27. Juli 2023
Das Wetter ist sehr bescheiden; immer wieder regnet es und nur ganz selten lugt die Sonne hinter den Wolken hervor. Aber solange die Makrelen und Seelachse nicht auf Augenhöhe an dir vorbeischwimmen, ist alles halb so schlimm. Heute wollen wir nochmals auf den Fjord hinaus. Wir ziehen unsere dick wattierte Fischerbekleidung an und laufen zum Steg. Fischerkiste und Ruten werden ins Boot verfrachtet, dann werden die Taue losgemacht und los geht’s. Unser Boot schaukelt diesmal ganz schön gewaltig und der Wind zieht uns um die Ohren, vom Regen ganz zu schweigen. Nichtsdestotrotz fahren wir eine Stelle an, von der wir uns erhoffen, etwas zu fangen. Etwa nach dem vierten Wurf zappelt bereits ein Fisch an meiner Rute. Ich kurble die Schnur hoch und blicke einem kleinen, orangen Fisch in die Augen. Auf den ersten Blick glaube ich, wieder einen Rotbarschen gefangen zu haben, doch bei genauerem Hinsehen stelle ich fest, dass es sich um einen Knurrhahn handelt. Jörg möchte ihn nicht mitnehmen, da dieser eh nicht so viel Fleisch hergibt. Auch sind wir uns nicht sicher, ob Knurrhähne mit Giftstacheln ausgestattet sind. So gibt ihn Jörg sachte ins Wasser zurück und schwupp, ist er weg. Knurrhähne müssen ziemlich robust sein!
Zeitweise fischen wir mehr oder weniger blind, denn es regnet nun Bindefäden. Jörg überlegt sich gar, die Übung abzubrechen, weil es seiner Meinung nach nicht viel Sinn macht, unter solchen Bedingungen zu fischen, denn es gelingt bei diesem Wind und Wellen kaum noch, den Köder bis auf den Grund zu bringen. Aber damit bin ich nicht einverstanden. Es wird doch wohl noch einen oder zwei Fische geben, die sich weiter oben aufhalten und die sich meinen Köder schnappen wollen! Aufgeben kommt für mich definitiv nicht in Frage und deshalb lasse ich weitere zig Mal den Köder runter und kurble ihn wieder hoch, leider aber ohne Erfolg. Jörg gibt sich geschlagen und fischt wieder weiter, leider beisst nichts an. Wir wechseln die Plätze, versuchen es mit anderen Ködern doch nichts passiert. So langsam wird mir klar, dass es heute wohl nicht so sein soll. Vielleicht hätte ich auf Jörg hören sollen, schliesslich hat er vom Fischen eine grössere Ahnung als ich. Etwas resigniert und enttäuscht kurble ich den Köder hoch und will die Rute weglegen, da gibt es bei Jörgs Rute einen wahnsinnigen Ruck. Tatsächlich? Ein Fisch? Es muss ein grosser Brocken sein, doch leider kann er sich von der Angel lösen und schwupp ist er wieder weg. Ich nehme meine Rute wieder zur Hand und fische fleissig weiter. Erneut gibt es bei Jörg einen Schlag auf die Rute. Jörg kurbelt die Schnur ein und nun können wir sehen, was da genau an der Angel zappelt. Es ist ein grosser Seelachs, den er auch prompt landen kann. Leider läuft uns die Zeit davon. Wir müssen zurückfahren, weil wir das Boot um 20 Uhr zurückgeben müssen. So schade! Gerade jetzt, wo sie beissen und genau jetzt, wo es so unglaublich Spass macht! Sogar der Regen hat nachgelassen. Aber wenn man es genau nimmt, reicht uns ja dieser eine, grosse Fisch! Unser kleines Gefrierfach im Womo ist eh schon proppenvoll!
28. Juli 2023
Wir verlassen den Måna- Campingplatz, gehen beim nahegelegenen Coop eine Kleinigkeit einkaufen, fahren los und stehen jetzt auf dem wunderschönen Plätzchen am Romsdalsfjord, welches wir zufällig auf einem unserer Spaziergänge entdeckt haben. Auch ein anderes Pärchen hat sich hier niedergelassen. Jörg kommt gleich mit dem netten Herrn aus Bayern ins Gespräch.
Kurze Zeit später steht Jörg mit der Fischerrute am Wasser und ich sammle Beeren. Die weiteren Stunden verbringen wir mit lesen im Wohnmobil mit herrlichem Blick auf den Fjord.
Derjenige Bauer, mit welchem wir letzten Dienstag ein paar Worte gewechselt haben, kommt vorbei und kassiert das Geld für unseren Aufenthalt auf seinem Stellplatz. Ein liebenswürdiger Mann; weltoffen und für sein Alter sehr fit. Jörg und er verstehen sich auf Anhieb. Sie laufen zusammen zum Wasser und dort erfährt Jörg, wo sich die Dorschzucht befinden würde. Diese gehöre einem Belgier. Niemand hier begrüsse diese Fischfabrik auf dem Fjord, denn die Dorsche würden mit Sojapellets gefüttert. Dies sei ein ernsthaftes Problem. Weiter erfährt er, dass der grösste Seelachs, den er je gefangen hätte, 16 kg auf die Waage brachte. Das Normalmass liege bei ungefähr 6 bis 8 kg.
Jörg kennt jetzt dank ihm auch alle umliegenden Berge, nämlich den kleinen und den grossen Ochsen, den blauen Stuhl und den Breitkamm. Vom 7. November bis 2. Februar würde dieser Stellplatz, auf dem wir uns jetzt befinden, immer im Schatten liegen. Auch «fischertechnisch» erfährt er noch den einen oder anderen Tipp. Da scheinen sich zwei gefunden zu haben!
29. Juli 2023
Den Morgen verbringt Jörg mit Fischen unmittelbar beim Wohnmobil und ich lese. Etwas später begleite ich ihn zur Mole, weil er es da nochmals versuchen möchte. Aber es tut sich absolut gar nichts im Wasser. Das Wetter hingegen zeigt sich von seiner besten Seite! Für einmal ist es warm genug und wir können mit T- Shirts nach draussen gehen, ohne frieren zu müssen. Unser Nachbar spricht uns an und macht Jörg das Angebot, sein Boot benutzen zu dürfen. Das finden wir sehr nett und grosszügig. Da es aber nur am frühen morgen möglich ist, damit rauszufahren, weil dann das Wasser ruhiger ist, kommt es für uns wohl eher weniger in Frage, da wir morgen weiterziehen möchten. Er erzählt uns weiter, dass der Bauer heute Abend Holz vorbeibringe und ein Lagerfeuer machen wolle. Wenn wir Lust hätten, sollen wir uns dann zu ihnen gesellen.
Wir sitzen gerade beim Nachtessen, da kommt die nette Nachbarin vorbei und überreicht mir einen Becher, gefüllt mit Blaubeeren. Wie nett ist das denn! Ich freue mich jetzt schon auf ein Müesli mit Joghurt und Beeren zum Frühstück!
Am Abend sind wir dann zu dritt auf dem Plätzchen. Ein junges Paar aus Holland ist zu uns gestossen.
Unser Nachbar macht alles bereit für das Lagerfeuer und etwas später sitzen wir bereits davor. Das Feuer wärmt uns und wir geniessen die herrliche Abendstimmung. Auch der Bauer kommt jetzt vorbei. Er hat eine Landkarte mitgebracht und auch einen Schulatlas. Er setzt sich neben mich und will nun auch mir anhand der Karte die Gegend erläutern. Das ist ein lustiges Gespräch, denn er spricht vorwiegend in norwegischer Sprache und wenn ich etwas nicht verstehe, wiederholt er den Satz einen Tick lauter, was nicht wirklich hilft. Manchmal hat Jörg eine Idee, was er sagen möchte oder aber das deutsche Pärchen, welches den Bauer schon seit zehn Jahren kennt. Auf jeden Fall ist dieser Bauer, welcher bereits 82 Lenze zählt, ganz schön gesprächig! Auch seinen uralten Schulatlas muss ich jetzt durchblättern, weil es da etwas zu lesen gäbe über die Schweiz, natürlich in norwegisch! Wir amüsieren uns, weil da auf den vergilbten Blättern steht, dass die Frauen in der Schweiz kein Stimmrecht hätten. Da mussten wir ihm dann schon erklären, dass dem nicht mehr so ist! Unsere deutschen Nachbarn erzählen uns von ihrer Reise nach Schottland! Da wollen wir schon lange einmal hin, darum lauschen wir gespannt ihren Erzählungen, während uns die rote Glut des Feuers erwärmt. Der Nachthimmel spiegelt sich golden im Wasser. Wir können gar Schweinswale auf der Jagd nach Fischen beobachten; welch atemberaubendes Naturschauspiel in dieser geheimnisvollen Nacht! Erst weit nach Mitternacht verabschieden wir uns und liegen kurze Zeit später müde, aber erfüllt in unseren Betten.Lagerfeuer am Romsdalsfjord
Nachtstimmung
30. Juli 2023
Neue Etappe:
Von Måndalen fahren wir auf die E136 zurück nach Åndalsnes. In Åndalsnes wechseln wir auf die 64, welcher wir 4.5 Kilometer folgen bis zu einem Parkplatz bei Isfjorden.
Koordinaten des Parkplatzes an der Riksvei 64:
62.5685, 7.7550
Wir beschliessen, in kleinen Etappen weiterzuziehen, damit Jörg weiterhin die Möglichkeit hat, an den Fjorden fischen zu können. Auch jetzt steht er bereits wieder mit der Rute am Wasser, denn er hat festgestellt, dass es im Wasser «köchelt». So nennt er es, wenn Fische gejagt werden und es dann an der Wasseroberfläche tatsächlich so ausschaut, als würde jemand das Wasser in einem riesigen Topf zum Kochen bringen.
Am Isfjord
Mit unserem Womo stehen wir auf einem grossen Kies- Parkplatz; vor uns liegt der Isfjord, welcher ein Arm des Romsdalsfjords ist. Ein warmer Wind weht und im nächsten Moment überziehen dunkle Wolken den Himmel. Jörg sieht das Gewitter kommen, packt sein Sammelsurium zusammen und schon leert es wie aus Kübeln, begleitet von Blitz- und Donnerschlag. Der Regen hat sich eingelassen; zu trostlos ist es, um die Gegend auszukundschaften, darum verbringen wir den Nachmittag mit Lesen in unserer gemütlichen Kutsche.
31. Juli 2023
Neue Etappe:
Von Isfjorden folgen wir der 64 Richtung Molde. Bei Åfarnes nehmen wir die Fähre nach Sølsnes und folgen danach weiter der 64 bis zum Parkplatz Fylkesveg. Das ist ein kleiner Picknickplatz direkt vor einer imposanten Brücke.
Koordinaten Parkplatz Fylkesveg:
62.7324, 7.3703
Die Brücke, welche wir von unserem Plätzchen wunderbar sehen können, sieht beinahe so spektakulär aus wie die Storseisund- Brücke an der Atlantikstrasse, und genau wie dort ist die Landschaft hier geprägt von Schären.
Schärenlandschaft
Wir laufen die Gegend ab und sind begeistert; Jörg kann hier wunderbar fischen und ich kann Heidelbeeren sammeln ohne Ende. So marschieren wir beide los; Jörg zieht es mit der Rute ans Ufer und mich in den Wald. Nach ungefähr einer Stunde laufe ich mit meinen Beeren zum Womo zurück, denn ich will sie gleich zu Konfitüre verarbeiten. Ein bisschen improvisieren ist angesagt, weil ich keinen Gelierzucker mit dabeihabe, aber das macht das Ganze ja auch irgendwie spannend:
Heidelbeerkonfi
Heidelbeerkonfi
500 Gramm Heidelbeeren
500 Gram Kristallzucker
½ dl Zitronensaft
Ich gebe die Beeren in eine weite Pfanne, gebe den Zucker und den Zitronensaft dazu, verrühre alles gut und koche alles auf. Den Zitronensaft verwende ich, um die Gelierfähigkeit des Pektins zu verbessern. Circa nach fünf Minuten Kochzeit püriere ich die Masse mit einem Stabmixer und lasse sie noch weitere 15- 20 Minuten köcheln. Zum Schluss wird die Konfitüre in ausgekochte Gläser randvoll abgefüllt und mit Deckel mit Schraubverschluss verschlossen.
Gläser für 5 Minuten auf dem Kopf stehen lassen, dann umdrehen und komplett auskühlen lassen.
Auch Jörg kommt nicht mit leeren Händen heim! Er hat einen Pollak gefangen! Diesen werden wir uns für das Abendessen, zusammen mit Bratkartoffeln und Karottengemüse, zubereiten.
01. August 2023
Neue Etappe:
Vom Parkplatz Fylkesveg folgen wir weiter der 64 Richtung Molde. Bei Moen nehmen wir die 663 bis Elnesvågen. Dort nehmen wir die 664 bis Bud, wo wir auf dem Stellplatz Jachthafen Bud Karlsvikvegen via Gomarina- App einchecken.
Koordinaten Stellplatz Jachthafen Bud Karlsvikvegen:
62.9029, 6.9292
Dass wir heute vom schweizerischen National- Feiertag nicht viel mitkriegen, macht uns nichts aus. Vom Raketengeböller halten wir eh nicht so viel. Aber wir werden uns einen feinen Apéro gönnen mit Lachshäppchen und Bier und uns später etwas Feines zum Abendessen zubereiten.
Vorerst aber wollen wir uns einen Eindruck verschaffen von dem kleinen Fischerdörfchen Bud.In Bud stehen die Häuser der Fischer teilweise auf Stelzen. Man sieht, dass auch heute noch aktiv Fischfang betrieben wird.
Fischerdörfchen Bud
Der Steinpark gefällt mir besonders gut; verschiedene Gesteinsarten aus der Region kann man hier betrachten, und du erfährst auch, wie sie alle heissen.Auch Findlinge gibt es hier, welche bei der letzten Eiszeit hierher gelangten.
Im Vordergrund der Steinpark bei Bud
Während des zweiten Weltkrieges baute die deutsche Wehrmacht eine Befestigungsanlage. Diese schauen wir uns ebenfalls an. Von da hat man eine perfekte Sicht auf die Schärenlandschaft. Die Befestigungsanlage hingegen interessiert uns nicht so sehr. Das angrenzende Küsten- Museum, wo viel Wissen über das Leben über und unter dem Wasser dieser Region vermittelt wird, hat leider schon geschlossen, also laufen wir zurück zu unserem Womo.
02. August 2023
Neue Etappe:
Von Bud fahren wir weiter auf der 664 bis nach Vevang, wo die Strasse wieder in die 64 übergeht (Atlantikstrasse), wo wir auf einem der Parkplätze an der Atlantikstrasse stehen bleiben.
Koordinaten:
63.0209, 7.3822
Heute fahren wir sie also, die Strasse des Meeres. Nicht das erste Mal; bereits in den Jahren 2018 und 2019 planten wir die Atlantikstrasse in unsere Reiseroute ein. Für mich war diese Strecke jeweils eines der Highlights unserer Ferien. Jörg findet sie auch imposant, aber wenn es nur nach ihm ginge, würde er diesen Umweg nicht jedes Mal machen. Ob es sich lohnt, diese Strecke zu fahren, da gehen die Meinungen der Reisenden eh weit auseinander. Ich finde, wenn man Ferien in Norwegen macht, muss die Atlantikstrasse mit dabei sein. Unbedingt! Wenn man die Küstenlandschaft liebt, ist das ein Erlebnis der Superlative! Die Schärenlandschaft ist einfach atemberaubend! Immer wieder legen wir einen Zwischenstopp ein, um die faszinierende Gegend mit unseren Kameras festzuhalten. Etwas später parkieren wir auf demselben Platz, wo wir früher bereits unterkamen, mit Blick auf die bombastische Landschaft!
Storseisund- Brücke an der Atlantikstrasse
Blick von der Atlantikstrasse
2 Antworten auf „-Lagerfeuer am Romsdalsfjord“
Auf der Atlantikstrasse sind wir auch gefahren als wir mit den Hurtigruten in Norwegen waren! Und Schottland ist wirklich zu empfehlen, die Natur dort ist wunderschön! Aber das Fischen sei teuer hat unsere Reiseleiterin gesagt. Weiterhin gute Reise und liebe Grüsse! Charlotte
Liebe Charlotte
Hat es euch an der Atlantik- Straße auch so gefallen wie uns jetzt? Ja Schottland steht auch noch auf unserer Wunschliste. Jetzt, nachdem wir deine Fotos gesehen haben sowieso!!
Lieber Gruß
Sabine und Jörg