13. Juli 2023
Im Sonnenlicht sehen die Schären noch einmal ganz anders aus! Hier in Lysekil gibt es einen Küstenpfad und den nehmen wir unter die Füsse. Nun befinden wir uns auf dem Holzweg- und zwar buchstäblich, und sind vom ersten Augenblick an begeistert von diesem schönen Weg, welcher uns direkt zur Stadt führt.
Schärengarten bei Lysekil
Immer wieder bleiben wir stehen, schauen auf den Schärengarten, schiessen ein paar Bilder oder lassen uns über Infotafeln und Audiofiles die Fauna, Flora und Geologie der Bohuslän- Küste erklären. So erfahren wir, dass sich der rote Bohuslän- Granit durch Vulkanausbrüche vor 920 Millionen Jahren bildete, oder dass das Eis der letzten Eiszeit bis drei Kilometer dick war. Als die Gletscher schmolzen, stieg der Meeresspiegel um 120 m. Wir erfahren auch, wie wichtig die Heringsfischerei für Lysekil war. Das daraus gewonnene Heringsöl wurde ein wichtiger Exportartikel, da dies für Strassenbeleuchtungen Verwendung fand. Der Geruch in den Strassen muss entsetzlich gewesen sein!
Kuststigen in Lysekil
Zudem erfahren wir, dass der Wels auch Meerkatze genannt wird und dass seine Zähne immer wieder nachwachsen. Dass die Scholle bis fünfzig Jahre alt werden kann, erstaunt mich sehr!
In Lysekil angekommen, laufen wir durch die Gassen, studieren die Architektur der Häuser, kaufen eine Kleinigkeit ein und machen uns dann allmählich wieder auf den Heimweg.
14. Juli 2023
Neue Etappe:
Von Lysekil fahren wir auf die 162 und fahren zurück auf die E6 Richtung Oslo. Dieser folgen wir bis Rabbalshedemotet. Dort nehmen wir die 163 Richtung Grebbestad. Dort checken wir auf dem Stellplatz Sportshopen ein.
Koordinaten Stellplatz Sportshopen:
58.6770, 11.2763
Auf dem Weg nach Grebbestad, sehen wir tatsächlich das ehemalige Traumschiff in einem Hafen liegen! Ich hätte es nicht einmal bemerkt! Für mich sehen die grossen Kübel auf dem Wasser immer gleich aus. Jörg belehrt mich aber eines Besseren und obwohl er die Sendung Traumschiff nur ein, zweimal meinetwegen mitgeguckt hat, weiss er mit Bestimmtheit, dass dieses Schiff, mit dem Namen Deutschland, genau dieses und kein anderes sein kann. Und tatsächlich, so ist es, bestätigt mir dann auch Herr Google. Ich lese, dass 40 Episoden auf diesem Schiff gedreht wurden. Am 1. Januar 2015 stach das Traumschiff dann das letzte Mal in See. Die MS Deutschland war nämlich bankrott; die Reederei und Betreibergesellschaft hatten Insolvenz angemeldet. Die US- Firma Absolute Nevada LCC kaufte daraufhin die «MS Deutschland» für 21 Millionen Dollar. Unter dem Namen «World Odyssey stach der Kreuzer seit Herbst 2015 immer über die Wintermonate für den US- Veranstalter «Semester at Seas» mit 600 Studenten an Board in See und seit 2016 fährt die MS Deutschland für die Flotte von Phoenix Reisen, dies jeweils während den Sommermonaten.
Dass ich dieses legendäre Schiff nun mit eigenen Augen gesehen habe, wenn auch nur kurz, freut mich sehr!
Das Traumschiff
Für einmal stehen wir nicht an einem Hafen, sondern auf einem Schotterplatz mitten im Grünen. Nach dem Einrichten laufen wir zu einem grossen Sportshop, nur wenige Meter vom Stellplatz entfernt. Für heute haben wir geplant, mit den E- Bikes nach Fjällbacka zu fahren. Im Shop wollen wir nachsehen, ob wir ein paar Radhosen mit Gelkissen für mich finden, weil sich für meinen Hintern einfach jeder Fahrradsattel anfühlt, als ob ich auf einem Nagelbrett sitzen würde. Es bleibt nicht bei dieser einen Hose- eine coole Freizeitleggins muss auch noch her. Jörg habe ich schon lange nicht mehr gesehen- im oberen Stock hat es nämlich eine Fischereiabteilung mit Ruten, Kunstködern und allem Drum und Dran. Das ist natürlich ein Eldorado für ihn, was bedeutet, dass es eine Weile dauern wird, bis er wieder die Treppe runterkommt! Das stört mich überhaupt nicht- so kann ich in aller Ruhe meinen Berg Freizeitleggins in der Ankleidekabine durchprobieren. Gut, dass es Handys gibt- denn irgendwie muss ich doch ein wenig die Zeit vergessen haben, denn Jörg fragt mich jetzt per Whatsapp, wo ich denn bloss stecke. Es gilt nun, mich zu entscheiden, welche Hose ich nebst der Radlerhose nehmen soll, was wirklich nicht einfach ist- alle sind so schön! Schliesslich treffen wir uns vor der Kasse. Nicht nur in seinem Einkaufskorb glitzert und glänzt es; seine Augen ebenso vor lauter Freude über seine neuste Errungenschaft!
So, jetzt aber schnell bezahlen und husch, husch aus dem Laden; schliesslich wollen wir noch nach Fjällbacka!
Es radelt sich herrlich mit meiner neuen Radlerhose und so sind wir eins, zwei in Fjällbacka! Wir parken unsere E- Bikes und laufen los. Einige der Häuser sind nah an die Felswand des Vettebergets gebaut, was sehr imposant ausschaut.
Die Schauspielerin Ingrid Bergman machte regelmässig auf der Insel Dannholmen vor Fjällbacka Urlaub. Nach ihrem Tode wurde dort ihre Asche auf See verstreut. Der Hauptplatz heisst ihr zu Ehren Ingrid Bergman Torg; dort befindet sich auch ein Denkmal mit einer Büste von ihr des Bildhauers Gudmar Olofsson.
Büste von Ingrid Bergman
Fjällbacka gefällt uns sehr! Zwar hat es an einem schönen Tag wie heute viele Touristen. Aber wen wunderts? Dieser malerische Fischerort in Bohuslän hat einfach Charme. Wir laufen durch die etwa 200 m lange Felsspalte Kungsklyfta, welche auch als Kulisse für die «Wolfsklamm» in der Verfilmung von Astrid Lindgrens Ronja Räubertochter diente. Ich bete insgeheim, dass der eingeklemmte Felsklotz doch hoffentlich dort bleibt, wo er hingehört und nicht ausgerechnet dann runterrollt, wenn wir unter ihm durchwandern. Auf jeden Fall beschleunige ich mein Lauftempo bei diesem Abschnitt. Gottlob wurden meine Gebete erhört und wir kommen unversehrt am Ende der Schlucht an.
Felsspalte Kungsklyfta
Nun laufen wir die Strasse runter, kaufen ein Eis, schlendern durch dies und jenes Gässlein und fahren dann wieder zu unserem Womo zurück.
Die Radlerhose gebe ich übrigens nicht mehr her! Ich mag sie gar nicht mehr ausziehen!
15. Juli 2023
Das Wetter ist genauso, wie die Wetter- App voraussagte: trüb, kalt und regnerisch.
Es ist 16 Uhr und nun reisst der Himmel doch noch auf. Also laufen wir zum Strand und hier ist die Hölle los! Eine Rock- Band gibt das Beste von sich. Es hat sich eine Polonaise- Schlange gebildet, die sich nun durch Stühle und Bänke schlängelt. Eine Weile bleiben wir stehen und schauen dem Treiben zu. Wir haben keine Lust, uns an der Polonaise zu beteiligen; viel lieber laufen wir ein Stück des schönen Küstenweges entlang. Im Wasser entdecken wir ganz viele wilde Austern. Ich lese, dass 90% der schwedischen Austern aus der Gegend von Grebbestad stammen. Um einer Überfischung der Delikatesse vorzubeugen, gilt die «R- Regel». Diese besagt, dass die Muscheln nur in Monaten mit einem «R» im Namen gegessen werden dürfen.
Wilde Austern bei Grebbestad
Auf dem Heimweg fahren uns viele amerikanische Oldtimer entgegen; breit und lang in schrillen Farben mit fröhlichen Menschen an Steuer und den übrigen Plätzen.Was Anlass dieser Parade ist, wissen wir nicht. Auf jeden Fall fahren sie noch hundert Mal die Strasse rauf und runter mit viel Gehupe und lauter Musik. Ein Spektakel, das wir nun wunderbar von unserem Womo aus mitverfolgen können.
16. Juni 2023
Neue Etappe:
Wir verlassen Grebbestad auf der 163 und wechseln nach ein paar Kilometer auf die 176 und folgen dieser bis nach Strömstad. Auf dem Stellplatz Bojardalen checken wir ein (Kein Strom, Ver- und Entsorgung gratis).
Koordinaten Stellplatz Bojardalen:
58.9519, 11.1738
Es geht heute wieder weiter. Ausgangs Grebbestad erblicke ich auf einer Anhöhe viele imposante Steinsäulen. Ich bin mir fast sicher, dass es sich dabei um ein Grabfeld handeln muss und tatsächlich sehen wir nun ein Schild mit dem entsprechenden Hinweis. Das interessiert mich brennend, darum bitte ich Jörg anzuhalten, damit ich der Sache nachgehen kann. Gut, dass es hier einen kleinen Parkplatz gibt. Ausgerüstet mit Regenjacke und Handy mache ich mich auf den Weg; Steinansammlungen interessieren Jörg ja bekanntlich weniger, darum bleibt er im Womo. Auf einer Infotafel lese ich, dass auf diesem Feld etwa 200 längliche und runde Grabhügel aus den Jahren 200 bis 600 liegen. In jedem Hügel ist eine Urne aus gebranntem Ton mit der Asche des Verstorbenen. Zum Teil wurden auch Grabgeschenke niedergelegt, was bedeutet, dass man an ein Leben im Jenseits geglaubt hat. In diesen Gräbern wurden schottische Krieger begraben, welche in Bohuslän an Land gingen, um die Provinz zu verwüsten. Das Heer wurde aber völlig vernichtet und viele Krieger wurden hier begraben. Ich laufe durch die schöne Gegend und schaue mir die mannshohen Steinsäulen an. An das Gemetzel von damals mag ich keinen Gedanken verschwenden. Viel mehr geniesse ich die Ruhe, die von diesem geheimnisvollen Ort ausgeht.
Grabfeld bei Grebbestad
Allzulange will ich Jörg aber nicht warten lassen, darum mache ich mich wieder auf den Rückweg und bald schon geht unsere Fahrt weiter. Etwa nach 40 km erreichen wir Strömstad. Nachdem wir uns auf dem Stellplatz eingerichtet haben, laufen wir ins Dorf und decken uns mit Lebensmitteln ein.
17. Juli 2023
Neue Etappe:
Von Strömstad fahren wir auf die E6 Richtung Oslo. Bei Svinesund überqueren wir die schwedisch- norwegische Grenze und fahren auf der E6 weiter bis Moss.
Wir parken auf dem kostenlosen Parkplatz beim Fischerei- und Sporthafen am Fjordglott 2.
Koordinaten des Parkplatzes beim Fischerei- und Sporthafen:
59.4305, 10.6465
Vor etwa zehn Tagen bestellte Jörg bei der norwegischen Strassenverkehrsbehörde eine Mautbox, was das Fahren mit schweren Wohnmobilen in Norwegen deutlich günstiger macht. Dieses Gerät sollte bereits heute in Moss auf einem Postamt abholbereit sein. Die Dame am Schalter wühlte nach dem Vorzeigen der ID in einer Schublade und überreicht uns tatsächlich das kleine Gerät. Wir müssen auf sie etwas überrascht wirken, was wir tatsächlich sind, denn wir haben nicht wirklich damit gerechnet, dass alles hinhaut. Wahrscheinlich hat sie schon lange nicht mehr so verdutzte, glückliche Kunden erlebt, wie wir es gerade sind.
Im Womo montiert Jörg das Gerät an der Frontscheibe und ich suche uns einen Parkplatz in der Nähe. Übrigens, seit auch ich die park4night- App verwende, finde ich richtig gute Plätze, die sogar meinem Lieblingsmann genehm sind!
Da wo wir jetzt stehen, können wir den Fährbetrieb über den Oslofjord mitverfolgen.
Fährbetrieb Moss-Horten
18. Juli 2023
Neue Etappe:
Von Moss fahren wir auf der E6 bis Oslo. Oslo verlassen wir auf der National 4, welcher wir folgen bis Gjøvik, wo wir auf dem Parkplatz Nye Vestre Totenveg parkieren und Feierabend machen. (Keine Ver- und Entsorgung möglich, kein Strom, wunderbare Aussicht auf Gjøvik, jedoch nahe an der Strasse gelegen).
Koordinaten:
60.7644, 10.7013
Wir legen auf der heutigen Etappe eine grössere Entfernung zurück, nämlich ca 190 km. Auf einer Anhöhe bei Gjøvik parkieren wir und geniessen die Aussicht auf den Mjøsasee.
Aussicht auf den Mjøsasee
Die Landschaft entlang des Sees wird hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt und gilt als eines der fruchtbarsten Anbaugebiete für Getreide in Norwegen. Der See ist flächenmässig der grösste See Norwegens. Es soll ein Raddampfer aus dem Jahre 1856 darauf verkehren. Gesichtet haben wir ihn aber noch nicht.
19. Juli 2023
Neue Etappe:
Von Gjøvik fahren wir weiter auf der National 4, welche kurz vor Lillehammer wieder mit der E 6 zusammentrift, welcher wir folgen bis Otta. Dort parkieren wir auf dem Parkplatz des Supermarktes Kiwi. Dieser Platz ist für Womos ausgeschildert und es gibt eine Ver- und Entsorgung. Das Parkieren ist gratis.
Koordinaten des Parkplatzes beim Supermarkt Kiwi:
61.7729, 9.5411
Der neue Parkplatz ist nicht wirklich schön, aber ideal, um einen Augenschein von Otta zu nehmen. Die Einkaufsläden befinden sich beinahe vor der Womotüre, was auch ganz praktisch ist.
Wir laufen durch das Zentrum von Otta. Hier gibt es blaue Tafeln mit Informationen zu 23 Gebäuden und von neun Persönlichkeiten. Unter den Tafeln befindet sich jeweils ein QR- Code, den man scannen kann, um Informationen darüber zu erhalten.
Hier in Otta treffen zwei Flüsse aufeinander, nämlich der Gudbrandsdalslågen und der Otta. Natürlich will Jörg sofort nach Fischen Ausschau halten. Aber wir entdecken keine.