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Reisen

-Die Schwarzwaldklinik

02. November 2023

Regentropfen klatschen auf unser Womodach. Schon die ganze Nacht ging das so und wird wohl den ganzen Tag in diesem Stil weitergehen. Gestern noch beschlossen wir, morgen den Platz zu wechseln, doch ein Blick nach draussen stimmt uns um. Heute verkriechen wir uns lieber in unserer Kutsche, werden lesen, etwas arbeiten, Nachrichten beantworten oder was auch immer; jedenfalls ist uns beiden nicht danach, bei diesem Regen, welcher sich in Sturzbächen ergiesst, einen neuen Platz anzufahren und irgendwo spazieren zu gehen. Viel lieber machen wir es uns im Womo gemütlich.

Regentage haben ja auch ihre guten Seiten; so bin ich heute richtig produktiv, und schwupp, ist mein Dromedar- Entwurf für meinen Hoodie fertig!

03. November 2023

Neue Etappe:

Von Donaueschingen fahren wir via B27 ins Nachbarsdorf Hüfingen.

Koordinaten Wohnmobilstellplatz Hüfingen:

47.9230, 8.4865

Nachdem wir unterwegs die Ver- und Entsorgung, Gas getankt, eingekauft und ein Paket auf der Post abgeholt haben, stehen wir nun auf einem Wohnmobilstellplatz in Hüfingen.

Das Paket, welches wir in Empfang nahmen, enthält unsere Alarmanlage. Diese mussten wir wegen zu vieler Fehlalarme einschicken. Gleichzeitig liessen wir ein Upgrade ausführen und sind somit wieder auf dem neusten Stand. Dieses Teil hat uns nämlich zwei, dreimal nachts aus dem Schlaf geholt und das wegen nichts und wieder nichts. Jetzt hoffen wir, dass wir uns auf sie verlassen können und sie sich nur meldet, wenn tatsächlich etwas vorfällt, was wir natürlich nicht hoffen.

Da wir gestern richtige Stubenhocker waren, soll es wenigstens heute ein wenig an die frische Luft gehen. In Hüfingen gibt es nebst einem Bier-, Orchideen-, und Römerweg auch einen Kräuter- Lehrpfad und diesen nehmen wir nun unter die Füsse, weil er von der Distanz her ideal ist für einen angebrochenen Nachmittag wie jetzt. Wir laufen durch den Wald und über Wiesen und Felder.

Dunkelgrau und schwer hängt der Himmel über Hüfingen; ein paar Sonnenstrahlen finden dennoch einen Weg zur Erde, so dass die Bäume im Herbstlaub wunderschön honiggelb leuchten. Vom Kräuter- Lehrpfad sind wir eher etwas enttäuscht, denn nun sind wir wieder am Ausgangspunkt, doch mehr als acht Tafeln haben wir nicht gesichtet und auf denen, die wir gesehen haben, stand jetzt nicht wirklich was Neues. Der Rundweg von 3.5 Km war jedoch sehr schön und das ist ja die Hauptsache!

Zur goldenen Abendstunde sind wir wieder zurück. Wir sind froh, dass es im Womo so angenehm warm ist, denn trotz Winterjacke und Schal haben wir auf unserem Spaziergang ganz schön gefroren!

04. November 2023

Wie bereits in Bad Dürrheim und Donaueschingen, erhielten wir auch gestern wieder bei der Anmeldung beim Wohnmobilstellplatz Hüfingen Gästekarten. Diese berechtigen unter anderem zur kostenfreien Benutzung vieler ÖVs. Theoretisch könnten wir mit der DB von hier nach Basel tuckern. Was für eine geniale Sache!

Trüber könnte der heutige Tag nicht sein! Es regnet Bindefäden! Was macht man an so einem tristen Tag? Wir werden zum Bahnhof laufen, uns in den Zug setzen und zum Titisee fahren! Gesagt, getan! Und siehe da: der Zug fährt pünktlich ein! Das überrascht uns beinahe ein wenig, schliesslich steht Pünktlichkeit bei der deutschen Bahn nicht an erster Stelle! Im Zug ist es angenehm warm. Schon rauscht die Landschaft an uns vorbei und nur 43 Minuten später erreichen wir Titisee. Natürlich ist das Wetter auch hier nicht besser. Wir haben sogar das Gefühl, dass hier der kalte Wind noch etwas kräftiger über den See fegt. Schnell flüchten wir in einen Souvenirshop, um der Kälte und dem Regen zu entkommen. Zig Schwarzwalduhren hängen hier an einer Wand und ticken vor sich hin. Jörg überlegt sich, eine kleine, herzige fürs Womo zu kaufen, doch mir ticken diese einfach zu laut, also lassen wir es sein.

Hausfassade in Titisee

Danach laufen wir zu einem Restaurant. Lautete anfänglich der Plan, in Titisee einen feinen Kuchen essen zu gehen, wurde daraus dann doch eine Curry- Wurst mit Pommes. Gestärkt verlassen wir das Restaurant, schlendern erneut vom einen Souvenirshop zum anderen und kaufen uns dann ein neues, dekoratives Windlicht. Gestern nämlich, ich sass in Gedanken vertieft am PC, gabs plötzlich einen lauten Knall; durch die Wärme der Kerze kriegte das Glas unseres Windlichtes einen Spannungsriss und weil sie hier so wunderschöne Windlichter im Sortiment haben, schlagen wir gleich zu. Wir beide mögen es sehr, abends eine Kerze anzuzünden, denn mit Kerzenlicht ists einfach gleich viel gemütlicher!

Nach unserem Einkauf geht’s wieder zurück zum Bahnhof. Schon rollt unser Zug ein und bringt uns zurück nach Hüfingen.

06. November 2023

Gestern kam ich nicht mehr zum Schreiben. Darum hole ich dies heute nach. Gestern nämlich war mächtig was los und wir sahen die Schwarzwaldklinik von innen. Nein, nicht diejenige aus der Serie «Die Schwarzwaldklinik»; diese wäre bei Titisee. Wir verbrachten den Tag im Schwarzwald- Baar Klinikum in Villingen. Wie es dazu kam? Lass mich erzählen: Bereits am Samstagabend klagte Jörg über Schwindel und leichte Übelkeit. Wir dachten noch, dass es sowas halt mal geben kann und meine Devise lautete: Genug trinken, etwas leichtes Essen und früh zu Bett gehen; dann wird’s ihm morgen bestimmt besser gehen. Doch mitnichten; Jörg konnte sich gestern morgen im Bett kaum drehen, ohne dass ihm speiübel wurde. Wollte er am Samstag noch auf das Messen des Blutdruckes verzichten, bestand ich diesmal darauf. Die Werte liessen mich erschaudern. Um keine Zeit zu verlieren und weil ich mir grosse Sorgen machte, rief ich die Ambulanz. Diese traf sage und schreibe unter fünf Minuten mit Blaulicht auf dem Stellplatz ein und schnell stand fest, dass Jörg unverzüglich in eine Klinik gebracht werden müsse. Einer vom Team schrieb mir die Adresse des Krankenhauses auf. Natürlich wollte ich Jörg begleiten, doch das ging nicht; ich könne mich in zwei Stunden im Krankenhaus nach seinem Zustand erkundigen, meinten sie und schon düsten sie los. Geschockt und nervös tigerte ich im Womo umher. Einfach so im Womo zu sitzen und zu warten, machte für mich keinen Sinn. So packte ich eine Tasche mit Ersatzkleider und allem Drum und Dran, was du im Spital so brauchst, und machte mich auf den Weg zum Bahnhof Hüfingen, fuhr bis Villingen- Schwenningen und stieg dann um auf den Bus, welcher mich zum Klinikum brachte. In der Notfallaufnahme teilte man mir mit, dass Jörg noch nicht untersucht worden sei und ich deshalb nicht zu ihm gehen könne. Ich solle mich in einer Stunde nochmals erkundigen. Nach einer langen Stunde erfuhr ich dann, dass er jetzt untersucht werde und dass ich zu ihm gehen dürfe.

Da lag er, mein Armer; schwach und bleich und mit vielen Drähten verkabelt und es ging ihm gar nicht gut. Lange sass ich bei ihm und hoffte ganz fest, dass es ihm bald wieder besser gehen möge. Doch irgendwann war für mich klar, dass er die Nacht im Spital verbringen wird. Die Ärzte belehrten mich jedoch eines Besseren: Sie hätten zu wenig Betten, sagten sie. Nichts deute auf eine ernsthafte Erkrankung hin und da sie ihm blutdrucksenkende Medikamente spritzten und auch etwas gegen die Übelkeit verabreichten, solle es möglich sein, schon bald den Heimweg antreten zu können, meinten sie. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir nicht vorstellen, wie ich mit ihm das Krankenhaus verlassen sollte, so kraftlos wie er war, doch tatsächlich fühlte er sich um 19.30 etwas besser. Also bestellte ich uns ein Taxi und eine halbe Stunde später waren wir wieder bei unserem Womo.

Heute geht es ihm etwas besser, doch an fahren ist nicht zu denken. So bleiben wir einen weiteren Tag hier und hoffen, dass es ihm morgen noch etwas besser geht, damit wir zurück in die Schweiz nach Luzern fahren können, da Jörg sich mit dem Hausarzt in Verbindung setzen muss, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

So ein Zwischenfall löst enorm viel aus. Wir sind beide unglaublich dankbar, dass soweit alles gut gegangen ist und nichts auf eine ernsthafte Erkrankung hindeutet. Trotzdem ist damit nicht zu spassen. Gleichzeitig werden wir mit vielen Fragen konfrontiert, wie: macht es Sinn, unter diesen Umständen den Winter in Marokko zu verbringen? Nach diesem unschönen Erlebnis sind wir uns tatsächlich nicht mehr so sicher. Wir lassen alles auf uns zukommen und warten erst mal ab, was der Hausarzt meint, erst dann planen wir weiter. Für den Moment ist es das Allerwichtigste, dass Jörg wieder zu Kräften kommt.

07. November 2023

Neue Etappe:

Von Hüfingen fahren wir auf die B27 bis Schaffhausen und danach geht’s auf die A4 bis Luzern. Nach einem Zwischenhalt in Malters geht’s via Wolhusen nach Willisau.

Koordinaten Stellplatz Bisangmatt, Willisau:

47.1191, 7.9982

Jörg meint, dass er sich heute wohl genug fühle, um nach Willisau fahren zu können. So tuckern wir um 10 Uhr los. Etwas später setze ich mich mit dem Hausarzt in Verbindung, um für Jörg einen Termin zu vereinbaren. Wir haben Glück: Er kriegt noch für heute Nachmittag einen Termin. Um 14.30 treffen wir in Malters ein. Während Jörg beim Arzt ist, kaufe ich ein und bald schon sitzen wir wieder zusammen im Womo. Na ja, sein Blutdruck ist immer noch sehr hoch, doch kriege man dies wieder in den Griff, habe der Arzt gemeint.

Jetzt fahren wir zum Stellplatz bei Willisau. In Willisau angekommen, regnet es in Strömen. Unzählige Krähen kreisen über dem Stellplatz mit einem mordio Gezeter. Was es damit genau auf sich hat, wenn Krähen so schreien, würde mich schon lange einmal interessieren.

Wir werden voraussichtlich bis Sonntag in Willisau bleiben, weil noch weitere Arzttermine anstehen.

Ich schlafe schlecht, diese Nacht, weil mir haufenweise Fragen durch den Kopf schiessen. Jörgs Gesundheitszustand beschäftigt mich sehr. Nebst der Grübelei gibt es aber auch etwas Positives zu berichten. Aus nächster Nähe höre ich die Rufe eines Uhus. Immer und immer wieder. Das hat was Beruhigendes und ich deute das Erscheinen des Königs der Nacht, wie der Uhu auch genannt wird, als ein gutes Omen, werden diesem Tier doch nebst Weisheit auch Heilung und Kraft zugesprochen. Irgendwann schlafe ich zum Glück dann doch noch ein.

08. November 2023

Es ist einfach herrlich, wieder einmal von der Sonne geweckt zu werden. Das hatten wir schon lange nicht mehr! Trotzdem werden wir keine grossen Sprünge machen, im Gegenteil; wir werden den Tag langsam angehen, später vielleicht ein paar Schritte spazieren gehen, doch ansonsten ist für Jörg weiterhin ruhen angesagt, fühlt er sich doch bei der kleinsten Anstrengung erschöpft und müde.

09. und 10. November 2023

Ausser einem Arzttermin, den Jörg wahrnehmen muss, verbringen wir zwei ruhige Tage im Womo. Jörg fühlt sich zum Glück ein klitzekleines Stück besser.

11. November 2023

Wir haben beschlossen, das Wochenende in Willisau zu verbringen, dies in erster Linie, weil Jörg heute morgen erneut beim Hausarzt war und Medikamente bekam. Jetzt hoffen wir, dass diese gut anschlagen und keine Nebenwirkungen auftreten. Wenn alles gut geht, brechen wir am Montag auf und fahren erneut in den Schwarzwald, denn wir haben uns vor einer Weile Pakete nach Donaueschingen senden lassen. Diese sollten demnächst ankommen. Da wir Hals über Kopf Hüfingen verlassen und in die Schweiz fahren mussten, geht’s deshalb nochmals zurück in den Schwarzwald. Weit ist es ja nicht. Dann hoffe ich, dass ich meine Pakete in Empfang nehmen kann. Eines dieser Pakete hat eh schon eine Ehrenrunde gemacht; da es ausserhalb der Öffnungszeiten angeliefert, jedoch nicht entgegengenommen wurde, ging es zurück an den Absender in Lettland. Ich bin aber optimistisch, dass es diesmal klappen wird.

Da es wieder einmal regnet und wir deshalb keine Lust verspüren, unsere Füsse zu vertreten, knöpfe ich mir stattdessen unser Womo vor, wische und sauge Staub, nehme den Boden feucht auf, schüttle draussen kräftig das Bettzeug, und reinige danach das Bad; auch Jörg ist nicht untätig: in der Zwischenzeit verschiebt er nämlich unser Womo und kümmert sich um die Ver- und Entsorgung. Nach getaner Arbeit gönnen wir uns eine Tasse Tee und auch ein Dessert darf nicht fehlen.

Am späten Nachmittag lässt der Regen dann doch nach und wir machen uns zu Fuss auf den Weg zu einem Baumarkt, denn wir möchten uns einen Teppich für unsere Kutsche kaufen. Es läuft sich halt auf einem Teppich wie auf Wolken und das habe ich in den letzten Monaten ein bisschen vermisst. Mal sehen, was es da so gibt.

Vor dem Baumarkt treffe ich doch tatsächlich einen lieben Arbeitskollegen meiner letzten Arbeitsstelle an. Das hat mich wahnsinnig gefreut und ich werde beinahe etwas wehmütig, wenn ich an diesen Arbeitsplatz, unsere tolle Zusammenarbeit und an die lieben Mitarbeiter zurückdenke, war dieses Umfeld doch wahnsinnig inspirierend und erfüllend für mich.

Das Gesuchte haben wir übrigens auch noch gefunden. Auch wenn es ein brauner, statt ein roter Teppich ist: Ich kann es kaum erwarten, diesen im Womo auszurollen und darauf einen Testlauf zu machen!

12. November 2023

Ich öffne die Dach- Verdunkelungs- Rollos und bin erstaunt, dass nur ganz wenig Licht den Raum erfüllt. So schaue ich etwas genauer hin und bin baff! Schnee? Im Ernst? Tatsächlich! Damit haben wir nun wirklich nicht gerechnet! Der erste Schnee im Jahr ist für mich immer etwas ganz Besonderes, darüber freue ich mich immer sehr, sofern ich nicht mit einem Auto auf verschneiten Strassen fahren muss. Aber das muss ich ja jetzt zum Glück nicht! Einmummeln, malen, schreiben, den tanzenden Schneeflocken zuschauen und heissen Ingwertee trinken; nur das steht für heute an. Genauso für Jörg, ausser, dass er sich statt malen lieber Gedanken über den weiteren Verlauf unserer Reise macht oder in seinem Buch liest.

Nur schade, dass der Schnee langsam in Regen übergeht. Nach und nach wird die Landschaft wieder grün. Das Gastspiel des Winters hat nicht lange angehalten.

2 Antworten auf „-Die Schwarzwaldklinik“

Liebe Uli, lieber Udo

Ganz lieben Dank für die Genesungswünsche!! Unkraut vergeht nicht- wir sind zuversichtlich, dass alles wieder gut kommt!
Euch weiterhin ganz viel Spaß auf Sizilien!
Lieber Gruß
Jörg und Sabine

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