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-Foum- Zguid- Mit den Dromedaren in der Wüste Erg Chegaga

01. März 2023

Auch heute ist es sommerlich warm in Tata. Wir laufen ins Städtchen und gönnen uns in einem Café eine kühle Erfrischung.

02. März 2023

Neue Etappe: Von Tata fahren wir weiter auf der N12 bis nach Foum- Zguid, das sind ca 140 km. Beim Campingplatz Khaima Parc checken wir ein.

Koordinaten: 30.0798, – 6.8714

Auch auf dieser Strecke liegen wieder endlose Weiten vor uns, unterbrochen von mehreren Oasen. So allmählich wird uns richtig heiss. Kein Wunder, das Quecksilber ist fast auf 30 Grad Celsius angestiegen. Manchmal frage ich mich, wie das die Marokkaner im Sommer aushalten! Da soll es gar 50 Grad Celsius heiss werden! Wir erreichen den Campingplatz um 13.30 Uhr.

Camping Khaima Parc

Der freundliche Campinginhaber lotst uns an ein schönes Plätzchen und schreibt sich unsere Passnummern auf. Er trägt einen violetten Kaftan und auf dem Kopf einen pinkenen Turban. Man könnte fast meinen, er wäre aus dem Märchen Aladin und die Wunderlampe entsprungen. Jetzt nimmt er ein Fotoalbum zur Hand und zeigt uns Aufnahmen von Wüstenausflügen, welche sein Bruder organisiert und führt.Wir sind uns noch nicht schlüssig, ob wir teilnehmen wollen, oder ob wir erst in Mhamid einen Ausflug in diesem Stil machen möchten. Aber das Angebot tönt recht spannend und der Preis ist vermutlich unschlagbar. So oder so müssen wir erst noch Geld abheben. Wir laufen ins Dorf und zu unserer Überraschung findet ein Warenmarkt statt. Es fällt auf, dass es hier viele Occasionssachen zu kaufen gibt. In einer Ecke werden gar Tragkörbe aus umgedrehten Pneus verkauft. Die sind bestimmt robust!

Tragkörbe aus alten Reifen

Wir setzen uns in ein Restaurant und trinken etwas. Der Wirt ist so freundlich und gibt mir das Wifi- Passwort, denn hier in Foum- Zguid funktionieren heute unsere orange- Sim- Karten nicht. Schon verrückt, wie man sich an die digitale Präsenz gewöhnt hat! Fehlt einmal das Netz, fühlt man sich gleich aufgeschmissen! Nun ist klar, wir sind definitiv in der Wüste angekommen!

03. März 2023

Um sieben Uhr klingelt unser Wecker. Heute stehen wir etwas früher auf als sonst, denn wir haben uns gestern für die Wüstentour angemeldet. Wir treffen uns mit Lhsni pünktlich um 9 Uhr beim Berberzelt auf unserem Campingplatz. Er fährt einen Mitsubishi Pajero und man merkt, dass er damit nicht das erste Mal in der Wüste war. Zuerst fahren wir etwa 3 km dorfauswärts, dann biegt er links ab in die Wüste. Jetzt beginnt die Schüttelei! Lhsni meint, das sei eine gratis Massage und tatsächlich muss unsere Wirbelsäule heute so einiges aushalten! Wir fahren etwa 20 Minuten auf dieser Holperpiste, bis wir in eine natürliche Oase kommen. «Natural toilet», informiert uns Lhsni. Er unterhält sich in der Zwischenzeit mit zwei Kollegen, welche in dieser Oase wohnen. Dann geht es weiter und der Weg führt uns jetzt zu Blachenzelten. Hier besuchen wir eine Berberfrau mit Kind. Die Frau hütet Schafe, Ziegen und auch Hühner flattern umher. Wir bestaunen den Backofen in der Erde.

Brotbackofen in der Wüste

Das Haar des kleinen Mädchens ist vom Wind ganz zerzaust. Wir müssen auf sie exotisch wirken, jedenfalls mustert es uns von oben bis unten. Gut, dass mir heute morgen einfiel, ein paar Süssigkeiten einzupacken. Ich frage die Mutter des Mädchens, ob es okay sei, ihr einen Lollipop zu schenken. Sie nickt erfreut. Das Mädchen lutscht jetzt so genüsslich daran, dass wir uns fast sicher sind, dass sie noch nie zuvor so etwas zu Gesichte, respektiv etwas derartiges gelutscht hat.

Berbermädchen

Jörg und ich rätseln darüber, wie man in dieser Abgeschiedenheit und weitab von der Zivilisation leben kann. Wir steigen wieder ins Auto und weiter geht’s. Der Weg ist sandiger geworden und es holpert nicht mehr ganz so kräftig. Lhsni verlässt jetzt den Weg und nach wenigen Minuten dürfen wir aussteigen. Noch ist uns nicht klar, was uns hier erwartet, aber kaum setze ich meinen Fuss auf den Boden, fällt mir ein Steinbrocken auf mit eingeschlossenen Fossilien. Ich hebe ihn auf und da sagt Lhsni, dass es hier überall Versteinerungen zu sehen gäbe. Und wirklich: links, rechts, vorn und hinter uns hat es Steine und beinahe alle sind sowas von speziell, weil sie ganz unterschiedliche Fossilien enthalten. Einfach unglaublich! Eindeutig ein Indiz, dass hier einmal das Meer das Land bedeckte vor einer langen Zeit!

Fossilien im Nationalpark D`Iriqui

Und schon geht’s wieder weiter in eine kleine Oasensiedlung. Dort wartet bereits ein Berber mit seinen Dromedaren auf uns. Er ist gerade dabei, den Höcker der Dromedare mit einem langen Ringkissen und Decken auszupolstern, um uns einen angenehmen Ritt mit den gutmütigen Tieren zu gewährleisten. Wir müssen auch gar nicht lange warten und schon dürfen wir aufsteigen. Zugegeben, ganz wohl ist mir nicht! Ich frage mich, ob das Wüstenschiff dann wirklich das machen wird, was ich möchte, oder ob ich ihm irgendwelche Zeichen geben müsse. Gut, dass mir Lhsni noch zuruft, dass ich mich am Gestänge gut festhalten müsse, denn jetzt steht Dromi auf und ich habe keine Zeit mehr, mir weiter den Kopf zu zerbrechen. Zuerst geht es auf die Hinterbeine, was zur Folge hat, dass ich nach vorne gedrückt werde und schwupp, hebt es jetzt auch die Vorderbeine! Ich bin froh, dass das langbeinige Tier jetzt schön gerade dasteht und das Geschaukel vorüber ist.

Uuups!!

Aber Himmel, ist dieses Tier gross!! Der Berber läuft jetzt voran und unsere Wüstenschifffahrt beginnt! Etwas verkrampft bin ich schon noch und klammere mich deshalb mit beiden Händen am Griff fest. Aber so allmählich werde ich lockerer, weil ich sehe, dass ich meinem Dromi vertrauen kann. Es weiss genau, was es zu tun hat und braucht von mir absolut keine Anweisungen. Ich bin so glücklich und ich darf einfach nur dasitzen und geniessen! Auch Jörg scheint es zu gefallen.

Endlos!!

Die Tour ist einfach nur schön! Okay, dass mich nach einer halben Stunde Geschüttel mein Hintern langsam schmerzt, darüber will ich jetzt nicht berichten, aber als wir dann eine weitere halbe Stunde später die Auberge Iriki erreichen, ist mir das auch ganz recht. Hier essen wir die beste Tajine, die wir jemals gegessen haben und zum Dessert gabs aufgeschnittene, gekühlte Orange. Einfach, aber sowas von lecker! Aisha, die Katze des Wirtes, leistet uns Gesellschaft und sitzt zeitweise auf meinem Schoss, dann wieder bei Jörg.

Mittagspause für uns

Mittagspause für die Dromis

Wir verabschieden uns vom Wirt und vom Berber mit den Dromis und steigen ins Auto, denn nun will uns Lhsni zu den Dünen bringen. Die Fahrt dorthin dauert auch gar nicht lange. Jetzt schaltet Lhsni den Allradantrieb ein, denn er fährt tatsächlich auf eine Düne! Er fährt gut, unser Fahrer, und das sag ich ihm dann auch! Auf den Dünen schiessen wir ein paar Fotos, denn der Ausblich von hier ist unbeschreiblich! Dünen und Himmel und sonst nichts! Und es ist totenstill!

Erg Chegaga

Jetzt machen wir uns auf den Rückweg. Plötzlich hält Lhsni wieder an, denn er will uns einen Ziehbrunnen zeigen. Dort angekommen, zieht er mit einem Behälter Wasser hoch. Ich schaue runter und bin erstaunt: So tief gegraben ist der Brunnen gar nicht; Etwa 8m tief müsste man also Sand und Steine ausheben, um auf Grundwasser zu stossen.

Ziehbrunnen in der Wüste

Wir steigen wieder ins Auto und bald sehen wir zufällig eine Dromedarmama mit ihrem Jungen. Das kleine Dromi ist gerade mal einen Tag alt ist. Es ist noch wackelig auf den Beinen und folgt seiner Mama auf Schritt und Tritt.

Dromedarmama und ihr Junges

Und wieder geht es weiter. Nun sind wir bei einem Teilstück angelangt, welches zur Paris- Dakar- Rallye gehörte. Von 2008 bis 2020 fand diese Rally auf Grund einer Terrordrohung in Südamerika statt. Seit 2020 wird sie in Saudi- Arabien ausgetragen, informiert uns Lhsni. Irgendwann erreichen wir dann auch wieder die Hauptstrasse und es fühlt sich nach dem Geholper an, als würden wir auf Wolken schweben. Lhsni bringt uns tatsächlich bis zur Türe unseres Wohnmobils. Wir bedanken uns bei ihm für diesen wunderschönen Tag.

Der Wirt von gestern versprach uns, wenn wir heute bei ihm essen würden, spendiere er uns einen Drink. Wir sind hundemüde von dem Ausflug, dass wir tatsächlich bei ihm einkehren und er hält sein Versprechen und verwöhnt uns mit einem feinen Willkommensdrink.

04. März 2023

Ich fühle mich heute ziemlich gerädert. Ich habe etwas Muskelkater und mein Rücken schmerzt mich ein wenig von der holprigen Fahrt durch die Wüste. Jörg scheint es besser zu gehen. Das Lkw fahren all die Jahre hat ihn scheinbar fit gehalten. Nichtsdestotrotz bin ich glücklich darüber, was wir gestern erleben durften. Die Bilder von den Dromedaren, den Versteinerungen und Dünen sind immer noch stark präsent und werden es hoffentlich noch lange bleiben.

Nach dem Frühstück reinige ich den Innenbereich des Wohnmobils. Jörg bezahlt in der Zwischenzeit unseren Aufenthalt, verstaut die Liegestühle, zieht den Strom und geht von den Stützen runter, denn es folgt eine weitere Etappe unserer Marokkoreise.

Neue Etappe:

Von Foum- Zguid fahren wir ca 120 km auf einer langen Ebene, alles auf der N12 nach Zagora und checken beim Campingplatz Sindibad ein.

Koordinaten Camping Sindibad: 30.3265, – 5.8336

Auf dem Weg nach Zagora haben wir den Eindruck, am Ende der Welt zu sein. Nichts als Steine, soweit das Auge reicht.

Jetzt kommen wir beim Campingplatz Sindibad an und sehen tatsächlich einen Schweizer aus Schaffhausen, welcher mit seinem Eigenbau-Lkw- Wohnmobil mit uns auf der Fähre Richtung Marokko war.

Einfahrt Campingplatz Sindibad Zagora

Zagora zählt heute 40000 Einwohner und liegt am Rande der Wüste Erg Chegaga. Der Hausberg Djebel Zagora überragt die Stadt. Zagora befindet sich zudem im Drâatal, welches für die Marokkaner zum schönsten Tal und zu der eindrucksvollsten Landschaft des Landes zählt.

Jetzt wollen wir uns einen Eindruck der Stadt verschaffen. Wir haben gehört, dass von hier in früheren Zeiten die Karavanen nach Timbuktu (Mali) aufgebrochen sind. Am Eingang der Stadt steht darum das legendäre Schild mit der Information, dass es mit einer Karawane 52 Tage dauert für die Durchquerung der Sahara.

In 52 Tagen nach Timbuktu

In dieser Stadt fällt uns auf, dass selbsternannte Touristenführer hartnäckig versuchen, uns etwas aufzuschwatzen. Das ist mühsam. Auch die Kinder haben es auf die Touristen abgesehen und betteln um Geld. Wir haben jedoch den Eindruck, dass es den Menschen hier nicht schlecht geht und ignorieren deshalb die Bettelei.

Die grosse, wunderschöne Moschee sticht uns gleich ins Auge. Überhaupt präsentiert sich uns Zagora als eine gepflegte, saubere Stadt.

05. März 2023

Immer mittwochs und sonntags findet in Zagora der grosse Souk statt. Heute ist Sonntag, darum wollen wir uns das anschauen. Wie schon gestern werden wir von vielen Marokkanern angesprochen. Fast schon penetrant finden wir dieses Auftreten. Ein Junge verpasst Jörg sogar einen Schubs, weil wir ihm nichts geben wollen. Die Bescheidenheit und Freundlichkeit, die wir sonst auf der ganzen Reise erleben durften, fehlen hier gänzlich. Wir fragen uns, was sie zu diesem Verhalten veranlasst, können uns aber keinen Reim machen. Gestern noch erzählte uns ein Marokkaner, dass die Touristen wegen Corona zwei Jahre wegblieben und wie froh sie jetzt wären, dass diese wieder da seien. Kann das der Grund dieser Aggressivität sein? Fühlen sich die Leute im Stich gelassen? Wir wissen es nicht. Schade, können wir nur sagen, denn die Stadt Zagora würde uns gefallen, doch unter diesen Umständen werden wir nicht allzu lange in dieser Gegend verweilen.

Jetzt sind wir beim Souk und auch da höre ich ständig von Kindern: «Madam, Madam, une Dirham! Und so allmählich vergeht mir die Lust am Shoppen. Jörg ist das eh recht, denn wenn man es genau nimmt, ist er sowieso nur mir zuliebe zum Souk mitgekommen.

Souk in Zagora

So begeben wir uns auf den Heimweg, kaufen noch das Nötigste in der Stadt ein und machen es uns anschliessend auf den Liegestühlen vor dem Womo bei 30 Grad Celsius gemütlich.

06. März 2023

Heute habe ich einen Korrekturauftrag für eine Vertiefungsarbeit bekommen. Weil ich doch ab und zu auf das Internet angewiesen bin um etwas nachzurecherchieren und uns das Wifi auf diesem Campingplatz nicht im Stich lässt, bleiben wir heute und vielleicht auch morgen doch noch hier. Also arbeite ich draussen unter Palmen auf dem Laptop. Ich mag es sehr, mich in ein Thema einzulesen und das eine oder andere Wort durch ein anderes, schönes zu ersetzen und gleichzeitig dem Vogelgezwitscher über mir zu lauschen.

Übrigens, mit Lhsni, unserem Guide von unserem Wüstenausflug, sind wir weiterhin per Whatsapp im Kontakt.  Das freut uns sehr!

07. März 2023

Jetzt ist es Zeit, dass auch Jörg wieder einmal einen neuen Haarschnitt verpasst bekommt. Seit 25 Jahren schon tobe ich mich alle paar Wochen mit Schere und Haarschneidegerät auf seinem Haupt aus. Ja ja, über die ersten Haarschnitte lasse ich mich jetzt nicht aus. Aber es entging mir nicht, dass er damals auffällig oft ein Cap trug, nachdem ich ihm sein Haar geschnitten habe. Und ab und zu fielen auch so Sätze, wie: «Sie wachsen ja wieder nach!» Heute aber will er sein Haar nur noch von mir geschnitten bekommen. Darum stutze ich ihm jetzt seine Federn unter freiem Himmel und ja, er sieht wieder wie neu aus, mein Lieblingsmensch!

 

4 Antworten auf „-Foum- Zguid- Mit den Dromedaren in der Wüste Erg Chegaga“

Ich finde es super wie weit ihr in die Wüste gekommen seit. Ich war leider nur bis nach Ouarzazate gekommen bei meinem ersten Ausflug nach Marokko. Passt gut auf Euch auf!
Ja leider kann das Betteln und herumgestossen werden sehr mühsam sein, denn es ist vielmals nicht verständlich warum man nichts gibt. Gleichzeitig gibt es die Situation wo man etwas einem Kind schenkt, kommt ein grosser Schwarm daher, denn es ist die Chance um etwas zu erhalten. Ich hatte es viel in China und Hongkong vor vielen Jahren erlebt, zu einem Teil auch in Marokko in den letzten Jahren. Als Ausländer (Geldesel) fällt man schon auf. Zwischendurch hat es mich so gestört, dass ich nur noch zurück ins Hotel wollte.
P.S. Grundsätzlich unterstütze ich Leute mit Geld oder Gütern hier oder im Ausland, aber ich bin kein Geldautomat mit unbeschränkter Ausgabe.

In Ouarzazate sind wir jetzt gerade!
Ja mit der Bettelei ist es nicht überall genau gleich. Aber man sieht sofort, wer tatsächlich etwas brauchen könnte und wer nicht. Das Nächste mal, wenn wir wieder in Marokko sind, werde ich Kleider und Kinderschuhe mitnehmen- das wird hier wirklich gebraucht. Hab heute eine ältere Jacke verschenkt und zwei Paar Schuhe.

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