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Reisen

-Seele baumeln lassen in Bad Dürrheim

19. Oktober 2023

Neue Etappe:

Von Dietlikon fahren wir zurück auf die A1 via A4 Schaffhausen über Blumberg B27 nach Bad Dürrheim:

Koordinaten Reisemobilhafen Bad Dürrheim:

48.0118, 8.5347

Die Stimme im Navi säuselt, dass wir unseren Zielort erreicht haben, nämlich eine Tankstelle bei Bad Dürrheim, wo wir gleichzeitig waschen können. So jedenfalls erzählt Jörg es mir. Und ich denke noch: «Ah, wie schön ist das denn, dass mein Mann «haushaltstechnisch» mitstudiert! In Gedanken bin ich schon am Wäsche sortieren und Betten frisch beziehen. Doch Jörg parkt genau vor einer Wäschebox für PWs und andere Gefährte und da wird mir klar, dass ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht habe! Wie konnte ich bloss glauben, dass Jörg mit «waschen» unseren Wäscheberg meinte!

Auf jeden Fall glänzt nun die «Fassade» unseres Häuschens auf vier Rädern um die Wette; die Grösse des Wäscheberges ist jedoch noch dieselbe wie zuvor.

Nachher fahren wir direkt zum Reisemobilhafen, den wir bereits von unseren Ferien letzten Sommers kennen.

20. Oktober 2023

Regenwetter. Genau richtig, um ins Solemar zu gehen, zumal wir zu diesem mit unserem Aufenthalt im Reisemobilhafen freien Zutritt haben. Wäre ja schade, dieses Angebot nicht zu nutzen, schliesslich sind wir des Badens wegen hierher gekommen. Die angenehme Wärme in der Heilsole tut uns einfach gut und geniessen wir immer wieder aufs Neue. Du kannst dich drinnen wie auch draussen an der frischen Luft aufhalten. Noch nie hatten wir das Gefühl, dass sich zu viele Menschen im Wasser tummeln würden, denn das wäre nicht so unseres. Nein, es hat genügend Platz für alle. Beim Baden hast du einen tollen Blick auf den Bad Dürrheimer Kurpark, während die heilende Sole ihre Wirkung tut. Nach einem Besuch des Thermalbades fühlst du dich entspannt und spürtest du vorher noch ein Zipperlein, ist dieses danach meist verschwunden.

Nun haben wir genug gebadet; unsere Haut ist schon ganz schrumpelig. So laufen wir zurück zu unserem Womo, warten, bis der Regen etwas nachlässt und laufen dann ins Städtchen. In einem Café bestellen wir uns eine Linsensuppe. Ganz so fein ist sie nicht und ich könnte wetten, dass sie aus der Dose ist. Das ist schade, aber immerhin wärmt sie uns etwas auf.

21. Oktober 2021

Wir laufen durch das Städtchen. Unser Kühlschrank ist leer und will gefüllt werden. Auf dem Weg dorthin schauen wir uns die vielen Infotafeln über das weisse Gold Bad Dürrheims etwas genauer an und erfahren, dass man in dieser Gegend in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1822 mittels Salzbohrung in der Tiefe von 130 m auf ein 30- 37m hohes Salzlager stiess. Die Sole wurde aus Bohrlöchern von 25- 30 cm Durchmesser gefördert, die senkrecht durch die Keuperschichten (tonreiches und kalkreiches Gestein) und das Muschelkalkgebirge bis hinunter in die Steinsalzlager gingen. Dort wurde und wird auch heute noch durch den Grundwasserzufluss das Steinsalz zu Sole gelöst.

In einer Vitrine entdecken wir zudem einen Aushang auf dem steht, dass morgen Nachmittag eine historische Stadtführung stattfinden soll. Fräulein Schmidt nähme alle Interessierten in die Stadt Dürrheim der 20. Jahre mit. Man darf gespannt sein! Wir werden auf alle Fälle daran teilnehmen! Der reguläre Preis für diese Führung wäre 8 Euro pro Person, mit unserer Gästekarte werden wir jedoch bloss 5 Euro zahlen müssen.

Natürlich schwadern wir auch heute wieder im Wasser rum. Es tut so gut! Diesmal hats aber doch ein paar Nasen mehr als gestern; kein Wunder, es ist ja auch Wochenende.

Tiefenentspannt verlassen wir das Solebad nach 1 ½ Stunden und laufen zurück zu unserem Womo.

22. Oktober 2023

Wir beide geniessen es, für einmal etwas länger an einem Ort zu bleiben. Vielleicht waren wir die letzte Zeit etwas gar umtriebig. Etwas zur Ruhe kommen und die vielen Eindrücke der letzten Monate sacken lassen ist nun angesagt.

Gut, dass wir beide gleichzeitig dieses Bedürfnis verspüren, denn das war die letzten Monate nicht immer so. Des Öfteren kam es vor, dass einer von uns beiden sich länger an einem Ort aufhalten wollte als der andere. Ein anderes Mal war es dann genau umgekehrt. So gilt es immer wieder, gemeinsam einen Weg zu finden, welcher für beide stimmt. Aber eigentlich gelingt uns das recht gut, jedenfalls passt uns dieses Leben! Dass man ab und zu über die Bücher gehen und sich überlegen muss, was geändert werden sollte, damit es noch stimmiger, noch idealer wird, scheint mir normal zu sein und hat nichts mit dem Lebensstil, den man wählt zu tun, nein, diesen Fragen sollte man sich immer mal wieder stellen, finde ich. Doch einmal mehr sind wir zur Erkenntnis gekommen, dass wir versuchen sollten, langsamer zu reisen. Es springt uns ja nichts davon. Ob uns dies gelingen wird, wird sich zeigen. Wir sind zuversichtlich.

Kurz vor 16 Uhr stehen wir vor dem Rathaus und warten auf das Fräulein Schmidt, welche uns Bad Dürrheim um die 20er Jahre näherbringen will. Andere Leute scheinen dieselbe Idee gehabt zu haben wie wir. Es ist 16 Uhr. Das Fräulein lässt sich Zeit. 16.15 Uhr: dem Fräulein scheint etwas dazwischen gekommen zu sein, jedenfalls ist sie immer noch nicht da und so allmählich wird uns allen bewusst, dass das heute nichts mehr wird. Mit enttäuschten Gesichtern löst sich die wartende Gruppe auf. Wir laufen nochmals an der Vitrine vorbei und sehen uns den Flyer etwas genauer an: jetzt sehen wir, dass ganz unten kleingedruckt steht, dass man sich die Tickets online hätte bestellen müssen. Alle anderen werden diesen Satz auch nicht gesehen haben, und da keine online Anmeldung einging, dachte sich das Fräulein Schmidt wohl, dass an diesem Sonntag kein Interesse an einer Führung bestünde. Wir sind ein bisschen enttäuscht. Das Kleingedruckte auf dem Flyer geht in diesem Wirrwarr in der Vitrine völlig unter und an solch einem Anlass sollte man doch auch spontan teilnehmen und vor Ort bezahlen können. Nun denn, dann ist es halt so.

Wir laufen weiter Städtchen einwärts und sehen, dass das Heimatmuseum geöffnet hat. Der Eintritt ist sogar frei. Wir betreten das Haus und sind sogleich überrascht über das Sammelsurium! Hier wird die geschichtliche Entwicklung dieses Ortes, insbesondere die Auffindung des riesigen Salzlagers unter dem Ort dargestellt. 150 Jahre prägte die Saline diese Gemeinde; die erfolgreiche Entwicklung des Kurwesens lässt sich anhand der ausgestellten Exponate sehr gut nachvollziehen.

Auch wenn uns das Fräulein Schmidt versetzt hat- ein bisschen etwas über die geschichtlichen Hintergründe von Bad Dürrheim haben wir nun doch erfahren. Mit einem Beutelchen Bad Dürrheimer Kochsalz, hergestellt in diesem Museum, laufen wir zum Ausgang und machen uns auf den Heimweg.

Im Heimatmuseum Bad Dürrheim

23. Oktober 2023

Da am Donnerstag bloss das Womo statt der Wäsche gewaschen wurde, geht’s heute ab ins Städtchen zu einem Waschsalon, genauer gesagt zu «Erikas Waschstüble». Schwer beladen, mit zwei vollgestopften Taschen, betreten wir das «Stüble». Eine ältere Dame sitzt an einem Tisch. Sie wartet darauf, bis ihre Wäsche fertig ist. In der Zwischenzeit arbeitet sie an einer mitgebrachten Bastelarbeit. Wir haben Glück: es gibt noch freie Waschmaschinen. Während wir sie befüllen, schaut uns die eingefleischte Bad Dürrheimerin mit Argusaugen auf die Finger, schliesslich könnte ja etwas nicht mit rechten Dingen zu und her gehen. Wir starten das Programm und nun ist warten angesagt. Gut, dass die Programme nicht allzu lange dauern und gut, dass ein paar Zeitschriften rumliegen. Nach und nach füllt sich das «Stüble». Man hilft sich mit 1 Euro Münzen aus und wechselt ein paar Worte. Eine der Damen steht hilflos vor einer Maschine und ich will ihr erklären, wie man das Programm starten kann. Doch die Bastel- Dame gibt mir jetzt zu verstehen, dass sie diesen Laden schon viel länger kenne und gibt nun die Anweisungen lautstark durch. Schmunzelnd nehme ich mich etwas zurück und zeige der hilflosen Dame nun lautlos, wo was zu drücken und zu drehen ist. Während wir so dasitzen und warten, stelle ich mir vor, wie das manchmal zu und her gehen muss in so einem «Waschstüble». Da wird dir bewusst, woher der Ausdruck «Waschweiber» kommen muss, denn an einem Ort wie diesem wird wohl gerne getratscht und gelästert oder noch treffender: ganz viel dreckige Wäsche gewaschen. Natürlich gilt das für waschende Männer genauso. Auf jeden Fall finde ich es lustig und interessant zugleich, wie schnell sich in diesem «Waschstüble» ein Gesprächsstoff findet, während sich die Trommeln im Kreise drehen.

Nun ist unsere Wäsche sauber und trocken, so dass ich alles falten kann.

Dankbar und sehr zufrieden, dass es diesen Salon gibt, verabschieden wir uns von den wartenden Gästen mit unserer nach Frühlingsfrische duftender Wäsche. Ein grosses Dankeschön an dieser Stelle an das Ehepaar Wiedmann, welches dieses «Stüble» schon seit über zwei Jahrzehnten betreibt und damit in dieser Gegend eine Marktlücke erschliesst.

Am Nachmittag gehen wir wieder ins Solemar, lassen uns von den vielen Massagedüsen durchkneten und schwimmen ein paar Runden.

24. Oktober 2023

Regen, Regen, Regen. Die gelben Blätter fallen von den Bäumen. Die Wohnmobilisten haben sich alle in ihre Kabäuschen verzogen, lesen, schauen fern oder gucken etwas gelangweilt aus den Fenstern.

Regen in Bad Dürrheim

Unsere Flucht vor dem Regen hat also einmal mehr nicht funktioniert. Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass wir den kommenden Winter wieder in Marokko verbringen möchten, so sehr sehnen wir uns nach etwas Sonne und Wärme und so vieles möchten wir noch sehen und erleben in diesem Land. Sollte der Regen auf der Überfahrt treu an uns kleben bleiben und sollten wir ihn dann wohl oder übel ins gelobte Land mitbringen, würden sich wenigstens die Menschen dort über diesen Segen erfreuen und für die Natur wäre etwas Regen sowieso dringend nötig. Also: wundert euch nicht, wenn die Sahara irgendwann plötzlich grünt und blüht! Das wären dann wir gewesen! Bis dahin aber wird es noch eine Weile dauern und bis dahin machen wir das Beste daraus. Fürs erste werden wir eine Runde baden gehen und dann sehen wir weiter.

Das Becken, welches über eine Solekonzentration von 7% (also doppelt so hoher Salzgehalt als der durchschnittliche Salzgehalt der Meere) und einer Wassertemperatur von 36 Grad Celsius verfügt, gehört zu meinem Lieblingsbecken! Da fühlst du dich so wunderbar schwerelos und entspannt.

Weil Baden so hungrig macht, beenden wir unser Pflichtprogramm, gehen duschen und laufen nach Hause, wo ich uns sogleich etwas zu Abendessen koche.

Solemar, Bad Dürrheim

Abends dann die grosse Überraschung! Wir kriegen einen Anruf unseres Sohnes Adrian aus Honduras! Wie schön das ist, nebst Reiseberichten und Whatsupp- Nachrichten auch wieder einmal seine Stimme hören zu können! Seine Schilderungen über die von ihm und seiner Partnerin bereisten Länder versetzen mich für einen Moment in eine andere Welt. Er erzählt, jede Menge wilde Papageien, Tukane und Kolibris gesehen zu haben, weiss über Vulkane und noch vieles mehr zu berichten und ich könnte ihm noch lange zuhören, so spannend sind seine Erzählungen! Aber vor allem bin ich froh zu hören, dass es ihnen beiden gut geht. Wir haben uns sehr gefreut über diesen Anruf!

25. Oktober 2025

Das Wetter schont für einen Moment, also nutzen wir diesen und laufen zum Salinensee. Dieser wurde 1838 künstlich angelegt und diente ursprünglich der Bad Dürrheimer Saline, anschliessend als Löschwasserreservoir und von 1928 bis 1960 als Strandbad. Heute wird er zum Hochwasserschutz eingesetzt und prägt ein beliebtes Naherholungsgebiet der Kurstadt Bad Dürrheim.

Salinensee Bad Dürrheim

Dort angelangt, können wir ein paar Stockenten beim Gründeln beobachten. Dieser malerische See zeigt sich jetzt mit den vielen verschiedenen Sträuchern im Herbstkleid von einer besonders schönen Seite. Gross ist er nicht; man hat ihn schnell umrundet. Viele Sitzbänke laden zum Verweilen ein und wären die Temperaturen etwas angenehmer, kämen wir gerne hierher zurück mit etwas Proviant und einem guten Buch. Jetzt aber zieht es uns wieder heimwärts zu unserem Womo. Etwas später werden wir dann noch eine Runde schwimmen gehen im Solemar.

 

4 Antworten auf „-Seele baumeln lassen in Bad Dürrheim“

Liebe Sabine!
Du schreibst so wunderbar spannend, das ich ob der Lektüre immer die Zeit vergesse und erst die Warnung, dass der Akku meines Handys bald leer ist, mich in die Wirklichkeit zurückholt! Ich habe nämlich eure letzten Blogs infolge Zeitmangels alle wie ein spannendendes Buch gestern und heute Abend auf einmal gelesen! Ja, und jetzt ist schon fast wieder Mitternacht und mein Handy muss ans Ladekabel!! Ich wünsche euch weiterhin gute Reise und hoffentlich viel, viel Sonnenschein🌞🌞Gruss auch an Jörg… Maria.

Sabine und Jürg,habt vielen Dank für den interessanten Blog.Sicher seid ihr alle wieder sauber(das Wohnmobil mit den Menschen,die es bewohnen).Nun wünsche ich euch noch einen erlebnisreichen Aufenthslt in unserem Nachbarland.

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