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Reisen

-Zu Besuch bei «Flaschensepp»

26. November 2023

Das Wetter zeigt sich am letzten Sonntag im November von einer freundlichen und sonnigen Seite, kalenderentsprechend ist es jedoch saumässig kalt. So ziehen wir unsere wärmsten Jacken an und laufen los Richtung Städtli. Was wir heute im Schilde führen? Nach zwei Tagen Laufabstinenz verspüren wir das Bedürfnis, uns etwas zu bewegen, frische Luft zu schnappen und eine weitere Facette von Willisau kennenzulernen. Jörg möchte bei «Flaschensepp» einen Besuch abstatten. Obwohl es dieses Museum schon seit vielen Jahren gibt, hat es sich dennoch nie ergeben, dort vorbeizuschauen. Wir sind beide gespannt, was wir in der ehemaligen Käserei an der Käppelimatt 1 vorfinden werden. Von unserem Stellplatz bis dorthin sind es gute 2 km. So kalt wie es heute ist, ist diese Distanz genau richtig. Mit kalten und roten Nasen und Ohren stehen wir jetzt vor «Flaschensepps» Tür und läuten. Schon wird diese geöffnet und nun bittet uns der Willisauer mit der gefärbten Stirnlocke herein. Er sei gerade am Malen, meint er. Er müsse noch die Pinsel reinigen, danach sei er für uns da. Wir sollen uns in der Zwischenzeit schon mal umsehen. Das machen wir. Wir sind im wahrsten Sinne «geflascht»! Bereits beim Eintreten fallen uns die vielen Flaschen an der Decke auf und im Vorraum erfahren wir allerlei Wissenswertes über das Flaschenrecycling und über den wertvollen Baustoff Glas.

Nun ist der «Flaschensepp» für uns da. Er führt uns hinein in den warmen Raum; die Gestelle vollbeladen mit Flaschen aller Art. Hinter jeder Flasche steht eine Geschichte. Viele davon erzählt er uns jetzt und wir hören ihm gebannt zu. Dieser «Flaschensepp» ist ein interessanter Mensch; viel in der Weltgeschichte umhergekommen weiss er auch über seine Reisen einiges zu berichten, was wir ganz besonders spannend finden. «Flaschensepp» verrät uns, wie bei einem Williams- Schnaps die Birne in die Flasche kommt, und dass es dazu zwei Methoden gäbe. Beim klassischen Verfahren werde die Flasche noch am Baum über die junge Birne gestülpt. Andere Hersteller würden jedoch einen Trick anwenden, indem sie die Birne in Flaschen ohne Boden stecken und in einem zweiten Schritt die Flasche mit einem Flaschenboden verschliessen, indem sie diesen ankleben. Eine Birne in einer Flasche ist ja noch nichts Aussergewöhnliches; das haben wir wohl alle schon einmal gesehen. Doch hast du schon Schnaps- oder Essig- Flaschen gesehen mit Inhalten wie Gurken, Ginseng, Schlangen oder Raupen? Beim Anblick dieser überfällt mich ein Schauer und ich frage mich, wie man auf solche abstrusen Ideen kam und welchen Zweck diese Gebräue zu erfüllen hatten. Auf vieles weiss der «Flaschensepp» eine Antwort, aber auch ihm bleiben einige Geheimnisse verborgen, selbst wenn er sich noch so bemüht, den jeweiligen Geschichten auf die Spur zu kommen.

Unterdessen haben sich noch zwei weitere Paare beim Flaschenmuseum eingefunden. Wir verabschieden uns von «Flaschensepp» nach einer knappen Stunde. Wir beide hätten nicht gedacht, dass dieser Besuch so spannend sein könnte! Das Flaschenmuseum ist jeweils am vierten Sonntag des Monats von 10:00- 16:00 geöffnet und der Eintrittspreis beträgt pro Person 5 Franken. Wir glauben, dass ein Besuch beim «Flaschensepp» immer wieder anders ausfällt, denn er hat so viele Geschichten auf Lager, da könnten wir locker noch ein zweites- oder drittes Mal hingehen, ohne dass uns langweilig würde.

Jetzt aber schnellen Schrittes heim zu unserem Womo, denn wir haben das Gefühl, dass es unterdessen noch einen Tick kälter geworden ist. Jedenfalls freuen wir uns jetzt schon auf ein heisses Getränk im warmen Womo- Stübchen, damit wir uns wieder etwas aufwärmen können.

27. November 2023

Gibt es etwas gemütlicheres, als mit lieben Menschen bei einem Fondue zusammenzusitzen, während draussen die Kälte Einzug hält? So sitzen wir also bei meinem Vater und Charlotte in der warmen Stube in Malters, tunken Brotstücke in den heissen Käse und lassen die letzten Monate Revue passieren. Auch meine Schwester, ihr Partner und mein «Gotteli» schauen später vorbei, hat doch mein Vater notabene Geburtstag. Wieder einmal vergessen wir die Zeit, so dass wir uns etwas gar schnell von allen verabschieden und nun unsere Beine unter die Arme nehmen müssen, wollen wir noch unseren Zug erreichen. Ziemlich ausser Atem lassen wir uns im Zug auf die Sitze fallen und schon fährt die bls-Bahn los und bringt uns zurück nach Willisau.

28. November 2023

Ich hätte mir ein bisschen besseres Wetter gewünscht für diesen Tag. Heute nämlich besucht mich eine Freundin. Wir wollen spazieren gehen, vielleicht irgendwo einkehren und einen Kaffee trinken, mal sehen, was sie so meint. Was Wanderwege angeht, kennt Beatrice sich viel besser aus als ich. Stets hat sie eine gute Idee auf Lager! Diesmal laufen wir nach Hergiswil, und zwar alles der Änziwigger entlang. Auch wenn es bitterkalt ist und ab und an Schneebohnen durch die Luft fliegen; ich geniesse unseren Spaziergang sehr! Unterwegs begegnen wir einem Mann und einer Frau, welche mit drei Lamas unterwegs sind. Man wechselt ein paar Worte und so erfahren wir etwas über die Gewohnheiten dieser Tiere. Jetzt weiss ich, dass diese drolligen Gesellen nicht daran interessiert sind, Menschen anzuspucken. Das täten sie bloss, wenn sie sich bedroht fühlen oder wenn es darum ginge, die Rangordnung zu klären. An der Stellung der Ohren könne man zudem etwas über die Grundstimmung der Lamas erfahren; sind diese gespitzt, sei alles in Ordnung, legen sie die Ohren an, seien sie in Alarmbereitschaft. So lernt man ganz unerwartet etwas über die Körpersprache der Lamas!

Für uns geht’s gemütlich weiter und nebenbei bemerkt: diese Route ohne Steigung führt über den kinderfreundlichen «Chrüterhäxli Lilli Gwonderwäg». Für Kinder gibt es hier viel zu entdecken und die Feuerstelle Breiten mit einem grossen Spielplatz lädt zum Verweilen ein. Diesen Spazierweg kann ich Eltern mit kleinen Kindern sehr empfehlen.

Nach circa 1 ½ Stunden treffen wir in Hergiswil ein. Wir wärmen uns beim Café Thalmann bei einer Tasse Cappuccino auf. Bald darauf nehmen wir auch den Rückweg unter unsere Füsse, weil wir zu lange auf einen Bus hätten warten müssten. Es ist bereits dunkel, als wir durch das Städtli Willisau laufen. Mit der schönen Weihnachtsbeleuchtung hat dieses Örtchen erst recht Charme!

Und schon heisst es wieder Abschied nehmen! Schön wars! 18816 Schritte zeigt mir abends meine Gesundheitsapp an! Ich gebe zu, dass ich das nur erreiche, wenn ich mit Beatrice unterwegs bin! Aber es fühlt sich gut an!

29. November 2023

Neue Etappe:

Von Willisau fahren wir via Langenthal nach Rheinfelden. Bei Rheinfelden überqueren wir die Grenze zu Deutschland, fahren auf die A98 bis Lörrach Mitte. Beim Stellplatz Lörrach parkieren wir.

Koordinaten Stellplatz Lörrach:

47.6243, 7.6622

In Willisau machen wir gleich noch die Ver- und Entsorgung. Dabei unterhalten wir uns mit einem netten Wohnmobilisten. Es ist spannend, etwas aus seinem Leben zu erfahren. Ich kriege nebenbei ein paar sehr wertvolle Marketing- Tipps und natürlich bleiben wir im Kontakt. Wer weiss, vielleicht ergibt sich sogar einmal eine Zusammenarbeit! Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig es ist, zu netzwerken!

Zwei Stunden später stehen wir bereits auf dem Stellplatz in Lörrach. Es ist kalt, aber die Sonne scheint! Darum werden wir jetzt ein paar Schritte laufen gehen und uns die Gegend anschauen. Die imposante mittelalterliche Burgruine Rötteln haben wir auf der Hinfahrt bereits gesichtet. Wir sind gespannt, was Lörrach sonst noch zu bieten hat!

30. November 2023

Um 15 Uhr beginnt in Lörrach der Weihnachtsmarkt. Diesen möchten wir uns anschauen, darum machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Es regnet in Strömen. Gut, dass wir unsere Regenhosen angezogen haben. Ich mag diese Dinger nicht, doch heute sind sie Gold wert!

Der Markt befindet sich an den beiden Standorten Alter Marktplatz und beim Hebelpark. Mit insgesamt 58 Hütten bietet der Markt einen bunten Mix aus Kunsthandwerk, Weihnachtsdekorationen, Gastronomie und Spezialitäten. So laufen wir durch den Markt und schauen uns die vielen schönen Sachen an. Sogar den drei Königen begegnen wir und sie lächeln extra für mich in die Kamera!

Etwas hungrig geworden, bestellen wir uns bei einer Hütte eine heisse Seele. Eine heisse Seele ist ein mit Kümmel bestreutes, langgestrecktes Weizenbrot, belegt mit Schinken und Käse. Serviert wird es heiss, so dass der Käse schmilzt. Im ersten Moment ist die Kombination mit Kümmel für uns etwas ungewohnt; trotzdem mögen wir diese schwäbische Spezialität sehr und ich glaube, dass ich heute Abend nicht mehr kochen muss, so nahrhaft wie diese Seelen sind!

Gut, dass sie hier überall Sonnenschirme und Bistrotische aufgestellt haben; so können wir unsere Brote in Ruhe und ohne, dass sie nass werden, essen.

Danach sehen wir uns noch weitere Stände an, doch so allmählich ist es uns entschieden zu nass und zu kalt, so dass wir uns im Moment nichts sehnlicher wünschen, als im Womo an der Wärme sitzen zu können, darum laufen wir jetzt zügig heim.

01. Dezember 2023

Ein Besuch bei der Burgruine Rötteln wäre für heute geplant gewesen, doch das Wetter spielt wieder einmal so gar nicht mit. Also verkriechen wir uns ins Womo und erledigen liegengebliebenen Bürokram.

02. Dezember 2023

Es schneit! Gut, dass Jörg so weitsichtig war und vorgängig darauf geachtet hat, dass die Gasbefüllung unserer Gasflaschen aus einem Gemisch aus Propan- Butan (95/5) bestand, denn für Wintercamping ist dies ein Muss, will man nicht plötzlich frieren. In der Schweiz ist es gar nicht so einfach, dieses Gemisch zu erhalten und oft wissen die Händler selbst nicht so genau, welches Gas sie verkaufen. Wir haben darum, bevor es nach Lörrach ging, einen Abstecher nach Langenthal gemacht, weil wir wissen, dass man bei Lexa- Wohnmobile AG dieses im Winter angesagte Gas beziehen kann. So kann es schneien wie es will; in unserem Womo ist es wohlig warm, da die Propan- Buttan- Mischung auch noch bei Temperaturen bis minus 40 Grad verdampfen kann, im Gegensatz zu dem herkömmlichen Autogas, welches bereits bei null Grad nicht mehr in den gasförmigen Zustand übergehen kann.

Wir ziehen unsere wärmsten Kleider, Schuhe und Jacken an und machen uns auf den Weg zum lörracher Wahrzeichen, der Burgruine Rötteln. Der Weg dorthin ist gut ausgeschildert und führt uns zuerst durch eine Parkanlage. Wir überqueren den Fluss Wiese und nun gehts ziemlich steil bergaufwärts durch einen verschneiten Mischwald.

Fussweg zur Burgruine Rötteln

Oben bei der Burg angekommen, werden wir mit einer wunderschönen Aussicht belohnt und ich könnte wetten, dass man von hier, wenn denn das Wetter etwas besser wäre, sogar die Roche Tower in Basel sehen könnte, ist Basel doch bloss ein Steinwurf von hier entfernt. Na ja, ein weiter Steinwurf; genaugenommen sind es 13km.

Die Burgruine Rötteln ist wahrlich imposant! Jetzt, da wir so nah davorstehen, fallen uns die roten Sandsteinquader auf, welche an Fenster- und Türrahmen, Konsolen und Gewölberippen angebracht wurden. Diese Gesteinsart stammt aus dem Wiesental (Schwarzwald). Der rote Sandstein des Basler Münsters stammt notabene vom selben Ort.

Leider bleibt heute das Burg- Museum wegen Schneefall geschlossen, was wir etwas schade finden. Nachdem wir das Burggelände eingehend inspiziert haben, steigen wir den Hügel runter und erledigen auf dem Heimweg gleich auch noch den Einkauf.

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