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Reisen

-Der Verhandlungsmarathon in Safi

 

04. Februar 2024

Oualidia zählt für uns zu den Orten Marokkos, die es unter die Top 10 geschafft haben! So authentisch! So voller Leben!

Wir geniessen unser Frühstück und stellen erstaunt fest, dass es draussen neblig ist. Erst bei zunehmender Temperatur löst sich der Nebelschleier allmählich auf. Der Gedanke an Nebel erinnert mich an einen Bericht, den ich kürzlich im Netz las. Da ging es darum, dass eine Hilfsorganisation in Marokko Netze installiert habe, sogenannte Nebelfänger (Cloudfisher- Anlage). Indem der Wind den Nebel durch senkrechtstehende Netze drückt, bleiben an den Spezialgeweben kleinste Wassertröpfchen hängen. Diese vereinen sich zu grossen Tropfen und laufen durch die Schwerkraft nach unten in eine Auffangrinne. Gerade in Marokko, wo es in vielen Teilen des Landes keine ordentliche Wasserversorgung gibt, ist das eine geniale Sache! Ich bin gespannt, ob wir diesen Nebelfängern begegnen werden.

Und was steht für uns heute an? Natürlich ein Strandspaziergang! Ich fülle meinen Rucksack mit Leckereien aus der Schweiz, denn wir wollen Mustafa einen Besuch abstatten. Ihr erinnert euch? Mustafa wohnt in einer Höhle am Strand. Wir lernten ihn letztes Jahr auf einem Spaziergang kennen. Spontan lud er uns damals auf einen Berberwhisky ein. Seine Freundlichkeit und seine Gastfreundschaft berührten uns sehr.

Als wir schliesslich Mustafas Heim erreichen, bemerken wir, dass er bereits Besuch hat. Doch als er uns erblickt, winkt er uns zu sich. Da ist sie wieder, diese unbeschreibliche Herzlichkeit! Er lädt uns ein, die herrliche Aussicht auf das Meer zu geniessen und natürlich nehmen wir sein Angebot dankend an! Wir sind uns nicht sicher, ob er uns wiedererkannt hat, darum helfen wir ihm etwas auf die Sprünge und erzählen ihm von unserem Besuch vor einem Jahr, als wir seinen köstlichen Berberwhisky probieren durften. Seine Freude über unser Geschenk ist nicht in Worte zu fassen! Schnell bringt er es in Sicherheit, bevor er uns einlädt, uns dazuzusetzen. Doch wir wollen nicht stören. Eigentlich ging es uns nur darum, uns erkenntlich zu zeigen und uns zu vergewissern, dass es ihm gut geht. Wir tauschen noch ein paar Worte aus und versprechen, eines Tages wiederzukommen. Gerührt von dieser Begegnung und mit Freude im Herzen setzen wir unseren Weg fort und Mustafa ruft noch hinterher, dass er uns das nächste Mal mit unserem Namen kennen werde!

Ich wünschte, es gäbe mehr Menschen wie Mustafa auf dieser Welt. Menschen, die mit ihrer Herzlichkeit und Bescheidenheit das Leben anderer berühren und bereichern. Sollte dich das Leben einmal herausfordern, so wage ich zu behaupten, dass dich ein Besuch bei Mustafa verändern wird. Schaue mit ihm auf das Meer hinaus und du wirst deinen Weg wieder klar vor dir sehen!

In den Dünen von Oualidia

05. Februar 2024

In den Reiseberichten anderer Wohnmobilisten stolpern wir über einen versteckten Schatz in Oualidia- die Grotte! Wie seltsam, dass wir diese auf unseren Strandspaziergängen bisher übersehen haben! Voller Neugier machen wir uns erneut auf den Weg zum Strand, entschlossen, dieses Juwel zu entdecken. Doch wäre da nicht dieser Fischer gewesen- ich glaube, wir hätten diesen Ort nie gefunden! Der Fischer ist sichtlich erfreut über unseren Besuch und führt uns voran, während wir ihm folgen. Schnell wird uns klar, dass wir tatsächlich etwas verpasst hätten, wäre uns diese Schönheit entgangen!

Doch dann folgt der unschöne Abschnitt: In der Grotte wird der Fischer mir gegenüber unerwartet aufdringlich! Während Jörg sich umsieht, schlägt dieser mir nämlich vor, gemeinsam mit ihm ein Foto zu machen und ich sehe zunächst keinen Grund, abzulehnen. Doch schnell wird mir bewusst, dass er viel zu nah ist- zu nah für meinen Komfort. Und als er weiter beharrlich meine Nähe sucht, ist mir das definitiv zu viel! Wir verlassen die Höhle schneller als geplant und die Lust, mit ihm auch noch die zweite Höhle zu erkunden, ist mir vergangen. Solche unangenehmen Situationen müssten nicht sein! Hatten wir bisher zum Glück nicht!

Eingang zur Grotte

Trotz allem lassen wir uns den Tag nicht verderben! Auf dem Rückweg erblicken wir eine kleine Schlange, können aber nicht feststellen, um welche Art es sich handelt. Ich versuche sie zu fotografieren, doch im Nu ist sie verschwunden! Nun sind wir wieder an der Strasse, wo sich die Restaurants befinden. Wir setzen uns in ein Gartenrestaurant, um einen Avocado- und Bananenshake zu geniessen.

Sonnenuntergang bei Oualidia

06. Februar 2024

Neue Etappe:

Von Oualidia fahren wir auf die Küstenstrasse R301und fahren bis Safi, wo wir auf dem Camping einchecken.

Koordinaten Camping Safi:

32.3175, -9.2377

Die rund 60 Kilometer entlang der Küste sind ein Traum und ich kann mich kaum sattsehen von diesem atemberaubenden Ausblick auf das endlose Meer! Kilometerlange Sandstrände laden ein, barfuss spazieren zu gehen. Du könntest dort stundenlang laufen, ohne einer Menschenseele zu begegnen!

Wir finden es immer wieder amüsant, dass einige Autofahrer die Strasse dazu nutzen, um sich mit Freunden zu unterhalten oder am Handy zu hängen. Immer wieder winken uns die Menschen zu, doch das sind wir uns ja bereits von unserer letzten Marokkoreise gewohnt.

Beim Camping Safi scheint niemand daran interessiert zu sein, unsere Personalien aufzunehmen oder das Geld für die Stellplatzgebühr entgegenzunehmen. Der Polizist in seinem Kabäuschen deutet uns, einen Platz auszusuchen und als wir danach zurückkommen und nach der Bezahlung fragen, ruft er kurzerhand ein Kind aus dem Rezeptionsgebäude herbei. Bürokram scheint er wohl nicht zu mögen oder gehört nicht in sein Resort.

Doch auch das Mädchen weiss nicht, was zu tun ist, worauf der Polizist die Schultern zuckt und meint, dass wir morgen bezahlen sollen.

Per Taxi geht’s für uns nun in die Medina von Safi, schliesslich haben wir vorab so viel über diese Stadt gelesen und besonders das Töpferviertel interessiert uns. Als erstes springt uns jedoch die portugiesische Festung Ksar el- Bahr ins Auge, welche im sechzehnten Jahrhundert erbaut wurde. Sie hat etwas Majestätisches!

Doch Grund für unseren Besuch sind die Keramikmärkte. Schon hat uns ein selbsternannter Guide im Visier. Abdel nennt er sich. Er verspricht uns, uns alles über das Töpferhandwerk zu zeigen. Das ist uns gerade recht, also folgen wir ihm. Und Abdul hat uns nicht zu viel versprochen: Er führt uns durch enge, lehmige Gassen und immer wieder dürfen wir den Töpfern über ihre Schulter schauen.

Abdul entführt uns in die interessante Welt der Tonverarbeitung- von der Zerkleinerung der Lehmbrocken bis hin zur kunstvollen Bemalung und dem Brennen im Ofen.

Im Töpferviertel von Safi

Ich beschliesse, mir eine kleine Schale für mein Frühstücksmüesli zu kaufen, nicht nur weil sie mir gefällt, sondern auch um unsere Dankbarkeit zu zeigen. Doch natürlich wollen sie mir gleich noch einen passenden Unterteller dazu verkaufen. Nachdem alles in Zeitungspapier eingepackt ist, geht’s ans Bezahlen. 320 Dirham, also ungefähr 32 Schweizer Franken, wollen sie dafür haben. Jetzt kommt Jörg ins Spiel! Es entwickelt sich ein wahres Feilscher- Duell, das selbst die Strassenhändler zum Schmunzeln bringt! Jörg ist in seinem Element und verhandelt wie ein Profi! Sein Einsatz zahlt sich aus: Wir bekommen die zwei Keramikstücke nun zu einem Preis von 150 Dirham, also ungefähr 15 Schweizer Franken (was natürlich für marokkanische Verhältnisse immer noch mehr als genug ist)! Abdul bringt uns anschliessend in die alte Medina, wo wir uns nun von ihm verabschieden. Aber oha, jetzt folgt die Retourkutsche: Für seine Arbeit als Guide verlangt Abdul jetzt 50 Dirham, fürs Fotografieren der Töpfer 100 Dirham! Mit einem leichten Zähneknirschen überreichen wir ihm das gewünschte Geld- Wenn’s ums Geschäften geht, halten die Marokkaner zusammen! Abdul hat uns gerade gründlich ausgetrickst und wir müssen den Titel des Verhandlungsmeisters an ihn abtreten!

Wir laufen danach durch die Gassen der Medina. Safi solltest du unbedingt einen Besuch abstatten, solltest du einmal in der Nähe sein! Dieser Ort hat etwas Urtümliches und ist bei weitem nicht so überlaufen wie Marrakech oder so.

Wir sind vom Laufen etwas müde geworden, also setzen wir uns in ein Restaurant. Von dort aus beobachten wir das lebhafte Treiben auf den Strassen und lassen die Eindrücke auf uns wirken.

Danach geht’s per Taxi zurück zu unserem Womo.

07. Februar 2024

Wir sitzen vor unserem rollenden Zuhause, beide vertieft in unsere Lektüren, während gleichzeitig eine Bande Katzen schnurrend um uns herumschleicht. Jene mit geflecktem Fell und zwei hinkenden Beinen ist ganz besonders anhänglich. Aber die Chemie zwischen uns stimmt, jedenfalls lasse ich es zu, dass sie sich zu mir auf den Liegestuhl gesellt und natürlich hat sie nur eins im Sinn, meinen Milchshake zu erobern. So mager wie sie ist, gebe ich ihr gerne etwas ab.

Auch Schildkröten und Hühner gibt es hier. Gestern beobachtete ich eine Camperin triumphierend mit drei Hühnereiern von ihrer kleinen Erkundungstour zurückkommen. Die Hühner werden ihre Eier wohl irgendwo zwischen den Palmen legen und wer eins findet, darf es behalten. Ein bisschen wie eine Ostereiersuche, oder?

08. Februar 2024

Da sitzt Jörg mit seinem Spannungsregler, den er uns bereits in der Schweiz besorgt hat und er ist einfach nicht zufrieden damit. Das Ding macht partout nicht das, was es sollte! Nachdem er die Bedienungsanleitung erneut durchgelesen hat und immer noch nicht versteht, an was es liegen könnte, beschliessen wir kurzerhand, nochmals in die Stadt zu düsen und uns ein anderes Gerät zu kaufen, denn so wie es ausschaut, haben wir ein Montagsprodukt erwischt!

In der Autozubehör- und Elektroteile- Strasse finden wir tatsächlich das Objekt unserer Begierde! Wir bezahlen und laufen wieder auf die Strasse. Plötzlich hören wir eine vertraute Stimme: Es ist Abdul, unser Begleiter und Stadtkenner, welcher uns mit einem breiten Lächeln grüsst!

Schwer beladen steuern wir ein gemütliches Café an, trinken einen feinen Fruchtshake, bevor es per Taxi den Hang hinauf zu unserem Womo geht.

Und übrigens: Der neue Spannungsregler funktioniert wie eine Eins! Manchmal braucht es eben einen kleinen Umweg über die Stadt, um die Dinge wieder in Ordnung zu bringen!

Unterdessen glaubt Jörg den Grund für das Versagen des anderen Gerätes zu kennen: Offenbar funktionieren Geräte mit Schuko- Anschlüssen Typ F in Frankreich, demzufolge auch in Marokko, einfach nicht. Er hätte ein Gerät mit französischen Anschlüssen bestellen sollen. Also doch kein Montagsprodukt! So oder so grämen wir uns nicht darüber, schliesslich gibt es Schlimmeres!

09. Februar 2024

Ja ist es denn die Möglichkeit! Es regnet! Und wie! Auch der Wind ruckelt kräftig an unserem Wohnmobil, so dass ich mich fühle, als wäre ich in einem riesigen Wackelpudding gefangen!

Wir beschliessen, noch einen weiteren Tag hier in Safi zu verbringen, denn bei diesem Wetter macht das Weiterfahren wirklich keinen Spass. Ausserdem erwartet uns erneut eine wunderschöne Strecke entlang der Küste – es wäre schade, diese bei solchem Huddelwetter unter die Räder zu nehmen. Zudem soll die Zufahrt vom nächsten Campingplatz sandig sein- wir wollen nicht riskieren, dort mit unserem Womo steckenzubleiben.

Laut Wetter- App soll ja Morgen bereits wieder die Sonne scheinen!

2 Antworten auf „-Der Verhandlungsmarathon in Safi“

Danke für den Blog.Ums felschen in Marokko kommt man einfach nicht herum.Wir hatten auch ähnliche Erlebnisse auf unserer Marokko-Reise.Weiterhin einen schönen Aufenthalt in eurem geliebten Marokko und lässt mir Mustafa grüssen!!

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