jahr 1517 erbaut. Eine böse Seuche gab Anlass für deren Bau. Hexen und andere unfreundliche Geister sollen die Krankheit ins Tal gebracht haben, so die Legende. Seit dem Bau der Kapelle sollen diese Gestalten und mit ihnen die Krankheit verschwunden sein. Eine andere Sage meint hingegen, dass es den Zwergen zu verdanken sei, dass die Pest verschwand. Diese hätten vom Berge herabgerufen: «Esset schwarze Astrenzen und Bibernellen, so sterbet ihr nicht alle!»

Weiter geht’s, vorbei an der Jugendalp, und schwupp, sind wir wieder im kühlen Wald. Was für eine Wohltat bei diesen sommerlichen Temperaturen! Das letzte Stück unserer kleinen Wanderung kennen wir bereits, denn es folgt die Neualp. Da haben wir gestern im Hofladen die feinen Bratwürste gekauft und genossen diese noch am selben Abend!

Und schon sind wir wieder daheim in unserem Womo. Ich schreibe ein wenig und Jörg liest. Ich schaue auf, weil ich höre, dass ein Velofahrer neben unserem Womo hält. Aber ich bin so vertieft in meine Arbeit, dass ich erst beim zweiten Hinsehen bemerke, dass es sich beim Velofahrer um meinen Vater handelt. Er hat nämlich im heute veröffentlichten Blog gelesen, dass wir uns in der Heimat aufhalten, und hat dann spontan entschlossen, uns zu besuchen. Dieses «Bsüechli» hat uns enorm gefreut! Kaum haben wir uns verabschiedet, entdecke ich wieder ein bekanntes Gesicht vor unserer Womotüre! Eine ehemalige Arbeitskollegin steht draussen und schaut nach, ob die Frey’s daheim sind. Wie schön ist das denn!! So sitzen wir ein Weilchen zusammen, trinken etwas und natürlich gibt es viel zu erzählen. Danke dir Luzia, für deinen Besuch! Das war eine gelungene Überraschung! Wir haben uns sehr darüber gefreut!

16. Juni 2023

Heute rollt unser Womo wieder ein paar Meter. Ver- und Entsorgen ist angesagt. Ein Grosseinkauf steht auch noch auf dem Programm, bevor es dann an die Kleine Emme in Wolhusen geht.

Nun ist alles erledigt. Von Wolhusen Richtung Entlebuch, ausgangs Wolhusen biegen wir rechts ab Richtung Doppleschwand. Kurz nach der Kappelbodenbrücke biegen wir links ab und fahren entlang der Kleinen Emme, bis wir ein schönes Plätzchen finden. Jetzt stehen wir mitten im Grünen unter Rottannen und Haselsträuchern. Nebst Vogelgezwitscher und Grillengezirpe hören wir auch das Plätschern der Kleinen Emme; Zen- und Tai-Chi- Entspannungsmusik finde ich wunderschön, aber im Vergleich zu diesen Naturgeräuschen kann sie nicht mithalten. Von all den Naturgeräuschen soll Vogelgezwitscher am Geeignetsten sein, um Stress und Ärger abzubauen. Gestresst oder verärgert fühlen wir uns zwar überhaupt nicht, aber diese Geräuschkulisse tut uns trotzdem gut.

Unglücklicherweise haben wir vergessen, unseren Wasserkanister mit Wasser aufzufüllen. Unser Frischwassertank ist zwar proppenvoll und mit einem Silberschwamm versehen, um Bakterien abzutöten. Nun ist Silber für den menschlichen Körper nicht ganz unbedenklich, darum verwenden wir das Wasser aus dem Tank bloss zum Duschen, Händewaschen und zum Geschirr spülen; fürs Kochen und zum Trinken nehmen wir lieber Wasser aus einem separaten Kanister. Die Meinungen bezüglich Silberschwamm im Wassertank gehen bei den Campern weit auseinander. Auch wir sind etwas unschlüssig, was wohl die beste Lösung wäre. Aber fürs erste fahren wir genau so fort, bis wir eines Besseren belehrt werden.

Wir stecken unseren faltbaren Wasserkanister in den Rucksack und laufen zu einem nahegelegenen Restaurant. Dort wollen wir etwas trinken gehen und gleichzeitig unseren Kanister auffüllen. Gesagt, getan. Nun ist alles erledigt und jetzt ist Geniessen angesagt!

17. Juni 2023

Wir laufen ein Stück der Emme entlang, setzen uns dann auf einen Felsen am Wasser und schauen dem Plätschern zu. Schon öfters sind wir hier an diesem Flussabschnitt gesessen; Total spektakulär präsentiert sich dieses Teilstück, weil sich die Emme hier an mehreren Orten in den Nagelfluh- Untergrund gegraben hat. Wir sind nicht die einzigen, die hier die wunderbare Natur geniessen. Ein paar Hartgesottene schwimmen sogar im kalten Wasser. Auch ich strecke den grossen Zehen ins kühle Nass, aber mehr denn doch nicht.

An der Kleinen Emme, Wolhusen

18. Juni 2023

Wir haben herrlich geschlafen hier in der Wildnis. Die Quecksilbersäule wird heute auf 27 Grad Celsius klettern. Da sind wir froh über unser schattiges Plätzchen im Walde. Nach dem Frühstück stellen wir unsere Liegestühle vor dem Womo auf und machen es uns mit einem guten Buch bequem. Etwa zwei Stunden lang stecken wir unsere Nasen in die Lektüren. Jetzt aber wollen wir die paar Meter bis zur Fontanne laufen, genauer gesagt unseren Lieblingsplatz aufsuchen, an dem wir früher mit unseren Kindern viele schöne Stunden im Sommer verbrachten. Schwer beladen, mit Rucksäcken, Goldwaschpfannen, Schaufeln, Schleusen und Gummistiefeln liefen wir damals vom Parkplatz bei der Kappelbodenbrücke zu eben besagten Plätzchen am Wasser. Heute wüsste ich gerne, wie viele Tonnen Geröll und Sand wir wohl durch unsere Schleuse laufen liessen. Es müssen viele gewesen sein. Das Konzentrat, welches sich in den Rinnen ablagerte, wurde anschliessend in einer Pfanne ausgewaschen. Das Schöne dabei war, dass tatsächlich immer ein paar Goldflitter in der Pfanne zurückblieben. Für eine Zeit lang war bei uns wahrhaftig das Goldfieber ausgebrochen und wir konnten uns nichts Schöneres vorstellen, als an heissen Sommertagen an der Fontanne Gold zu schürfen. Das Napfgold gilt als reinstes Gold der Welt. Um ein Gramm Gold zu erhalten musst du aber lange schürfen, denn es braucht dafür sage und schreibe circa 1500- 3000 Goldflitter. Meinen Traum, ein Schmuckstück aus selbstgeschürftem Gold anfertigen zu lassen, habe ich darum irgendeinmal begraben. Viel wichtiger war sowieso, miteinander etwas zu erleben und Spass an einer Sache zu haben. Wer keine Lust zum Schürfen hatte, war für das Feuer machen zuständig, denn das Schaufeln und Schürfen machte hungrig. Die ersten Male haben wir Würste mitgenommen und diese über dem Feuer gebrätelt. Einmal hatte ich aber keine im Kühlschrank. Jörg hatte da die Idee, Ravioli aus der Büchse mitzunehmen, diese im Feuer zu wärmen und anschliessend mit etwas geriebenem Käse gleich aus der Goldwaschpfanne zu essen. Damals dachte ich noch, dass so eine verrückte Idee nur einem Mann in den Sinn kommen könne und schüttelte nur den Kopf. Weil ich aber gerade keinen besseren Einfall hatte, machten wir es dann tatsächlich à la Jörg und alle hatten einen Heidenspass. Das Menü Ravioli aus der Goldwaschpfanne war somit geboren und gehörte seit da zum Programm!

Wie wir zum Goldwaschen gekommen sind, ist eine andere Geschichte: Damals, als Jörg bei uns einzog, brachte er auch einen uralten Wohnwagen mit. Wir hatten ja Platz. Bewegt wurde er aber nie. Genaugenommen stand er nur im Wege. Als dann durch den Sturm Lothar auch noch ein Fenster in die Brüche ging, entschieden wir uns, ihn wegzugeben. Auf unser Inserat meldete sich tatsächlich jemand. Paul, so hiess dieser Mann, traute seinen Ohren kaum, als er erfuhr, dass wir ihm dieses Gefährt gerne schenken würden. Weil er das so nicht annehmen konnte, machte er den Vorschlag, dass wir als Gegenleistung einmal Ferien auf seinem Grundstück im Burgund machen dürften. Übernachten könnten wir dann in unserem alten Wohnwagen und wenn dies platzmässig zu eng wäre, hätte er schon noch ein paar Betten frei. Dieses Angebot fanden wir lustig, aber tatsächlich verbrachten wir kurze Zeit später unsere Ferien bei Paul und seiner Lebensgefährtin im Garten. Paul war eine Nummer für sich! Er ging mit unseren Kindern Katzen- Welse fischen, aber er brachte uns auch bei, wie man Gold schürft. Seit diesen Ferien waren wir vom Goldwaschvirus infiziert! Wir schafften uns danach alles Nötige zum Schürfen an und pilgerten Wochenende für Wochenende an die Fontanne.

Jetzt befinden wir uns an diesem schönen Plätzchen. Nur schade, dass wir das ganze Sammelsurium zum Goldwaschen eingelagert und nicht mit dabeihaben, denn wir hätten jetzt gerade wahnsinnig Lust dazu, ein wenig Gold zu schürfen.

19. Juni 2023

Wir haben kein Sitzleder mehr. Wir fahren nach Weil am Rhein, weil wir bei einer deutschen Lieferadresse unsere bestellten Pakete abholen wollen und tuckern dann bloss noch ein kurzes Stück bis zu einem Stellplatz, welcher sich in Effringen- Kirchen befindet. Dieser Ort gehört zum Landkreis Lörrach und ist die südwestlichste Gemeinde von Baden- Württemberg.

Unter den abgeholten Paketen befindet sich auch eine Pumpe für das Umpumpsystem zur Spühlung des Fäkaltanks. Nachdem wir nämlich die Offerte unserer Wohnmobil- Werkstatt in Langenthal, bezüglich Pumpe ersetzen und montieren erhalten haben, traf uns beinahe der Schlag! Statt Weltumsegler- und Entdeckergeschichten gehörten fortan Montageanleitungen für Umpumpsysteme zu Jörgs Pflichtlektüren und schnell stand fest, dass er eine Pumpe bestellen und diese dann selber einbauen will.

Jetzt liegt er also wieder einmal in seiner ganzen Länge auf dem Womoboden, stöhnt und flucht vor sich hin, aber wenn man damit viel Geld sparen kann, nehme ich das gerne in Kauf. Ich hoffe bloss, dass er meine Hilfe nicht benötigt, denn bei 30 Grad Celsius im Schatten kann ich mir wahrlich schöneres vorstellen als auf dem Womoboden rumzukriechen. Natürlich kenne ich Jörg gut genug, dass ich weiss, dass er eh lieber allein arbeitet. Abgesehen davon kann ich es sowieso nicht ausstehen, wenn Jörg die Augen verdreht, jedes Mal dann, wenn ich mit gutgemeinten Ratschlägen auffahre.

Fürs Erste ist er fertig, mein Göttergatte, denn es gibt ein Provisorium, fehlen ihm doch noch Silikonband und ein neuer Schlauch. Morgen geht’s darum ab in den Baumarkt.

20. Juni 2023

Ratzfatz sind wir mit unserem Einkauf im Baumarkt fertig. Jörg will sich gleich wieder an die Arbeit machen, solange die Temperaturen noch angenehm kühl sind. Helfen muss ich ihm zum Glück auch diesmal nicht. Ich solle mir nur merken, dass der blaue Draht positiv sei, höre ich ihn rufen. Geht es eigentlich noch um das Umpumpsystem oder wird hier eine Bombe entschärft? Ersteres ist natürlich der Fall und schon ist er fertig. Ganz nebenbei haben wir etwa 550 Franken gespart. Wenn ich mir vorstelle, was ich mit Fr. 550.- anstellen könnte! Mindestens fünf bis zehn Paar Schuhe gäbe das! Oder drei Handtaschen und zwei Paar Schuhe. Oder schöne Ohrringe mit Halskette. Oder, oder, oder…

Am Nachmittag laufen wir zum Gasthof zum alten Salzfass und gönnen uns einen feinen Eisbecher. Auf dem Heimweg besorgen wir uns noch einen Badischen Wein. Wir sind gespannt, wie er uns schmecken wird! Ich mag es einfach, Spezialitäten aus der Gegend auszuprobieren!

Die Rebberge hier in Efringen- Kirchen fielen uns gestern bereits auf. Im Herbst muss die Landschaft wunderschön sein, wenn das Laub der Reben golden leuchtet. Der Inhaber unseres Stellplatzes erzählt Jörg, dass die Rebberge- Hügel Ausläufer des Isteiner Klotzes seien. Die Reben würden auf Kalkböden wachsen, welche gute Nährstoffwerte aufweisen, zudem werde auch die Sonnenwärme in diesen Böden besser gespeichert als in anderen, was für eine gute Weinqualität wichtig sei.

Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren, oder? Darum genehmigen wir uns jetzt einen Schluck des hiesigen Weines. Lieblich wird der Wein auf der Flasche beschrieben und wir finden, dass dieses Adjektiv den Wein perfekt umschreibt. Ganz fein, können wir dazu nur sagen!

21. Juni 2023

In der Nacht und am Morgen regnet es. Gut so, die Natur hat etwas Regen bitter nötig. Schon lichtet sich der Himmel wieder. Wir beschliessen, den Tag zu nutzen, um liegengebliebene Arbeiten zu erledigen und bleiben deshalb den ganzen Tag auf dem Stellplatz.

22. Juni 2023

Wir sollen uns unbedingt die Isteiner Schwellen im Rhein anschauen, meinte gestern noch der Stellplatzinhaber. Wir befolgen seinen Tipp und machen uns auf den Weg. Weit ist es nicht; alles in allem wird der Rundweg etwa fünf Kilometer betragen. Jetzt sind wir an besagten Schwellen, welche die letzten Überbleibsel eines Juramassivs, nämlich des Isteiner Klotzes sind. Dieser Ort erinnert uns sehr stark an Arvidsjaur in Schweden; statt am Fluss Piteälven befinden wir uns aber heute am Rhein. Die Uferlandschaft mit ihren Sand- und Steinstränden ist traumhaft schön! Jörg hält gleich Ausschau nach Fischen und tatsächlich sieht er kleine Schwärme mit Winzlingen. Ob es Forellen sind oder doch eher Äschen ist in dieser Grösse jedoch schwer zu deuten.

Bei den Isteiner Schwellen

Mich hingegen fasziniert die artenreiche, bunte Flora auf den Trockenböden. Wildlilien erregen meine Aufmerksamkeit, aber auch Filzklette mit ihren riesigen Blättern, Mohnblumen, Nachtkerzen und wilde Nelken.

Wildlilie

Durch diese Artenvielfalt brummt und surrt es dementsprechend in der Luft. Immer wieder bleiben wir stehen, gucken da und gucken dort. Liegt vor uns gar ein Lavendelfeld? Hier im Markgräflerland? Fehlanzeige. Die Farbe stimmt zwar, aber jetzt, wo wir davor stehen, sehen wir, dass es eine ganz andere Pflanzenart ist. Dank unserer Pflanzenapp erfahren wir, dass es sich um Bienenweide (Phacelia) handelt. Diese Pflanze wird als Bienenweide für Honigbienen angesät. Erträge bis 500 kg Honig pro Hektar und Blütensaison sollen dank dieser Pflanze möglich sein.

Ein süsslicher Duft liegt in der Luft. Da und dort blühen Lindenbäume. Ich pflücke eine Handvoll Lindenblüten, weil ich mir davon im Womo einen Tee zubereiten will.

Gut, dass wir jetzt wieder bei unserem Womo sind, denn der Himmel wird zunehmend schwärzer und schwärzer. Auch der Wind nimmt zu. Schnell schliessen wir unsere Dachluken, denn nun regnet es in Strömen. Eine Auto- Waschanlage ist Pipifax zu dem, was wir jetzt gerade erleben. Auch ein paar Hagelkörner prasseln auf das Womodach nieder, so laut, dass man das eigene Wort nicht mehr versteht. Wir trinken den eben aufgebrühten Lindenblütentee, spähen nach draussen und sind froh, dass der Himmel zusehends etwas aufklart.

23. Juni 2023

Wir sitzen beim Frühstück und können dabei einen Storch beobachten, welcher auf der Suche nach Nahrung durch das hohe, nasse Gras stolziert. Wir fragen uns, ob er vielleicht einer der Störche ist, welche uns in Oualidia, Marokko begegnet sind. Wohl kaum; das wäre ja ein riesiger Zufall.

Wir wollen aufbrechen und nach Sursee fahren. Unsere Velos sind abholbereit. Jörg hat gestern im Verkaufsladen nachgefragt, wann mit unseren E- Bikes zu rechnen sei. Dabei stellte sich heraus, dass eines unserer Räder aus Versehen zweimal verkauft wurde. Am Abend erfuhren wir dann, dass das Problem gelöst, und die Räder abholbereit seien. Wunderbar! Das ging schneller als gedacht!

Wir fahren los und sehen erst jetzt, was der Sturm von gestern angerichtet hat. Ein abgeknickter Ast eines Nussbaumes mit einem Durchmesser von ungefähr 20 cm liegt auf dem Stellplatzareal. Mit unserem Womo standen wir diese Nacht ebenfalls unter einem Nussbaum. Gottlob hat es nicht diesen erwischt. Da haben wir nochmals Glück gehabt!

Auch die Strassen sind grün übersät von Laub und Geäst. Herbstlich mutet die Stimmung an und da und dort wird mit Besen und Baumscheren hantiert. In den deutschen Nachrichten hören wir, dass der Bahnverkehr in Folge des Sturmes stark beeinträchtigt sei.

Strassenschäden beim Ebenraintunnel bei Sissach verursachen einen Stau mit längeren Wartezeiten, so dass wir Sursee viel später erreichen als geplant. Aber was solls; wir müssen ja nicht auf den Zug und haben keine Eile.

Wir nehmen unsere nigelnagelneuen Räder in Empfang und laufen damit zum Womo. Unsere alten Drahtessel haben bereits neue Besitzer gefunden, so dass wir hoffentlich genügend Platz für die E- Bikes finden werden.

Die Womogarage ist jetzt prall gefüllt, denn die neuen Räder sind schon etwas grösser als die Alten, aber die Freude ist gross! Auf jeden Fall kann ich es kaum erwarten, meinen Hintern auf den Sattel zu kriegen!

Wir nächtigen nochmals in Willisau, bevor es weiter geht über Zürich nach Bad Dürrheim, Deutschland.

24. 06. 2023

Wir fahren nach Volketswil. Viele Monate ist es nämlich her, seit wir Jörgs Eltern und Geschwister das letzte Mal gesehen haben. Es ist schön, wieder einmal Zeit zusammen zu verbringen und sich bei Kaffee und Kuchen austauschen zu können. Nebst Kuchen gibts auch Schafböcke; diese Einsiedler Spezialität esse ich heute das erste Mal. Sie erinnern mich etwas an Appenzeller Biber, nur dass diese dunkler sind. Auf jeden Fall sind diese Schafböcke das Kultgebäck von Einsiedeln und erst noch superfein!

Ganz so lange können wir diesmal nicht bleiben, weil wir noch über die Grenze nach Deutschland wollen. Gemeinsam laufen wir deshalb zum Wohnmobil zurück, denn Jörgs Geschwister kennen unser Womo nur von Fotos. Auch unsere Nichte Janika ist jetzt mit dabei, was uns ganz besonders freut! So gibt’s also eine kleine Wohnungsbesichtigung und schon heisst es wieder Abschied nehmen. Erst im Winter werden wir uns wieder sehen. Abschiednehmen gehört nicht zu unseren Lieblingsbeschäftigungen. Aber im Wissen, dass wir uns im Winter wieder sehen, ist es nur halb so schlimm. In Gedanken sind wir sowieso miteinander verbunden. Danke für diesen schönen Nachmittag!

Eigentlich hatten wir vor, bis nach Bad Dürrheim zu fahren, doch auf der Homepage des Stellplatzes lesen wir jetzt, dass das angrenzende Solebad wegen Restaurationsarbeiten noch bis zum 28. Juni geschlossen ist. Ich bin etwas enttäuscht darüber, weil ich mich auf das Baden dort sehr gefreut habe. Wir kennen dieses Thermalbad von unseren letzten Deutschlandferien.

Kurzerhand beschliessen wir deshalb, bereits jetzt schon, auf einem Parkplatz bei Randen, Feierabend zu machen.

25. Juni 2023

Neue Etappe:

Vom Parkplatz in Randen fahren wir Richtung Villingen- Schwenningen. Danach geht es auf die A81 Richtung Stuttgart. Wir bleiben bis Ravenstein auf der A81. Eingangs Dorf gibt es einen Parkplatz des Turnvereins Merchingen am Nussbaumweg, wo wir übernachten können.

Koordinaten Parkplatz am Nussbaumweg:

49.4003, 9.4998

Heute morgen beschliessen wir, diesen Sommer nun doch in Skandinavien zu verbringen. Es zieht uns einfach in den Norden. Bereits am Mittwoch soll uns die Fähre von Travemünde nach Trelleborg Schweden bringen, darum fahren wir schon heute ein rechtes Stück.

Von Trelleborg werden wir dann via Malmö, Göteborg nach Oslo fahren und von dort an den Romsdalsfjord, wo Jörg angeln gehen möchte. Viel mehr planen wir noch nicht- wir kennen Norwegen bereits recht gut und entscheiden dann vor Ort den weiteren Streckenverlauf.

Heute steht unser Bett im Kornfeld; nein, nicht ganz, aber beinahe!

Fast ein Bett im Kornfeld

26. Juni 2023

Neue Etappe:

Von Merchingen fahren wir auf die A81 bis Würzburg. Wir fahren durch Würzburg hindurch auf die A7 Richtung Norden bis nach Northeim. Dort checken wir beim Stellplatz Northeim am Nordhafen ein.

Koordinaten Stellplatz Northeim am Nordhafen:

51.7289, 9.9622

Wir bezahlen die Stellplatzgebühr von 6 Euro und machen uns dann gleich auf den Weg zu den Seen. Die durch Kiesabbau entstandene «Northeimer Seenplatte» erstreckt sich über eine Fläche von etwa 360 ha und besteht zurzeit aus 12 künstlichen Seen. Wäre da nicht noch der Strassenlärm der Autobahn würde ich diese Gegend als perfektes Naherholungsgebiet bezeichnen. Aber eben, der Lärm stört schon ein wenig. Die Jugend von Northeim scheint das aber kaum zu stören.

Der Stellplatz ist für eine Nacht ganz okay; man kann hier auf alle Fälle sehr gut Ver- und Entsorgen. 100 l Trinkwasser kosten 1 Euro, Entsorgen ist gratis.

27. Juni 2023

Neue Etappe:

Von Northeim fahren wir wieder auf die A7. Bei Hamburg wechseln wir auf die A1 Richtung Lübeck und dann auf die 226 bis Travemünde. Dort checken wir beim Stellplatz Travemünder Landstrasse ein.

Koordinaten Stellplatz Travemünder Landstrasse:

53.9545, 10.8554

Die Vorfreude ist gross: Bald heisst es für uns wieder Fähre fahren! Die Überfahrt wird zwar nur 10 Stunden dauern und mit einer Fährgesellschaft, die ich noch nicht kenne, nämlich die TT- Line. Unser heutiger Stellplatz ist bloss etwa zwei Kilometer vom Fährterminal entfernt, also müssen wir morgen nicht in aller Herrgottsfrühe aufstehen. Passt also alles perfekt.

Fischereihafen Travemünde

28. Juni 2023

Um halb neun treffen wir beim Fährterminal ein und genau eine Stunde später legt die Fähre ab. Wir fahren mit der Nils Holgerson; Jörg kennt diese Fähre bereits, hat es ihn doch in der Vergangenheit das eine oder andere Mal beruflich nach Schweden verschlagen.

Das Wetter ist herrlich, darum geht es schnurstracks hinaus auf das Sonnendeck. Wir sind früh genug dran, so dass wir eine freie Holzliege ergattern können. Ich krame mein Buch hervor, und verstecke mich hinter den Buchdeckeln. Jörg hingegen will das Geschehen beobachten; will sehen, wie das Schiff ablegt und losfährt und findet erst Ruhe, als das Festland am Horizont immer kleiner wird.

Um 13 Uhr erreichen wir Rostock und nun heisst es eine Stunde warten, bis das Schiff wieder ablegt.

Schon tuckern wir wieder los. Gibt es etwas Schöneres, als sich draussen bei einer Wohlfühltemperatur von circa 23 Grad Celsius mit einem spannenden Buch in der Hand auf einer Sonnenliege zu flegeln? Leichte Schaukelbewegungen erinnern mich daran, dass ich mich auf einem Schiff befinde, und lassen meinen Blick ab und an über das weite Meer schweifen. Hach, wie ich das liebe! Unsere Haut hat etwas viel Sonne abgekriegt, jedenfalls hat Jörg eine rote Nase und ich einen Hals, der aussieht wie der eines Streifenhörnchens. Es ist also höchste Zeit, das Deck zu verlassen und die Schiffskombüse (Restaurant) zu inspizieren. Was liegt näher als die traditionellen Köttbullar zu testen zur Einstimmung auf Schweden?

Köttbullar

Pünktlich um 19.30 Uhr legen wir in Trelleborg an. Wir fahren von der Fähre und bleiben kurz nach dem Hafengelände auf dem ersten Stellplatz stehen.

Koordinaten Stellplatz Trelleborg:

55.3732, 13.1350

4 Antworten auf „-Reif für ein bisschen Schweden“

Liebe Sabine und Jörg, nun seit ihr also wieder“on the road“. Wünsche weiterhin gute Fahrt und viele neue spannende Erlebnisse!
Charlotte

Liebe Charlotte, ja das sind wir! Wir haben spontan entschlossen, wieder nach Skandinavien zu gehen und sind seit gestern in Schweden! Und was soll ich sagen? Es war eine gute Entscheidung!!! Es ist einfach herrlich hier!
Lieber Gruß
Sabine und Jörg

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