08. März 2023
Neue Etappe:
Von Zagora nehmen wir die N9 durch das Draatal und fahren ca 90 km bis Agdz.Beim Campingplatz Agdz checken wir ein.
Koordinaten Campingplatz Agdz: 30.6947, – 6.4565
Agdz ist eine Kleinstadt mit circa 14000 Einwohnern und liegt 940 m über Meer, befindet sich also beinahe auf derselben Höhe wie das Holderchäppeli (das Holderchäppeli liegt im Eigenthal im Kanton Luzern)
Der Name Agdz bedeutet Rast/ Rastplatz und dies aus gutem Grund, denn hier war früher der Rastplatz, für die aus Timbouktou über Zagora nach Marrakesch reisenden Handelskarawanen. Die Menschen und Tiere konnten hier Kräfte sammeln vor dem beschwerlichen Aufstieg über den 1660m hohen Bergpass Tizi n – Tinifift (Quelle: Wikipedia).
Nebst den unzähligen Dattelpalmen sehen wir jetzt auch blühende Obstbäume. Ähnlich wie in der Gegend der Arganbäume, sitzen hier Männer am Strassenrand. Sie strecken mit Datteln befüllte Kartonschachteln in die Luft, um auf sich aufmerksam zu machen. Auch fällt uns auf dieser Strecke auf, dass die dunklen Kleider der Frauen reichhaltig mit Pompon, Pailletten und Glitzersachen verziert sind. Wir vermuten, dass das Zeichen einer Stammeszugehörigkeit sind, wissen aber nicht, von welchem.
Wir sehen sehr viele dunkelhäutige Menschen, welche Haratins genannt werden. Das sind Nachkommen von Sklaven aus den Oasen der westlichen Sahara.
Weil wir ein paar Sachen im Womo zu erledigen haben und morgen bereits wieder weiterreisen, werden wir die Stadt Agdz nicht so intensiv kennenlernen wie die Orte zuvor.
09. März 2023
Neue Etappe:
Von Agdz fahren wir für circa 60 km auf der N9 über den Tizi- n- Tifififft nach Ouarzazate.
Koordinaten Städtischer Campingplatz Ouarzazate: 30.9232, – 6.8867
Die Landschaft über den Tizi- n- Tifififft erinnert an eine Schweizer Wanderkarte, wo das Gelände mit Höhenringen dargestellt wird. Genau so sehen die Berge hier aus, denn in regelmässigen Abständen folgt eine andere Gesteinsfarbe.
Auf der Passhöhe halten wir an, um die Aussicht zu geniessen. Ein Mann will uns Datteln verkaufen. Wir winken freundlich ab. Nach einer Weile kommt er wieder und fragt, ob wir vielleicht Kleider für seine Kinder hätten. Leider führen wir das nicht mit, aber ich schenke ihm zwei Paar Schuhe von mir für seine Frau.
Etwas weiter erleben wir beinahe dieselbe Geschichte. Ich verschenke eine ältere Jacke und einen Pullover. Wenn wir wieder einmal nach Marokko gehen, will ich unbedingt eine Kiste mit Kleidern zum Verschenken mitnehmen. Ich glaube, einige Menschen könnten dies wirklich gut gebrauchen.
Etwa um 13 Uhr haben wir bereits unseren Platz beim Stadt- Campingplatz und wir bleiben auch nicht lange im Womo, denn wir wollen die Atlas Studios besuchen. In der Stadt besuchen wir das Cinema Museum. Da zeigen sie einige Gegenstände aus kleinen Filmsets.
Musée du Cinema
Dann nehmen wir ein Taxi, welches uns zu den Atlas Studios bringt. Ganz wunderbar finden wir, dass es da eine Führung gibt. Der Guide macht kleine Ratespiele mit den Besuchern und führt uns zu verschiedenen Filmsets und will wissen, welcher Film hier gedreht wurde. Er zeigt uns verschiedene Welten wie Kleopatras Palast, ein Dorf, wo Aladin gedreht wurde, und wo der Gladiater im Kerker sass. Auch ein tibetisches Kloster gibt es hier. Da drehte man eine fünfminütige Szene für den Film Kundun. 300 Tibeter wurden für diesen Film extra nach Ouarzazate eingeflogen. Die Bergkette des Hohen Atlas musste dabei als Himalaya herhalten. Auch diverse Szenen aus Ben Hur wurden hier abgedreht. Alles in allem finden wir die Ausstellung sehenswert.
Filmkulisse aus Aladin
Mit dem Taxi fahren wir zurück bis zur Kasbah und schlendern durch kleine Gassen, weil es da schattiger ist und die Temperaturen dadurch angenehmer sind als entlang der Hauptstrasse.
Jetzt bleiben wir stehen, weil ich Bilder von einem Künstler bewundern will. Dieser fragt mich, ob ich auch male, was ich bestätige. Es folgt eine angeregte Unterhaltung. Ich zeige ihm meine gemalten Bilder auf Instagram. Ihm ist sofort klar, dass Aquarellfarben mein bevorzugtes Malmedium sind. Da plaudert er aus seinem Nähkästchen und zeigt mir seine Arbeiten, welche er mit Safran gemalt hat. Ich bin fasziniert und das merkt er dann auch, darum verrät er mir eine weitere Maltechnik: Er taucht einen Pinsel in mit Wasser aufgelösten Alum (Alaunstein), und malt jetzt auf weisses Papier. Was es genau wird, wissen wir noch nicht. Nun holt er einen Industrieföhn, legt sein kleines Kunstwerk auf den Boden und trocknet das Gemalte mit heisser Luft. Wie von Zauberhand zeigen sich nach und nach schwarze Linien und nun können wir eine Palme erkennen. Ha! Das gefällt mir!! Da läufst du durch eine Hintergasse und bekommst von einem Künstler einfach so und erst noch gratis großartige Maltipps! Natürlich bin ich immer sofort Feuer und Flamme, wenn es darum geht, neue Techniken kennenzulernen! Jetzt überreicht er mir einen festen Bogen Papier, damit ich selbst Hand anlegen kann. Also versuche ich mein Bestes und siehe da: nach kurzer Behandlung mit dem Fön wird auch mein Gekritzel sichtbar. Ähnliches kenne ich aus meiner Kindheit: statt Alaunstein haben wir Kinder uns geheime Nachrichten mit Zitronensaft auf Papier geschrieben. Die top secret Nachricht wurde dann über einer brennenden Kerze lesbar.
Wir kaufen ihm zwei Kopien von selbstgemalten Bildern ab, unter die er unsere Namen jeweils auf arabisch und auch in Berbersprache setzt. Dann bekomme ich von ihm noch eine Visitenkarte, damit wir uns auf Instagram gegenseitig folgen können. Genau solche Begegnungen mag ich so sehr!!
Foto mit dem Künstler Amjid Elouazani
10. März 2023
Neue Etappe:
Von Ouarzazate fahren wir 25 km auf der N9 Richtung Marrakesch und biegen rechts ab nach Ait Ben Haddou.
Koordinaten Parkplatz Kasbah Hotel:
31.0426, – 7.1297
Wir peilen einen Parkplatz in Ait Ben Haddou an und machen uns gleich auf den Weg, um den alten Dorfkern zu besichtigen. Dieser ist seit 1987 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt und auch hier wurden viele Szenen diverser Filme gedreht. Es wird bereits wieder an einem Set gebaut für den Film Gladiator 2. Dieser wird demnächst hier gedreht, zumindest einige Szenen daraus.
Diesen malerischen Ort finden wir sehenswert. Das wunderbar erhaltene Lehm- Dorf liegt auf ca 1300 m am Hang eines Hügels und im Vordergrund plätschert der Fluss Assif Mellah.
Ait-Ben-Haddou
Ait- Ben-Haddou
Wir laufen an vielen Souvenirläden, Ateliers, Kleider- und Tuchläden vorbei und ja, wir haben heute ziemlich zugeschlagen. So besitze ich nun endlich eine Art Haremskleid und eine Wickelhose. Für Jörg gibt es ein T- Shirt und— lach nicht—eine Wunderlampe. Saumässig kitschig sag ich dir! Aber von einer solchen sprach er schon, bevor wir überhaupt von Malters losfuhren! Ganz nachvollziehen kann ich es nicht. Ich meine, da höre ich immer wieder die alte Leier, dass unser Womo überfüllt sei, dass es bald aus allen Nähten platze und nun muss tatsächlich eine Wunderlampe her? Ich dachte natürlich, das sei ein Scherz, aber nein, denkste, da habe ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht! Aber glücklich ist er jetzt, mein Schatz, und das ist schlussendlich die Hauptsache. Der Verkäufer verspricht ihm, dass die Wunderlampe selbstverständlich einen Geist (Dschinn) beherberge. Die Beiden scheinen sich zu verstehen und ich verdrehe die Augen. Fehlt nur noch, dass als nächstes ein fliegender Teppich angeschafft werden muss. Wobei- ich habe wunderschöne gesehen! Von Hand geknüpft und gewoben von Frauen aus dieser Gegend!
Berberfrau bei der Arbeit
Auch schöne Tischtücher, gewoben aus Kaktus,- resp. Agavenseide, fallen mir ins Auge, weisen sie doch satte Farben mit einem natürlichen Glanz auf.
Aber ich wimmle die vielen Händler erfolgreich ab. Wir laufen bis zur Hügelspitze und das bei sage und schreibe 28 Grad Celsius. Das hat sich gelohnt; die Aussicht auf den verschneiten Hohen Atlas ist herrlich!
11. März 2023
Neue Etappe:
Wir überqueren den Hohen Atlas auf der N9 via Tizi-n-Tichka-Pass. Von Ait – Ben- Haddou bis Marrakech sind es 190 km. Ca 13 km vom Stadtzentrum Marrakech checken wir auf dem Campingplatz Ferdaous ein.
Koordinaten Campingplatz Ferdaous:
31.7193, – 7.9832
Die Strasse über den Tizi-n-Tichka-Pass ist in einem besseren Zustand, als wir erwartet haben, aber wir fahren durch unzählige Baustellen, was manchmal mit längeren Wartezeiten verbunden ist. An einer Baustelle stehen gar vier Bagger auf einem steilen Hügel. Dort wird Gestein abgetragen, weil sie die Strasse verbreitern wollen. Grosse Brocken fallen nun den Hang herunter und als einer der Arbeiter dann den Verkehr durchwinkt, ist uns nicht recht wohl dabei, denn es befindet sich immer noch verdächtig viel loses Gestein auf dem Hügel. Aber zum Glück bleibt das Geröll dort, wo es bleiben soll, und weiter geht die Fahrt!
Mindestens auf dreissig Plätzen sehen wir Männer stehen, welche Mineralien verkaufen. Sie laufen uns zum Teil beinahe vor die Motorhaube, um uns ihre Funde, Gesteinsbrocken, etwa in der Grösse einer Orange, zu zeigen. Diese bestehen aus zwei Hälften, welche genau aufeinander passen. Aber natürlich strecken sie uns beide Hälften entgegen, so dass wir sehen können, wie der Inhalt funkelt und glitzert. Und das tut er gewaltig, und zwar meist in den Farben orange und rot. Mit Edelsteinen und Halbedelsteinen kenne ich mich nicht so aus, aber auch als Laie wird dir sofort klar, dass diese niemals echt sein können. Ich nehme an, dass es Quarze sind, die mit Pigmenten eingefärbt wurden. Das finde ich unglaublich schade und auch nicht ganz in Ordnung.
Die Passfahrt, mit Sicht auf das schneebedeckte Atlasgebirge mit den kargen Hügeln im Vordergrund, ist grandios! Manchmal entdecken wir Frauen, welche am Fluss Teppiche waschen und diese anschliessend zum Trocknen auf Felsbrocken auslegen.
Der Frühling hat hier bereits Einzug gehalten, denn vereinzelt sehen wir blühende Mandelbäume.
Viel zu schnell geht diese schöne Passfahrt zu Ende und bald schon wird die Vegetation vor Marrakech grüner und grüner. Heute lese ich, dass es in Malters Schnee gegeben haben soll. Für uns ist das recht surreal, denn in Marrakech herrschen Temperaturen weit über 30 Grad Celsius.
Tizi n Tichka
12. März 2023
Um 10.30 Uhr fährt das Shuttle- Taxi vom Campingplatz ab und bringt uns direkt zum Djemmaa el- Fna (was so viel bedeutet wie: der Platz der Gehängten).
Es ist bereits viel los auf diesem wohl bekanntesten Platz von ganz Afrika, welcher bereits im Mittelalter Station für Karawanen und Händler war. Von überall her hören wir das laute Gedudel der Schlangenbeschwörer. Wir sehen auch Wasserträger. Man erkennt sie sofort an ihren traditionellen, farbigen Kleidern. Wir halten unseren Atem an, als eine Gruppe von Strassenakrobaten vor unseren Augen eine Show abhalten und eine Pyramide bilden. Beweglich wie Gummibälle sind die! Jetzt will ich von den Schlangenbeschwörern von weit weg ein Foto schiessen. Plötzlich stehen drei von denen vor mir und strecken mir eine Schale hin. Sie wollen, dass ich für das Foto bezahle. Das finde ich nun doch übertrieben. Also alles, was recht ist! So wimmle ich sie ab, in dem ich den Kopf schüttle und etwa zehnmal non, non wiederhole. Als auch das nichts nützt, werde ich etwas lauter und laufe davon. Ach, nun schau her! Jetzt haben sie es kapiert und lassen mich in Ruhe.
Wir lassen uns durch die Gassen der Souks treiben und bewundern Gewürzstände, Schmuck und vieles mehr.
Sabine im Element
Verschiedene Gewürze
Jörg bleibt, genau wie in Essaouira, vor den Holz- Intarsiensachen stehen. Genauer gesagt, hat er die Magic- Schatullen im Visier. Fast ein bisschen reuig war er es sich nämlich, dass er in Essaouira keine Holz- Zauberbox gekauft hat. Soll er jetzt zuschlagen? Er lässt sich vom Verkäufer verschiedene Grössen zeigen, begutachtet die Verarbeitung und kauft dann tatsächlich eine. Der Verkäufer zeigt ihm noch einmal ganz genau, wie sich die Schatulle öffnen lässt. Das ist nämlich gar nicht einfach und man muss genau wissen, wie man sie in den Händen halten muss, damit man sie aufbekommt. Das ist nämlich der Clou an der ganzen Sache! Die kann nicht jeder öffnen!
Ich finde dann tatsächlich einen Alaunstein, einen solchen, wie ihn der Künstler in Ouarzazate für seine Zauberbilder benötigte. Den kauf ich mir, weil ich damit etwas herumexperimentieren will.
So allmählich wird mein Rucksack schwerer, denn ich finde auch noch echten Indigo aus der Sahara. Auch damit will ich herumpröbeln. Zudem sieht dieser Indigostein, was in Wirklichkeit aber gar kein Gestein ist, sondern aus einer Pflanze gewonnen wird, einfach auch zum Anschauen schön aus. Dieses tiefe Blau assoziiere ich mit dem Nachthimmel und ich überlege jetzt schon hin und her, wie und wo ich diese Pigmente einsetzen kann.
Es ist heiss heute, nämlich 33 Grad Celsius. Wir suchen uns deshalb ein Schattenplätzchen in einem Restaurant und sehen dem Treiben auf dem Gauklerplatz zu. Um 17 Uhr fahren wir per Shuttle- Taxi zum Womo zurück.
Jörg holt jetzt seine Magic- Holzbox aus dem Rucksack und will sie öffnen. Ich liege auf dem Liegestuhl und beobachte ihn hinter meiner Sonnenbrille aus den Augenwinkeln und lache auf den Stockzähnen. Warum? Weil er die Box jetzt dreht und wendet, hier drückt und dort drückt und dennoch geht sie nicht auf! Aber ich schweige und tue so, als ob ich es nicht bemerke. Jetzt holt er sein Handy und ich weiss genau, was er vorhat. Und ja, ich habe recht: In einer Suchmaschine gibt er ein paar Begriffe ein und ich könnte wetten, dass diese so lauten: Magic- Box, Holz, wie öffnen. Auf jeden Fall macht es ein paar Minuten später klacks- und die Box ist offen!
Fairerweise muss ich gestehen, dass auch ich es nicht ohne Hilfe geschafft habe, obwohl ich dem Händler doch sehr genau über die Schulter geschaut habe!
Übrigens, Marrakech wird auch die rote Stadt oder Ockerstadt genannt, dies wegen den aussergewöhnlichen Farben der Gebäude und des Bodens.
Über den Alaunstein (auch Alum genannt) habe ich im Internet etwas recherchiert. Hier eine kleine Zusammenfassung:
Man kann diesen Stein tatsächlich anstelle eines Deodorants verwenden. Anders wie die Aluminiumchloride, die in herkömmlichen Deos vorkommen, sollen die Aluminiumsulfatverbindung, die er enthält, nicht gesundheitsschädlich sein.
Viele Männer schwören ausserdem auf diesen Stein und tragen ihn nach der Rasur auf die Haut auf, weil er bei kleinen Hautverletzungen, wie sie beim Rasieren entstehen können, eine blutstillende Wirkung hat. Wer blaue Hortensien mag, kann den Alaunstein in das Giesswasser legen und die Hortensien von Mai bis Juni damit giessen.
Das alles lese ich über diesen Stein und finde es unglaublich spannend. Hätte ich noch einen Garten, müsste ich das mit den Hortensien unbedingt ausprobieren!
13. März 2023
Heiss ist es heute! Wir beschliessen, noch einen weiteren Tag auf diesem Campingplatz zu bleiben und ein paar Bürosachen zu erledigen.
14. März 2023
Neue Etappe:
Wir verlassen Marrakech Richtung Westen auf der N8. Nach Tamelelt biegen wir rechts ab auf die R 208 Richtung Demnate. Vor Demnate nehmen wir die R 304 Richtung Ouzoud. Eingangs des Dorfes nehmen wir den Campingplatz Amalou (Campingplatz hinter dem Restaurant Amalou; auch für grössere Wohnmobils machbar. Es gibt Strom, aber Ver- und Entsorgung sind hier nicht möglich). Diese Etappe war ca 150 km.
Koordinaten Campingplatz Amalou: 32.0139, – 6.7173
Die Landschaft wird grüner auf dem Weg nach Ouzoud und wir sehen unzählige Olivenhaine. Tausende Ringelblumen leuchten wie kleine Sonnen auf den sattgrünen Feldern. Am Winken der Kinder merkt man, dass hier wohl nicht so viele Wohnmobile durchfahren. Wir fahren langsam, denn diese Nebenstrasse ist etwas holprig und wir befürchten, dass es uns in unserer Garage die Kisten aus dem Gestell wirft (Unsere Befürchtung hat sich dann später bestätigt aber zum Glück ist nichts kaputt gegangen). Das langsame Fahren hat aber auch Vorteile. So nimmt man viel mehr wahr vom Leben in den Dörfern. So kann ich etwa beobachten, wie sich zwei Frauen gegenseitig helfen, ihr Kleinkind in einem Tragetuch auf dem Rücken zu fixieren, oder wie die Leute auf den Feldern arbeiten.
In Ouzoud bekommen wir nicht sofort einen Platz zugewiesen. Wir müssen zuerst draussen parken und warten, bis die Tagestouristen weg sind. Touristen hat es viele, denn die Kaskaden von Ouzoud ziehen viele Besucher an.
Wir wollen nicht warten, bis wir umparken können und machen uns sofort auf den Weg zu den Wasserfällen und stellen sogleich fest, dass sich dieser Abstecher hierhin gelohnt hat! Es sieht einfach fantastisch aus! Dieses Naturwunder musst du unbedingt gesehen haben, sollte es dich einmal nach Marrakech verschlagen oder du in Marokko unterwegs bist, so wie wir!
Ouzoud-Fälle
Hier stürzt der Fluss Oued Ouzoud 110 m über mehrere rote Felsplatten in die Tiefe. Es sind die höchsten Wasserfälle von ganz Marokko. Wir hätten nicht gedacht, dass wir bis zum untersten Pool herunterlaufen können. Aber es bildet sich eine richtige Menschenschlange und alle laufen nach unten. Wir laufen mit. Die Wege sind mit Abschrankungen versehen. Trotzdem gibt es recht viele, die meinen, für sie würden andere Regeln gelten und steigen darüber, um ein Foto zu schiessen, obwohl der Felsen senkrecht nach unten geht. Das ist echt kaum mitanzusehen und alles andere als nachvollziehbar! Selbsternannte Touristenführer wollen, dass wir ihre Hilfe beanspruchen, doch wir sehen den Sinn nicht darin, denn es führen ja nur zwei Wege nach unten, einer auf der linken Flussseite, einer auf der rechten. Aber: wir hätten besseres Schuhwerk anziehen sollen! Weil wir dachten, es gehe nur etwa 100 m und geradeaus auf eine Plattform, zogen wir unsere alten Crocs an. Das war keine gute Idee, denn der Weg nach unten war ziemlich steil und rutschig und so sind wir zwei, drei Mal etwas gerutscht. Schuhe mit gutem Profil sind hier also ein absolutes Muss! Gerade ich, als Tochter eines ehemaligen Wanderleiters der Luzerner Wanderwege, hätte das wissen müssen! Aber wir kommen unten heil an, also alles im grünen Bereich! Und ja Papi, ich weiss! Wandern geht man nicht in Schlarpen!
Der Rückweg führt an unzähligen Restaurants und Souvenirläden vorbei. Wir machen zwei Halte: beim Ersten trinken wir einen feinen, frisch gepressten Orangenjus, beim Zweiten essen wir eine Kleinigkeit, weil hier die Sicht auf die Wasserfälle unglaublich schön ist! Jörg isst Pouletspiesse mit Pommes und ich ein Berberomlett aus der Tajine.
Der Rückweg ist gut ausgebaut und wir steigen gefühlte 10000 Treppenstufen hoch und laufen anschliessend zurück zum Wohnmobil, wo wir denn auch sofort umparken können.
ÜBRIGENS: Vielleicht interessiert es dich: seit zwei Tagen verwende ich den Alaunstein anstelle eines Deos. Und weisst du was? Das ist eine super Sache! Er duftet halt nach nichts aber schützt dich tatsächlich 24 Stunden vor Achselnässe und unangenehmen Gerüchen. Also ich bin begeistert!
15. März 2023
Neue Etappe:
Von Ouzoud fahren wir zurück auf die R 304 und fahren über zwei steile Pässe an einem Stausee vorbei bis nach Afourer. Dann nehmen wir die N8 Richtung Fes bis Khenifra. Wir parken auf einem Tankstellenparkplatz, den wir auf Park4night gefunden haben. Diese Strecke beträgt 220 km.
Koordinaten:
32.9734, – 5.6613
Auf dem Weg nach Khenifra sehen wir wieder vermehrt Frauen, welche schwere Lasten auf ihrem Rücken tragen. Kein Wunder, haben so viele alte Frauen in Marokko einen krummen Rücken. Wir sehen auch Frauen, die mit einer Säge hantieren und Brennholz sammeln. Irgendwie werde ich den Gedanken nicht los, dass es in Marokko die Frauen sind, welche die körperlich anstrengenden Arbeiten verrichten. Die Männer verkaufen lieber Sachen am Strassenrand oder agieren als Fremdenführer.
Die heutige Strecke geht enorm bergauf und dann wieder steil hinunter. Es hat wieder waldige Gebiete. Einmal mehr stellen wir fest, wie vielfältig und abwechslungsreich die Landschaft in Marokko ist. Jetzt sehen wir ein grosses Feld mit Tessinerpalmen und Obstbäumen. Für unser Auge ist das eine seltsame Kombination, aber wunderschön.
Wir fahren den Pass runter und Jörg meint, dass dieser viel steiler sei als der Pass über den Hohen Atlas. Jedenfalls werden unsere Bremsen ziemlich beansprucht.
Ganz viele Kinder strecken uns Kräuterbüschel entgegen und ich bin mir nicht ganz sicher, ob es Majoran oder Thymian ist. Wir beschliessen, dass wir einem Kind etwas abkaufen werden. Der Erlös wird aber wohl kaum eine Sackgeldaufbesserung der Kinder sein. Wir glauben, dass die Familie auf dieses Nebeneinkommen der Kinder angewiesen ist.
Endlich finden wir eine Stelle, wo wir gut anhalten können und uns zwei kleine Buben voller Hoffnung ihre Kräuterbüschel entgegenstrecken. Ich öffne das Fenster und gebe den Jungs 10 Dirham und natürlich auch etwas Süsses zum Schlecken. Sie haben sich sehr gefreut und ich natürlich auch; mit den feinen Kräutern werde ich die nächste Spaghetti Bolognese würzen und noch vieles mehr.
Es wird immer heisser und heisser. Uns ist immer noch ein Rätsel, warum die Marokkaner sich so warm anziehen. Ich meine, Jörg und ich laufen mit T- Shirt und kurzer Hose rum, schliesslich zeigt das Barometer wieder fast 30 Grad Celsius. Aber in Ganz Marokko begegnet uns immer wieder dasselbe Bild: Einheimische, welche mit Daunenjacken oder anderen warmen Kleidern rumlaufen und auch damit arbeiten. Selbst Lhsni kleidete sich auf unserem Wüstenausflug mit einer Jacke, während wir mit T- Shirt und kurzer Hose beinahe verschmachteten. Aber ja, wahrscheinlich finden sie die jetzigen Temperaturen frisch, wird es doch im Sommer gegen 50 Grad Celsius. Gegen 16 Uhr erreichen wir unseren avisierten Parkplatz und machen für heute Feierabend.
Schaftransport
8 Antworten auf „-Von Zagora über Marrakech bis Ouzoud“
Wiedereinmal ein wunderschöner Bericht und so viel erlebt. Die Begegnung mit dem Künstler, war für dich bestimmt sehr spannend. Wir hoffen, dass Jörg nicht schon seine 3 Wünsche aufgebraucht hat 🤭
Auch die Landschaft sieht wunderschön aus, vor allem die Lehmhäuser 😍
Geniesst eure Reise weiterhin
Hoi zäme und danke euch vielmals! Das schöne ist, dass man sich beim dritten Wunsch wieder weitere Wünsche bestellen kann😂.
Weiterhin alles Gute auf eurer Reise wünschen auch wir euch!
Ja, die Schlangenbeschwöhrer können manchmal richtig aufsässig sein.Auch ich habe deinen Bericht mit grossem Interesse gelesen.Es hat mich in vielen Sachen wieder an unsere kurze Marokko-Reise erinnert.Sabine denk dran:Wanderschuhe sind eine gute Sache.Mich interessiert Jörgs Wunderkiste.Wünsche euch noch viele weitere Erlebnisse.
Lieber Papi, danke für deinen lieben Kommentar! Wenn wir wieder in der Schweiz sind, zeigen wir dir diese Wunderkiste gerne!
Ganz lieber G
Sabine und Jörg
Liebe Sabine, wieder habe ich deinen Blog mit grossem Vergnügen gelesen! Danke dass du uns an euren Abenteuern teilnehmen lässt!
Liebe Grüsse und weiterhin tolle Erlebnisse!
Charlotte
Liebe Charotte
Es freut mich sehr, dass du uns per Blog auf unserer Reise folgst! Danke dir ganz herzlich für deinen Kommentar!
Super, dass es geklappt hat mit dem Kinomuseum in Ouarzazate. Als ich da war, wurde ein Film gedreht und konnte nur Kasbah sehen. Nun weiss ich wie es drinnen aussieht.
Diese Fahrten über die Pässe sind einfach wunderschön. Spannend sind auch deine Erlebnisse zu lesen und die Fotos zu betrachten. Ich hoffe ihr geht nach Fez, denn ich konnte leider diese Stadt nie besuchen.
Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten Berichte!
Danke dir Siby; Nach Fes wollen wir auch noch gehen; dort interessieren mich vorallem die Färbereien.