-Mit dem E-Bike durch Malmö

29. Juni 2023

Es schläft sich herrlich hier in Schweden und morgens um 9 Uhr lacht auch noch die Sonne zum Fenster rein. Ich kneife mich in den Arm, um sicher zu gehen, dass ich nicht träume. Das Möwengekreische verscheucht jedoch meine letzten Zweifel und Glücksgefühle durchrieseln mich. Schweden, wir sind wieder da!

Gestern erfuhren wir über einen ehemaligen Arbeitskollegen von Jörg, dass ein anderer Kollege ebenfalls auf dem Weg nach Schweden sei. Dieser komme aber eine Fähre später in Trelleborg an.

Wir haben soeben unseren zweiten Frühstückskaffe getrunken und wen sehe ich da vor unserer Kutsche stehen? Genau! Besagter Kollege mit seiner Frau! Das Buschtelefon hat demzufolge funktioniert! Danke Sepp! Müssen wir also tatsächlich erst nach Schweden gehen, damit man sich wieder einmal sieht? So sitzen wir bald schon gemütlich zusammen und probieren die feinen, schwedischen Spezialitäten, die Monika und Paul mitgebracht haben, erzählen uns gegenseitig von unseren Reiseplänen und erfahren auch sonst noch das eine oder andere «Episödeli».

Das war ein schönes Treffen! Wer weiss, vielleicht trifft man sich unterwegs noch einmal! Das wäre schön!

Das Wetter ist unterdessen schwedisch herb geworden. Wir ziehen uns etwas Wärmeres an, laufen zum gegenüberliegenden ICA und kaufen das Nötigste ein. Ein Schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen, denn jedes Mal, wenn wir in Schweden sind, fallen mir in den Läden in der Lingerie- Abteilung die unglaublich unattraktiven Unterhosen auf (Betonung auf Hosen). Die sind so hoch geschnitten, dass sie beim Tragen bestimmt bis unter die Arme reichen. Noch ein Gürtel oder Strick einfädeln und sie wären die perfekten Schwingerhosen für den Stucki Christian oder Wicki Joel oder wie die Bösen alle heissen. Ich frage mich, wer sich zum Teufel solche Liebestöter anzieht? Da stirbt ja noch die Menschheit aus! Nach Strings suchst du hier tatsächlich vergeblich; die findest du hier nicht! Überhaupt fällt mir auf, dass auf schöne, modische Kleidung in Schweden wenig Wert gelegt wird. Zweckmässig und praktisch muss sie sein. Zugegeben, das hat ja auch seine Vorteile.

Wir kaufen Blåbär, (Heidelbeersaft), Polarbrot, Kefir, etwas Fleisch und Gemüse, gehen zur Kasse und anschliessend zurück zu unserem Womo.

Unseren Schwedenaufenthalt wollen wir etwas langsam angehen und beschliessen deshalb, dass wir einen weiteren Tag hier in Trelleborg verbringen werden.

Spraykunst in Trelleborg

Nun schlendern wir dem Strand entlang und auch durch die Gassen von Trelleborg. Trelleborg liegt in der Provinz Skåne län und der historischen Provinz Schonen und ist die südlichste Stadt Schwedens. Vor tausend Jahren gründeten Wikinger erste Siedlungen und bauten eine Ringburg, was auf Schwedisch Trelleborg heisst.

Schonen gehörte bis ins 17. Jahrhundert zu Dänemark. Das in Schonen gesprochene Schwedisch weist noch immer einige Merkmale der dänischen Sprache auf, lese ich auf Wikipedia.

Mit einem «Hallo» vor unserem Womo will jemand auf sich aufmerksam machen. Dieser Jemand hält eine Kartonschachtel in seinen Händen. Er will Raps- Bienenhonig verkaufen. Honig kann man immer gebrauchen, darum kaufen wir ihm ein Glas ab. Für 7 Euro/ 500 Gramm kann man nichts sagen. Ich bin gespannt, wie er munden wird, denn die Farbe ist ungewohnt hell für Honig. Aber vielleicht ist Rapshonig einfach so.

30. Juni 2023

Neue Etappe:

Von Trelleborg fahren wir auf die E6 bis Malmö, wo wir auf dem Stellplatz Lagunen Småbåtshamn einchecken. Preis pro Nacht 300 SEK, Strom, Wifi, Ver- und Entsorgung inklusive.

Koordinaten Stellplatz Lagunen Småbåtshamn:

55.5962, 12.9329

Endlich ist es soweit! Wir testen unsere E- Bikes, schliesslich verfügt Malmö über ein ausgedehntes Radweg- Netz und überhaupt liegt die Stadt relativ flach.

Startklar!!

Wir sind von Anfang an begeistert von unseren neuen «Chläpf» und haben echt den Plausch daran, die Stadt so easy und entspannt auskundschaften zu können.

In Malmö ist der dänische Einfluss noch so richtig spürbar. Besonders am Baustil der Häuser ist dies erkennbar.

Blumenladen in Malmö

Wir parken unsere Velos, schlendern durch die Gassen und schauen uns die St. Petri- Kirka von innen an, sind aber schnell wieder draussen, weil die Luft dick und stickig ist. Aber imposant ist das gotische Backsteingebäude auf alle Fälle.

Den Turning Torso siehst du schon von Weitem, er ist ja auch mit seinen 190 m Höhe und 54 Etagen der höchste Wolkenkratzer von ganz Skandinavien. 2005 wurde das vom spanischen Architekten Santiago Calatrava erbaute Gebäude im Stil des Dekonstruktivismus eingeweiht, und gilt mittlerweile nebst der Öresundbrücke als Wahrzeichen der Stadt. Ein kleiner Vergleich zu den Roche- Türmen der Architekten Herzog & de Meuron in Basel: Bau 1 ist 178 m hoch mit 41 Etagen; der Bau 2 kommt auf 205 m mit 50 Stockwerken.

Turning Torso

Jetzt sind wir wieder zurück bei unserem Womo. Der kleine Ausflug mit den Rädern hat uns gefallen! Wieder einmal liegt das Meer vor unseren Füssen und im Hintergrund sehen wir die Skyline von Kopenhagen und die Öresundbrücke, welche die dänische Hauptstadt mit Malmö verbindet. Während wir hier so sitzen, können wir einigen Fischern bei ihrer Arbeit zuschauen und die Möwen bei ihrer Nahrungssuche beobachten.

01. Juli 2023

Es regnet, was das Zeug hält. Das macht aber nichts; wir wollen sowieso endlich unsere neue Transferpresse in Betrieb nehmen und ausprobieren. Diese Presse ist ein rechtes Monstrum; gut, dass Jörg nicht ganz so viele Kleider bei sich hat wie ich, so dass wir sie in seinem Kleiderschrank unterbringen konnten.

Heute aber werden T- Shirts gedruckt, darum stellen wir das gute Stück mitten auf den Tisch. In unserer kleinen Wohnung herrscht ein ziemliches Chaos! Aber wie heisst es so schön: Der Kluge hält Ordnung, das Genie beherrscht das Chaos! Als Genies können wir uns zwar nicht bezeichnen, müssen wir doch noch ein paar Mal in der Gebrauchsanleitung blättern und nachlesen, wie beim Transferdruck vorgegangen werden muss, vor allem, was die Temperatur und die Pressdauer anbelangen. Aber jetzt liegt mein erstes, fertige, selbstentworfene T- Shirt vor uns und ich bin total happy! Nun ist Jörgs T- Shirt dran und auch das gelingt bestens! Es macht unglaublich Spass! Wir werden die Shirts ausgiebig testen, indem wir sie tragen, waschen, tragen, waschen. Unsere Idee wäre, dass wir unterwegs das eine oder andere Kleidungsstück verkaufen könnten. Auf alle Fälle macht das Ganze einen Heidenspass!

Selbstentworfenes T- Shirt 

02. Juli 2023

Die Schwedenfahnen auf unserem Stellplatz wehen im Wind und die Wellen haben jetzt weisse Schaumkronen.

Wir haben keine Lust, weiterzuziehen, also verlängern wir unseren Aufenthalt um einen Tag und machen uns bereit für einen Spaziergang. Wir laufen dem Strand entlang und staunen nicht schlecht darüber, dass einige hartgesottene Schweden dem Sturm trotzen und sich von den Wellen im Wasser treiben lassen.

Bald schon verziehen wir uns wieder in unserem Womo. Ein Stockentenweibchen hat an Jörg den Narren gefressen. Dieses Verhalten lässt sein Herz erweichen und so setzt er sich auf die Womotreppe und füttert den hungrigen Vogel mit Körnerbrot. Ganz offensichtlich mundet dieses Brot nicht nur mir, jedenfalls frisst sie zutraulich einen Brocken um den anderen aus Jörgs Hand. Dieser schliesst jetzt aber die Womotür hinter sich zu, weil er der Meinung ist, dass allzu viel Brot einem Entenmagen nicht bekommt. Gut so; ich will ja morgen auch noch eine Scheibe zum Frühstück!

Wir lesen eine Weile und beschliessen dann, nochmals etwas an die frische Luft zu gehen. Auch wollen wir im ICA noch eine Kleinigkeit einkaufen. Hier haben die meisten Läden «alla dager öpent» (jeden Tag geöffnet), also auch sonntags, was wir recht praktisch finden.

Auf dem Heimweg können wir einen Fasan beobachten. Stolz marschiert er an uns vorbei, sodass wir sein prächtige Federkleid bestaunen können. Eine ganze Weile bleiben wir so stehen und schauen ihm hinterher, bis er im Wald verschwunden ist.

Jetzt müssen wir uns sputen, denn es hat angefangen zu regnen.

03. Juli 2023

Neue Etappe:

Von Malmö fahren wir zurück auf die E6 bis nach Landskrona und checken beim Stellplatz beim Yachthafen Lundåkra ein.

Koordinaten Stellplatz beim Yachthafen Lundåkra:

55.8617, 12.8490

Es hat uns letzte Nacht ganz schön durchgeschaukelt und auch jetzt weht der Wind ziemlich heftig.

Etwa 50 km beträgt unsere heutige Strecke und jetzt stehen wir wieder an einem schönen Plätzchen, unmittelbar beim Yachthafen Lundåkra. Dieser Stellplatz verfügt sogar über eine Waschmaschine. Ein Wäschegang kostet bloss umgerechnet Fr. 1.70, also beschliessen wir kurzerhand, unserer Eliese freizugeben und unsere Wäsche einer anderen Maschine anzuvertrauen. Eliese verträgt ja bloss Temperaturen bis 50 Grad Celsius; es kann also nicht schaden, wieder einmal eine 60 Grad- Celsius- Wäsche zu machen. Die Maschine hier ist zwar nicht die Schnellste: Sie braucht sage und schreibe 2 ½ Stunden für einen Durchgang bei 60 Grad. Aber Zeit haben wir ja reichlich.

Sowieso wollen wir diesen Tag nutzen, um ein paar Bürosachen zu erledigen, das Womo reinigen etc.

04. Juli 2023

Neue Etappe:

Von Landskrona fahren wir auf der E6 bis nach Ångelholm und checken auf dem Stellplatz Föreningshamnen i Skälderviken ein.

Koordinaten Stellplatz Föreningshamnen i Skälderviken:

56.2683, 12.8430

Eine Übernachtung auf einem Stellplatz kostet hier in Südschweden meistens um 220 SEK, also umgerechnet gut 18 Fr. Das finden wir recht günstig; Strom und Ver- und Entsorgung sind in diesem Preis inklusive.

Es windet recht stark, darum beschliessen wir, Ångelholm per pedes zu entdecken. Der Weg bis zum Zentrum zieht sich dann doch ein wenig, jedenfalls sagt uns unsere Gesundheitsapp am Abend, dass wir alles in allem gut 10 Km gelaufen sind. Der Pfad führt uns die meiste Zeit durch den Wald. Das Wetter gaukelt uns vor, es wäre April; einmal regnet es in Strömen, dann zeigt sich wieder die Sonne. Aber wir sind ja wetterfest. Einmal müssen wir dann aber trotzdem vor einem Platzregen flüchten und suchen Unterschlupf in einer Bibliothek. Die Gemeinde Ångelholm gefällt uns auf Anhieb. Zwar fehlen auch hier immer noch die typisch schwedischen, roten Häuser, denn auch dieser Ort gehört zu Skåne lån, beziehungsweise zur historischen Provinz Schonen.

Wir schlendern durch die vielen Läden und kaufen ein paar Goodies ein, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen. Jörg möchte noch ein Auge vom Strand nehmen, also laufen wir zur Düne. Mir fallen die vielen Kartoffelrosen auf; sie erinnern mich an unsere Syltferien. Dort nämlich fühlt sich diese Pflanze ganz besonders wohl. Wild liegt das Meer jetzt vor uns. Eine Weile bleiben wir stehen und schauen dem Wellenspiel zu.

Kartoffelrosen in Ångelholm

Wir finden, dass wir für heute genug gelaufen sind.  Bis zu unserem Womo sind es zum Glück nur noch ein paar Meter. Ich will uns jetzt fürs Nachtessen Köttbullar (Hackfleischbällchen) kochen. Das Rezept dazu verrate ich dir natürlich! Köttbullar sind schnell und einfach in der Zubereitung! Du brauchst also nicht extra zum schwedischen Riesen zu gehen, um dieses Gericht geniessen zu können!

Helvetic- Camper Köttbullar (für drei Personen)

Köttbullar:

500 g Rindfleisch gehackt

2 Esslöffel Haferflocken

4 gestrichene Kaffeelöffel Gemüsebouillonpulver

2 gehäufte Esslöffel Röst- Zwiebeln aus dem Glas (in Schweden unter dem      Namen Rostad Lök erhältlich)

½ Teelöffel Paprika gemahlen

½ Teelöffel italienische Kräuter gemahlen

40- 50 g helles Brot gewürfelt

wenig Milch

Butter oder Öl zum Anbraten

 

Sauce:

3dl Halbrahm

ca 3 Esslöffel Bratensauce

1 Messerspitze Paprika gemahlen

Für die Köttbullar alle Zutaten bis und mit den italienischen Kräutern in eine Schüssel geben. Milch in einer Pfanne erwärmen, gewürfeltes Brot beigeben und kurz einweichen lassen. Dann das eingeweichte Brot etwas auskühlen lassen und anschliessend zu den restlichen Zutaten geben. Nun alles kräftig und mindestens fünf Minuten lang kräftig mit den Händen durchkneten. Hände kalt abspülen und kleine, etwa walnussgrosse Bällchen formen. Butter oder Öl in Bratpfanne erhitzen, Hackfleischbällchen rundherum gut anbraten.

Für die Sauce Halbrahm zu den Hackfleischbällchen geben, Sauce mit Bratensauce auf gewünschte Konsistenz binden und mit gemahlenem Paprikapulver abschmecken. Circa 15 Minuten köcheln lassen.

Dazu passen ein grüner Salat und Kartoffelstock oder Bratkartoffeln.

En Guete!

Helvetic- Camper Köttbullar

05. Juli 2023

Neue Etappe:

Von Ångelholm fahren wir auf die E6 bis nach Halmstad. Dort checken wir auf dem Stellplatz Fiskaregatan ein.

Koordinaten Stellplatz Fiskare, Halmstad:

56.6598, 12.8517

Der neue Stellplatz ist nicht schlecht; das Wetter hingegen schon! Wir ziehen trotzdem unsere Schlechtwetter- Bekleidung an und machen uns auf den Weg in die Stadt, entlang des Flusses Nissan. Es ist auch gar nicht weit dorthin, nämlich gerade mal 2km. Schon können wir das Schloss Halmstad sehen. Es stammt aus dem 17. Jahrhundert und damit aus einer Zeit, als Halland genau wie Skåne und Blekinge zu Dänemark gehörte. Dieses Schloss gilt als schönes Beispiel der nordischen Renaissance.

Schloss Halmstad

Wir besichtigen den Schlosshof, danach geht es über die Brücke zum Picasso- Park, wo ich mir die Skulptur «Frauenkopf» anschauen will. Diese Skulptur wurde vom Künstler Carl Nesjar nach einer Papierskulptur Picassos erstellt. Ich sehe zwar die Skulptur, sehe aber beim besten Willen keinen Frauenkopf. Für mich ist es ein Hahn. Erst als wir daran vorbeilaufen und ich einen Blick zurückwerfe, sehe ich mit etwas Fantasie einen weiblichen Kopf.

Frauenkopf ?

Wir spazieren ein wenig durch die schöne Altstadt und nehmen dann den Heimweg unter die Füsse.

Kleiner Hinweis für alle, die gerne Veloferien machen: In Halmstad führt der im Jahr 2015 eingeweihte 390 km lange Radwanderweg Kattegattleden vorbei (vom Göteborger Hauptbahnhof durch die Provinz Halland bis zum Hauptbahnhof Helsingborg).

Altes Segelschiff in Halmstad