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Reisen

– Ziz Canyon und Hoher Atlas

 

31. März 2024

Die Entscheidung ist gefallen: Ostern verbringen wir tatsächlich in der Wüste Erg Chebbi in Merzouga! Vielleicht finden wir sogar ein Osternestli zwischen den Dünen, wie Beatrice, meine Freundin, vermutet.

Also machen wir uns erneut auf den Weg in den Sand. Zwar entdecken wir zahlreiche braune, ostereierähnliche Gebilde im Sand liegen, genau dort, wo die Spuren der vielen Dromedare verlaufen. Doch bei genauem Hinschauen stellt sich heraus, dass es sich dabei nicht um Schokoladeeier handelt.

„Schokoladeeier- Produzent“?? 😂

Dann, plötzlich, erblicken wir etwas, das unsere Neugierde weckt: unzählige Schwalben, die geschickt durch das Geäst einer alten Zeder wirbeln, auf der Suche nach fliegenden Insekten. Wir sind erstaunt, dass sie sich noch nicht auf den langen Weg nach Europa gemacht haben, um ihre Brutplätze aufzusuchen.

Unser Ausflug in den Sand bleibt kurz, denn auch diesmal bläst der Wind unzählige Staubkörner durch die Luft, so dass wir wohl oder übel den Heimweg antreten müssen.

Beim Wohnmobil angekommen, klemmen wir unsere Bücher unter den Arm und machen uns auf den Weg zum Pool, um uns an einem geschützten, lauschigen Plätzchen zu entspannen.

Nachdem wir eine halbe Stunde später zum Wohnmobil zurückkehren, weil das vermeintlich gemütliche Plätzchen doch nicht so angenehm ist, entdecken wir, dass ein weiteres Wohnmobil den Weg hierher gefunden hat. Zu unserem Erstaunen setzt sich das deutsche Pärchen so nahe an unser Wohnmobil, dass wir bei geöffnetem Fenster buchstäblich jedes Geräusch mithören können. Diese unerwartete Nähe ist alles andere als angenehm, besonders angesichts der Tatsache, dass der Platz gross genug ist, um einen angemessenen Abstand zu wahren. Es scheint, als wollten sie den Windschatten, den unser Wohnmobil bietet, ausnutzen. Wir nennen dies scherzhaft «Kuschelcamping», aber in Wahrheit finden wir dieses Verhalten ziemlich unanständig und wir sind nicht gerade erfreut darüber! Aber was solls! Morgen ziehen wir ja ohnehin weiter.

01. April 2024

Neue Etappe:

Bei Merzouga fahren wir auf die R702 bis Erfoud. Danach folgen wir der N13 für 5 km. Beim Camping Karla checken wir ein.

Koordinaten Camping Karla:

31.4816, -4.2169

Langsam müssen wir uns von der faszinierenden Wüstenlandschaft losreissen, wollen wir unsere Termine in der Schweiz rechtzeitig wahrnehmen können. Früh am Morgen sind wir wach, voller Vorfreude auf neue Abenteuer! Es schadet nicht, etwas früher aufzustehen, denn bevor wir losfahren können, muss unser Wohnmobil fit gemacht werden. Überall liegt nämlich der rötliche Sand der Wüste, und die Schiebefenster vorne lassen sich nur noch mühsam öffnen, weil sich auch in den Führungen viel Sand abgelagert hat. Während ich drinnen werkle, übernimmt Jörg die Arbeiten ausserhalb des Wohnmobils. Jörg unterhält sich mit dem Campingbetreiber und bei ihrem Smalltalk geht es unter anderem ums Wetter. Jörg erfährt, dass dieser ständige Nachmittagswind nicht unbedingt typisch sei. Der Betreiber erklärt, dass dies auf Regen im Atlasgebirge zurückzuführen sei. Wenn es dort regne, gäbe es Sandstürme in dieser Gegend.

Nach einer halben Stunde haben wir die Sandbefreiungsaktion abgeschlossen und auch den Frischwassertank aufgefüllt- jetzt kann es endlich losgehen!

In Erfoud parken wir am Strassenrand, um noch schnell Geld zu besorgen, und schon werden wir von einer Gruppe Kinder umzingelt, die um Geld, Bonbons und Farbstifte betteln. Und wenn jemand um Farbstifte bittet, kann ich einfach nicht widerstehen. Denn möglicherweise kann ich bei einem Kind die Leidenschaft fürs Zeichnen entfachen, indem ich ihm ein paar Farbstifte schenke. Also eile ich zurück zu meinem «Womoatelier», suche ein paar Stifte zusammen und überreiche sie den Kindern. Wer weiss, vielleicht wird in 20 Jahren von einem berühmten Künstler aus Erfoud die Rede sein, der seine ersten Werke mit den Stiften gemalt hat, die ich ihnen geschenkt habe.

Ein Einheimischer weist uns höflich darauf hin, dass das Parken an dieser Stelle nicht erlaubt sei. Dankbar für diese Information, entscheiden wir uns, auf der gegenüberliegenden Strassenseite zu parken und erledigen anschliessend unser Geschäft auf der Bank.

Schon tuckern wir weiter, nämlich bis zum Camping Karla. Dort angekommen werden wir herzlich mit einem erfrischenden Minztee begrüsst und während wir unseren Tee schlürfen, erledigt der Campingbetreiber die Formalitäten.

Nachdem wir uns gestärkt haben, suchen wir uns eine idyllische Parzelle unter Palmen, legen eine kurze Pause ein und machen uns schliesslich bereit für einen Spaziergang ins Dorf Aarab Sebbah Ziz, damit ich noch Eier für das geplante Nachtessen, ein Fried Rice, besorgen kann, denn in letzter Zeit haben wir öfter auswärts gegessen, aber nach dem gestrigen Nachtessen in Merzouga ist mir der Appetit vergangen. Nachdem wir uns dort in ein Restaurant niedergelassen hatten, entschied ich mich dazu, dasselbe wie Jörg zu bestellen- Fleischspiesse. Ich hatte das dringende Bedürfnis, mal wieder etwas Eisenhaltiges auf meinem Teller zu haben. Doch das Warten auf das Essen zog sich hin. Als es endlich serviert wurde, waren wir beide enttäuscht von den mickrigen Portionen. Selbst Kindermenus bei McDonalds sind grösser! Immerhin gab es reichlich Fladenbrot dazu. Trotz der Enttäuschung stürzte ich mich fröhlich auf mein Essen, bis ich plötzlich schwarze Flecken auf meinem Fleisch bemerkte. Bei genauerem Hinsehen entpuppten sich diese als tote Fliegen, die mitgrilliert wurden. Plötzlich war mein Appetit wie weggeblasen! Aber Jörg war begeistert- wenigstens konnte er sich jetzt satt essen, denn die Fliegen störten ihn nicht im Geringsten! Gegrillt sei gegrillt, lautete seine Devise! Nach diesem Erlebnis beschliesse ich, vorerst wieder selbst zu kochen!

Als wir im Dorf angekommen, fällt uns eine Galerie auf und natürlich kann ich nicht widerstehen, sie zu besuchen. Der Galerist ist sehr freundlich, erzählt uns etwas über die verschiedenen Künstler, gibt uns Süssigkeiten zum Probieren und zieht sich dann diskret zurück, damit wir die Kunstwerke in Ruhe betrachten können. So schlendern wir von einem Gemälde zum nächsten und nebst den vielen schönen Dingen sind wir froh, dass es in diesem Haus angenehm kühl ist.

Danach kaufen wir im Laden nebenan die Eier und kehren zum Wohnmobil zurück, wo wir uns sogleich in den wohltuenden Schatten der Palmen setzen.

02. April 20224

Heute machen wir uns mit den Fahrrädern auf in den nahe gelegenen Ort, um uns das Mineralien- Fachgeschäft «fossiles d‘ Erfoud» anzusehen, nachdem uns der Campingbetreiber gestern darauf aufmerksam gemacht hat. Die Strecke beträgt nur 4 km. Dort angekommen, werden wir sogleich vom Inhaber des Geschäfts in Empfang genommen. Er führt uns zum Hinterhof, wo wir faszinierende Einblicke in die Herstellung von Lavabos, Tischplatten und anderen Produkten erhalten. Die Vielfalt der Gesteinsarten, die Fülle von Fossilien und die raffinierten Verarbeitungstechniken fesseln unsere Aufmerksamkeit. Nach dieser spannenden Einführung erkunden wir die Verkaufsräume und sind besonders von den Tischplatten mit eingebetteten Fossilien angetan. Der Inhaber schlägt vor, uns die Tischplatten in die Schweiz zu liefern. Dafür würde er bloss einen Aufpreis von 500 Franken verrechnen. Wir versuchen ihm höflich zu erklären, dass wir lediglich einen Blick auf die Produkte werfen möchten und nicht an einem Kauf interessiert wären. Trotz mehrfacher Betonung unserer Absicht, versucht der Inhaber hartnäckig, uns zum Kauf zu überreden, so dass wir schliesslich den Laden verlassen, um der aufdringlichen Verkaufstaktik zu entkommen.

Die Fahrt geht weiter bis schliesslich das Glück in Erfoud auf uns wartet- in Form eines Friseursalons! Endlich! Schon seit Ewigkeiten ärgere ich mich nämlich über meine Frisur, die aussieht, als hätte ein Vogel beschlossen, auf meinem Kopf ein Nest zu bauen! Also nichts wie rein ins Vergnügen! Während Jörg es sich auf einem der Stühle gemütlich macht, beginnt der Coiffeur geschickt mit Scheren und Bürsten zu jonglieren. Als ich glaube, dass seine Arbeit beendet sei und ich bezahlen möchte, winkt er ab und führt mich zu einem der Lavabos, damit er mir auch noch mein Haar waschen kann. Andere Länder, andere Sitten, andere Abläufe! Nach dem erfrischenden Waschen schnippelt er dann frisch fröhlich weiter und ich bin erstaunt über seine Präzision. Doch damit nicht genug: mit einem Waschlappen, den er zuvor unter den warmen Wasserstrahl gehalten hat, reinigt er nun lange und gründlich mein Gesicht. Meine heutige Gesichtspflege mit Tagescrème und Foundation hätte ich mir sparen können. Nach der ausgiebigen Reinigung folgt eine wohltuende Gesichtsmassage mit einer feuchtigkeitsspendenden Crème. Danach reicht er mir meine Brille, damit ich sein Werk begutachten kann. Und was soll ich sagen? Ich bin rundum zufrieden! Sowohl mit meiner neuen Frisur als auch mit meinem strahlenden Teint! Beim Bezahlen wird es wiederum kompliziert: der Coiffeur meint, dass wir ihm den Betrag bezahlen sollen, den wir für seine Arbeit angemessen finden. An seinen strahlenden Augen und der überfreundlichen Verabschiedung gehen wir davon aus, dass weniger auch okay gewesen wäre. Trotz allem habe ich nun einen tollen Haarschnitt und das erst noch zu einem guten Preis und sowohl er als auch ich sind überglücklich, was ja schliesslich die Hauptsache ist!

03. April 2024

Neue Etappe:

Beim Camping Karla fahren wir weiter auf der N13 für 71 km bis nach Errachidia, wo wir auf dem Camping Ighiz Inn einchecken.

Koordinaten Camping Ighiz Inn:

31.9154, -4.4530

Wir haben den gesamten Campingplatz ganz für uns allein! Heute beschliessen wir, es uns auf den Liegestühlen unter den Olivenbäumen gemütlich zu machen. Zwischendurch befüllen wir die Campingwaschmaschine mit unserer von der Wüste staubigen Wäsche und Bettwäsche. Ansonsten gibt es nichts zu erledigen; denn auch unser Kühlschrank ist wieder vollgestopft mit Lebensmitteln, nachdem wir uns in Errachidia beim Marjan mit genügend Vorräten eingedeckt haben.

04. April 2024

Am Morgen besichtigen wir den Park 3. März. Dieser wurde hauptsächlich für die Bewohner der Stadt angelegt, um ihnen während der Sommerhitze eine angenehme Erholungsmöglichkeit zu bieten. Wir jedoch sind eher enttäuscht als erfreut, denn auf dem Teich dominieren mehr Petflaschen als Enten. Die gesamte Anlage wirkt verwahrlost und wenig einladend. Enttäuscht von dem Anblick beschliessen wir, unseren Aufenthalt kurz zu halten und kehren bald zum Wohnmobil zurück, denn auch in der Umgebung finden wir wenig, das unsere Neugier weckt. Also verbringen wir den Tag wieder lesend auf dem Liegestuhl und so kann ich mein spannendes Buch «Die Mondspielerin» zu Ende lesen.

05. April 2024

Neue Etappe:

Von Errachidia folgen wir der N13 durch den Ziz Canyon via Midelt bis Ksar Timnay, wo wir auf dem Camping einchecken.

Koordinaten Camping Ksar Timnay:

32.7517, -4.9186

Unsere heutige Etappe erstreckt sich über 160 km und führt uns durch den nördlichen Ausläufer des Hohen Atlas, durch den Ziz Canyon und den Tunnel des legionaires. Die Fahrt durch das Gebirge erreicht bei Tizi N Talrhemt sogar eine Höhe von 1900 m über dem Meeresspiegel. Diese Landschaft, obwohl karg und schroff, ist wahnsinnig beeindruckend, und die Aussicht ist fantastisch!

Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass wir heute eine Erfahrung machen müssen, die bereits andere Wohnmobilisten in ihren Marokko- Reiseberichten beschrieben haben: Jugendliche, die vom Strassenrand Steine nach Wohnmobilen werfen. Genau das passiert auf dieser Strecke. Jörg bremst daraufhin abrupt, und die Gruppe Jugendlicher rennt fort. Am Wohnmobil selbst können wir keinen Schaden feststellen, doch dieses Verhalten der Jugendlichen stimmt uns nachdenklich. Hoffentlich bleibt es bei diesem Einzelfall, zumal wir sonst stets das Gefühl haben, im Land willkommen zu sein.

Aber wir lassen uns nicht entmutigen, sondern geniessen lieber die Landschaft, anstatt uns weiterhin den Kopf darüber zu zerbrechen. Allmählich wird die Umgebung grüner, die Palmen werden weniger und stattdessen enthüllt sich vor uns eine immer grössere Zahl von Zedern, eine unerwartete Überraschung nach unseren Wüstenabenteuern.

Die Strassen werden belebter, und für einen flüchtigen Moment sehnen wir uns nach der Ruhe und Einsamkeit der Wüste. Doch als wir schliesslich auf den Campingplatz einfahren, werden wir von der Idylle überrascht: Nach Monaten stehen wir endlich wieder mit unserem Wohnmobil in einem Wald, auf einer saftig grünen Wiese! Beim Öffnen der Wohnmobiltüre werden wir von einem intensiven Duft nach frischem Gras und Erde begrüsst, und wären da nicht Menschen, die sich in arabischer Sprache unterhalten, würden wir glauben, uns irgendwo in der Schweiz zu befinden. Und die Luft erst! So sauber, so klar, so frisch! Und das Beste kommt noch: auf dem Gebäude vor uns thront ein Storchenpaar! Die Möglichkeit, Störche so nah beobachten zu können, finden wir einfach grandios!

06. April 2024

In der Nähe des Campingplatzes soll sich ein kleiner See befinden, den wollen wir uns unbedingt anschauen. Der Weg führt uns vorbei an Quitten-, Mandel-, Aprikosen- und Pfirsichbäumen.

Quittenblüte

Auch eine Schildkröte kreuzt unseren Weg. Der See entpuppt sich eher als Teich, aber mit seinen 13 m Tiefe ist er überraschend tief. Obwohl der Teich bekannt für seine Fischvielfalt ist, können wir ausser ein paar Wasserschildkröten keine anderen Lebewesen entdecken. Wir finden diesen Spaziergang äusserst abwechslungsreich und spannend.

Gut eine Stunde durchstreifen wir die malerische Gegend, lassen uns von der natürlichen Schönheit der Landschaft, den Pflanzen und Düften verzaubern und treten dann gemächlich den Heimweg an.

2 Antworten auf „– Ziz Canyon und Hoher Atlas“

Ich freue mich sehr für die Zeit, die Ihr in der Wüste verbringen könnt. Die Fotos machen auch mich happy und es fühlt sich an auch da zu sein. Das Kunsthaus mit dem schönen Schmuck ist genial, wie auch die versteinerten Fossilien haben mich beeindruckt. Geniesst Eures wunderbare Leben!

Liebe Siby
Es freut uns, dass dich die Fotos happy machen!! Nun sind wir nicht mehr in der Wüste und es regnet gerade ziemlich heftig! Das kommt uns ganz seltsam vor!!
Und ja! Wir genießen unser Leben in vollen Zügen!!
Ganz liebi Grüess
Sabine

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