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Reisen

-Vom Kamelmarkt in die Oasen

24. Februar 2023

Morgen geht’s auf den Kamelmarkt in Guelmim, darum brechen wir heute schon auf, weil wir uns gleich beim Markt einen Platz zum Übernachten ergattern wollen. Gut, dass wir früh dran sind; es hat bereits einige geparkte Womos auf besagtem Platz. Gleich nebenan sehen wir viele mit Stroh beladene Lastwagen. Jörg schluckt leer, wenn er an die Ladevorschriften in Europa denkt!! Es ist unglaublich, wie hoch und breit die Laster beladen sind!

LKW bei Guelmim

Jetzt wollen wir uns ein wenig umsehen, obwohl es erst morgen so richtig los geht, denn beim Einparken habe ich bereits ein paar Dromedare gesichtet. So stehen wir beim Tor und schon spricht uns ein Berber an. Er will wissen, woher wir kommen, und da begrüsst er uns auf Deutsch und heisst uns willkommen. Er erzählt uns, dass seine Schwägerin aus Deutschland sei und diese ihm Deutsch beibringe und er ihr Arabisch. Weiter weiht er uns in die Geheimnisse des Kamelmarktes ein, erklärt uns die Unterschiede zwischen weissen und dunklen Dromedaren, erzählt, dass die Dromedare beinahe etwas wie Protektoren auf der Brust, Ellenbogen, Ferse und Knie besitzen würden, die dafür sorgen, dass das Gewicht der Tiere auf dem Sand gut verteilt wird und sie nicht einsinken oder sich verletzen können.

Jetzt führt er uns an diejenige Stelle auf dem Platz, wo er sich eingerichtet hat. Auf dem Boden liegen zwei Tücher, beide belegt mit Silberschmuck. Wie schon ein Schmuckhändler aus Tiznit erklärt uns auch dieser, dass dies getragener Schmuck von Berbern sei. Er sei durch Tauschgeschäfte in der Wüste in den Besitz dieses Schmuckes gekommen. Er gibt uns eine Holzschale, die er sonst zum Melken der Dromedare benötigt und sagt uns, dass wir gerne etwas vom Schmuck in die Schale legen dürfen und er uns dann den Preis verraten würde. Und weil ich Armschmuck sehr gerne mag, lege ich promt einen in die Schale und denke, dass das ja nicht alle Welt kosten wird. Jetzt rückt er mit dem Preis heraus und Jörg und ich schauen uns an und denken dasselbe, nämlich dass der Preis viel zu hoch angesetzt ist. Ich mache ihm einen anderen Vorschlag, das ist ihm dann aber eindeutig zu wenig. Wir können uns dann doch noch auf einen Preis einigen, eher zu seinem Vorteil, dafür gibt es noch ein Foto mit ihm.

Jetzt trage ich einen weiteren schönen Armreifen einer mir unbekannten Berberin und Schuschu, so heisst der Berber, sichert mir zu, dass das Glück von nun an immer auf meiner Seite stehe, wenn ich dieses Schmuckstück trage. Ich dachte zwar, dass die Fatimaohrringe schon diesen Zweck erfüllen, aber was solls, doppelt genäht hält besser! Schuschu meint, wir sollen doch morgen bei seinem Zelt vorbeisehen und mit ihm ein Berberfrühstück geniessen (Fladenbrot, Olivenöl und Minztee). Mal sehen, ob es dazu kommen wird.

Wir laufen zum Womo zurück, da spricht uns ein Parkwächter an und macht und freundlich darauf aufmerksam, dass wir auf den gegenüberliegenden Parkplatz umparken müssen. Das machen wir und alle anderen Womos auch.

25. Februar 2023

Bereits um 10 Uhr laufen wir zum Kamelmarkt. Auch sehr viele Ziegen und Schafe sehen wir hier. Für uns wird sehr schnell klar, dass wir nicht allzu lange bleiben wollen. Wie die Tiere hier gehalten werden, ist fast nicht mit anzusehen. Bei den Dromedaren wollen wir aber noch kurz einen Besuch abstatten.

Dromedare in Guelmim

Von Weitem sehe ich Schuschu. Er ist in ein Geschäftsgespräch verwickelt, darum wollen wir ihn nicht stören und statten ihm keinen Besuch ab. Stattdessen laufen wir zum Früchte- und Gemüsemarkt und anschliessend zum Warenmarkt.

Warenmarkt in Guelmim

Von überall her hören wir die Marktschreier, und irgendwie ist uns heute gar nicht danach, allen Ständen nachzugehen. So sind wir eine Stunde später bereits wieder in unserem Wohnmobil und machen uns für die Weiterfahrt bereit. Noch in Guelmim decken wir uns in einem Marjane- Laden mit vielen Lebensmitteln ein. Wer weiss, wann das wieder möglich sein wird.

Neue Etappe:

Von Guelmim fahren wir 14 Km auf der N 12 Richtung Assa und biegen dann rechts ab in die Oase Tighmert und quartieren uns ein auf dem kleinen Campingplatz Tuareg.

Koordinaten Camping Tuareg: 28.9427, – 9.9496

Nach Guelmim ist die Gegend karg und vegetationslos. Der kleine Campingplatz befindet sich tatsächlich in einer Oase! Das finden wir schon sehr speziell! Darum kundschaften wir sofort die Gegend aus, denn einchecken können wir eh noch nicht, weil der Campinginhaber auf den Souk gegangen sei. In der Oase hat es alte Stampf- Erde- Mauern, ein paar alte Gebäuderuinen und hunderte von Palmen und eigentlich siehts genauso aus, wie ich mir eine Oase immer vorgestellt habe.

Oase Tighmert

Der Campinginhaber ist jetzt auch hier. Es gibt einen Willkommens- Berber- Whisky für alle Neuankömmlinge. So unterhalten wir uns mit einem deutschen und einem dänischen Ehepaar über das Reisen in Marokko. Wir alle sind das erste Mal in diesem Land. Schon interessant, dass wir ähnliche Erfahrungen gemacht haben, obwohl wir aus verschiedenen Richtungen kamen. Wir tauschen noch einige Reisetipps aus, und bald schon gehen alle wieder ihre eigenen Wege.

Gut, dass wir so viele Esswaren eingekauft haben, denn hier gibt es weder einen Einkaufsladen noch Restaurants. So koche ich heute wieder einmal Hausmannskost. Es gibt Safran-Risotto, Pouletplätzli und Rüebligemüse.

Und weil es uns in der Oase so gut gefällt, unternehmen wir einen Abendspaziergang. Im weichen Licht der Abendsonne hat die Gegend erst recht ihren Reiz, denn die fernen Berge zeigen sich jetzt in einem dunklen Violett und die Stampf- Erde- Mauern erstrahlen in warmen Orangetönen.

26. Februar 2023

Neue Etappe:

Wir fahren von Tighmert bis nach Assa, danach weiter auf der N12 bis nach Icht.

Koordinaten Campingplatz Borj Biramane: 29.0593, -8.8526

Unsere Reise geht bereits wieder weiter! Wir fahren 140 km und diesmal führt uns der Weg durch die Wüste. Wir fahren bei Assa vorbei; das ist der südlichste Punkt unserer Marokko- Reise. Diese Weiten! Diese Kargheit! Eine Landschaft, wie wir sie noch nie gesehen haben! Okay, einmal sahen wir die Wüste aus der Luft, als wir über den Oman auf die Malediven flogen. Das ist aber nicht dasselbe. Jetzt liegt sie direkt vor uns!! Wie lange schon habe ich davon geträumt, einmal meinen Fuss in die Wüste zu setzen! Ein Oooh, und yeahhh ist das Einzige, was über unsere Lippen kommt, während wir durch die Stein- und Sandlandschaft fahren. Einmal müssen wir gar anhalten, weil wir uns nicht sattsehen können. Wie einen Schwamm ziehen wir die Bilder in uns auf, damit sie für immer in unserer Erinnerung bleiben.

Wir finden einen wunderschönen Campingplatz und auch dieser befindet sich in einer Oase. Kaum haben wir eingecheckt, spricht uns ein freundlicher Marokkaner an und fragt uns, ob wir an einer seiner Führungen teilnehmen möchten. Er zeige uns das unterirdische, alte Dorf. Dort habe einst sein Grossvater gelebt. Jetzt sind wir neugierig! Wir sagen spontan zu und schon eine halbe Stunde später laufen wir los, ausgerüstet mit gutem Schuhwerk und Taschenlampe. Drei weitere Camper nehmen an der Führung teil. Wir laufen durch die Oase, entlang eines ausgetrockneten Flussbettes. Abdellah, so heisst unser Führer, sagt, dass der Fluss kürzlich etwas Wasser geführt habe und zuvor seit 2014 nicht mehr. Er zeigt uns einen Baum mit grossen Blättern und sagt, dass dieser sehr giftig sei. Mit einem Ast bricht er eines der speckigen Blätter entzwei und sofort rinnt eine weisse, milchige Flüssigkeit heraus. Es ist ein Fettblattbaum. Die Früchte, die er trägt, werden Sodomsapfel genannt.

Fettblattbaum

Jetzt kommen wir beim unterirdischen Dorf an. In einem Gemäuer befindet sich eine Öffnung und wir kommen in einen engen, dunklen Gang, welcher nach unten führt.

Eingang ins unterirdische Dorf

Links und rechts befinden sich alle paar Meter Türen, die zu Wohnungen führen. In diesen Wohnungen leben bloss noch 3 bis 4 Familien. Die anderen Familien sind ins neue Dorf umgezogen. Jetzt führt uns Abdellah zur Wohnung seines Grossvaters. Sie ist zweistöckig und besitzt einen Innenhof, eine sogenannte Riad.

Unterirdisches Haus mit Riad

Abdellahs Grossvater war mit zwei Frauen verheiratet. Im unteren Geschoss wohnte seine erste Frau, im oberen seine Zweite, wo sich auch eine Gemeinschaftsküche befindet. Die Terrasse befindet sich oberirdisch und ist mit den anderen Terrassen verbunden. Schon geht es wieder nach unten und bald schon kommen wir einen Gang weiter zur Dorfmoschee. Auch diese ist zweistöckig. Unten finden die rituellen Waschungen statt, oben wird gebetet. Irgendwann kommen wir wieder ans Tageslicht. Jetzt zeigt Abdellah uns die Gärten und das Bewässerungssystem der Oase. Wunderschön kann ich nur sagen! Und was mich ganz besonders freut: Ich sehe heute das erste Mal einen Johannisbrotbaum! Die Früchte können zu Mehl verarbeitet und zum Backen von Brot verwendet werden. Auch zur Herstellung von Schokoladeersatzprodukten finden die Kerne ihren Einsatz.

Johannisbrotbaum

In anderen Gärten sehen wir Orangen- und Zitronenbäume, viele Dattelpalmen, Getreide und Luzerne. Abdellah erzählt, dass die Datteln im August geerntet werden. Nur diese seien qualitativ hochwertig. Auf dem Rückweg zeigt er uns sein Zuhause im neuen Dorf. Hier lebt er, zusammen mit seiner Mutter, seiner Frau und seinen fünf Kindern. Sein Vater arbeitete in Frankreich als Minenarbeiter und sei schon lange gestorben.

Er lädt uns zu sich nach Hause ein, um mit ihm einen Tee (Berberwhisky) zu trinken. Gerne nehmen wir sein Angebot an.

Berberwhisky bei Abdellah

Es ist für uns sehr interessant zu sehen, wie Marokkaner in der heutigen Zeit leben. Die Küche hat einen besonderen Charme; Sie ist sehr einfach eingerichtet, aber die Farbwahl der Wände finde ich so erfrischend anders. Die Intensität der Farbanstriche, wie ich sie hier in Marokko antreffe, überrascht mich immer wieder aufs Neue. Sie sind so lebendig und frisch! Abdellah erlaubt mir, von seiner mintfarbenen Küche ein Foto zu machen.

Berberküche

Mit vielen schönen Eindrücken laufen wir zurück zum Wohnmobil und verabschieden uns.

27. Februar 2023

Wir schlendern auch heute durch die Oase, weil wir nicht genug kriegen von dieser fantastischen Landschaft. Eingangs des Dorfes begegnen wir zwei Frauen, welche beim Bewässerungssystem Wasser holen. Und tatsächlich tragen sie die Metalleimer auf ihrem Kopf nach Hause. Der schwarzafrikanische Einfluss ist hier schon sehr stark spürbar.

28. Februar 2023

Neue Etappe:

Von Icht fahren wir auf der N12 über Akka nach Tata und quartieren uns beim Campingplatz Les Palmiers ein.

Koordinaten: 29.7535, -7.9746

Die Fahrt nach Tata ist einfach nur der absolute Wahnsinn! Endlose Weiten, Dromedare, Steine und Sand! Ein Glücksgefühl kommt in mir hoch, denn genau das habe ich mir immer gewünscht!

Endlose Weiten

Unterwegs sehen wir ein Flussbett mit ein paar übrig gebliebenen Tümpeln vom letzten Regen. Ein paar Frauen nutzen die Gelegenheit und waschen hier ihre Wäsche.

Nach 140 km erreichen wir Tata. Unser neuer Platz gefällt uns wieder sehr gut. Er ist zwar ausgelegt für 40 Wohnmobile und trotzdem fühlt man sich hier nicht eingepfercht. Auch für grössere Wohnmobile ist er bestens geeignet, insbesondere, was die Entsorgung betrifft.

Wir sind sehr gespannt, was die Oasenstadt Tata zu bieten hat, darum machen wir uns zu Fuss auf den Weg ins Zentrum. Tata hat 20000 Einwohner. Die Arkadenhäuser fallen uns gleich als erstes auf. Es ist sehr angenehm, hier entlangzulaufen, immer schön dem Schatten nach, denn das Thermometer steigt heute tatsächlich auf 25 Grad Celsius.

Noch im Norden von Marokko stellten wir fest, dass die Frauen sich ganz unterschiedlich kleideten. Da gab es sehr europäisch orientierte Frauen, welche das Kopftuch wegliessen, aber es begegneten uns auch Frauen, welche sich nur mit dunklen Burkas auf die Strasse wagten. Hier in Tata begegnet uns absolut keine Frau mehr ohne Tuch. Wir kaufen uns lange Schals, damit ich zumindest die Oberarme etwas abdecken kann. Auch mit dem Tuch fallen wir als Touristen auf, aber es ist bestimmt nicht schlecht, sich kleidertechnisch den Gepflogenheiten etwas anzupassen.

Nun ist es Abend und ich male im Wohnmobil. Für Jörg ist jetzt endlich der Moment da, um mit seinem neuen Teleskop, welches er von seinen Arbeitskollegen als Abschiedsgeschenk bekommen hat, in den Himmel zu gucken. Bis jetzt hat es nämlich nie gepasst. Entweder war der Himmel bedeckt, oder es windete zu stark oder aber es hatte zu viele neugierige Leute, denen wir nicht ständig erklären wollten, was wir mit dem Ding vorhaben.

Aber jetzt sind die Bedingungen perfekt! Jörg hat sich nun eingerichtet und bald schon ruft er voller Entzücken, dass ich unbedingt nach draussen kommen solle und mir das, was er vor der Linse habe, anschauen müsse. Das lasse ich mir nicht entgehen, ziehe mir einen warmen Pullover an und eile nach draussen. Ich schaue jetzt durch das Okular und traue meinen Augen kaum: Zum Anbeissen nahe, sehe ich den Mond direkt vor mir!! Ich sehe tatsächlich die Krater auf der Mondoberfläche! Ich bin sprachlos! Niemals hätte ich erwartet, dass man die Details so perfekt sehen kann! Als Kind war ich oft in meinen Träumen auf dem Mond und wenn ich zu Bett ging, schob ich den Vorhang zur Seite, damit ich die weisse Sichel oder die leuchtende Kugel vor dem Einschlafen betrachten konnte. Das hatte so etwas beruhigendes; kein Wunder, handelten meine Träume dann von einem Leben auf dem Mond. Ich- alleine auf dem Mond- diesen Traum kann ich heute noch abrufen. Die besten Ideen habe ich auch nicht unter der Dusche, nein, die habe ich tatsächlich, wenn ich den Mond betrachte. Vor Jahren lief uns eine ausgemergelte Katze zu. Wir haben sie dann aufgepäppelt. Weil ihr Fell vorwiegend weiss war, war für mich schnell klar, dass sie den Namen Luna tragen soll (Luna ist in der römischen Mythologie die Mondgöttin). Du siehst, der Mond hat für mich eine ganz spezielle Bedeutung. Darum bin ich jetzt so was von happy, dass er sich mir nun dank dem Teleskop so nahe zeigt!

Der Sterngucker

10 Antworten auf „-Vom Kamelmarkt in die Oasen“

Euer Glücksgefühl beim Anblick der Wüste und den Blick in den Sternenhimmel ohne Lichtverschmutzung kann ich förmlich fühlen, haben Martin und ich doch vor einigen Jahren zusammen mit Beduinen und unseren Bergkolleg/ innen eine Woche lang in der Weissen Wüste unter dem Sternenzelt übernachtet!
Liebe Grüsse Maria

Ich freue mich sehr über das Bild vom Johannisbrotbaum, denn fast täglich esse ich es ja in den glutenfreien oder anderen Lebensmitteln. Ich glaube ich habe bewusst den Baum noch nicht gesehen.
Ja, die Wüste ist sehr faszinierend. Geniesse die Ruhe, die angenehme trockene Wärme und den wunderbaren Himmel.

Wieder so viele spannende Erlebnisse! Ich war mal 10Tage mit einer Gruppe auf einer Wüstensafari, wir waren mit Dromedaren unterwegs und haben im Freien geschlafen. Dsher kann ich eure Begeisterung für die Wüste nachempfinden! Liebe Grüsse! Charlotte

Oh, wenn wir uns wiedersehen , musst du uns unbedingt von deiner Wüstensafari erzählen! Wir staunen immer wieder, wo du schon überall warst, und was du alles erlebt hast!
Ganz liebi Grüess!!

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