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Reisen

-Beim Trompeter von Bad Säckingen

10. Dezember 2023

Es war der 13. Oktober 2022, als ich meine damalige Schulfreundin nach über 35 Jahren wiedersah! Und heute, 14 Monate später, sehen wir uns wieder! Es ist ja nicht so, dass wir seit diesem Treffen nichts mehr voneinander hörten, doch WhatsApp- Nachrichten verschicken und telefonieren sind einfach nicht dasselbe, wie wenn man sich im realen Leben trifft. So verabreden wir uns um 10 Uhr beim Untertor Willisau. Ich freue mich, Siby zu sehen und tatsächlich fühlt es sich genauso an wie damals in Kinder- und Jugendtagen! Gemeinsam schlendern wir durch den Weihnachtsmarkt, setzen uns etwas später ins Café Amrein und lassen einander an unseren Leben teilhaben. Und schon heisst es wieder Abschied nehmen. Was habe ich diesen Tag genossen! Nun laufe ich wieder heim. Im Womo angekommen, suche ich augenblicklich nach einem geeigneten Plätzchen für die wunderschöne, selbst gehäkelte Weihnachtsdekoration, die ich von Siby geschenkt bekommen habe!

11. Dezember 2023

Schon zur frühen Morgenstunde pendeln wir mit dem Zug nach Malters, weil Jörg einen Arzt- Termin wahrnehmen muss. Danach geht’s zu meinem Mami; denn dort erwartet uns ein feines Frühstück! Wir bestaunen die winterliche Dekoration; mein Mami hat einfach ein Flair dazu, ihre Wohnung saisongerecht zu dekorieren. Bald schon sitzen wir am Tisch, geniessen das reichhaltige Frühstück, bestehend aus frischen Gipfeli, verschiedenen Käsesorten, einem Fleischplättli und Milchkaffee- wir fühlen uns wie Gott in Frankreich! Und fein ist es! Danke Mami, für diesen schönen Morgen und natürlich auch für den Ovomaltine Crunchy Brotaufstrich! Das ist der Hammer! Und auch für die selbstgemachten Weihnachtsguetzli ganz lieben Dank!

12. Dezember 2023

Neue Etappe:

Von Willisau fahren wir über Malters auf die A2 bis Sursee und folgen danach der 24 via Aarau bis Frick, wo wir die A3 bis Eiken nehmen. Bei Stein überqueren wir die Grenze nach Deutschland und parkieren in Bad Säckingen auf dem Stellplatz der Gemeinde,

Koordinaten Stellplatz der Gemeinde, Bad Säckingen:

47.5489, 7.9472

Weil wir in Malters noch ein paar Besorgungen zu erledigen haben, nutze ich die Gelegenheit und lasse mir bei meinem Coiffeur des Vertrauens mein Haar schneiden. Eigentlich ist es ein Barbier. Sein Shop befindet sich im selben Wohnblock, wo auch wir vor unserer Reise gewohnt haben. Für einen neuen Haarschnitt bloss mit dem Lift runterfahren zu müssen, zur Tür raus und nebenan wieder rein, fand ich oberpraktisch. Und nett war er ja auch noch, der Tunesier. Und er machte immer so schöne Komplimente, lobte mein volles Haar in einem fort und machte mich mit seinen Worten um Jahre jünger. Hach, das ging runter wie Öl; das willst du immer wieder! Seine Strategie ging auf; so alle sechs Wochen stand ich bei ihm auf der Matte; wohlgemerkt, des schönen Haarschnittes wegen! Und so verlasse ich auch heute seinen Salon glücklich und beschwingt. Klar, ich hätte auch anderswo mein Haar schneiden lassen können, doch ich finde, man sollte ehemalige Nachbarn berücksichtigen. Gehört sich einfach. Punkt.

Danach geht’s für uns nach Bad Säckingen. Unterwegs stellen wir fest, dass vielerorts das Wasser der Flüsse beinahe über die Ufer tritt, so auch in Bad Säckingen. Gut, dass sich unser Stellplatz genügend weit weg vom Wasser befindet. Dieser Platz passt uns auf Anhieb; eine Nacht kostet 13 Euro, der Strom ist inklusive. Ich freue mich auf morgen, denn dann wollen wir uns die Trompeterstadt, so wird Bad Säckingen auch genannt, anschauen gehen.

13. Dezember 2023

Der Rhein schwappt tatsächlich über die Ufer, darum ist der Weg entlang des Flusses abgesperrt. Wir wollen uns die Holzbrücke anschauen; mit ihren 203.7m (mit Vordächern 206.5m) ist sie die längste gedeckte Holzbrücke Europas (zum Vergleich: die Luzerner Kapellbrücke ist 202.9m, mit Vordächern 204.7m lang). Diese Brücke wurde mehrmals durch Hochwasser und Kriege zerstört.

Wir laufen über die Brücke und entdecken auf halbem Weg einen weissen Strich auf dem Boden, welcher als Grenzmarkierung dient. Und schon befinden wir uns wieder auf Schweizer Boden, nämlich in Stein, AG.

Holzbrücke Bad Säckingen

Wieder in Deutschland, wollen wir uns das Trompeterdenkmal anschauen. Dieses befindet sich im Schlosspark. Den Trompeter von Säckingen soll es tatsächlich gegeben haben. Der Dichter Scheffel liess sich von dessen Lebensgeschichte inspirieren und schrieb das Buch über den «Trompeter von Säckingen». Hier eine grobe Zusammenfassung: Der Säckinger Bürgersohn Franz Werner Kirchhofer heiratete die im Schloss Schönau heranwachsende Maria Ursula von Schönau, trotz heftigem Widerstand ihrer Brüder. In Säckingen gründete das Paar ihren Hausstand. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor.  Franz Werner war ein bedeutender Handelskaufmann, Ratsherr und Schulmeister. Zudem war er Leiter des Knabenchores im St. Fridolinsmünster und als solcher sicher sehr musikalisch. Die Inschrift «in gegenseitiger Liebe unvergleichliches Paar» auf einem Grabmal in einer Nische am Münster, zeugt heute noch von der Liebe zweier Menschen aus unterschiedlichen Ständen.

Das Fridolinsmünster gilt als Wahrzeichen der Stadt und ist dem heiligen Fridolin von Säckingen geweiht. Man erblickt die Türme des barockisierten Kirchenbaus schon von weitem. Wir wollen vom Innern einen Augenschein nehmen und treten ein. Die vielen Deckenfresken und die Stuckarbeiten sind wirklich beeindruckend!

Fridolinsmünster Bad Säckingen

Für heute haben wir genug gesehen. Es regnet bereits wieder in Strömen.

14. Dezember 2023

Anlässlich unseres Hochzeitstages gehen wir abends auswärts essen, und zwar zum Chinesen, weil wir das so lieben.

Zwei Wächterlöwen in stattlicher Grösse und leise, chinesische Klänge laden zum Eintreten ein und auch im Innenraum des Restaurants Panda herrscht eine ruhige Atmosphäre, genauso, wie wir es mögen. Das fernöstliche Buffet lässt unsere Herzen höher schlagen und wir freuen uns auf ein leckeres Essen. Die Auswahl ist so riesig, so dass wir gar nicht alles durchprobieren können. Wir geniessen unser Essen sehr. Auch andere Paare lassen sich ihr Essen schmecken. Da gibt es einige, die stehen bereits das fünfte Mal am Buffet und laufen mit üppig gefüllten Tellern an ihre Tische zurück. Und wenn du hinüber schielst, siehst du, dass auch Teller Nummer 5 wieder ratzeputz leer gegessen wird. Ich frage mich, wie um Himmels Willen es möglich ist, so viel verschlingen zu können. Jedenfalls bin ich mir sicher, dass dabei der Genuss auf der Strecke bleiben muss, und ich finde es ziemlich unverschämt, so viel in sich hineinzustopfen und zu hamstern.

Nach dem feinen Essen laufen wir durch die weihnachtlich beleuchtete Altstadt zurück zum Womo. Das war ein schöner Abend!

Fridolinsmünster bei Nacht

Übrigens, im Womo angekommen, lese ich über die Wächterlöwen, dass früher in China die Anzahl der Locken, aus denen die Mähne eines Löwen bestand, den Rang des jeweiligen Besitzers anzeigte.

15. Dezember 2023

Einkaufen ist angesagt, darum schlendern wir erneut durch Bad Säckingen. Dabei entdecken wir einen Flyer, auf dem steht, dass morgen eine Stadtführung stattfinden wird. Da werden wir bestimmt dabei sein! Auch bei einem Bücherschrank laufen wir vorbei. Mein Rucksack ist wieder vollgestopft mit Büchern aus verschiedenen Genres. So verziehen wir uns danach in unser Womo und stecken unsere Nasen bis zur späten Abendstunde in unsere neuen Lektüren.

16. Dezember 2023

Für die Stadtführung müssen wir uns nun doch ein klein wenig aufraffen, ist es doch im Womo so wohlig warm und draussen bissig kalt. Aber der «Gwunder» siegt und so laufen wir zum Fridolinsmünster, wo uns die Dame, welche uns die geschichtlichen Hintergründe von Bad Säckingen näherbringen will, in Empfang nimmt. Noch zwei weitere Personen stossen zu uns und schon beginnt die historische Reise. Wir erfahren, dass die Barockisierung dieser Kirche ihren Abschluss im Jahr 1774 fand, mit dem Erwerb eines silbernen Reliquienschreines für die Gebeine des hl. Sankt Fridolins. Dieser Schrein wiegt sage und schreibe 300 kg. Wieder draussen erzählt die Dame uns die ausführliche Geschichte des Trompeters von Säckingen und auch die Grabplatte des historischen Liebespaares sehen wir nun.

Dann geht es weiter zur Residenz der Fürstäbtissinnen, welche dort bis ins 16. Jahrhundert gelebt haben. Heute ist dieses Haus ein Begegnungszentrum der Caritas. Weiter geht es zu einem Brunnen, welcher einem Kater gewidmet ist. Dieser Kater ist eine Charakterkatze aus dem Versepos Der Trompeter von Säckingen. Dieser fungierte sozusagen als Sprachrohr des Dichters Joseph Victor von Scheffel. Die Dame meint, dass man da und dort dem Kater Hiddigeigei begegne, wenn man aufmerksam durch die Stadt laufe.

Wir laufen weiter und halten dann vor einem weiteren Brunnen. Welcher Heilige denn mit einem Bären in Verbindung gebracht werde, will die Dame von uns wissen. Jemand weiss es tatsächlich; es ist der heilige Gallus. Gallus reicht dem Bären ein Stück Brot, welcher ihm vorher Holz für ein Feuer gebracht hat.

Gallus war wie Fridolin ein irischer Mönch, wirkte aber vorwiegend im Bodenseegebiet. Der Stadtteil, auf dem wir uns gerade befinden, ist dem Heiligen Gallus gewidmet. Gallus war unter anderem Gründer des Klosters in St. Gallen.

Weiter geht’s zum Gallus- Turm, welcher damals als Wellenbrecher und als Teil der Stadtbefestigung diente. Auch beim Narrenbrunnen machen wir einen Halt. Die drei Urmasken Römer, Siechenmännlein und Maisenhardtjoggele stehen um einen Brunnen, zusammen mit weiteren Figuren. Der Brunnen wurde von Leonard Eder 1974 aus Jurakalkgestein geschaffen. Natürlich laufen wir noch über die alte Rheinbrücke und danach zum Schloss Säckingen, wo wir uns etwas später verabschieden. Dieser Stadtrundgang dauerte insgesamt 1 ½ Stunden und war sehr interessant! Mit Gästekarte kostet diese Führung 5 Euro pro Person. Nun kennen wir die Stadt schon recht gut. Wir wollen aber unbedingt einmal im Sommer hierher zurückkommen, denn dann fühle man sich mit den Strassencafés und den vielen Palmen wie am Lago Maggiore, liessen wir uns von der Stadtführerin sagen.

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