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Reisen

-Sidi Ifni, das «Tor zur Sahara»!

16. Februar 2023

Es regnet heute nur einmal. Das Womo verlassen wir bloss zum Brötchen kaufen, ansonsten nutze ich den Tag, um ein paar Skizzen anzufertigen.
Jörg versteckt sich hinter seiner Bibel (Womo- Bedienungsanleitungsbuch), denn unser Kühlschrank zeigt eine Fehlermeldung an und kühlt nur noch mit Gas statt mit Strom, was nicht gut ist, weil wir unsere Gas- Tankflaschen hier in Marokko nicht nachfüllen können. Eine Flasche ist bereits leer, die andere sollte noch bis Mitte März reichen.
Jörg vermutet, dass eine Sicherung durchgebrannt, oder aber das Kühlaggregat kaputt ist. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Stromspannung einfach zu niedrig ist. Es stellt sich nach einer Weile heraus, dass die Stromspannung die Ursache ist.
Viele Wohnmobilisten haben einen Spannungsregler unter ihrem Wohnmobil, um Spannungsschwankungen auszugleichen. Vielleicht werden wir uns auch so ein Gerät anschaffen, um Schäden vorzubeugen.

17. Februar 2023

Woooomm! Ein krachendes Geräusch zerreisst die Stille mitten in der Nacht. Zuerst weiss ich nicht, was los ist, aber Jörg ist auch wach geworden und sagt, dass ein Gewitter vorüberziehe mit Blitz und Donnerschlag. Da! Schon wieder! Ohrenbetäubend sag ich dir! Und so nah! Gut zu wissen, dass wir uns in einem faradayschen Käfig befinden und uns so gut wie gar nichts passieren kann!

Es ist später Vormittag und schon stehen sie wieder auf den Dächern, die Männer, ausgerüstet mit Schrubber, Eimer und Lappen, und auch meiner ist mit von der Partie! Ja, jetzt macht es bestimmt Sinn, denn obwohl es viel geregnet hat, sind alle Womos mit einer Sandschicht überzogen, Sand, welcher sich mit den Wassertropfen verbunden hat. Sollen sie doch alle schrubben! Vielleicht ist dir aufgefallen, dass ich eine klitzekleine Aversion hege gegen Männer auf Womodächern! Wobei ich da schon einen Unterschied mache: Da gibt es Jene, die gar nicht mehr runter wollen vom Dach. Weiss der Kuckuck, was die da oben immer zu werkeln haben! Und da gibt es die anderen, denen es tatsächlich darum geht, das ganze Womo irgendwie sauber zu kriegen und da gehören eben auch die Seitenwände dazu. Diese Sorte Männer sind schon okay, aber erstere Sorte, denen geht’s doch gar nicht ums Putzen…ich hör jetzt auf zu lästern, denn ich befinde mich gerade auf sehr dünnem Eis: Meiner gehört selbstverständlich der zweiten Sorte an!
Auf der Taxifahrt nach Tiznit haben wir vorgestern eine Poterie entdeckt. Dort gehen wir jetzt hin, weil wir ein Tajine- Schmorgefäss kaufen möchten. Jörg wünscht sich, dass wir diese Gartechnik im eigenen Saft unbedingt selbst einmal ausprobieren. Ihn fasziniert es, dass die Wüstenvölker schon seit tausenden von Jahren mit dieser Technik kochen. Ich bin immer zu haben für solche Experimente und da man zum Kochen Holzkohle verwendet und wir mit unserem Gas etwas haushalten müssen, sehe ich nur Vorteile.
Die Auswahl ist riesig! Eben haben wir uns für einen Topf entschieden, doch wo steckt jetzt der Verkäufer? Ach, es wird das Freitagsgebet sein, das ihn gerufen hat.
So laufen wir unverrichteter Dinge wieder heimwärts und müssen uns mit dem Tajine- Kochen eben noch etwas gedulden. Mit Rezepte studieren und Einkaufszettel schreiben können wir aber jetzt schon loslegen.

Poterie

18. Februar 2023

Unsere nächste Etappe:
Vom Campingplatz Riad Maissa fahren wir in die Stadt Tiznit und von dort direkt an die Küste.
Beim Campingplatz Aglou Plage checken wir ein.
Koordinaten des Campingplatzes Aglou Plage: 29.8041, -9.8277

Die heutige Etappe beträgt 20 km. Der Campingplatz Aglou Plage gefällt uns recht gut, obwohl der Strand etwas weiter entfernt liegt, als wir es uns vorgestellt haben. Der Platz verfügt über einen gut ausgestatteten Supermarché und sogar Tajine- Töpfe in vielen verschiedenen Formen und Grössen führen sie im Sortiment. So wollen wir uns gleich als erstes mit Lebensmitteln eindecken. Der Tajinetopf darf natürlich auch nicht fehlen! Für die Auswahl berät uns der Verkäufer bestens. Auch Kreuzkümmel, schwarzen und roten Pfeffer, Ingwer, und Kurkuma legt er in meinen Einkaufskorb. Weil es eine Gemüse- Tajine geben soll, gesellen sich noch Kartoffeln, Zuccetti, Sellerie, Aubergine, Rüebli und eine Chilischote dazu. Jetzt noch zwei Säcke Holzkohle und dann haben wir alles, was wir brauchen um eine Tajine zu kochen.
Wenn wir heute das erste Mal eine selbstgekochte Tajine essen wollen, müssen wir gleich ein paar Vorbereitungen treffen. Der Topf muss gereinigt und anschliessend für drei Stunden gewässert werden.
In der Zwischenzeit schlendern wir die Strandpromenade entlang und gönnen uns in einem Strandcafé einen Cappuccino. Morgen dann wollen wir den Strand erkunden.
Auf dem Heimweg fällt mir eine gelbe Pflanze auf, die ich noch nie gesehen habe und deren Namen mir deshalb nicht bekannt ist. Nicht einmal einer Verwandtschaft kann ich sie zuordnen. Es gibt durchaus schönere Pflanzen, aber aussergewöhnlich finde ich sie trotzdem. Für Botanik habe ich mich schon immer interessiert, darum hätte ich zu gerne gewusst, wie sie heisst und auch, ob sie gar zu Heilzwecken verwendet werden kann. Ich betrachte sie von allen Seiten, zupfe eine Blüte heraus, rieche daran, untersuche den Stengel, und werde dennoch nicht schlüssig.
Jörg wird das ganze langsam zu bunt. Der Hunger plagt ihn und er will zurück zum Camping, schliesslich dauert dann das Kochen mit der Tajine auch noch eine ganze Weile. Um das Ganze zu beschleunigen, zückt er jetzt sein Handy hervor, geht in den Appstore und lädt eine Pflanzenapp herunter. Ich schüttle nur den Kopf, weil ich denke, dass die Fehlerquote viel zu hoch sein wird. Jörg schiesst jetzt ein Photo und lässt die App arbeiten. Tatsächlich spukt diese einen Namen raus und sagt, dass diese Pflanze eine gelbe Cistanche sei. So google ich nun diesen Pflanzennamen und siehe da, sie sieht genauso aus wie die Pflanze vor mir! Hätte ich jetzt nicht erwartet! Ich lese bei Wikipedia weiter, dass der junge Blütenstand wie Spargel verwendet werden kann. Die getrockneten Wurzeln und der unterste Sprossabschnitt können zu Mehl vermahlen und in Brot oder Mus verwendet werden. Aus einer anderen Quelle lese ich weiter, dass diese Pflanze laut traditioneller, chinesischer Medizin das wirksamste Heilmittel für die Nieren sei und diese schützen und stärken könne.

Gelbe Cistanche

So, jetzt bin ich zufrieden- wieder etwas dazugelernt! Und jetzt ab nach Hause!
Jörg macht ein Holzkohlefeuer, bereitet die Ton- Kochform vor, verlangt nach diesem und jenem und bald schon schmort die Tajine vor sich hin. Mit Argusaugen bewacht er den Topf!

Der Wüstenkoch

Es begeistert ihn, dass man mit nur ganz wenig Holzkohle eine enorm starke Hitze erzeugen kann.
Das Resultat kann sich sehen lassen! Jörgs selbst gekochte Tajine schmeckt herrlich! So aromatisch! Als wäre sie von einem Wüstenmann höchstpersönlich zubereitet worden!

Erste Tajine von Jörg

Für das Kochen konnte Jörg in der Vergangenheit nie grosse Begeisterung aufbringen, darum hoffe ich natürlich, dass dieser Anflug von Experimentierfreude ein Weilchen anhalten wird! Ist es nicht so, dass Männer beim Kochen aufblühen, wenn Feuer mit im Spiel ist? Also sollten doch meine Chancen gutstehen, schon bald wieder mit einer feinen Tajine verwöhnt zu werden!

19. Februar 2023

Es bietet sich an, dass wir einen Strandspaziergang unternehmen. Auch in dieser Gegend kannst du dem Strand entlanglaufen bis dich die Fusssohlen schmerzen! Wir sind ein bisschen verwöhnt von den Stränden von Oualidia und Sidi Wassay und finden darum diesen Strand hier nicht ganz so reizvoll. An einigen Stellen finden wir Felsformationen vor, wie wir sie in Marokko noch nirgendswo gesehen haben. Grosse, rote Gesteinsbrocken prägen hier das Landschaftsbild, und das gefällt uns auch richtig gut, darum setzen wir uns für eine Weile hin und schauen dem Wellenspiel zu.

Strand von Aglou Plage

Am Abend schlendern wir nochmals ins Dorf, weil wir uns in einem der Promenade- Restaurants verköstigen wollen. In der Abenddämmerung hat das Meer so etwas mystisches, geheimnisvolles – und habe ich etwa geschrieben, dass der Strand nicht ganz so reizvoll sei? Ich nehme alles wieder zurück! In diesem diffusen Licht sieht er unglaublich schön aus, und es kommt mir so vor, als würde ich vor einem riesengrossen Gemälde von William Turner sitzen.

Abendstimmung in Aglou Plage

20. Februar 2023

Solltest du selbst einmal Ferien machen in Marokko und sollte es dich auf den Campingplatz Aglou Plage verschlagen, dann musst du einfach wissen, dass es hier manchmal etwas laut zu und her geht, denn es wird ein Reinigungsservice für Wohnmobile angeboten, was bedeutet, dass ein Hochdruckreiniger immer mal wieder zu hören ist. Auch Lackierarbeiten finden hier statt. Heute wurden mindestens bei zwei Wohnmobilen die Fronten frisch lackiert. Wenn du so draussen auf dem Liegestuhl liegst, kann das recht unangenehm sein, weil es zeitweise stark nach Farben und Lösungsmitteln riecht. Genau aus diesem Grund laufen wir zum Strand, obwohl ich lieber etwas auf meinem Mac gearbeitet hätte.

21. Februar 2023

Heute ist das Wetter durchzogen. Eigentlich wäre es recht schön, doch wir sitzen im Nebel. Da es absolut windstill ist, was recht aussergewöhnlich ist, wird es wohl noch eine Weile so bleiben.
Nach einem kurzen Spaziergang beschliessen wir, vom Waschservice des Campingplatzes Gebrauch zu machen und gönnen unserem Wohnmobil ein Wellnessstündchen mit Shampoo und allem Pipapo.

Wellness fürs Womo

22. Februar 2023

Neue Etappe: Von Aglou Plage fahren wir der Küste entlang über Mirflet nach Sidi Ifni. Das sind circa 60 km. Wir checken auf dem Campingplatz Gran Canaria ein.
Koordinaten: 29.3839, -10.1729

Wir brechen auf, weil es uns nach Sidi Ifni zieht. Mit der Entsorgung klappt es auf dem Camping Aglou Plage nicht. Zu eng ist es hier für unsere Kutsche. Aber wir sind guten Mutes, dass wir auf dem nächsten Camping mehr Glück haben.

Seit Kenitra haben wir kein einziges Kamel, respektiv Dromedar mehr gesehen. Fast schon ein wenig enttäuscht war ich. Aber heute, auf dem Weg nach Sidi Ifni, sehen wir eine Herde von mindestens 50 Tieren!

Kamele bei Mirleft

Die Kulisse ist einfach unglaublich schön! Überhaupt gefällt uns die Gegend richtig gut! Zu unserer Rechten ist der Ozean und zu unserer Linken die Ausläufer des Anti Atlas. Die Strände sind genauso, wie sie uns gefallen!
Wir erreichen den Campingplatz Grancanaria in Sidi Ifni circa um 13 Uhr. Waren es auf den letzten Campingplätzen vorwiegend Besucher französischer Nationalität, treffen wir auf diesem Platz auch viele deutsche Camper an. Wir nehmen einen Augenschein von der Stadt, danach machen wir es uns mit einem Buch auf dem Campingplatz gemütlich.
Über die Stadt gibt es einige interessante Details zu berichten:
Die Stadt Sidi Ifni trägt ihren Namen von einem Ortsheiligen namens Sidi Ali Ifni, welchem man wundersame Kräfte nachsagt. Bis 1969 gehörte die Stadt, die auch den Beinamen «Tor zur Sahara» trägt, zu Spanien. Spanische Strassennamen und Häuser im Art- Déco- Stil erinnern an diese Zeit.

Rathaus von Sidi Ifni

23.Februar

Wie ihr wisst, sind die Savon noir (schwarze Seife) und ich noch nicht richtige Freunde geworden. Aber ab heute ist alles anders! Heute nämlich, Frau ist ja eitel, ist ein Coiffeurbesuch angesagt. Schnell ist ein Salon für Damen gefunden und so steige ich die steile Treppe hinauf und bin sehr gespannt, was mich oben erwartet. Ich klopfe an die Tür und schon bittet mich eine Dame, hereinzukommen. Ich frage sie, ob sie mir mein Haar färben und schneiden könne. «Mais oui», sagt sie und erklärt mir, dass ich mir zuerst im Nachbarsladen ein Haarfärbemittel besorgen müsse. Also springe ich wieder die Treppe runter, kaufe nebenan das Mittel, eile wieder die Treppe hoch und setze mich ausser Puste auf den Coiffeurstuhl.

Coiffeursalon in Sidi Ifni

Die Dame rührt jetzt das Mittelchen an und mir wird ganz flau in der Magengegend, denn der Kleiderschutz, den sie mir um den Hals bindet, schützt nur gerade ein Hosenbein vor unliebsamen Spritzern. So zupfe ich mir das Ding selbst zurecht und lasse mich überraschen. Im Nu sind alle Strähnen eingefärbt und schon geht’s im Raum nebenan ans Auswaschen. So ein Coiffeurbesuch ist nichts für Zimperliesen! Ganz schön kräftig wird meine Kopfhaut geschrubbt! Trotzdem versuche ich mir in dieser Zeit mit meinem Schul- Französisch ein paar Sätze zurechtzulegen, um dann anschliessend der Dame erklären zu können, wie sie mein Haar schneiden soll. Doch das ist gar nicht nötig. Ich frage mich, ob sie Gedanken lesen kann, denn sie schneidet jetzt einfach drauflos! Keine sechzig Minuten dauert der Coiffeurbesuch und kostet auch gar nicht viel (150 Dirham)! Im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden mit dem Resultat, bis ich Jörg treffe, der sich in der Zwischenzeit in einem Fischerladen umgesehen hat. Der grinst jetzt und macht mich auf ein paar unschöne Flecken aufmerksam im Gesicht und Hals, die ich im Salon so ohne Brille gar nicht wahrgenommen habe. Ich finde das gar nicht zum Lachen und will nur noch heim! Im Womo schrubbe ich mir beinahe die Stirn wund, denn die Farbe will sich nicht lösen. Nun habe ich einen Geistesblitz! Jetzt nämlich kommt die Savon noir zum Einsatz! Und siehe da: Dank dem Peeling- Effekt löst sich die Farbe problemlos überall dort, wo sie nicht sein soll. Der Tag ist gerettet!

6 Antworten auf „-Sidi Ifni, das «Tor zur Sahara»!“

Danke fürs Teilhaben an eurem spannenden Reise-Alltag. Und wie immer saugut geschrieben, Chapeau!
Falls dich Autodach schrubbende Männer wieder mal etwas stören sollten: Immer daran denken, solange die Herren nicht mit sch*** Laubbläser wie in der Schweiz durch die Gegend rennen, ist alles halb so schlimm! 😉 .

Wieder supper,die Berichteerstattung.Euer Kochgerät ist wahrscheinlich dem bei uns beksnnten „Römertopf“ zu vergleichen.Weiterhin tolle Erlebnisse.Ich freue mich schon wieder auf den nächsten Bericht.

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