06.Januar 2025
Neue Etappe:
Bei Willisau fahren wir über Landstrassen via Malters nach Luzern. Bei Luzern fahren wir auf die A2 bis nach Lugano, wo wir auf dem städtischen Stellplatz einchecken.
(12 Plätze, das ganze Jahr geöffnet, Ver- und Entsorgungsstelle, für 16- 24 Std. Sfr. 20.-)
Koordinaten Stellplatz Lugano:
46.0005, 8.9447
Freude herrscht! Warum? Es geht wieder los! Nach einem letzten, kurzen Abstecher in die Schweiz rollen unsere Wohnmobilräder erneut Richtung Süden! Zwar hatte ich gehofft, dass sich das Wetter von seiner besten Seite zeigen würde, doch leider ist das Gegenteil der Fall! In Erstfeld ruckelt der älteste Urner, der Föhn, an unserer Wohnmobilfassade, und hinter dem Gotthardtunnel beginnt es zu schneien! Doch mit dem Wissen, bald in wärmeren Gefilden zu sein, trübt dies unsere Vorfreude auf Tunesien nicht.
Nach der Ankunft auf dem Stellplatz in Lugano ziehen wir es dennoch vor, uns im Wohnmobil zu verkriechen und verzichten auf einen Stadtbummel.
Stellplatz in Lugano
07. Januar 2025
Neue Etappe:
Bei Lugano fahren wir auf die A2 bis Chiasso. Danach folgen wir der A9 und umfahren Mailand auf der A50. Bei Assago wechseln wir auf die A7/A53 bis Pavia, wo wir der SS35 folgen bis Casteggio. Beim Stellplatz Torricella Verzate checken wir ein.
Der im März 2024 eingeweihte Stellplatz verfügt über 8 grosszügige Parzellen; Ver- und Entsorgungsstelle, Strom, alles inkl. Die Nacht kostet 10 Euro.
Koordinaten Stellplatz Torricella Verzate:
45.0256, 9.1664
Am frühen Nachmittag erreichen wir bereits Italien, genauer gesagt Casteggio. Wettertechnisch erwartet uns genau das, wie ich es von Italien erhofft hatte: strahlender Sonnenschein! Ja, ja, die Temperaturen liegen mit etwa 6 Grad Celsius noch immer im recht frischen Bereich, aber die Landschaft sieht doch gleich viel freundlicher aus, wenn sich die Sonne zeigt.
Etwa 700m vom Stellplatz befindet sich ein Waschsalon, und wir beschliessen, die Gelegenheit zu nutzen und gleich alles aufzuwaschen, bevor es morgen auf die Fähre geht. Mit einer prallgefüllten Tasche voller Schmutzwäsche betreten wir den Salon, doch zu unserem Schrecken zeigt die Inhaberin auf mindestens vier weitere bereitgestellte Wäschesäcke, was für uns bedeutet, dass sich das Ganze deutlich in die Länge ziehen könnte. Auch wir deponieren unsere Tasche und schlendern anschliessend durch ein paar Einkaufsläden. Da es noch immer zu früh für unsere Wäsche ist, kehren wir zum Wohnmobil zurück. Später macht sich Jörg allein auf den Weg zum Wäschesalon, da er, ohne es negativ zu meinen, besser mit dem italienischen Temperament zurechtkommt als ich. Und auch wenn Wäsche waschen eher mein Aufgabengebiet ist, mache ich mir keine Sorgen: Die Inhaberin wird ihm ganz genau, laut und unmissverständlich erklären, wie er vorzugehen hat!
Genau so kam es dann auch, und jetzt sind unsere Schränke wieder gefüllt mit sauberer, frischer Wäsche!
08. Januar 2024
Neue Etappe:
Bei Casteggio fahren wir via E70/A7 nach Genua in den Fährhafen.
Die Aussentemperatur ist erneut einstellig, diesmal bei 4 Grad Celsius. Zudem ist es neblig und regnerisch. Höchste Zeit also, dass wir an die Wärme kommen! Jörg kümmert sich um die Ver- und Entsorgung, während ich unser Womo von innen startklar mache. Dann kann es los gehen! Nach knapp 110 km erreichen wir den Fährhafen und schon müssen wir unser ausgedrucktes Ticket zeigen, dann ein weiteres Mal, zusammen mit unseren Pässen. Auf das Ticket erhalten wir einen Stempel. Während die PKWs vor uns gründlich kontrolliert werden, werden wir durchgewunken- mit der Anweisung, auf die Spur 1 zu fahren und den Gashahn abzudrehen. Unsere Fähre erspähen wir bereits, doch bis sie ihre Pforte öffnet und wir auffahren dürfen, werden noch einige Stunden vergehen.
In der Zwischenzeit checken wir in einem der Gebäude ein, füllen das Einreiseformular aus und warten eine Stunde, bis die Schalter der Polizeikontrolle öffnen. Per E-Mail bekommen wir auf den letzten Drücker die fehlende Hotelbuchungsbestätigung- es klappt also bis jetzt alles wie am Schnürchen! Und schon geht es durch die Polizeikontrolle, wo wir ein weiteres Mal unsere Pässe vorweisen und auch diese Kontrolle geht gut über die Bühne.
Zurück im Wohnmobil heisst es dann erneut warten. Doch mit nur einer Stunde Verspätung, nämlich um 19 Uhr, gehts dann tatsächlich los! Wir fahren auf die Fähre, zu unserem Erstaunen aber nicht auf die GNV Fantastic wie auf dem Online- Ticket aufgeführt, sondern auf die GNV Sirio. Uns ist das egal- Hauptsache, sie bringt uns nach Tunesien!
Parkiert, machen wir uns auf den Weg zu unserer Kabine und ein erster Augenschein auf dem Weg dorthin verrät uns, dass dieses Schiff in einem recht gepflegterem Zustand ist. Auch die Kabine ist in Ordnung. Nur- der Wellengang ist ziemlich happig! Wenn wir in einem der Restaurants noch etwas zu Essen kriegen, sind wir rundum happy! Tatsächlich gibt’s ein à la carte Restaurant und eines mit Selbstbedienung. Wir entscheiden uns für das Zweitere. Die Pilzlasagne ist leider nur knapp lauwarm, aber sie schmeckt uns trotzdem. Danach ziehen wir es vor, uns in unsere Kabine zu verziehen, denn im Bett liegend, lässt sich der hohe Wellengang besser ertragen.
09. Januar 2025
Neue Etappe:
Vom Fährterminal in La Goulette fahren wir um den Lac de Tunis, wo wir am Boulevard Cheikh Zayed kostenlos parken.
Koordinaten Boulevard Cheikh Zayed:
36.8303, 10.2209
In der Nacht war uns das Meer etwas wohlgesonnener. Es schaukelte nur noch sachte und trotzdem haben wir beide nicht so gut geschlafen.
Daher stehen wir erst um 10 Uhr auf, nehmen eine Dusche und frühstücken kurze Zeit später in der Cafeteria. Uns fällt auf, wie ruhig die Menschen auf diesem Schiff sind- das ist ein grosser Unterschied zur Überfahrt nach Marokko!
Die Zeit an Bord vergeht schnell und schon sehen wir Land! Noch vor 18 Uhr machen wir uns auf den Weg zu unserem Wohnmobil und kurze Zeit später öffnet sich die Luke der Fähre! Wir sind in Tunesien angekommen!
Die darauffolgenden Kontrollen und Formalitäten erweisen sich als problemlos. Ja, wir wurden gefragt, welches Hotel wir ansteuern würden. «Nabeul, Hotel Yasmin», antworten wir und der Beamte will nicht einmal unsere Hotelreservationen sehen. Auch gut! Es folgen zwei weitere Stationen für die Einfuhr des Wohnmobils, und danach müssen wir unsere Pässe noch weitere zweimal vorzeigen, bevor wir uns endlich in den tunesischen Strassenverkehr stürzen.
Unweit von der Fähre entfernt, etwa 16 km, parken wir unser Wohnmobil am Strassenrad, mit herrlichem Blick auf den Lac Tunis, einer Salzlagune.
Für heute Abend stehen noch zwei Sachen auf dem Programm: tunesisches Geld besorgen und SIM-Karten kaufen. Für Letzteres nehmen wir ein Taxi, das uns zum nahen Flughafen bringt. Dort werden wir beim Mobilfunkanbieter Ooredoo fündig, und ab sofort sind wir wieder erreichbar! Wir sind überglücklich, wie reibungslos die ganze Hinreise und alles drumherum verläuft!
10. Januar 2025
Neue Etappe:
Beim Boulevard Cheikh Zayed fahren wir auf die RN9 und folgen dieser bis nach La Marsa, wo wir auf einem Parkplatz neben dem Strand parken.
Koordinaten Parkplatz La Marsa:
36.8856, 10.3319
Geplant war es nicht, aber da die Organisation eines Taxis gestern so unkompliziert und günstig war, beschliessen wir, uns erneut chauffieren zu lassen, diesmal zur Medina in Tunis, bevor wir im Laufe des Tages weiterziehen. So schön die Aussicht auf den Lac de Tunis auch ist- ganz so ideal stehen wir da nicht und der Strassenverkehr ist ziemlich laut!
Also los in das Gewusel von Tunis! Die kurze Taxifahrt ist von tunesischer Musik begleitet und bald erreichen wir das Französische Tor, den Eingang zur Medina.
Die Medina beeindruckt uns auf Anhieb! Wir stellen fest, dass sie orientalischer wirkt als diejenigen in Marokko, was mir besonders gut gefällt! Zudem sind die Händler weniger aufdringlich und akzeptieren ein Nein ohne weiteres. Insgesamt begegnen uns alle sehr freundlich. Einer von ihnen zeigt uns den Weg zu einer Terrasse mit einer wunderbaren Aussicht über Tunis.
Dieser Abstecher hat sich wirklich gelohnt! Natürlich führt er uns danach in das Geschäft seines Vaters, welcher eine grosse Auswahl an blumigen Ölen anbietet. Ich kaufe ein Orangenöl- diesem herrlichen Duft konnte ich nicht widerstehen. Ein kleiner Tropfen davon an der Schläfe leicht einmassiert, soll angeblich gegen Kopfschmerzen helfen.
Jörg entscheidet sich stattdessen für etwas Herzhaftes und gönnt sich eine Teigtasche, die ihm so gut schmeckt, dass es wohl nicht die Letze sein wird!
Nach etwa zwei Stunden fahren wir mit dem Taxi zurück zum Wohnmobil. Wir fahren noch bis La Marsa, direkt zum Strand, wo wir mindestens zwei Tage bleiben werden.
11. Januar 2025
Von La Marsa bis Sidi Bou Saïd sind es nur etwas über 2 Kilometer. Dieses Künstlerdorf wollen wir unbedingt erkunden, also machen wir uns zu Fuss auf den Weg. Der Pfad führt uns ziemlich steil durch ein gehobenes Wohnviertel, und unterwegs begegnen uns immer wieder streunende Hunde, ganz wie wir es von Marokko kennen. Dafür scheint die Abfallwirtschaft hier besser zu funktionieren. Doch wer weiss, vielleicht müssen wir irgendwann unsere Meinung revidieren, doch insgesamt wirkt diese Gegend recht gepflegt und sauber. Wir geniessen das schöne Wetter und bei angenehmen 18 Grad Celsius müssen wir definitiv nicht mehr frieren!
Sidi Bou Saïd gefällt uns sehr! Die blau-weisse Architektur und die künstlerische Atmosphäre verleihen diesem Vorort von Tunis einen ganz besonderen Charme. Dieser Ort thront etwa 130 m über dem Meeresspiegel und ist nach einem muslimischen Heiligen aus der Region benannt: Sidi Bou Saïd.
Wir schlendern die Strassen entlang und bewundern das tunesische Handwerk. Kaftans, Keramik, Dromedare aus Leder oder Metall- es gibt nichts, was man hier nicht kaufen könnte! Und natürlich gibt es viel Kunst! Irgendwie verstehe ich es: Du kannst hinschauen, wohin du willst, überall hast du das Gefühl, jede Ecke und jeder Durchgang würde sich dazu eigen, mit Aquarellfarben, Öl- oder Acrylfarben auf Papier oder Leinwand festgehalten zu werden.
Paul Klee muss es genauso ergangen sein. Er besuchte Tunesien im Frühling 1914 in Begleitung der Maler August Macke und Louis Moilliet. Die Entdeckung Tunesiens, insbesondere des Städtchens Sidi Bou Saïd, beeindruckte ihn tief.
Wir setzen uns in ein Strassencafé- jedoch nicht in das berühmte Café des Nattes, welches der Künstler Auguste Macke auf einem seiner Bilder festhielt- sondern direkt am Fusse dieses.
Bei einem feinen Kaffee und einem erfrischendem Orangensaft beobachten wir das lebhafte Treiben. Klar, hier gibt es viele Touristen, aber dieser Ort gefällt uns trotzdem sehr gut. Aber so gross ist er nicht und der Nachmittag ist noch jung, darum sehen wir uns noch Karthago an, einen weiteren Vorort von Tunis. Weit ist es nicht dorthin.
Karthago war eine wichtige Handelsstadt und wurde von den Phöniziern, von den Römern «Punier» genannt, gegründet. 146 v. Chr. zerstörten die Römer Karthago. Später wurde die Stadt unter Julius Cäsar neu gegründet und entwickelte sich wieder zu einer bedeutenden Stadt. Nach dem Ende der Antike verlor Karthago an Bedeutung.
Wir wandern durch die antiken Ruinen und ich kann kaum fassen, wie gut alles erhalten ist. Zwischen den Überresten entdecke ich einen Stein und ich stelle mir vor, wie genau dieser Brocken, oder zumindest ein Teil davon, im 1. Jh. vor Chr. von einem römischen Baumeister in die Mauern der Stadt eingefügt wurde. Vor meinem geistigen Auge erwacht das Karthago der Antike zum Leben. Mein Blick verharrt auf dem Stein und ich überlege mir, ob ich vielleicht… Doch ich kann den Satz nicht zu Ende denken, denn Jörgs Blick spricht Bände und ich glaube, seine Gedanken lesen zu können: «Wage es ja nicht, diesen Stein ins Wohnmobil zu schleppen!» Also lasse ich ihn liegen, laufe weiter und augenblicklich nimmt Jörgs Gesichtsausdruck wieder weichere Züge an.
Es lohnt sich wirklich, Karthago anzusehen. Für nur 12 Dinar pro Person kriegst du eine Menge zu sehen. Weil wir die vielen zurückgelegten Kilometer in unseren Beinen spürten, erkundeten wir höchstens einen Drittel, doch dieser Drittel, insbesondere der vielen, guterhaltenen Mosaike, haben uns sehr gut gefallen.
4 Antworten auf „-Ab in die Wärme!“
Hoi Sabine und Jürg. Super Blog,vielen Dank.Als ich ihn las wurden wieder Erinnerungen nach Karthago und Sidi Bou Saìd in mir wach.Nun freue ich mich schon wieder auf einen weiteren Blog.“ Machits guet.“
Hallo Papi
Ja ich denke viel an dich, weil ich hier genau die Souvenire sehe, die du vor mehr als 40 Jahren mit nach Hause genommen hattest! Trommel, Handtasche, Mäntel etc. sehen noch fast genauso aus wie damals!
Lieber Gruss
Sabine und Jörg
Liebe Sabine, lieber Jörg,
Eure Reise nach Tunesien – wow, was für ein Traum! 😍 So eine wunderschöne, andere Welt voller spannender Kultur und herrlicher Wärme. Wir sind ganz begeistert von den Bildern, die ihr gemacht habt – einfach atemberaubend! 🏝️🌞
Genießt jeden Moment in vollen Zügen, sammelt unvergessliche Erinnerungen und lasst die Seele baumeln. 💖
Warme und herzliche Grüße aus der kalten Schweiz ❄️ senden euch
Suzana & Robert
Liebe Suzana, lieber Robert
Ganz lieben Dank für euren Kommentar! Das freut uns sehr! Ja uns gefällt es sehr in Tunesien!!! Es ist hier so orientalisch und so anders! Ganz nach unserem Geschmack!
Einen ganz lieben Gruss nach Malters und hoffentlich bis bald wieder einmal!
Lieber Gruß
Sabine und Jörg