05. Oktober 2023
Neue Etappe:
Bei Kaunas fahren wir wieder auf die E67 Richtung Polen. Bei Trakiszki passieren wir die Grenze zu Polen. Wir bleiben auf der E67 bis Etk, wo wir auf dem Camping 62 einchecken.
Koordinaten Camping 62:
53.8163, 22.3532
Ich habe mich diese Nacht gesund geschlafen und nun geht es mir wieder viel besser! Wir fahren gleich nach dem Frühstück los. Wieder liegt eine längere Strecke vor uns, nämlich 180 km und wieder regnet es ununterbrochen. Während ich mich versuche mit diesem Schmuddelwetter zu arrangieren, hat mein Liebster definitiv genug von diesem «Seichwätter», wie er es nennt. Darum will er sich auch nicht länger als unbedingt nötig in Polen aufhalten. Er erhofft sich, in Deutschland noch ein bisschen Sonne tanken zu können. Klingt alles nicht schlecht und ich kann ihn gut verstehen. Wenn man genug hat, hat man genug. Aber trotzdem: Einfach so durch Polen zu fegen, wäre ja auch schade, zumal noch Lodz auf meiner Wunschliste steht, denn es nimmt mich doch zum Kuckuck wunder, warum Vicky Leandros mit ihrem Theo ausgerechnet dorthin fahren will. Mal sehen, ob ich Jörg dazu bewegen kann.
Gegen Abend zeigt sich für einen kurzen Moment die Sonne. Ein bisschen frische Luft schnappen kann nicht schaden, darum laufen wir in die Stadt und weil wir auch etwas hungrig sind, beschliessen wir, beim Mexikaner einzukehren. Wir bestellen Tacos mit Hühnerfleisch, bereuen es aber schon nach kurzer Zeit, denn sie sehen weder lecker aus noch schmecken sie uns. Ich suche das Hühnerfleisch unter dem vielen Koriander und den Zwiebelringen, finde es dann auch, doch viel ist es nicht. Anschliessend kaufen wir in einem Laden das Nötigste ein und machen uns dann, wie könnte es anders sein, bei Regenschauer auf den Heimweg.
06. Oktober 2023
Neue Etappe:
Von Etk fahren wir auf der S61 südwärts und verlassen die Autobahn bei Stawiski. Dort nehmen wir die 648 bis nach Nowogród. Nach Nowogród fahren wir auf die 61 bis Przytuly Stare, wo wir auf einem privaten Womo- Stellplatz parkieren.
Koordinaten privater Womo- Stellplatz bei Przytuly Stare:
53.1203, 21.7030
Jetzt, da wir die Autobahn verlassen haben, sehen wir ganz viele Rehe, Vögel und überhaupt viel Natur. An den Strassenrändern fallen uns die vielen metallenen Kreuze auf, verziert mit farbigen Bändern und vielen künstlichen Blumen. Die Strasse ist gelegentlich ganz schön holprig.
Das letzte Stück fahren wir auf einem Waldweg, welcher zu ein paar Häusern führt, und da sollte auch unser neuer Platz sein. Bei einem der Häuser, wo angeblich der Stellplatzbetreiber wohnen soll, wollen wir läuten, doch dem alten Hund vor der Haustüre passt das absolut gar nicht. Jedenfalls kläfft er uns an, obwohl es ihn bestimmt viel Kraft kostet. Also rede ich mit ihm über Gott und die Welt, lobe ihn, wie gut er doch das Haus bewache, rühme sein schönes Fell und siehe da, er lässt uns die Hausglocke betätigen. Zuerst glauben wir, dass niemand zu Hause sei, doch nach einer Weile öffnet ein älterer Mann die Tür, sichtlich erfreut darüber, mit uns ein bisschen Geld dazu verdienen zu können.
Er zeigt uns, wo wir uns mit unserem Womo hinstellen können, kassiert das Geld und schon ist er wieder weg.
Etwas später unternehmen wir einen Spaziergang durch den umliegenden Kiefernwald; dieser fällt jedoch etwas kurz aus, weil wir noch ein paar Büro- Arbeiten im Womo erledigen müssen. Unter anderem hat Jörg meinen Shop BEE TEXTILE DESIGN bereits in unseren Blog integriert; jetzt gibt es noch ein paar Anpassungen, welche wir vornehmen müssen. Falls du Lust hast, in meinem Shop zu stöbern, findest du ihn hier: beetextiledesign.ch
Unser neuer Platz gefällt uns übrigens ausgesprochen gut; er ist irgendwie so richtig typisch polnisch!
Spaziergang bei Przytuly Stare
07. Oktober 2023
Neue Etappe:
Vom Stellplatz bei Przytuly Stare fahren wir wieder auf die 61 und bleiben auf dieser bis Pultusk, wo wir auf dem Stellplatz beim Castel Pultusk parkieren.
Koordinaten Stellplatz beim Castel Pultusk:
52.7040, 21.0947
Unser heutiger Platz liegt direkt am Fluss und dem Schlossgelände. Es ist viel los auf diesem Platz, weil viele Familien wegen dem grossen Kinderspielplatz und den Tieren (Alpakas) hierherkommen. Wir machen uns gleich auf den Weg zur schönen, kleinen Innenstadt und essen etwas Kleines.
08. Oktober 2023
Neue Etappe:
Vom Stellplatz beim Castel Pultusk fahren wir auf die 61 Richtung Warschau, dann durch Warschau durch auf die A2 Richtung Lodz. Nach der Stadtbesichtigung verlassen wir Lodz auf der S14, wechseln dann auf die S8 und machen auf dem Rastplatz Paprotnia Feierabend.
Koordinaten Rastplatz Paprotnia:
51.5743, 18.9349
Ginge es nur nach Jörg, würde er Lodz links liegenlassen und einen rechten Riemen Richtung Süden fahren, doch mir zuliebe machen wir einen Abstecher in die von Vicky Leandros besungene Stadt. Wir parkieren an einem Strassenrand kurz vor der Altstadt. Zugegeben, vertrauenserweckend sieht diese Gegend nicht gerade aus. Jörg stellt auf alle Fälle die Alarmanlage scharf, schliesslich weiss man nie. Dann laufen wir schnurstracks zum Zentrum von Lodz, genauer gesagt zur Ulica Piotrkowska, der Fussgänger- und Einkaufsstrasse, eine der Sehenswürdigkeiten dieser Stadt. Dicht an dicht reihen sich Verkaufsstände aneinander; einige verkaufen Schmuck, andere wiederum Kleider, und nochmals andere versuchen irdene Sachen an den Mann oder die Frau zu bringen.
Ulica Piotrkowska
Ein bissig kalter Wind pfeift uns um die Ohren.
Auf Wikipedia las ich vorgängig etwas über die geschichtlichen Hintergründe dieser Stadt, so zum Beispiel, dass im Jahr 1820 kaum 800 Menschen in Lodz lebten. Um Leinen-, Baumwollweber und andere textile Gewerke anzusiedeln, wurden den Handwerkern günstige Parzellen angeboten. Als sich um die Mitte des 19. Jh. die kleinen Webereien vergrösserten und sich mit Maschinen ausstatteten, wurden die zur Hauptstrasse gelegenen Wohnhäuschen nach und nach durch prachtvolle Villen der Fabrikbesitzer und Händler ersetzt. Nach der Wende folgte der Zusammenbruch der Textilindustrie, welche der drittgrössten Stadt Polens hart zusetzte.
So richtig warm werden wir nicht mit dieser Stadt. Grau und düster wirkt sie auf uns, weshalb wir auch gar nicht lange bleiben, zumal uns auch kalt ist. So tuckert unser Womo bald schon weiter bis zu einem Rastplatz, wo wir etwas essen gehen und auch die Nacht verbringen werden.
09. Oktober 2023
Neue Etappe:
Vom Rastplatz Paprotnia fahren wir auf die S8 bis Breslau. Der Campingplatz Gadabout Hostel and Camp, den wir angepeilt haben, gefällt uns jedoch gar nicht, darum fahren wir weiter und wechseln auf die A4, wo wir bei Nowa Wieś Legnicka bei einem Friedhof parkieren.
Koordinaten Parkplatz Nowa Wieś Legnicka:
51.1480, 16.1803
Nachdem wir den angepeilten Campingplatz wegen nicht Gefallens verlassen haben, geht’s noch einen Rutsch weiter bis zu einem Kirchenparkplatz mit grossem Friedhof. Hier ist es ganz okay. Ganze 230 km fahren wir deswegen insgesamt, was für unsere Verhältnisse eher viel ist.
Während der Fahrt besprechen wir unsere neuen Etappenziele. Jetzt stehts fest: wir werden schnurstracks in die sächsische Schweiz fahren, in der Hoffnung, auch noch ein paar Sonnenstrahlen abzukriegen. Allzulange werden wir dort jedoch nicht bleiben können, denn wir haben am 18. Oktober ein Date mit Bonnie Tyler in Dübendorf. Die Rockröhre mit der Reibeisenstimme hat uns coronabedingt schon zweimal versetzt. Jetzt hoffen wir natürlich ganz fest, dass das Konzert diesmal wirklich stattfindet, schliesslich waren die Tickets mein Geschenk auf Jörgs 60igsten Geburtstag. Nach dem Konzert werden wir zurück nach Deutschland gondeln, voraussichtlich nach Bad Dürrheim, so ungefähr lautet der Plan für die nächsten paar Wochen.
Unser heutiger Platz beim Friedhof ist sehr ruhig. Wieder können wir Kraniche am Abendhimmel beobachten, welche sich, genau wie das letzte Mal, mit lautem Geschnatter ankündigen.
Heute beschränkt sich die Zubereitung des Abendessens auf Reste aufwärmen. Wir kriegen beide einen Lachanfall, wenn wir an den gestrigen Abend denken. Denn wie ich bereits gestern schrieb, assen wir auswärts, und zwar in einem KFC (Fast- Food- Kette mit Menus aus Geflügelfleisch). Dummerweise ist unser polnisch etwas eingerostet, jedenfalls bestellte sich Jörgs zu seinem Pech eine Familienportion. Kurze Zeit später sass er hinter einem grossen Papp- Kübel mit sage und schreibe 30 Hühnerflügeln. Doch damit nicht genug; es gab noch vier Portionen Pommes dazu. Ich hätte ihm ja gerne etwas abgenommen, doch vor mir lag mein bestellter Wrap. Wir haben uns gekugelt vor Lachen. Die Leute im Lokal haben sich bestimmt gefragt, was denn mit denen los sei, und wo wohl der Rest der Familie stecke.
Na ja, die vielen Reste nahmen wir natürlich mit, darum ist heute schnell gekocht. Aufgewärmt in meinem Omnia- Backofen schmecken sie genauso gut wie gestern.
Gestern im KFC
10. Oktober 2023
Neue Etappe:
Bei Nowa Wieś Legnicka fahren wir auf die A4 Richtung Dresden. Bei Görlitz überqueren wir die polnisch- deutsche Grenze. Bei Bautzen verlassen wir die Autobahn und fahren via Bischofswerda nach Rathewalde. Beim Reisemobilpark Bastei checken wir ein.
Koordinaten Reisemobilpark Bastei:
50.9846, 14.0576
Hurra! Wir sind in der Sächsischen Schweiz angekommen. Das Elbsandsteingebirge stand schon lange auf unserer Wunschliste!
Auch wenn der Nachmittag schon fortgeschritten ist; die Basteibrücke wollen wir uns noch heute anschauen! Von unserem Stellplatz sind es bloss 3 km Fussmarsch auf einem Trottoir entlang der Hauptstrasse. Diese führt durch einen wunderschönen Mischwald. Schon sehen wir den ersten Wegweiser, welcher uns auf die erste Aussichtsplattform, der Wehlsteinaussicht, aufmerksam macht. Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen und laufen die wenigen Meter durch den Wald. Was wir nun sehen, macht uns einfach sprachlos! Eine Landschaft, wie wir sie noch nirgendswo gesehen haben, liegt vor uns! Wunderschön und einzigartig!
Bei der Wehlsteinaussicht
Oben bei der Basteibrücke angekommen, wird sie gar noch besser! Bizarr und atemberaubend liegen die spitzen Felsnadeln vor uns! Wir laufen über die Brücke und schauen uns die Felsformationen etwas genauer an.
Basteibrücke
Übrigens, der Maler Caspar, David Friedrich (1774- 1840) malte während seiner Schaffenszeit in Dresden zahlreiche Bilder von der sächsischen Schweiz. Kein Wunder, diese Landschaft lädt tatsächlich zum Malen ein.
Auf einer Infotafel erfahren wir, wie diese wunderschöne Landschaft entstand. Das ging nämlich so: Vor über 100 Millionen Jahren bedeckte ein flaches Meer dieses Gebiet. Flüsse lagerten über sehr lange Zeiträume hinweg immer wieder Sand und feines Geröll ab. So bildete sich Schicht um Schicht und unter Druck entstand eine etwa 600 Meter dicke Sandsteintafel. Diese wurde am Ende der Kreidezeit durch Bewegungen in der Erdkruste angehoben. Erosion setzte ein. Der Bildhauer war und ist heute noch das fliessende Wasser und es entstand über lange Zeiträume hinweg das Naturwunder «Elbsandsteingebirge».
Ah, und ich dachte, es sei der Wind gewesen, welcher diesen Felsen zu ihrem aussergewöhnlichen Aussehen verhalf. Doch jetzt wissen wir, dass dem nicht so ist. Wir schiessen einige Fotos von dem zerklüfteten Felsengebirge und laufen immer weiter. Weit unter uns sehen wir die Elbe glitzern. Dieser Flecken Erde ist sowas von schön!
Trotzdem treten wir langsam den Heimweg an. Beim Restaurant essen wir noch eine Curry- Wurst und dann müssen wir wirklich los, wollen wir noch bei Tageslicht unser Womo erreichen! Ach ja; da und dort sehen wir, dass man Spreewaldgurken kaufen könnte. Beim Womo angekommen, reut es uns, nicht welche gekauft zu haben, denn es nimmt uns Wunder, ob sie tatsächlich so viel besser schmecken als herkömmliche Essiggurken. Vielleicht kaufen wir uns morgen diese knackigen Dinger.
11. Oktober 2023
Für heute steht eine kleine Wanderung von circa 5km auf dem Programm. Der Shuttlebus bringt uns zum Basteiparkplatz und von dort beginnt unser Marsch. Wir sind schlichtweg begeistert; der Weg ist breit angelegt, so dass man gut aneinander vorbeikommt. Unendlich viele Treppenstufen laufen wir runter bis zur Ortschaft Neurathen.
Neurathen
Dort angekommen, gönnen wir unseren Puddingbeinen eine kleine Pause und essen auf einer Bank ein Softeis. Dann geht’s weiter entlang des Amselsees. Wir entdecken eine Forellenräucherei. Im Wasser tummeln sich unglaublich viele Fische. Auf den ersten Blick glauben wir, Regenbogenforellen und Kois darin ausmachen zu können, doch bei genauerem Hinsehen und Nachlesen auf einer Tafel werden wir eines Besseren belehrt. Die vermeintlichen Kois sind Goldforellen. Ich meine, wir kennen Bachforellen, Regenbogenforellen, Seeforellen und Namaycush; doch von den Goldforellen haben wir noch nie etwas gehört. Wir lesen, dass diese einst als Unterart der Regenbogenforelle galt, heute jedoch als eigenständige Art anerkannt wird. Ursprünglich soll sie aus Japan kommen. Aha, da haben wir wieder etwas dazugelernt!
Forellenräucherei am Amselsee
Wir laufen weiter und nun werden wir wohl etwas ins Schwitzen kommen, denn jetzt beginnt der Aufstieg durch die Schwedenlöcher! Ursprünglich handelte es sich bei den Schwedenlöchern um eine nicht erschlossene und nur schwer zugängliche Schlucht, die als Blanker Grund bezeichnet wurde. Als im Dreißigjährigen Krieg das nördlich gelegene Dorf Rathewalde im August 1639 von schwedischen Soldaten zerstört wurde, flohen die Bauern der Gegend in die wilde Schlucht und brachten sich und ihr Hab und Gut dort in Sicherheit. Auch in späteren Kriegszeiten diente die Schlucht als Zufluchtsort, so 1706 im Großen Nordischen Krieg, 1813 in den Befreiungskriegen und 1945 in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs (Wikipedia)
Der Aufstieg ist wirklich imposant! Obwohl sehr viele Wanderer unterwegs sind, kommt man gut aneinander vorbei. Da und dort wird der Weg etwas schmaler und schlängelt sich durch imposante Sandsteinformationen.
Schwedenlöcher
Wahnsinnig viele Treppenstufen später kommen wir oben bei der Bastei an.
Beim Kiosk wollte ich mir eigentlich noch Spreewaldgurken kaufen, doch die Menschenschlange ist so lang, dass ich es sein lasse. Der Bus führt uns wieder zum Womo zurück. Diese Wanderung können wir absolut empfehlen. Auch mit Kindern ist sie gut machbar und sicher.
Und ja: die Sonne haben wir gefunden!
4 Antworten auf „-Jörg, wir fahr’n nach Lodz!“
Letzten Sonntag haben wir einen Film von genau dieser Gegend (sächsische Schweiz) gesehen WDR, Sendung „Wunderschön“.
Weiterhin gute Fahrt und geniesst die tolle Gegend!
Liebe Charlotte
Ja diese Gegend können wir absolut empfehlen!! Sie ist wirklich traumhaft schön und lässt wohl so manches Wanderherz höher schlagen!
Lieber Gruß
Sabine und Jörg
Es ist immer wieder spannend zu erfahren wo Ihr unterwegs sind! Geniesst es die vielen verschiedenen Küchen unterwegs geniessen zu können. Es ist ja schon interessant wie sich die lokale Küche ändert.
Auf jeden Fall wünsche ich Euch viel Erfolg mit Beetextile!
Liebe Siby
Ja, ich finds auch immer wieder spannend zu erfahren, wie und was in der jeweiligen Gegend gegessen wird!
Liebs Grüessli
Sabine und Jörg