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Reisen

-Sonnige Tage in Asilah

21. Januar 2024

Neue Etappe:

Von Valence fahren wir auf die N7, danach N86 und A9 Richtung Süden bis nach Mèze, wo wir auf dem Stellplatz Domaine du Lac einchecken.

Koordinaten Stellplatz Domaine du Lac:

43.4414, 3.5944

Die Räder des Wohnmobil setzen sich erneut in Bewegung! Was für ein schönes Gefühl! Indianische Klänge aus unserem CD- Player begleiten uns wie meist auf unseren Reisen und Erinnerungen an den Fischermarkt in Hamburg werden wach, denn dort haben wir diesen leidenschaftlichen Musikanten persönlich kennenlernen dürfen. Mit vollem Körpereinsatz gab er mitten im bunten Treiben seine Musik zum Besten. Beeindruckt von seinem Talent, kauften wir eine CD und seitdem begleiten uns seine Panflötenklänge stets auf unseren Fahrten.

Entlang unserer Strecke säumen jetzt Platanen die Strasse, während im Hintergrund Pinien und Zypressen auftauchen. Die Natursteinhäuser nehmen, je weiter südlich wir kommen, einen warmen ockerfarbenen Ton an, als hätten sie die Sonne geküsst! Wir fahren vorbei an verschlafenen Dörfern und da und dort entdecke ich ein Brocante und Jörg ist erleichtert, dass heute Sonntag ist und er nicht ständig anhalten muss, weiss er doch um meine Vorliebe für Brockenhäuser!

Vor Nîmes, einst eine bedeutende Stadt im Römischen Reich, entdecken wir eine Olivenöl- Mühle. In dieser Region gibt es also nicht nur exklusiven Wein, sondern auch erstklassiges Olivenöl, wie ich aus einem Bericht entnehme.

Und siehe da: es grünt und blüht entlang der Strasse und es erfüllt mich mit Freude, nach der kalten Jahreszeit die ersten Blümchen zu entdecken!

In Mèze angekommen, essen wir eine Kleinigkeit und gehen danach, diesmal ohne Winterjacke, spazieren. Es gibt hier einen kleinen See, den Lac du Sesquier. Wir wollen ihn umrunden und dabei die letzten Sonnenstrahlen des Tages geniessen.

Lac du Sesquier

22. Januar 2024

Bloss 21 km sind es bis nach Sète. Wir erreichen das Fährenterminal bereits um 11 Uhr, denn es zahlt sich aus, rechtzeitig auf dem Areal zu sein, wie wir in der Vergangenheit schon festgestellt haben. Ablegen wird die Fähre um 18.30. Wir werden in eine Spur dirigiert, wo sich bereits einige marokkanische Kastenwagen befinden, mit Gepäck auf den Autodächern, so hoch aufgetürmt, dass dir beim Anblick angst und bange wird. Auch ein Campingbus mit einem Genfer Nummernschild steht vor uns. Nach dem reibungslosen Checking in einem der Bürogebäude bleibt uns nur das Warten.

Sète ist nebst seinem zweitgrössten Mittelmeerhafen Frankreichs auch für sein besonderes Licht und die malerischen Kanäle bekannt, die ihm den Beinamen «Venedig des Languedoc» eingebracht haben. Mit 183 m ist der Mont St. Clair der höchste Punkt von Sète. In vergangenen Zeiten flüchteten sich Piraten auf diesen Stadthügel. Während ich über diesen Ort recherchiere, wird mir klar, dass es sich lohnen würde, diesen schönen Flecken Erde, praktisch von allen Seiten von Wasser umgeben, genauer zu erforschen. In 9km Entfernung gäbe es sogar einen Stellplatz. Diesen Geheimtipp nehmen wir auf alle Fälle mit in unsere «Reise- to- do- Liste»- frei nach dem Motto: Was noch nicht ist, kann noch werden!

Ja mit der Zeit wird’s dann doch etwas arg langweilig, wenn man so in der Kolonne stundenlang warten muss, bis man auf die Fähre fahren kann. Ich mach uns eine chinesische Nudelsuppe, doch auch diese schafft es nicht, die Zeit komplett auszufüllen. Lesen? Mag ich gerade auch nicht, aber etwas Musik hören via Internetradio wäre jetzt nicht schlecht. Die Fähren- WIFIs lassen nur leider mein Handy im Stich; ein Anmelden ist nicht möglich. Ich beschliesse, einen wilden Hotspot zu kapern. Mit meiner gewählten Zahlenkombination knacke ich tatsächlich den Code! Ein paar Minuten Musik von meinem Lieblingssender und ich fühle mich wie die Königin der Datendiebe! Aber schon meldet sich mein schlechtes Gewissen! Ich höre noch das Lied von Udo Lindenberg zu ende, danach klemme ich die Verbindung ab, Elyas, der «Datenspender» möge mir verzeihen! Jörg dreht ein paar Runden auf dem Areal und ich nehme nun doch noch mein Buch hervor, um die Zeit totzuschlagen.

Aber meine Geduld wird auf die Probe gestellt! Es tut sich absolut gar nichts! Jörg bleibt gelassen, doch ich werde langsam aber sicher etwas kribbelig! Dann endlich hören wir Alarmanlagen von Autos- ein Indiz, dass die Fähre nun angekommen ist. Warum es dennoch nicht vorangeht, bleibt ein Rätsel, informiert wird man nicht und es ist niemand von der Fährgesellschaft hier, den man fragen könnte. Auch die vielen Marokkaner mit ihren Lieferwagen scheinen sich über die Verzögerung zu wundern. Sie treffen sich vor ihren Autos, essen Pistazienkerne, diskutieren lautstark oder sehen sich auf ihren Handys einen Fussballmatch an.

Erst um 21 Uhr setzen sich die ersten Autos in Bewegung, aber wir freuen uns zu früh. Im Konvoi fahren wir im Schneckentempo durch eine Halle, danach gibt’s zweimal eine Kontrolle und erst um 22 Uhr geht’s auf den alten Kahn. Um 22.30 Uhr, mit vier Stunden Verspätung, beginnen die Motoren zu laufen und das ganze Schiff vibriert! Endlich geht es los! Wir beziehen unsere Kajüte und besichtigen danach das Schiff. Ein Restaurant hat noch geöffnet, also essen wir eine Kleinigkeit, bevor wir schlafen gehen.

23. Januar 2024

Das Schaukeln des Schiffes liess uns schlafen wie die Herrgötter! Erst um 09.00 Uhr stehen wir auf und machen uns startklar für einen Tag auf dem offenen Meer! Wir freuen uns auf einen feinen Cappuccino, denn das können sie ja, die Italiener (GNV ist eine italienische Gesellschaft)!

Danach geht’s ab aufs Deck! Wir halten Ausschau nach Delfinen, doch diese tummeln sich wohl gerade anderswo. Ein leichter Wind bläst uns ins Gesicht, aber das Gefühl, wieder einmal Wärme und Sonnenstrahlen auf unserer Haut zu spüren ist einfach unbeschreiblich!

Wir setzen uns wieder in die Cafeteria, trinken Cappuccino Nummer 2, während wir die Marokkaner bei ihrem Kartenspiel beobachten. Waren sie gestern noch allesamt europäisch gekleidet, sind ihre Körper nun mit lange Hemdenkleider mit Kapuzen umhüllt und ihre nackten Füsse stecken in spitzen Hausschuhen oder Schlarpen.

Lesend und immer wieder den Blick aufs offene Meer gerichtet, schleichen die Stunden dahin.

24. Januar 2024

Neue Etappe:

Von Tanger Med fahren wir auf die A5 bis Assilah, wo wir auf dem Camping Echrigui einchecken.

Koordinaten Camping Echrigui:

35.4722, -6.0280

Wir laufen in den Gängen an Matratzenlagern vorbei und holen uns einen Kaffee. So langsam hat man jeden auf dem Schiff schon einmal gesehen und kann auch den jeweiligen Charakter den Gesichtern zuordnen. In der Ecke am Fenster liegt der alte Pascha, welcher sich von seinem Sofa nur erhebt, wenn ihm Minztee gebracht wird. Er getraut sich nicht aufzustehen, in der Angst, jemand könnte seinen Platz einnehmen. Und da sind die zwei jungen Franzosen, deren Lederjacken verraten, dass sie Marokko mit dem Motorrad erkunden wollen. Oder der Marokkaner, der alle Blicke auf sich zieht, weil er beim Kartenspiel nicht ruhig sitzen kann. Theatralisch mischt er die Karten und übertönt mit seinem lauten Organ alles und jeden. Oder da ist die Familie, deren kleines Kind voller Übermut in eine Tischkante rennt. Es wird wohl eine kleine Beule geben. Gut, dass sich die jungen Mütter untereinander aushelfen. Eine von ihnen hat eine Crème mit dabei, die nun auf die Stirn des Kindes aufgetragen wird und bald versiegen die Tränen.

Überhaupt ist heute eine gewisse Unruhe zu spüren. Es freuen sich wohl alle darauf, dass das Schiff bald in Tanger anlegen wird.

Plötzlich sehen wir, dass einige Passagiere hektisch weisse Zettel ausfüllen. Das sollten wir wohl auch tun, also begibt sich Jörg zur Reception. Dort aber wird er bloss von zwei Damen vertröstet. Ein aufmerksamer marokkanischer Passagier beobachtet dies und reicht Jörg freundlicherweise die Formulare. Wie nett ist das denn! Auf dieser Fähre sind wir vom Personal etwas enttäuscht. Niemand weiss etwas und nirgendwo steht etwas. Wir füllen unsere Dokumente aus und vertiefen uns danach in unsere Bücher.

Um 15 Uhr holen wir unser Gepäck aus unserer Kajüte, denn die Fähre soll tatsächlich schon um 15.30 in Tanger anlegen! Mit den Einreiseformularen in der Hand stehen wir später in einer Menschenschlange am Schalter. Erstaunlicherweise geht diesmal alles schneller voran als noch im Vorjahr. Danach geht’s zurück zu unserem Wohnmobil, und schon rollen wir von der Fähre! Auf dem Fährenareal gibt es aber noch weitere Hürden zu bewältigen: Wieder müssen wir unsere Pässe vorweisen, danach wird unser Wohnmobil gescannt und anschliessend eingeführt. Eigentlich haben wir geplant, genau wie letztes Jahr beim Fährterminal zu nächtigen, doch da wir diesmal so früh in Tanger angekommen sind, beschliessen wir, nach Asilah zum Camping Echrigui zu fahren.

Ankunft in Asilah

Dort gibt es dann eine unschöne Überraschung! Der Campingplatz ist belegt! Trotzdem dürfen wir uns hinstellen und morgen wird uns dann ein besserer Platz zugewiesen. Die Campingbetreiber sind sehr aufmerksam und verkaufen uns gleich noch marokkanische SIM- Karten und Guthaben- eine geplante Aufgabe für morgen, die nun bereits erledigt ist!

25. Januar 2024

Wir wechseln unseren Platz, danach erkunden wir Asilah. Es gefällt uns, entlang der Strandpromenade zu laufen und wir lauschen der Melodie des Atlantiks, welche uns so sehr gefehlt hat! Durch das historische Mauertor erreichen wir die Medina, deren eigener Charme uns überrascht! Den Teppichkauf in der Schweiz hätte ich mir sparen können, angesichts der schönen Exemplare, die es hier gibt! In den Gassen der Medina entdecken wir viele Wohnhäuser von Kunsthandwerkern, die ihre Schätze auf den Strassen präsentieren. Die Fassaden der Häuser sind weiss getüncht und die Fenster und Türen sind in den Farben Blau und Grün gehalten. Uns fallen die vielen Wandmalereien und auch die schönen Fliessen auf, welche als Dekoration oder als Hinweise auf Kunstgalerien dienen sollen.

Was uns bisher fehlt, sind die pinken Pferdekutschen, von denen ich gelesen habe. Sie sollen das Stadtbild prägen, doch bisher haben wir noch keine gesehen.

Wir laufen zum Campingplatz zurück, weil wir noch vorhaben, unsere Wäsche zu waschen. Am Morgen war die Maschine  besetzt, doch nun sollte es klappen. Der Campingangestellte ist ganz überrascht, dass wir eine 60 Grad- Wäsche machen wollen. Das sei noch nie vorgekommen, meint er. Na ja, es gibt immer ein erstes Mal!

26. Januar 2024

Wir machen uns erneut auf in die Stadt. Gestern haben wir viele Läden abgeklappert, in der Hoffnung, in einem von diesen auf Gemüse und Früchte zu stossen. Wir stolperten zwar darüber, jedoch bloss in Konservenform. Überall dasselbe Bild: Kanister mit Wasser, Kaugummis, Pflegeartikel, Streichkäse und Milch- aber kein frisches Grünzeug!

Heute setzen wir nun unsere Erkundung fort! Die erste Gasse entpuppt sich als Coiffeurmeile, in der zweiten reihen sich Autogarage um Autogarage und nochmals eine weiter scheinen sich die Menschen aus der Fleischzunft niedergelassen zu haben.

Doch dann die Überraschung: ein Marokkaner präsentiert sein Fruchtsortiment auf seinem Anhänger! Wir greifen sofort zu, kaufen Orangen und Apfel, und nur wenige Meter weiter offenbart sich ein ähnliches Bild, diesmal jedoch mit Gemüse statt Früchten. Ich fühle mich wie im Schlaraffenland und erweitere meinen Einkauf um einen Bund Karotten und zwei Zuccetti. Auch bei den Damen vom Souk kaufe ich einen frischen Salat.

Das heutige Abendessen wird ein Fest oder zumindest vitaminreich! Jörg wünscht sich etwas Fleisch dazu, also kaufen wir bei einem Metzger ein wenig Hühnchenfleisch. Nur für Jörg, denn der Anblick der Fleischtheke lässt mich beinahe wieder zur Vegetarierin werden! Vorerst bringe ich jedenfalls keinen Bissen runter!

Mit vollen Einkaufstaschen schlagen wir den Rückweg ein und wir bemerken immer wieder, wie laut die Marokkaner telefonieren! So laut, dass wir uns fragen, ob ein Telefon überhaupt notwendig ist; der andere Teilnehmer könnte es wohl auch ohne hören!

27. Januar 2024

Gerade habe ich mein Buch Regenroman von Karen Duve zu Ende gelesen. Regenroman- wie erleichtert wir doch sind, endlich dem Regen entflohen zu sein und uns stattdessen vor dem Womo im Liegestuhl entspannen zu können, während warme Sonnenstrahlen unsere Haut und unsere Herzen erwärmen und der Muezzin seine Klänge zum Besten gibt.

Wir haben es nicht eilig, gehen die Reise durch Marokko entspannt an. Während wir die letzten Tage links und rechts von uns immer wieder neue Womonachbarn begrüssen durften, entscheiden wir uns bewusst dazu, noch einen weiteren Tag auf dem Camping Echrigui zu verbringen. Es gibt keinen Grund zur Eile. Wir haben gelernt, die Reise durch Marokko in diesem Jahr entspannter anzugehen und das ist gut so.

Nachmittags werden wir uns zum Strand aufmachen, barfuss durch den Sand laufen und uns über unser Glück erfreuen!

4 Antworten auf „-Sonnige Tage in Asilah“

Ich wünsche euch viele schöne Momente und eine wunderbare Zeit in Marokko. Geniesst Land und Leute und kommt mit unbezahlbaren Erlebnissen heil und glücklich zurück. Lieber Gruss: Peter

Ich kann es nachvolziehen,wie ihr die Wärme des Südens geniesst,wo es bei uns so trüb,fast regnerisch ist.Wir wünschen euch weiter sonnige und wärmende Tage in euerm geliebten Marocco.“Häbits guet“ und danke für den Blog.

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