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Reisen

-Zwischen Atlaszedern und blühenden Kirschbäumen

 

07. April 2024

Neue Etappe:

Von Ksar Timnay folgen wir der N13 bis Azrou. Beim Cammping Amazigh checken wir ein.

Koordinaten Cammping Amazigh:

33.4494, -5.1708

Auf unserem Weg nach Azrou legen wir 102 km zurück. Während der Fahrt entdecken wir zahlreiche Obstplantagen, hauptsächlich mit Apfelbäumen. Die Böden entlang der Strecke über den Mittleren Atlas sind wieder vielerorts grün und wir können sogar ein Bächlein zwischen den Wiesen erkennen, das reichlich Wasser führt. Die Temperatur ist ziemlich gesunken, auf dem Display des Armaturenbretts zeigt es 18 Grad an.

Ein weiteres auffälliges Merkmal sind die vielen Häuser mit Satteldächern in dieser Gegend. Angesichts der Tatsache, dass es hier auch Schnee geben kann, ist dies nicht weiter überraschend, aber das typische, marokkanische Flair fehlt dadurch etwas. Ausserhalb der Dörfer stimmen uns die Behausungen aus Plastik- und Stoffplanen etwas nachdenklich, besonders, da es selbst im April nachts sehr kalt werden kann. Entlang des Strassenrands verkaufen hauptsächlich Frauen Eier, was die Lebensrealität dieser Region spiegelt.

Schliesslich erreichen wir Azrou- den Ort, den wir noch von unserer letzten Reise kennen. Hier erwarten uns Atlaszedern und neugierige Berberaffen. Schon während der Durchfahrt durch den Wald begegnen uns zahlreiche von ihnen.

Berberaffe bei Azrou

Nun stehen wir auf dem Campingplatz Amazigh, einem kleinen, gemütlichen Platz umgeben von blühenden Kirschbäumen. Im Sommer bietet der Campingplatz die Möglichkeit, sich für ein Eselreit- Trekking anzumelden. Aktuell haben die Grautiere jedoch noch Pause, aber dass sie in unmittelbarer Nähe sind, daran zweifeln wir nicht, hören wir doch ununterbrochen ihr charakteristisches iaaa, iiiiaaaa, iiiaaa!

So unter Kirschbäumen zu stehen hat auch seinen Reiz! Es ist ein Gefühl von Naturverbundenheit und Ruhe, das dich einhüllt. Allerdings erfordert das Parken hier schon etwas Fingerspitzengefühl, um nicht versehentlich die ausladenden Äste der Bäume zu streifen und Schrammen zu riskieren. Das Gras wird hier offensichtlich nicht gemäht.

Am späteren Nachmittag erhalten wir Besuch eines Marokkaners. Dieser streckt uns einen geöffneten Plastikbeutel entgegen, so dass wir einen Blick auf den Inhalt werfen können und entdecken eine Fülle frischer Morcheln. Offensichtlich ist er auf Pilzsuche gewesen und sein Fund ist beeindruckend. Da ich fürs Nachtessen einen Teigwarenauflauf geplant habe, passt mir das gut ins Konzept und ich zeige ihm, dass ich gerne fünf grosse Morcheln hätte und frage nach dem Preis. Doch als er 200 Dirham verlangt, etwa 20 Franken, schüttle ich den Kopf, denn das erscheint mir viel zu teuer. Ich versuche zu verhandeln, doch der Marokkaner bleibt bei seiner Preisvorstellung, so dass leider kein Deal zustande kommt.

08. April 2024

Das Gras wird hier nun doch gemäht, und zwar auf marokkanische Art: Eine Bäuerin führt ihre Rinder über den Platz und lässt sie hier grasen. Diese unerwartete Szene finden wir äusserst praktisch: Der Campingbetreiber muss sich nicht ums Mähen kümmern und die Bäuerin profitiert ebenfalls davon!

Es scheint, dass dieser Campingplatz eine Art Knotenpunkt für all diejenigen ist, die sich bereit machen, Marokko zu verlassen und sich bald auf die Fähre begeben werden. Ähnlich den belebten Versammlungsplätzen der Zugvögel, bevor sie sich auf ihren langen Flug begeben, ist auch hier ein reges Geschnatter und eine gewisse Unruhe zu spüren. Und als hätte jemand das Kommando für die Abfahrt gegeben, entleert sich der Campingplatz kontinuierlich, und unter den wenigen Verbleibenden gehören auch wir dazu, denn wir haben entschieden, noch einen Tag anzuhängen.

Das Wetter zeigt sich heute von seiner bescheidenen Seite: Es sind nur noch 15 Grad Celsius, und vorhin hat es sogar geregnet! Doch zum Glück ist der Regen nur von kurzer Dauer, sodass wir doch noch einen kleinen Spaziergang unternehmen können. Während wir an Landwirtschaftsbetrieben und Obstplantagen vorbeilaufen, kommen wir ins Grübeln. Bisher dachten wir, dass marokkanisches Obst etwas gesünder sei, da wir auf den Märkten selten makelloses Obst gefunden haben. Wir nahmen an, dass hier sparsamer mit Pestiziden umgegangen wird. Doch jetzt werden wir eines Besseren belehrt: Die Bauern besprühen die Bäume mit Pestiziden, was das Zeug hält! Wir müssen sogar auf der Hut sein, um nicht selbst etwas davon abzubekommen! Also das kann ja nicht mehr wirklich gesund sein, was da einmal geerntet wird!

09. April 2024

Neue Etappe:

Bei Azrou folgen wir der N13 für 75 km bis Meknès, wo wir auf dem Parkplatz unterhalb der Stadtmauer einchecken.

Koordinaten Parkplatz bei Meknès:

33.8900, -5.5654

Das rege Treiben in Meknès umhüllt uns mit einer Vielzahl von Geräuschen, während wir uns durch das Labyrinth der Stadt, eine der vier Königsstätte Marokkos, navigieren. Weil wir diese Stadt erkunden wollen, stehen wir nun auf einem der belebten Stadtparkplätze, mitten im Herzen des Geschehens. Obwohl wir auf park4night Vorwarnungen lesen, dass es hier ganz schön laut zu und her gehen kann, lassen wir uns davon nicht abschrecken.

Hilfsbereite Menschen weisen uns den Weg zu unserem Platz und als sie uns anbieten, unser Wohnmobil zu waschen, zögern wir nicht lange und nehmen das Angebot dankend an. Auch wenn wir in Marokko bereits weniger fürs Waschen bezahlt haben, ist die Aussicht auf ein sauberes Wohnmobil verlockend. Doch als die Männer nach der Preisverhandlung verschwinden und auch eine halbe Stunde später noch nicht mit der Autowäsche beginnen, entscheiden wir uns, nicht mehr länger auf sie zu warten und machen uns auf den Weg in die Medina.

Dort angekommen, tauchen wir ein in das lebhafte Treiben der Souks. Ich finde eine neue Handyhülle bei einem äusserst netten und hilfsbereiten Verkäufer.

Weniger erfreulich gestaltet sich unsere Begegnung mit einem anderen Marokkaner, der uns unbedingt mit seinem Bruder bekanntmachen möchte. Dieser soll angeblich einen Laden besitzen, in dem eine Vielzahl von Gewürzen und echten Kelimteppichen verkauft wird. Trotz unseren Bemühungen, ihm klarzumachen, dass wir nichts kaufen möchten, schafft er es, uns in das Geschäft zu locken. Während uns verschiedenste Gewürze unter die Nase gehalten werden, grüble ich fieberhaft darüber nach, wie wir uns unauffällig aus dieser Lage befreien könnten. Zum Glück entdecke ich auf einem der Gestelle Arganöl für kosmetische Zwecke, welches ich gut gebrauchen kann. Also erkläre ich den Männern, dass ich dieses Öl kaufen möchte. Nun machen wir den Männern klar, dass wir nur dieses Öl und nichts weiter kaufen werden. Die Enttäuschung steht ihnen ins Gesicht geschrieben, doch das kümmert uns wenig. Wir lassen uns nicht von ihrem Drängen beeinflussen und setzen unseren Streifzug durch die faszinierende Stadt fort.

Doch es wimmelt nur so von Menschen! Wir glauben, dass es damit einen Zusammenhang haben könnte, dass morgen der Ramadan zu ende geht und am Tag darauf das dreitägige Zuckerfest stattfindet, denn die Marokkaner sind fleissig am Einkaufen. So werden wir durch die Gassen gestossen und können kaum etwas genau betrachten. Plötzlich ist uns alles zu laut und zu hektisch und wir verspüren das dringende Bedürfnis, ins Womo zu flüchten.

Nach dem Nachtessen wird unser Wunsch nach einer Womo- Wäsche doch noch erfüllt. Die zwei Männer vom Nachmittag kehren zurück, bewaffnet mit Eimer, Wasser und Lappen und schon geht die Schrubberei los! Da unser Wohnmobil jedoch höher ist als sie mit ausgestreckten Armen erreichen können, nimmt einer der Arbeiter den anderen kurzerhand auf die Schultern, damit auch die oberen Bereiche gründlich gereinigt werden können. Wir sind gerührt über ihren Eifer, unser Wohnmobil bis in die höchsten Höhen sauber zu bekommen, und das mit so viel Einsatz. Jörg bietet ihnen unseren Schrubber an, um ihnen die Arbeit zu erleichtern. Ihre Freude darüber ist riesig und wird noch grösser, als Jörg ihnen, nachdem der Muezzin kurz vor Sonnenuntergang zum Gebet gerufen hat, zwei gekühlte Wasser anbietet. (Muslime dürfen in der Ramadanzeit erst nach Sonnenuntergang Essen und Trinken)

10. April 2024

Neue Etappe

Bei Meknès fahren wir auf die N13 für circa 20 km, danach folgen wir der N27 bis Moulay Bousselham, wo wir auf die A5 wechseln und bis Asilah fahren.

Danach folgen wir der N1 für 15 km bis zum Camping Tahadart (Gesamte Strecke beträgt 235 km)

Koordinaten Camping Tahadart:

35.5686, -5.9916

Die Zeit in Marokko verrinnt wie Sand durch die Finger und schon können wir die Tage, die uns in diesem schönen Land noch bleiben, an einer Hand abzählen! Ein Hauch von Wehmut schleicht sich in meine Gedanken und diese melancholische Stimmung wird schnell von der Freude überwältigt, wenn ich die leuchtenden Wiesen in ihrer endlosen Vielfalt von Blumen um uns herum erblicke. Ein sanfter Kontrast zwischen Melancholie und Freude durchzieht meine Gefühlswelt, verstärkt durch die Vorfreude darauf, bald Menschen wiederzusehen, die ich schon lange nicht mehr getroffen habe.

Während unserer heutigen Fahrt bemerken wir die festliche Eleganz der Menschen um uns herum. Die Männer präsentieren stolz ihre weissen Djellabas (langes Kleid), und auch die Gewänder der Damen glitzern heute ein bisschen mehr als an anderen Tagen. Bei einigen unter ihnen entdecken wir kunstvolle Henna- Zeichnungen auf den Handrücken. Überall, wohin wir blicken, wird gegessen und gefeiert, umarmt und gelacht! Auf den Feuerstellen werden Fleischspiesse gegrillt, und Tajine schmoren vor sich hin. Das Zuckerfest ist in vollem Gange!

Beim Camping Tahadart richten wir uns ein, doch ein starker Wind fegt über das Gelände, weshalb wir vorerst im Womo bleiben. Danach haben wir vor, uns auf eine kleine Erkundungstour zu begeben.

11. April 2024

Die geplante Erkundungstour musste gestern leider ausfallen. Zum einen liess der Wind nicht nach und zum anderen wurden meine anfänglich leichten Bauchschmerzen im Laufe des Tages schlimmer, sodass ich es vorzog, den Nachmittag und Abend in unserem gemütlichen Womo zu verbringen. Heute geht es mir zum Glück wieder viel besser. Wahrscheinlich haben mir die sehr fettigen, omelettähnlichen Fladen, die wir uns in Meknès gekauft haben, etwas zugesetzt.

Nun holen wir das Versäumte nach und machen uns auf den Weg zum Strand, welcher bloss fünf Gehminuten vom Camping entfernt liegt. Endlos erstreckt sich dieser vor uns, während die Wellen rhythmisch an Land rollen.

Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch den Sand, kehren wir langsam zurück. Unsere Trinkvorräte neigen sich dem Ende zu, daher macht sich Jörg mit dem Fahrrad auf die Suche nach einem Laden, damit wir nicht auf dem Trockenen sitzen müssen.

Abends laufen wir erneut zum Strand, denn wir möchten uns nochmals von der Magie des Sonnenuntergangs am Meer verzaubern lassen. Wir halten inne, lassen die Zeit stillstehen und beobachten das langsame Verschwinden der goldenen Kugel hinter dem fernen Horizont.

12. April 2024

Der Wind bläst ruppig durch die Bäume und Sträucher und ihre Äste berühren sogar ab und zu unser Wohnmobil.

Wir starten deshalb den Tag gemächlich, vertiefen uns nach dem Frühstück in unsere Laptops und stimmen uns mental auf unsere Abreise aus Marokko ein, denn morgen ist es soweit- wir stechen in Tanger in See! Wir hoffen nur, dass uns das Meer wohlgesonnen sein wird und die zweitägige Überfahrt nach Sète nicht zu turbulent wird. Doch egal was kommt, wir sind bereit, uns den Wogen zu stellen und freuen uns auf neue Eindrücke, die uns erwarten!

Unsere Campingplatz- Nachbarn

2 Antworten auf „-Zwischen Atlaszedern und blühenden Kirschbäumen“

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