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Reisen

-Von der Atlantikstrasse zum Tor des Nordens

03. August 2023

Gestern, am späteren Nachmittag, wurden wir von zwei Männern angefragt, ob wir ein Überbrückungskabel hätten. Ausnahmslos alle PW- Fahrer und Wohnmobilisten vom vorderen Parkplatz hätten sie diesbezüglich angefragt, doch niemand konnte oder wollte ihnen helfen. Klar haben wir eins dabei; zwei sogar, und klar helfen wir ihnen aus. Er würde es später zurückbringen, meinte noch der eine. Wir hielten immer mal wieder Ausschau nach den Beiden. Überbrücken kann doch nicht so lange dauern. Dann sahen wir einen Abschleppdienst. Es gelang ihnen wohl nicht, das Auto zum Laufen zu bringen, denn das Auto wurde aufgeladen und weg waren sie. Und was ist jetzt mit unserem Kabel? Konnte es tatsächlich sein, dass sie es mitgenommen hatten? Aber nein, daran wollte ich nicht glauben. Etwa um 23 Uhr gingen wir ins Bett. Und siehe da; heute morgen liegt es draussen auf einem der Tische. Sie hatten es wohl in der Aufregung eingepackt und vergessen, zurückzubringen. Schön, dass sie es dann doch noch vorbeibrachten.

Wie immer, wenn wir auf diesem Parkplatz sind, unternehmen wir einen kurzen Spaziergang über die Schären. Leider gibt es den schönen Souvenirladen nicht mehr. Es war ein Laden der besonderen Art; hier gab es nebst dem üblichen Krimskrams auch ganz viele von Hand gefertigte Produkte zu kaufen. Selbstgestrickte Norweger- Pullover zum Beispiel; mitunter in ganz frechen Farben, aber immer mit dem typischen Norwegermuster. Wahrscheinlich hat er nicht mehr rentiert; so schade. Wir laufen weiter über glattgeschliffene Felsenplatten und vorbei an blühenden Erikastauden und Geissblattsträuchern. Ich finde diese Gegend einfach bezaubernd und will gar nicht mehr weg von hier! Aber wir haben uns noch ein paar Sachen vorgenommen für heute. Da es so angenehm warm ist und für einmal nicht regnet, will sich Jörg der Velohalterung in der Garage annehmen und diese entsprechend den neuen Velos optimieren und auch ich habe noch dies und jenes zu erledigen. Vor allem sollte ich wieder einmal unser Womo etwas auf Vordermann bringen, sprich reinigen.

Unser Stellplatz an der Atlantikstrasse

04. August 2023

Neue Etappe:

Vom Parkplatz an der Atlantikstrasse fahren wir die 64 zurück bis Eide. Dort biegen wir links ab und fahren auf einer Nebenstrasse dem Kvernesfjorden entlang bis Høgset, wo wir wieder auf die E39 treffen. Dieser folgen wir Richtung Trondheim. Bei Kanestraum nehmen wir die Fähre nach Halsa, wo wir direkt nach dem Fährterminal auf einem Parkplatz für 100 NOK parkieren (kein Service)

Koordinaten Parkplatz in Halsa:

63.0677, 8.2324

Das schöne Wetter hat sich bereits wieder verabschiedet. Grau in Grau präsentiert sich uns die Landschaft. Wir beschliessen, weiterzuziehen und stehen jetzt in Halsa auf einem Parkplatz, direkt nach dem Fähranleger. Um 14.30 Uhr zeigt uns unsere Wetterapp 14 Grad Celsius an. Mich fröstelt es. Für mich ist der Moment gekommen, einen wärmeren Pullover aus dem Schrank zu nehmen und anzuziehen. Heute bleiben wir definitiv in unserem Womo- Stübchen, trinken Kaffee und schauen auf den Fjord hinaus, während die Regentropfen auf unser Womodach prasseln.

Gegen den Abend lässt der Regen doch noch nach. Wir laufen ein paar Schritte entlang des Halsa- Fjordes, unterhalten uns unterwegs mit einem deutschen Pärchen und laufen dann wieder zurück, weil bereits wieder ein paar Tropfen fallen.

05. August 2023

Neue Etappe:

Von Halsa fahren wir weiter auf der E39 bis Fannrem. Dort checken wir beim Høgkjølen Fjellcamp ein.

Koordinaten Høgkjølen Fjellcamp:

63.2325, 9.5433

Und schon sind wir wieder unterwegs. Rund 85 km werden wir heute unter die Räder nehmen; zum Høgkjølen Fjellcamp bei Fannrem wollen wir nämlich fahren. Regen und Sonnenschein geben sich auf dem Weg dorthin die Türklinke in die Hand und auf einmal sehen wir zwei Kraniche aus nächster Nähe! Majestätisch stolzieren sie durch die Heidelandschaft! Was für ein Bild! Jammerschade nur, dass wir hier nicht anhalten können, aber wer weiss, vielleicht zeigen sich uns später noch welche. Nun erreichen wir den Ort Fannrem, welcher unter einer geschlossenen Wolkendecke liegt, aber wenigstens ist es trocken. Der Familien- Campingplatz liegt in einer wunderschönen Landschaft und ist ganzjährig geöffnet. Der nette, ältere Herr an der Reception erklärt uns alles und weist uns mit dem Wohnmobil perfekt zu unserem Plätzchen.

Campingplatz Høgkjølen Fjellcamp

Wir erfahren, dass man sich das Moor unbedingt ansehen müsse, durch welches ein wunderschön angelegter Weg führe. Fürs erste sind wir aber mit Wäsche waschen beschäftigt. Deswegen haben wir nämlich einen Campingplatz angefahren, denn wir sind wetterbedingt auf einen Wäschetrockner angewiesen.

Nun laufen wir durch das Kjølen Naturreservat. Beim Anblick der vielen verschiedenen Moor- und Heidepflanzen lacht mein Herz! Wie kleine, hellgrüne Sterne leuchten uns fleischfressende Fettblätter entgegen.

Fleischfressende Fettblätter

Auch rosa blühende Erikastauden, Wollkraut, Beinbrech und Heidelbeere bedecken hier den feuchten Boden und immer wieder muss ich stehenbleiben, um diese Gegend auf mich wirken zu lassen.

Vereinzelt erblicken wir beinahe tellergrosse Pilze. Ob sie essbar sind, wissen wir nicht. Unsere Wäsche zwingt uns leider, den Heimweg anzutreten, schliesslich wollen andere auch noch waschen. Aber wenn wir mit unserer Arbeit durch sind, wollen wir unbedingt nochmals durch die Gegend streifen, denn wir haben gesehen, dass jemand vom Spaziergang Polarbeeren (Moltebeeren) mitbrachte. Zu schön wäre es, wenn wir solche auch noch finden würden!

06. August 2023

Es ist so schön hier, dass wir beschliessen, unseren Aufenthalt in Fannrem um einen Tag zu verlängern, und genau wie gestern laufen wir durch die Heidelandschaft und durch die Wälder, naschen von den vielen Beeren, machen eine Pause auf einer Ruhebank und laufen dann allmählich wieder zurück, essen zu Mittag und gehen am Nachmittag nochmals spazieren, diesmal Richtung See unterhalb des Campingplatzes. Gut, dass viele Holzbretter über den sumpfigen Stellen ausgelegt wurden; landschaftlich ist diese Gegend einzigartig! Wir finden einige Polarbeeren, gerade so viel, dass es sich lohnt, daraus später eine Konfitüre zu kochen. Wir laufen bis zum See und erfreuen uns an den vielen weissen Seerosen. Nun machen wir uns auf den Heimweg, denn ich möchte schnellstmöglich die Beeren einkochen. Einmal gepflückt, müssen sie sofort verarbeitet werden, denn sie verderben schon nach wenigen Stunden.

Jetzt bin ich wieder voll in meinem Element! Wie immer, wenn ich am Konfitüre kochen bin! Polarbeeren- Konfi habe ich aber bis dato noch nie gekocht. Ich bin gespannt wie ein Regenschirm, wie sie mir munden wird; Jörg ist ja bekanntlich kein Liebhaber von süssen Brotaufstrichen, ausser es handelt sich um meinen Ovomaltine Crunchy Cream Aufstrich!

Polarbeeren sind übrigens sehr gesund! Sie sind nahe Verwandte der Rosen und Himbeeren. Die Bekanntheit wuchs mit der Abbildung der Polarbeere auf der finnischen 2- Euro Münze. Sie gilt als die teuerste der wild gesammelten Beeren.

Nun haben die Beeren zusammen mit dem Zucker genug lange gekocht und ich kann die Konfitüre in ein Glas abfüllen und klar, nasche ich bereits jetzt ein wenig davon! Himmlisch sag ich dir! So ungewohnt anders!

Polarbeer- Konfi

07. August 2023

Neue Etappe:

Von Fannrem fahren wir auf der E39 Richtung Trondheim. Kurz vor Trondheim treffen wir wieder auf die E6, welcher wir bis nach Hell folgen und auf dem Parkplatz einer Kirche parkieren.

Koordinaten:

63.4445, 10.9345

Es regnet heute nur einmal, aber solange die Pfützen nicht zufrieren, ist noch Sommer, auch wenn es hinten und vorne nicht danach ausschaut. Ich friere; einmal mehr heizen wir deshalb unser Womo. Dieses steht heute auf einem Platz der besonderen Art, nämlich ganz nah bei einer Kirche, respektive vor einem Friedhof. Totenstille herrscht zwar nicht, denn eine Lokal- Strasse liegt gleich hinter uns.

Dem schlechten Wetter zum Trotz wollen wir uns ein wenig bewegen. In Hell solle es Felsritzungen aus der Steinzeit zum Besichtigen geben. Das wollen wir uns anschauen. Der Weg dorthin ist auch gar nicht weit, nämlich bloss etwa 2 ½ km. Die letzten paar Meter führen uns durch den Wald und plötzlich stehen wir vor einer Felswand mit besagten Felsritzungen. Bei genauem Hinsehen kann man zwei Rentiere in Lebensgrösse erkennen. Diese Felsritzungen wurden um circa 1895 entdeckt. Ich habe vorher noch nie Felsritzungen gesehen und freu mich deshalb sehr darüber, nun welche bestaunen zu können und finde es speziell, einen Felsen berühren zu können, exakt an der Stelle, wo sich irgendwann einmal in der Steinzeit jemand mit einem scharfen Gegenstand kreativ ausgetobt hatte.

Felsritzungen bei Hell

Auf dem Hinweg haben wir viele Himbeerstäucher entdeckt. Jetzt, auf dem Rückweg pflücken wir einen Beutel voll von den erntereifen, leuchtendroten Beeren. Konfitüre habe ich im Moment mehr als genug, darum friere ich sie ein, um daraus irgendwann ein feines Dessert zu machen.

Frisch gepflückt!

08. August 2023

Neue Etappe:

Von Hell folgen wir der E6 bis kurz vor Snåsa, wo wir auf dem Parkplatz Snåsakroa für 100 Nok pro Nacht parkieren.

Koordinaten Parkplatz Snåsakroa an der E6:

64.2535, 12.2161

So stehen wir diesmal also auf einem Parkplatz an der E6, am Snåsavatnet. Das ist der sechstgrösste Binnensee Norwegens. Ich lese, dass dieser See gute Angelmöglichkeiten für Forelle, Saibling und Quappe bietet.

Viel zu entdecken gibt es hier nicht. Leider führt kein Weg zum See und die Böschung geht viel zu steil nach unten. Allgemein sind die Stellplätze in dieser Gegend rar geworden und will man nicht der Küste entlangfahren, ist die E6 die einzige Strasse, welche gen Norden führt.

09. August 2023

Neue Etappe:

Von Snåsa folgen wir cirka 120 km der E6 und parkieren auf einem Parkplatz abseits der Strasse.

Koordinaten:

65.0498, 13.3079

Wir sind wieder einmal beim Nordlandtor! Das ist immer speziell, wenn man bedenkt, dass man jetzt definitiv im hohen Norden angekommen ist. Lange habe ich auf diesen Moment gewartet! Endlich sind wir wieder da! Ein warmer Wind fegt über die Landschaft; rasend schnell ziehen die Wolken am Himmel über unsere Köpfe hinweg und Licht und Schatten wechseln sich alle paar Sekunden ab.

Wir parkieren auf dem Parkplatz, weil wir ein paar Fotos schiessen, die Infotafeln lesen und durch den Souvenirladen stöbern wollen. Vor allem vom Torbogen will ich ein Foto machen. Dieser soll übrigens das Polarlicht darstellen- so passend, finde ich!

Nachdem wir auch vom Souvenirladen ein Auge voll genommen haben, setzen wir uns wieder ins Womo, essen eine Kleinigkeit und fahren danach sechs Kilometer zurück zu einem Parkplatz, den wir auf der Hinfahrt gesichtet haben. Von da aus hat man eine wunderbare Aussicht auf die Fjäll- Landschschaft und ich könnte wetten, dass sich uns noch ein paar Tiere zeigen werden.

Blick auf die Fjäll- Landschschaft

2 Antworten auf „-Von der Atlantikstrasse zum Tor des Nordens“

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