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-Oktopusjagd am Strand von Bhaibah

 

10. Februar 2024

Neue Etappe:

Bei Safi folgen wir der R301 für 80 km. Bei Bhaibah checken wir auf dem Camping de la plage de Bhaibah ein.

Koordinaten Camping de la plage de Bhaibah:

31.7877, -9.5842

Wir stellen uns tapfer der Grauwasser- Entsorgung, was ein wahrlich schwieriges Unterfangen ist, denn das Wasser läuft nicht ab, doch das scheint hier niemanden zu kümmern. Das war schon gestern und vorgestern so. Nun wird noch eingekauft, denn unsere nächste Bleibe wird etwas abgelegen sein. Sicher ist sicher!

Die Fahrt nach Bhaibah ist genauso, wie wir es uns vorgestellt haben: der absolute Traum! Gut, dass wir das schöne Wetter abgewartet haben! Bei strömendem Regen wäre es nur halb so schön! In Bhaibah gilt es, eine schwierige Entscheidung zu treffen, denn der letzte Abschnitt zum Camping ist sandig und weisst gigantische, teilweise tiefe Pfützen auf.

Ein anderer Camper bleibt ebenfalls stehen und zögert mit der Weiterfahrt. Nach reiflicher Überlegung setzen wir unseren Kurs fort, während sich der andere Camper nicht dazu durchringen kann. Nach 1.7 km holpriger Fahrt im Schritttempo erreichen wir schliesslich den Campingplatz und werden mit einem kleinen Paradies belohnt! Über das Aussehen unseres Wohnmobils nach dieser Schlammschlacht wollen wir lieber schweigen!

Kaum haben wir uns eingerichtet, brechen wir bereits wieder auf, um den Strand zu erkunden. Mich faszinieren immer wieder die wildwachsenden Pflanzen in Marokko. Dank meiner Pflanzen- App kann ich nun auch ihre Namen bestimmen. Heute begegnen mir Blaugrüner Tabak, Eiskraut und Sonnenwende.

Blaugrüner Tabak

11. Februar 2024

Das Rauschen der Wellen lockt uns heute früher als gewöhnlich an den Strand. Die Morgenfrische ist noch deutlich spürbar, die Spuren von gestern wurden vom Wasser weggefegt, und die Fischer nutzen die Ebbe, um weit draussen auf dem nun zugänglichen Tuffgestein ihre Angel auszuwerfen, während wir entspannt entlang des Ufers schlendern.

Diesmal wählen wir die andere Richtung und während wir gehen, fröne ich einer meiner Lieblingsbeschäftigungen: ich halte Ausschau nach schönen Mustern, die der Künstler namens Ozean auf dem Strand hinterlassen hat. Es fasziniert mich immer wieder, welch schöne Designs die Wellen und Gezeiten in den Sand zeichnen. Ich könnte Stunden damit verbringen, diese Muster zu studieren und mit der Kamera festzuhalten.

Jörg hingegen interessiert sich mehr dafür, mit welcher Technik die Fischer arbeiten. Jeder in seine Gedanken vertieft, kommen wir nur langsam voran. In weiter Ferne erblicken wir Menschen mit langen Holzspeeren.

Was genau sie damit im Tuffgestein machen, ist uns unklar. Unsere Neugier ist geweckt und wir beschliessen, näher zu ihnen zu laufen, um mehr herauszufinden. Wir vermuten, dass sie nach Krebsen suchen, sind uns aber nicht sicher. Leider sind die Männer zu weit draussen, als dass wir erkennen könnten, ob wir mit unserer Vermutung richtig liegen. Doch dann bemerken wir einen älteren Mann ganz in unserer Nähe. Ich laufe durch das knietiefe Wasser und frage ihn, nach was er denn suche. Daraufhin öffnet er eine Plastiktüte und zieht einen Oktopus heraus. Auch Jörg kommt hinzu und traut seinen Augen kaum! Mit Oktopussen hätten wir wirklich nicht gerechnet! Wir bedanken uns bei dem netten Herrn fürs Zeigen und setzen unseren Spaziergang fort. Immer wieder bietet sich uns dasselbe Bild: Männer mit Holzspeeren beim Jagen nach Oktopussen! Es scheint, als hätten sich alle männlichen Dorfbewohner hier am Strand versammelt, Väter mit ihren Söhnen, alle mit demselben Ziel: mit einem prallgefüllten Beutel nach Hause zu gehen. Ein paar Jungs kommen freudig näher und zeigen stolz ihren Fang. Jetzt wird uns endlich klar, wie ihre Fangtechnik funktioniert: an der Speerspitze mit Dreierhaken haben sie einen lebenden Krebs angebunden. Damit stochern sie in den Tuffwannen herum und locken die Oktopusse aus ihren Verstecken. Diese schnappen nach den Krebsen und bleiben an den Haken hängen. Eine simple, aber effektive Fangtechnik!

Wer findet den Oktopus?

Erfüllt von den Eindrücken laufen wir wieder heimwärts. Ab und zu bücke ich mich, um schöne Muscheln aufzusammeln, die ich später im Womo aufstellen werde.

Fürs Nachtessen steht Couscous in Form von Griesschnitten auf dem Menüplan, begleitet von einem frischen Salat und Karottengemüse. In Marokko ist zwar der Freitag der traditionelle Couscous- Tag, doch heute haben wir einfach Lust auf dieses Gericht und es schmeckt uns auch an einem Sonntag!

12. Februar 2024

Neue Etappe:

Bei Bhaibah fahren wir weiter auf der R301. Nach circa 35 km biegen wir links ab auf die Piste RP2210 für fünf km. Beim Camping Esprit Nature checken wir ein.

Koordinaten:

31.5527, -9.6260

Bhaibah hat uns verzaubert, doch die Neugier auf weitere Entdeckungen in Marokko treibt uns voran! Als erstes steht die Bewältigung der 1.7 km lange Schlammstrasse an. Gut, dass wir damit bereits etwas Übung haben! Es klappt alles wunderbar; Jörg bedauert bloss, dass unsere Felgen nach diesen zwei Tagen aussehen wie nach einem wilden Motocrossrennen, dabei hat er sie doch erst kürzlich auf Hochglanz gebracht!

Die heutige Etappe beträgt bloss 40 km und die letzten fünf Kilometer ähneln der letzten Zufahrt zum Campingplatz- eine Naturstrasse, aber dieses Mal trocken.

Der Campingplatz, den wir vorfinden, ist wirklich ganz aussergewöhnlich: für marokkanische Verhältnisse sehr gepflegt und sauber, aber auch etwas teurer als üblich. Es ist quasi ein Campingplatz im Wald, obwohl: man kann nicht wirklich von Bäumen sprechen; viel eher von Sträuchern.

Und heute ist es wieder so weit: wir müssen einen Waschtag einlegen. Auch die Betten werden frisch bezogen und so kommt ordentlich Wäsche zusammen! Gut, dass es auf dem Campingplatz eine funktionierende Waschmaschine gibt! Während sich unsere Wäsche in der Trommel dreht, geniessen wir die wunderbare Umgebung.

Die Vögel in den Sträuchern geben ein Konzert, die Schildkröten machen ihre Runden und das Gezirpe der Grillen geben uns das Gefühl, als sässen wir an einem heissen Julitag in der Schweiz auf einer frisch gemähten Wiese.

13. Februar 2024

Direkt vor unserem Campingplatz liegt der Startpunkt für eine kleine, einstündige Wanderung durch den steinigen Arganwald. Da wir sowieso vorhaben, die Landschaft weiter zu erkunden, brechen wir auf, bevor es so richtig heiss wird.

Es wäre klüger gewesen, wir wären noch etwas früher aufgebrochen, denn die Sonne brennt bereits um 11 Uhr unbarmherzig vom Himmel. Aber wir sind selbst schuld; sind wir doch den morgen etwas gar gemütlich angegangen! Die Wanderung gefällt uns trotzdem und es gibt viel zu beobachten. Wir sehen viele marokkanische Wanderheuschrecken und kugelige, schwarze Käfer. Nebst den vielen Arganbäumen fallen uns die vielen Feigenkaktusse auf, welche bereits saftige Früchte tragen. Zu gerne würde ich eine probieren, doch das Abzweigen, ohne sich an den Dornen zu stechen, erweist sich als ein Ding der Unmöglichkeit.

Feigenkaktusse links und rechts

Und plötzlich höre ich ein Fauchen! Ich schaue mich um, kann aber nichts erkennen. Da! Schon wieder! Jetzt erst sehe ich, welchem Tier unser Besuch nicht gelegen kommt- es ist eine Schildkröte! Ich wusste bis dahin nicht, dass Schildkröten fauchen können! Mit ihrem Panzer ist sie zwischen den Steinen gut getarnt. Man muss schon genau hinschauen, um sie zu entdecken. Wahrscheinlich lief ich ungewollt zu nah an ihr vorbei und mit ihrem Fauchen wollte sie mir mitteilen: Hey Vorsicht, ich bin auch noch da!

Fauchender Stein

Und schon sind wir wieder am Ausgangspunkt unserer Wanderung angelangt! Diese kleine Rundwanderung hat sich wahrhaftig gelohnt!

14. Februar 2024

Neue Etappe:

Vom Camping Esprit Nature fahren wir auf die N1 Richtung Agadir, der wir folgen bis Sidi Kaouki. Beim Camping Soleil Kaouki checken wir ein.

Koordinaten Camping Soleil Kaouki:

31.3489, -9.7942

Der Camping Soleil Kaouki ist gut belegt, also müssen wir uns mit unserem Womo vorerst in die Mitte stellen und können morgen auf einen offiziellen Platz nachrutschen. Das ist für uns in Ordnung; der einzige Nachteil ist, dass wir momentan keinen Strom haben. Aber wir haben erst eine halbe Flasche Gas verbraucht; also sollte es nicht weiter ein Problem sein, wenn unser Kühlschrank mit Gas, statt Strom kühlt. Heute ist es extrem windig und sehr heiss, ganze 31 Grad Celsius. Im Moment fühlen wir uns am wohlsten im Womo im Schatten, alle Fenster offen, mit einem kühlen Getränk vor uns. Der Strand kann ruhig noch etwas warten: er ist ja auch noch da, wenn der Wind sich etwas gelegt hat. Ich frage mich, wie das die Menschen im Sommer in der Wüste aushalten! Lahsan, unser Wüstenguide von unserer ersten Marokkoreise, hat uns letzten Sommer geschrieben, dass bei ihnen das Quecksilber auf über 50 Grad Celsius angestiegen sei, weshalb das Leben vorwiegend nachts stattfand, wenn es etwas erträglicher war. Tagsüber hätte man einfach versucht zu schlafen. Weil ich mich nun daran erinnere, will ich mich auch gar nicht beklagen! 31 Grad müssen ja für die Wüstenbewohner ein Klacks sein! Wenn ich mich umschaue, sehe ich jedoch, dass wir nicht die Einzigen sind, die mit der Hitze etwas zu kämpfen haben, denn die wenigen Wohnmobilisten, die sich draussen aufhalten, liegen wie tote Fliegen in ihren Liegestühlen.

Gegen Abend wagen wir uns doch noch vor die Womo- Tür: Der Hunger plagt uns nämlich und was gibt es Besseres, als den Tag der Liebe mit einem köstlichen Abendessen zu feiern? Also machen wir uns auf ins Örtchen und landen beim Restaurant Iziki. Dort geniessen wir feine Pizzen, während wir gleichzeitig das bunte Treiben der Surfszene auf dem Platz beobachten.

Abendstimmung bei Sidi Kaouki

15. Februar 2024

Neue Etappe:

Vom Camping Soleil Kaouki fahren wir via P2201 zurück auf die N1. Dieser folgen wir für circa 110 km bis kurz vor Taghazout, wo wir auf dem Camping Terre d Ocean einchecken.

Koordinaten Camping Terre d` Ocean

30.5631, -9.7406

Ali, der Chef des Campingplatzes, macht wirklich einen tollen Job! Immer freundlich, immer hilfsbereit und er hat «den Laden» definitiv im Griff! In den Toiletten gibt’s sogar einen Seifenspender- das ist in Marokko wirklich eine Seltenheit! Kurz gesagt: Ali ist top! Hut ab, vor seiner Leistung! Weshalb es uns trotzdem weiterzieht? Der Platz wirkt irgendwie lieblos. Es fehlen schattenspendende Bäume und auch die Atmosphäre ist nicht ganz nach unserem Geschmack. Wenn die meisten Camper in indischem Stil bekleidet sind und an ihren Bullis Badetücher mit irgendwelchen Gottheiten zum Trocknen hängen, dann fühlen wir uns ein bisschen fehl am Platz.

Wir machen uns auf zu einer längeren Fahrt. Die Landschaft zeigt nur noch grüne Tupfer von den Arganbäumen, sonst gibt es nichts als Steine. Aber diese Landschaft hat durchaus ihren Reiz! Wir begegnen unzähligen Ziegen und Schafen und auch viele Dromedare kreuzen unseren Weg. Genauso muss Marokko sein!

Unterwegs legen wir einen Halt ein, damit wir einem Verkäufer am Strassenrand ein Glas mit Amlou (Brotaufstrich mit Arganöl, Mandeln und Honig) abkaufen können.

Und schon erreichen wir unsere neue Bleibe- ein Campingplatz, hoch oben auf einer Klippe. Ich denke, hier werden wir uns wohl fühlen! Die Aussicht auf das Meer ist atemberaubend, die sanitären Anlagen sind in Ordnung und das Personal freundlich. Und wenn ich keine Lust zum Kochen habe, lassen wir uns im Camping- Restaurant verwöhnen. Aber es lohnt sich, die Speisekarte genau zu studieren, sonst kann es passieren, dass Hackfleischbällchen aus Dromedarfleisch auf deinem Teller landen!

Es gibt auch einen wunderschön angelegten Pool und- wie könnte es anders sein- Pétanque- Anlagen für die vielen Gäste aus Frankreich. Wir haben es uns angewöhnt, mit unserem Womo nicht allzu nah an die Pétanque- Anlagen hinzufahren, denn dort kann es ganz schön laut werden!

16. Februar 2024

Es herrschen angenehme Temperaturen um 21 Grad Celsius. Wir wollen die Gegend oberhalb des Campingplatzes auskundschaften und machen uns bereit für einen kleinen Spaziergang.

Doch zuerst ist der Weg nicht mehr als eine asphaltierte Strasse, also beschliessen wir, diesen zu verlassen und auf einem steinigen Pfad weiterzulaufen. Doch nun kommt die Überraschung: überall liegen Versteinerungen verstreut auf dem Boden und ich bin ganz fasziniert davon! So kommt es, dass wir uns länger als gedacht an diesem Ort aufhalten, immer mit Blick auf den Boden gerichtet auf der Suche nach noch eindrucksvolleren und exklusiveren Fundstücken. Doch auch wenn es bei einfachen Muschel- Versteinerungen bleibt- es macht unglaublich viel Spass, nach diesen prähistorischen Schätzen zu suchen!

17. Februar 2024

Wir steigen bei drückender Hitze den steilen Hang hinunter zum Strand und suchen das erstbeste Restaurant auf. Auf der Terrasse angekommen, bestellen wir einen erfrischenden Jus und Kaffee und bald sorgt ein Banjo- Spieler für Unterhaltung, doch nach einem Stück lässt er es bereits wieder sein! Wahrscheinlich ist auch ihm die Hitze zu viel! Seinen Hut lässt er trotzdem zirkulieren, doch wir sind der Meinung, dass er sich für einen Bazen doch etwas mehr hätte ins Zeug legen müssen.

Am Strand sind einige marokkanische Familien unterwegs- kein Wunder, schliesslich ist Wochenende. Auch ein Dromedar wartet auf Kundschaft, doch heute scheint niemand daran interessiert zu sein, sich mit ihm ablichten zu lassen.

4 Antworten auf „-Oktopusjagd am Strand von Bhaibah“

Spannend, dass sich Oktopuse so fangen lassen, denn sie sind ja hoch intelligent.
Versteinerungen von Muscheln zu finden ist wirklich eine Überraschung. Geniesst die Zeit am Meer

Danke für den interessanten Bericht, Schwoscht.
Die Sand-Bilder sind ja der Hammer.
Richtige Kunstwerke.
So toll, dass wir immer wieder mit Bildern und Text an eurer Reise teilhaben dürfen.
E gueti Zyt, gniessits witerhee
Gruess Andi

Liebi Schwoscht,
Es freut mich sehr von dir zu hören und dass du gerne unsere Reiseberichte liest!!
Ja solche Sandmuster faszinieren mich immer wieder, darum zieht es mich stets an den Strand!!
Ganz liebi Grüess
Sabine und Jörg

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